Ja, solche Fälle sind bekannt.
Die Frage ist doch, woher die Schuldgefühle kommen und ob sie berechtigt sind. Ich bin kein großer Freund vom "Schuldprinzip", weil es im Leben selten schmerzfrei zugeht - dazu gehört auch die Erkenntnis, daß man nicht nur Schmerz oder Kummer im Lauf seines Lebens erleidet, sondern auch zufügt. Das wegzustecken ist schwierig, wenn man an sich einen Anspruch an "Unfehlbarkeit" stellt.
Man macht Fehler, man fügt anderen mitunter Kummer zu und man ist nun mal kein Mensch ohne Makel.
Sich das bewußt zu machen kann ungemütlich sein, hat mir aber auch geholfen. Wichtig ist mir nicht mehr, fehlerlos zu leben (wobei jemanden verlassen keineswegs immer ein Fehler ist), sondern so, daß ich es vor mir vertreten kann. Wenn ich weiß, daß ich nach bestem Gewissen meine Entscheidungen treffe, ist das schon sehr viel, und wenn ich weiß, daß ich - selbst wenn ich jemandem weh tue - das nicht aus Böswilligkeit getan habe, sondern einfach weil ich eben ein Mensch bin, der nicht in allem perfekt sein kann, übe ich damit auch Nachsicht und Fairness mir selbst gegenüber. Das ist das eine.
Das andere: "Schuldgefühle" können drückend sein, sie werden ganz gerne aber auch vorgeschoben, um die eigenen Lebensängste zu entschuldigen. Es gibt so jammrige Gestalten, die sich in "Schuldgefühlen" regelrecht baden und als Vorwand hernehmen, nicht für das, was man verbockt hat oder nicht auf die Reihe kriegt, geradezustehen. Und in dem Fall hilft nur eins, nämlich die Frage, wem's nutzt. Weil: nichts wird besser, wenn einer winselt über seine Schuldgefühle, wenn's im Grunde nur dazu dienen soll, sich aus einer Verantwortung zu stehlen. Einem Kind ist nicht damit gedient, wenn Vattern in einer desolaten Beziehung verharrt - wenn er das, was er realistisch an Unterhalt zu zahlen hat, leistet und so gut er kann im positiven Sinn für seine Kinder erreichbar bleibt ist den Kindern mit Sicherheit mehr geholfen als ein Jammerlappen, der nur rumsudert.