Wie wirkt sich die ganze Krise eigentlich auf die Banken aus?
Kreditausfälle oder ein verändertes (negatives) Marktumfeld, das in Folge das risikogewichtete Kreditrisiko erhöht, schneiden immer direkt ins Eigenkapital. Eigenkapital über das Banken nur zu einem gewissen Grad verfügen.
Derzeit müssen Banken Eigenmittel, in Form von Kern- und Ergänzungskapital, (sowie Kapitalbuffer) in Höhe von 10,5% vorhalten. Die anrechenbaren Eigenmittel müssen mindestens 8% des Gesamtforderungsbetrages betragen, welcher sich aus dem risikogewichteten Kreditrisiko, dem Marktrisiko, im Falle von Fremdwährungen aus einem Fremdwährungsrisiko und noch ein paar anderen Risikobewertungen errechnet, ausmachen. Derzeit steigen diese Risiken auf Grund der herrschenden Wirtschaftskrise tendenziell an.
Das risikogewichtete Kreditrisiko ergibt sich dabei nicht aus dem Nennbetrag des Kreditportfolios, sondern entsprechend dem
ratinggewichteten Nennbetrag. So werden beispielsweise Finanzierung von Staaten in Landeswährung mit einem Risiko von 0% gewichtet, sind also nicht mit Eigenmitteln zu unterlegen. Bei Gebietskörperschaften wären es 1% usw. bis hin zu irgendwelchen Verbriefungen und Geldmarktpapieren mit einem Risikogewicht von über 1000%.
Als Beispiel: verfügt eine Bank über Eigenmittel in Höhe von 100 Millionen Euro, so darf diese bei einem zu 100 % anzurechnendem, ratinggewichteten Kreditrisiko maximal einen Gesamtforderungsbetrag von 1,25 Milliarden in der Bilanz ausweisen (8 % des Gesamtforderungsbetrags entsprechen 100 Mio Eigenmittel). Somit bilden die Eigenmittel den entscheidenden Wachstumsfaktor des Kreditportfolios in Volumen und Struktur.
Als ergänzendes Regulativ hat man dann noch die ungewichtete Eigenmittelquote eingeführt, welche die Eigenmittel dem gesamten Kreditvolumen gegenüberstellt. Diese betrifft vorallem Kreditinstitute die Aktiva mit geringem Risiko aufweisen.
Ungewichtete Eigenmittelanforderungen widersprechen halt auf Grund der fehlenden Risikogewichtung dem bankenaufsichtsrechtlichen Grundsatz, dass niedrige Risiken auch durch niedrige Eigenkapitalanforderungen belohnt werden sollen....es zeigt sich, alles hat seine Vor- und Nachteile.
Sogenannte Makro-Stresstest, die von externen Prüfern wie besipielsweise der EZB, der BaFin oder FMA durchgeführt werden, simulieren unterschiedliche Szenarien wie eine (starke) Rezession, Einbrüche an den Finanzmärkten, Ansteigen der Arbeitslosigkeit, etc....
Konkret folgen diese Stresstest nachstehendem Ablauf:
- Überprüfung der Risiken in Bankbilanzen
- Prüfung der Werthaltigkeit von Krediten
- Überprüfung im Rahmen des Basis-Szenarios
- Überprüfung im Rahmen des Krisen-Szenarios
- Auswertung der Ergebnisse
- Einleitung von Maßnahmen bei Nichtbestehen
Der eigentliche Stresstest besteht aus zwei Teilen: Dem Basis-Szenario, das eher den normalen Alltagsproblemen im Wirtschaftsleben entspricht, und dem Krisen-Szenario – dem wirklich kritischen Teil des Tests. Hier wird geprüft, wie eine Bank reagiert, wenn es extrem starke Einbrüche an den Finanzmärkten gibt, die Konjunktur einbricht oder andere drastische Ereignisse eintreten, die vorher nicht absehbar waren. Die EZB verlangt, dass selbst in einem solchen Fall noch eine Eigenkapitalquote von mindestens 5,5 Prozent erreicht werden muss.
Das Problem bei diesen Test ist, dass es sogenannte Cluster-Risiken gibt, welche zwar eine zeitlang linear anwachsen, aber ab einem bestimmten Punkt sich verselbstständigen (können) und in ein exponentielles Wachstum übergehen. Diesen Punkt zu identifizieren ist nicht ganz einfach.
Ein weiteres Problem ist natürlich auch immer die Frage, wie sensitiv man diese Stresstests ausgestaltet. Banken sind heute sicher um einiges besser aufgestellt als noch vor der Finanzkrise 2007, die Frage ist halt immer, wie nahe diese durchgeführten Test künftigen realen Szenarien tatsächlich kommen. So wurden beim zuletzt durchgeführten Test Anfang 2020 zum Beispiel geprüft, wie sich ein Rückgang der Wirtschaftskraft in der Europäischen Union bis 2022 um insgesamt 4,3 Prozent auf die Bilanzen der Banken auswirkt.
Zudem wurde ebenso erstmals getestet, wie eine solche Rezession zusammen mit noch länger anhaltenden Negativzinsen auf den Bankensektor durchschlägt, bei Kriterien wie dem Anstieg der Arbeitslosigkeit und der Inflation oder dem Rückgang von Aktienkursen oder Immobilienpreisen wurden zum Teil strengere Kriterien angelegt als noch 2018.
Risiken bestehen natürlich immer, weil all diese simulierten Szenarien Modellannahmen sind, die Realität verläuft dann meist etwas anders. Somit sind diese "punktgenauen" Vorhersagen irgendwelcher Crashs von nicht mit der Materie unmittelbar betrauter "Experten" auch immer mehr Scharlatanerie denn seriöse Analyse.