Aufarbeitung der Geschichte - politische und kulturelle Konsequenzen

Tun wir doch nicht so, als ob erstens die damalige Bevölkerung geschlossen "heim ins Reich" gedrängt hätte, und als ob zweitens die Menschen damals in Österreich in einem Paradies gelebt hätten. Sie haben doch auch in den 20 Jahren von Kriegsende bis zum Anschluss so gut wie nichts von ihrem Leben gehabt, sind von ihren Politikern kreuz und quer geführt worden, von Deutschösterreich über Wirtschaftskrise und Ständestaat bis zum Bürgerkrieg. Soll man ihnen übel nehmen, dass sie sich von einem Anschluss an Deutschland wenigstens eine leichte Verbesserung erhofft haben?

Steirer, deine Postings zu diesem Thema sind :daumen: Zu dem zitierten Absatz habe ich noch eine Anmerkung:

So wie ich die Quellen verstanden habe, war diese Zeit vom Zerfall der K&K Monarchie geprägt, der ja hauptsächlich durch Zerwürfnisse zwischen den Volksgruppen, besser durch Auflehnung der Volksgruppen gegen die österreichische Herrschaft geprägt war. In dieser Zeit hatte Nationalismus in Europa eine Hochblüte, gerade der Sieg über das ungeliebte Gesamtreich hat das Nationalgefühl der einzelnen Volksgruppen massiv gestärkt und den Boden für nationalistische Extreme bereitet. Auch Deutschösterreich war nichts anderes, als die nationale Vereinigung der überwiegend deutschsprachigen Gebiete des ehemaligen Östereich. Die Deutschnationalen waren damals 3.stärkste Partei, der Anschluß an Deutschland war keine Erfindung Hitlers, sondern wurde von vielen bereits beim Zerfall der Monarchie gefordert. Damals, als die erste Verfassung der Republik von Karl Renner formuliert wurde, haben die Sozialidemokraten eindeutig für ein unabhängiges Österreich plädiert, die Christdemokraten waren ambivalent, tendenziell eher anschlusswillig.

Ich meine, man muss die Anschlusswilligkeit mancher Gruppierungen differenzierter betrachten, als das üblicherweise geschieht. Das ist nicht mit nationalsozialistischen Zielen und erst Recht nicht mit Minderheitenverfolgung oder "ethnischen Säuberungen" gleichzusetzen.
Diese Tendenzen sind eher auf der selben Forderungsebene wie das Unabhängigkeitsbestreben des Freistaats Bayern oder die Affinität der deutschsprachigen Südtiroler zu Tirol zu sehen.

Das alles ist aber meine persönliche Meinung, keine allgemein anerkannte Theorie. Ich bin dazu jederzeit diskussionsbereit.
 
Ja. Niemals vergessen! - Das darf aber nicht heißen :nono: : niemals vergeben...

Dieses Recht steht uns nicht zu. :)

...danke für dein ausgewogenen statements - es ist dir mit sehr einfühlsamen worten gelungen, diese äußerst komplexe stimmung
historisch richtig und möglichst wertfrei darzustellen...

...aber mit den oben zitierten sätzen, hast du es nochmals genau auf den punkt gebracht, was eigentlich sache ist... :daumen: (one for you ;))

[...]

Ich glaube, es steht uns zu, diese Schuld festzustellen. Vielleicht steht es uns auch zu, zu verurteilen, aus der Distanz der GEschichte heraus. Mit besserem Überblick und Kenntnis der Fakten.

Es steht uns aber, glaube ich, nicht zu, zu vergeben. Weil wir in der Regel nicht Betroffene sind und es wie ein Hohn für alle klingen muß, die KZs überlebt haben oder als Waisen ohne Familie leben, die jetzt immer noch auf Rückgabe ihrer Eigentümer warten, wenn wir gemütlich bei einem Cappuchino von Vergebung reden.
...bis hierher kann ich dir folgen, nicht aber bei deinen schlüssen... :nono:

was wir können ist - aus historisch gesicherter sicht - die vergangenheit beobachten und uns bestenfalls ein urteil bilden...

...wir können urteilen, aber nicht verurteilen - wir sind gsd keine richter...

...entgegen deiner ansicht bin ich siehe oben sehr wohl der meinung, dass wir vergeben sollten - umso eher, als es nicht um "eigene schuld" geht... :lehrer:

mit gutgemeinten "selbstbezichtigungen" für handlungen, die wir ad personam nicht zu verantworten haben, kommen wir einfach nicht weiter... ;)

...
So wie ich die Quellen verstanden habe, war diese Zeit vom Zerfall der K&K Monarchie geprägt, der ja hauptsächlich durch Zerwürfnisse zwischen den Volksgruppen, besser durch Auflehnung der Volksgruppen gegen die österreichische Herrschaft geprägt war. In dieser Zeit hatte Nationalismus in Europa eine Hochblüte, gerade der Sieg über das ungeliebte Gesamtreich hat das Nationalgefühl der einzelnen Volksgruppen massiv gestärkt und den Boden für nationalistische Extreme bereitet. Auch Deutschösterreich war nichts anderes, als die nationale Vereinigung der überwiegend deutschsprachigen Gebiete des ehemaligen Östereich. Die Deutschnationalen waren damals 3.stärkste Partei, der Anschluß an Deutschland war keine Erfindung Hitlers, sondern wurde von vielen bereits beim Zerfall der Monarchie gefordert. Damals, als die erste Verfassung der Republik von Karl Renner formuliert wurde, haben die Sozialidemokraten eindeutig für ein unabhängiges Österreich plädiert, die Christdemokraten waren ambivalent, tendenziell eher anschlusswillig.

Ich meine, man muss die Anschlusswilligkeit mancher Gruppierungen differenzierter betrachten, als das üblicherweise geschieht. Das ist nicht mit nationalsozialistischen Zielen und erst Recht nicht mit Minderheitenverfolgung oder "ethnischen Säuberungen" gleichzusetzen.
Diese Tendenzen sind eher auf der selben Forderungsebene wie das Unabhängigkeitsbestreben des Freistaats Bayern oder die Affinität der deutschsprachigen Südtiroler zu Tirol zu sehen.

Das alles ist aber meine persönliche Meinung, keine allgemein anerkannte Theorie. Ich bin dazu jederzeit diskussionsbereit.

yesss....:daumen:

...genau so gut könnte man uns bereits heute für österreichs eu-beitritt ans kreuz schlagen... :lalala:

... vielen wird auch erst jetzt bewußt, daß wir damit sehr viel an eigenstaatlichkeit aufgegeben haben... :confused:
 
...wir können urteilen, aber nicht verurteilen - wir sind gsd keine richter...
Das scheint mir ein kokettes Wortspiel zu sein. Wie kannst du dir ein negatives Urteil bilden, wenn du nicht verurteilen möchtest? Nicht in einem rechtlichen Sinn, ok, da hast du recht.

...entgegen deiner ansicht bin ich siehe oben sehr wohl der meinung, dass wir vergeben sollten - umso eher, als es nicht um "eigene schuld" geht... :lehrer:
Deine eigene Schuld magst du dir vergeben. Aber wenn du zB http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Gross Schuld vergibst, dann steht dir das, denke ich, einfach nicht zu. Wie könntest du als davon nicht Betroffener irgendetwas vergeben? Wie kommst du dazu?!

mit gutgemeinten "selbstbezichtigungen" für handlungen, die wir ad personam nicht zu verantworten haben, kommen wir einfach nicht weiter... ;)
Davon sprach niemand. Ich denke, wir sollten - bei aller kritischen und verständnissuchenden Distanz - die Schuld an dem was geschah nicht klein reden. Niemand ist nur schlecht. Niemand ist nur schuld. Also lassen wir das Unfassbare auch so stehen. Sonst sind wir wieder dort, wo aus KZ Straflager werden und die Gauleiter pflichterfüllende Soldaten.


...genau so gut könnte man uns bereits heute für österreichs eu-beitritt ans kreuz schlagen... :lalala:

... vielen wird auch erst jetzt bewußt, daß wir damit sehr viel an eigenstaatlichkeit aufgegeben haben... :confused:
1) Off Topic. 2) Bar jeder Sinnhaftigkeit. 3) Ganz im Gegenteil.
 
...genau so gut könnte man uns bereits heute für österreichs eu-beitritt ans kreuz schlagen... :lalala:

... vielen wird auch erst jetzt bewußt, daß wir damit sehr viel an eigenstaatlichkeit aufgegeben haben... :confused:

:hmm: Den Zusammenhang sehe ich nun wieder nicht. Wire haben nicht die Eigenstaatlichkeit aufgegeben, sondern das europäische Staatengefüge handhabbarer und kalkulierbarer gemacht. Wie haben immer noch unsere eigene Verfassung, unsere eigene Innenverantwortung, unser eigenes Budget. Wir haben aber klar definierte äußere Schnittstellen und ein klares Bekenntnis, unsere Regeln mit den anderen europäischen Staaten im Gleichklang zu halten.

Niemand wird uns dafür ans Kreuz schlagen.
 
Ich bin beim steirer, wenn ich sage, dass ich verstehen möchte. Aber je mehr ich darüber weiß, desto mehr möchte ich eben nicht vergeben, denn diese Kategorie steht mir nicht zu.
Wie könntest du als davon nicht Betroffener irgendetwas vergeben? Wie kommst du dazu?!

Vielleicht, weil ich bemüht bin, aus der Vergangenheit zu lernen?

Und was ich für mich persönlich daraus gelernt habe, ist dies:
Die Zeit des Nationalsozialismus ist in einem Ausmaß mit Schuld beladen, wie es bis dahin unvorstellbar war. Einer Schuld, welche für den einzelnen Menschen unfassbar ist und bleiben wird, weil sie alle menschenmöglichen Vorstellungen übersteigt. Einer Schuld, welche nicht nur gegenüber den damaligen, unmittelbaren Opfern besteht, sondern auch gegenüber den mittelbaren Opfern: den Nachkommen jener Menschen, welche in dieser Zeit gelebt haben, wo und wie und auf welcher Seite auch immer.

Das zweite, was ich gelernt habe: selbst diese unmenschlichen Grausamkeiten, selbst dieses millionenfache Unrecht, selbst das daraus erwachsene Meer der Tränen, der Verzweiflung, der Hoffnungslosigkeit ................. all das hat eines nicht bewirken können: dass die Erde aufgehört hätte, sich zu drehen.

Es gibt immer ein Danach, es gibt immer eine Zukunft, und es muss immer Menschen geben, welche diese Zukunft gemeinsam bewältigen wollen. Wie soll aber das ermöglicht werden, wenn diese Zukunft belastet ist mit einer derart übergroßen Schuld? Es ist ja noch dazu eine Schuld, welche in tausenden Jahren nicht abgetragen werden könnte, weil nicht wieder gut gemacht werden kann, was auf diese Art und in diesem Ausmaß verbrochen worden ist.

Das Denken an die Zukunft verpflichtet letztlich dazu, auch diese Schuld zu vergeben. Wer denn sollte dazu am ehesten in der Lage sein, wenn nicht jene, welche nicht durch persönliche Betroffenheit belastet sind.

"Niemals vergessen" ist Verpflichtung für uns alle.

"Niemals vergeben" ist das alleinige Recht der persönlich betroffenen.

So sehe zumindest ich das. :)
 
Vielleicht, weil ich bemüht bin, aus der Vergangenheit zu lernen?

Und was ich für mich persönlich daraus gelernt habe, ist dies:
Die Zeit des Nationalsozialismus ist in einem Ausmaß mit Schuld beladen, wie es bis dahin unvorstellbar war. Einer Schuld, welche für den einzelnen Menschen unfassbar ist und bleiben wird, weil sie alle menschenmöglichen Vorstellungen übersteigt. Einer Schuld, welche nicht nur gegenüber den damaligen, unmittelbaren Opfern besteht, sondern auch gegenüber den mittelbaren Opfern: den Nachkommen jener Menschen, welche in dieser Zeit gelebt haben, wo und wie und auf welcher Seite auch immer.

Das zweite, was ich gelernt habe: selbst diese unmenschlichen Grausamkeiten, selbst dieses millionenfache Unrecht, selbst das daraus erwachsene Meer der Tränen, der Verzweiflung, der Hoffnungslosigkeit ................. all das hat eines nicht bewirken können: dass die Erde aufgehört hätte, sich zu drehen.

Es gibt immer ein Danach, es gibt immer eine Zukunft, und es muss immer Menschen geben, welche diese Zukunft gemeinsam bewältigen wollen. Wie soll aber das ermöglicht werden, wenn diese Zukunft belastet ist mit einer derart übergroßen Schuld? Es ist ja noch dazu eine Schuld, welche in tausenden Jahren nicht abgetragen werden könnte, weil nicht wieder gut gemacht werden kann, was auf diese Art und in diesem Ausmaß verbrochen worden ist.

Das Denken an die Zukunft verpflichtet letztlich dazu, auch diese Schuld zu vergeben. Wer denn sollte dazu am ehesten in der Lage sein, wenn nicht jene, welche nicht durch persönliche Betroffenheit belastet sind.

"Niemals vergessen" ist Verpflichtung für uns alle.

"Niemals vergeben" ist das alleinige Recht der persönlich betroffenen.

So sehe zumindest ich das. :)

Ich muss dir wieder bei vielem zustimmen ... aber ich glaube wie FlicFlac, zu vergeben oder nicht zu vergeben ist alleine den Betroffenen und auch deren Nachkommen vorbehalten...

Aus der Vergangenheit lernen ist wichtig - aber man muss das Erlernte auch umsetzen - reine Lippenbekenntnisse helfen wenig.

Was das Aufarbeiten nach dem Krieg betrifft - da verstehe ich zwar aus logischen Gründen, was passiert ist.. in Ordnung werde ich es trotzdem nie finden ... wie bereits HarleysChris erwähnte, sind da einige, die eben nicht nur minderbelastet waren, in den Parteien schnell wieder auf Machtpositionen gekommen und dass es gerade denen ein Anliegen war, dass da weiter nichts unternommen wurde, liegt auf der Hand.

Dass man viele Vertriebene nicht zurückgeholt hat, war auch ein schweres Versäumnis - erst in den 70er Jahren unter Kreisky hat man Einzelne wieder eingeladen zurückzukommen. Nicht alle konnten das dann noch akzeptieren - nach all den Kränkungen verständlich.

Ich würde noch gerne auf einige andere Posts eingehen - leider fehlt mir die Zeit :cry:
 
...kein kommentar... :mrgreen: - der steirer hat sowieso inzwischen richtiggestellt... :)
:hmm: Den Zusammenhang sehe ich nun wieder nicht. Wire haben nicht die Eigenstaatlichkeit aufgegeben, sondern das europäische Staatengefüge handhabbarer und kalkulierbarer gemacht. Wie haben immer noch unsere eigene Verfassung, unsere eigene Innenverantwortung, unser eigenes Budget. Wir haben aber klar definierte äußere Schnittstellen und ein klares Bekenntnis, unsere Regeln mit den anderen europäischen Staaten im Gleichklang zu halten.

Niemand wird uns dafür ans Kreuz schlagen.

:nono: ...war keine eu-kritik, sondern nur eine analogie zur anschluß/annexionsproblematik bzw. südtirolfrage, die du auf geworfen hast...

...du wirst ja nicht bestreiten können, dass die eu sogar die krümmung einer banane vorschreibt... :roll:

...ans kreuz schlagen wird uns vermutlich niemand, aber wir werden uns halt mehr oder weniger an konfitüre gewöhnen und können uns dafür die marmelad´ in die haar´ schmieren... :mrgreen:

:hmm: ...aber es könnte ja durchaus sein, dass vielleicht die geschicht einmal anders urteilen wird...
 
...du wirst ja nicht bestreiten können, dass die eu sogar die krümmung einer banane vorschreibt... :roll:

Doch, es wird nämlich die Krümmung der Gurke normiert, nicht der Banane. Das wäre nämlich sinnlos, da Bananen anders verpackt werden. Sinn dieser Vorschrift ist eine Standardisierung der Transportverpackung zur näheren Regelung des freien Warenverkehrs.

Du darfst übrigens auch anders gekrümmte Gurken verzehren und verkaufen, sie fallen dann eben in eine andere Güteklasse.

Danke für das Beispiel - viel zitiert, keiner weiß, worum es geht. ;)
 
Doch, es wird nämlich die Krümmung der Gurke normiert, nicht der Banane. Das wäre nämlich sinnlos, da Bananen anders verpackt werden. Sinn dieser Vorschrift ist eine Standardisierung der Transportverpackung zur näheren Regelung des freien Warenverkehrs.

Danke für das Beispiel - viel zitiert, keiner weiß, worum es geht. ;)

:haha: ...sorry, du hast recht, mein irrtum hat wohl mit einer sich sehr heftig manifestierenden abneigung gegen g...:kotzen: zu tun...
 
das hat eines nicht bewirken können: dass die Erde aufgehört hätte, sich zu drehen.
Ja, das stimmt. Für uns und die Überlebenden des Holocaust und des 2 WK dreht sich die Welt weiter.

Es ist ja noch dazu eine Schuld, welche in tausenden Jahren nicht abgetragen werden könnte, weil nicht wieder gut gemacht werden kann, was auf diese Art und in diesem Ausmaß verbrochen worden ist.
Ich glaube, dass diese Schuld weder abgetragen werden kann noch abgetragen werden muß. Wir haben für diese Schuld nicht die Verantwortung und sollten sie als Schuld der Täter einfach stehen lassen.

Unsere Verantwortung liegt im Bereich der Wiedergutmachung wo noch möglich, der politisch-geschichtlichen Richtigstellung, der symbolhaften Akte. Das ist alles was anderes als das Abtragen einer persönlichen Schuld.

Das Denken an die Zukunft verpflichtet letztlich dazu, auch diese Schuld zu vergeben. Wer denn sollte dazu am ehesten in der Lage sein, wenn nicht jene, welche nicht durch persönliche Betroffenheit belastet sind.
Das sehe ich anders. Ich würde es mir niemals anmaßen als eigentlich nicht Betroffener hier irgendjemandes Schuld vergeben zu wollen.

"Niemals vergessen" ist Verpflichtung für uns alle.
Ja, da stimmt.

"Niemals vergeben" ist das alleinige Recht der persönlich betroffenen.
Und auch das Vergeben scheint mir das alleinige Recht der Betroffenen zu sein. Wenn dir wer was zuleide tut, wie könnte ich dann diese Schuld vergeben und sagen, schon in Ordnung, hat dem steirer zwar wehgetan, aber jetzt lass mas gut sein?

Was das Aufarbeiten nach dem Krieg betrifft - da verstehe ich zwar aus logischen Gründen, was passiert ist.. in Ordnung werde ich es trotzdem nie finden ... wie bereits HarleysChris erwähnte, sind da einige, die eben nicht nur minderbelastet waren, in den Parteien schnell wieder auf Machtpositionen gekommen
Ja, da bin ich bei dir, wahrscheinlich hast du wenn du vor den Trümmern deines hauses stehst einfach andere Sorgen. Und sicherlich waren diese Wiedereinsteiger für das Aufrechterhalten der Verwaltung ganz einfach notwendig. Da hat man dann einfach nicht so genau geschaut, wer was im Krieg gemacht hat. Wenn man Vorwürfe machen kann, dann den späteren Politikergenerationen, die diesen Prozess verweigert haben. Vranitzky war der erste(!) österreichische Politiker der eine Mitschuld Österreichs ausgesprochen hat. Bis dahin war immer von Österreich als Opfer die Rede - wider jede geschichtliche Wirklichkeit.
 
Ich verfolge eure Diskussion immer noch sehr gespannt und neugierig und stelle mir vor allem folgende Frage: wie kann erinnern heute und in naher Zukunft wirklich funktionieren? ZeitzeugInnen sterben aus, Bücher sind immer auch eine Interpretation der Geschehnisse und wir wissen nur zu gut, dass uns bis heute noch einiges (bewusst oder unbewusst) verschwiegen wird. ....


Gestern hörte ich einen Vortrag, bei dem der Vortragende etwas ganz Spannedes sagte: "Erinnerung, die in die Zukunft wirkt".


Erinnerung, die in die Zukunft wirkt.....eine besonders spannende Herausforderung.
 
Gestern hörte ich einen Vortrag, bei dem der Vortragende etwas ganz Spannedes sagte: "Erinnerung, die in die Zukunft wirkt".
Das find ich jetzt nicht soooo umwerfend spannend :mrgreen:, den welche Erinnerung wirkt NICHT in die Zukunft, wo wir doch das Produkt unserer Vergangenheit sind?

Die Frage ist doch eher, wie und welche Erinnerungen wir bewahren können. Und andererseits ist das Versinken in der Vergangenheit auch etwas gutes - die persönlichen und Einzelne betreffenden Dinge werden unschärfer, was bleiben kann sind Grundsätzlichkeiten, für uns alle gleichermaßen wichtige und bedeutsame Dinge.

Aber Erinnern ist das Gegenteil von Verdrängen.
 
Ich glaube, dass diese Schuld weder abgetragen werden kann noch abgetragen werden muß. Wir haben für diese Schuld nicht die Verantwortung und sollten sie als Schuld der Täter einfach stehen lassen.

Unsere Verantwortung liegt im Bereich der Wiedergutmachung wo noch möglich, der politisch-geschichtlichen Richtigstellung, der symbolhaften Akte. Das ist alles was anderes als das Abtragen einer persönlichen Schuld..

Stehenlassen - ok. Aber auch dafür sorgen, dass so etwas nicht mehr passiert!

Das sehe ich anders. Ich würde es mir niemals anmaßen als eigentlich nicht Betroffener hier irgendjemandes Schuld vergeben zu wollen. .

:daumen:

Ja, da bin ich bei dir, wahrscheinlich hast du wenn du vor den Trümmern deines hauses stehst einfach andere Sorgen. Und sicherlich waren diese Wiedereinsteiger für das Aufrechterhalten der Verwaltung ganz einfach notwendig. Da hat man dann einfach nicht so genau geschaut, wer was im Krieg gemacht hat. Wenn man Vorwürfe machen kann, dann den späteren Politikergenerationen, die diesen Prozess verweigert haben. Vranitzky war der erste(!) österreichische Politiker der eine Mitschuld Österreichs ausgesprochen hat. Bis dahin war immer von Österreich als Opfer die Rede - wider jede geschichtliche Wirklichkeit.

:daumen:

Ich verfolge eure Diskussion immer noch sehr gespannt und neugierig und stelle mir vor allem folgende Frage: wie kann erinnern heute und in naher Zukunft wirklich funktionieren? ZeitzeugInnen sterben aus, Bücher sind immer auch eine Interpretation der Geschehnisse und wir wissen nur zu gut, dass uns bis heute noch einiges (bewusst oder unbewusst) verschwiegen wird. ....


Da gibt es doch einige Projekte der "Oral HIstory" ... Ton- und Filmdokumente der Zeitzeugen. Nur schade, dass man damit erst relativ spät begonnen hat und viele Zeitzeugen damals schon tot waren!

Was ich aber denke ist - dass ohnehin nur Leute, die sich sowieso mit Geschichte beschäftigen, sich für solche Projekte bzw. Literatur zum Thema interessieren ... und das sind leider nicht allzuviele :cry:

Und weils grade passt - es gibt ein neues Buch von Brigitte Hamann "Hitlers Edeljude" über den Linzer Arzt Eduard Bloch, sehr interessant und zum Thema passend! ;)
 
...... dass ich es nicht mehr hören und lesen kann, dass Österreich primär mit dem Holocoust in Verbindung gebracht wird, denn ich empfinde so, und eben dieses hängt mir zum Halse raus.

Soviele grauenhafte Dinge sind und werden passieren.....Ich las zufällig von der Abschiebung irakischer Flüchtlingen, die von den Briten gefesselt und geschlagen in ein Militärflugzeug gezwungen wurden...(allerdings war das schon 2005)
Ich höre und lese soviel.....das alles macht mich ehrlich gesagt traurig.
Und es ist müßig darüber zu diskutieren wer der größte Kriegs- oder Menschenrechtsverbrecher war (außerdem ist es offensichtlich). Auch ist es ehrlich gesagt unerheblich, wieviele Menschen wer getötet hat...Verbrechen bleibt Verbrechen! Ob nun an Millionen, Tausenden oder Hunderten....die Anzahl der Toten mindert nicht die Tat!

@purice
Nun, du magst recht haben und meine Quelle ist falsch, und trotzdem, wo Rauch, ist auch Feuer.

Deshalb schrieb ich auch Lehrplan in Anführungszeichen und ich denke es ist recht gut, dass Schulen Mauthausen besuchen. Ich kann mich noch gut an unseren Besuch erinnern und der liegt 25 Jahre zurück. Es war so einschneidend und hat sich für immer in meine Gedanken verankert. Die Bilder werde ich nie vergessen....

Liebe Grüße
Amore


Dem ist eig. nichts hinzuzufügen!!!!!

.... ausser eines noch z.Th. Holocaust und Österreich:
Dass die Isreali mit den Fingern auf uns zeigen und uns moralisch verurteilen wollen, wegen unserer Vergangenheit......und heute noch Geld fordern und die Armen spielen, da kommt mir alles hoch!

ABER was machen die Isreali mit den Palestinänsern heute bzw. schon seit Jahren????

Rassismus PUR!!!


Menschen werden wohl nie gescheider werden!
 
wird unrecht an sich weniger unrecht wenn man mit dem finger auf andere zeigt und ihnen vorwirft gleiches zu tun?
 
Dem ist eig. nichts hinzuzufügen!!!!!

.... ausser eines noch z.Th. Holocaust und Österreich:
Dass die Isreali mit den Fingern auf uns zeigen und uns moralisch verurteilen wollen, wegen unserer Vergangenheit......und heute noch Geld fordern und die Armen spielen, da kommt mir alles hoch!
Menschen werden wohl nie gescheider werden!

Ich lese Eure Diskussion schon eine ganze Weile. Leider gilt dies alles auch für uns. Ich, von meinem Standpunkt her gesehen, bin da schon ein wenig anderer Meinung.

Die Isrealis, dies ist für mich eine Verallgemeinerung, nur die ältere Generation ist der Meinung dies tun zu müssen. Ich habe viel mit Menschen der unterschiedlichsten Nationalitäten, u.a. auch mit Israelis zu tun gehabt. Die junge Generation findet es bestürzend, es ist aber ein Teil ihrer Nationengeschichte, sie kann aber sehr gut trennen. Einen solchen Vorgang von jüngeren Israelis, st mir selber noch nicht bekannt. Sorry, aber was auch Geschichte ist, ist die Tatsache, daß in der Vergangenheit Israelis immer das Geld hatten, (Rothschild mal als ein Beispiel) und dadurch durch die verschiedenen Gesellschaftsjahrgänge hindurch, ein bestimmtes Bild gezeichnet wurde. Leider muss ich sagen, sie tun nicht viel dafür, dieses zu entkräften. Ich bin weder Rassist noch gegen Israel, oder sonstige Nationen, nur was wahr ist, muss auch wahr bleiben.
 
Das find ich jetzt nicht soooo umwerfend spannend :mrgreen:, den welche Erinnerung wirkt NICHT in die Zukunft, wo wir doch das Produkt unserer Vergangenheit sind?

Die Frage ist doch eher, wie und welche Erinnerungen wir bewahren können. Und andererseits ist das Versinken in der Vergangenheit auch etwas gutes - die persönlichen und Einzelne betreffenden Dinge werden unschärfer, was bleiben kann sind Grundsätzlichkeiten, für uns alle gleichermaßen wichtige und bedeutsame Dinge.

Aber Erinnern ist das Gegenteil von Verdrängen.


:haha: Ich wusste, dass diese Antwort kommt.

Aber natürlich gibt es auch eine Erinnerung, die nicht in die Zukunft wirkt. Eine Erinnerung, die eben Geschehens als etwas abtut, was einmalig in der Geschichte geschehen ist, zu damaligen sozialpolitischen Bedingungen, mit damals lebenden Menschen...eine Erinnerung also, die eine zu starkte Distanz einnimmt....

Eine Erinnerung, die in die zukunft wirkt, hat sowohl Auswirkungen auf die individuelle Lebensführung und somit auf die gesammte Gesellschaft, aber natürlich auch sehr stark auf politische Entscheidungen.

Darum: so banal es klingt....Erinnerung alleine reicht nicht...;)
 
Da gibt es doch einige Projekte der "Oral HIstory" ... Ton- und Filmdokumente der Zeitzeugen. Nur schade, dass man damit erst relativ spät begonnen hat und viele Zeitzeugen damals schon tot waren!


Ja, die gibt es...und viel zu spät wurde damit begonnen. Gleichzeitig erschreckt mich aber, dass die Stimmen, die den Holocaust tatsächlich leugnen, mehr werden....
 
Zurück
Oben