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Tun wir doch nicht so, als ob erstens die damalige Bevölkerung geschlossen "heim ins Reich" gedrängt hätte, und als ob zweitens die Menschen damals in Österreich in einem Paradies gelebt hätten. Sie haben doch auch in den 20 Jahren von Kriegsende bis zum Anschluss so gut wie nichts von ihrem Leben gehabt, sind von ihren Politikern kreuz und quer geführt worden, von Deutschösterreich über Wirtschaftskrise und Ständestaat bis zum Bürgerkrieg. Soll man ihnen übel nehmen, dass sie sich von einem Anschluss an Deutschland wenigstens eine leichte Verbesserung erhofft haben?
Steirer, deine Postings zu diesem Thema sind Zu dem zitierten Absatz habe ich noch eine Anmerkung:
So wie ich die Quellen verstanden habe, war diese Zeit vom Zerfall der K&K Monarchie geprägt, der ja hauptsächlich durch Zerwürfnisse zwischen den Volksgruppen, besser durch Auflehnung der Volksgruppen gegen die österreichische Herrschaft geprägt war. In dieser Zeit hatte Nationalismus in Europa eine Hochblüte, gerade der Sieg über das ungeliebte Gesamtreich hat das Nationalgefühl der einzelnen Volksgruppen massiv gestärkt und den Boden für nationalistische Extreme bereitet. Auch Deutschösterreich war nichts anderes, als die nationale Vereinigung der überwiegend deutschsprachigen Gebiete des ehemaligen Östereich. Die Deutschnationalen waren damals 3.stärkste Partei, der Anschluß an Deutschland war keine Erfindung Hitlers, sondern wurde von vielen bereits beim Zerfall der Monarchie gefordert. Damals, als die erste Verfassung der Republik von Karl Renner formuliert wurde, haben die Sozialidemokraten eindeutig für ein unabhängiges Österreich plädiert, die Christdemokraten waren ambivalent, tendenziell eher anschlusswillig.
Ich meine, man muss die Anschlusswilligkeit mancher Gruppierungen differenzierter betrachten, als das üblicherweise geschieht. Das ist nicht mit nationalsozialistischen Zielen und erst Recht nicht mit Minderheitenverfolgung oder "ethnischen Säuberungen" gleichzusetzen.
Diese Tendenzen sind eher auf der selben Forderungsebene wie das Unabhängigkeitsbestreben des Freistaats Bayern oder die Affinität der deutschsprachigen Südtiroler zu Tirol zu sehen.
Das alles ist aber meine persönliche Meinung, keine allgemein anerkannte Theorie. Ich bin dazu jederzeit diskussionsbereit.