Und Tatsache ist: Für den Erfolg eines Unternehmens zählt die Nachrede und nicht das persönliche Gerechtigkeitsempfinden des Unternehmers.
Und der Erfolg eines Unternehmens ist wichtiger als Fairness? Eine Freundin von mir hat während ihres Studiums als Kellnerin in einer Weinbar gearbeitet. Nachdem sie ein paar Mal von älteren betrunkenen Herren begrapscht wurde, hat sie sich bei ihrem Chef beschwert. Dieser meinte sie solle sich nicht so anstellen, die Männer wären eben besoffen und würden ja eh gutes Trinkgeld geben. Sie hat dann gekündigt und kurze Zeit später hat sie beim Vorbeigehen durchs Fenster ihre Nachfolgerin gesehen (ebenfalls eine blonde hübsche junge Frau mit großen Brüsten). Dieser Barbesitzer hat also ganz absichtlich solche Frauen dort angestellt und es auch noch für okay befunden, wenn sie begrapscht werden. Alles natürlich nur für den Erfolg des Unternehmens, denn die Gäste dort waren sichtlich zufrieden, haben das Lokal gerne aufgesucht und dort für guten Umsatz gesorgt. Und wahrscheinlich hätte es von den grapschenden Herren eine üble Nachrede gegeben, wenn sie vom Chef in die Schranken gewiesen worden wären und sie hätten das Lokal nicht mehr besucht. Da ist es doch okay, wenn sich junge Kellnerinnen von besoffenen Männern begrapschen lassen müssen, oder?!
Und was wäre denn, wenn einer Deiner Kunden einen Angestellten von Dir schlecht behandelt? Sagen wir mal er ist unfreundlich, respektlos und arrogant. Ja, damit kann man leben, wenn man professionell ist, einfach darüber hinwegsehen und seine Arbeit trotzdem bestmöglich erledigen. Was wäre aber, wenn dieser Kunde dann Dinge von Euch verlangt, die gar nicht zu Eurem Aufgabenbereich zählen und dies der Kunde auch wusste? Er will es aber trotzdem, wird unfreundlich und droht mit einer schlechten Bewertung im Internet, wenn entweder diese Sache nicht erledigt wird (die nicht zu Eurem Aufgabenbereich zählt, was er auch weiß) oder er nicht einen satten Rabatt oder eine Rückzahlung erhält. Gebt Ihr ihm dann diesen Rabatt oder diese Rückzahlung, obwohl ihr Eure Aufgabe, für die ihr engagiert wurdet, perfekt erledigt habt? Wollt Ihr einen solchen Kunden überhaupt behalten?
Der Erfolg eines Unternehmens beruht meiner Meinung nach nicht darauf seine Mitarbeiter schlecht behandeln zu lassen oder sie zu Aufgaben zu drängen, die nicht in ihren Tätigkeitsbereich fallen, nur um sicher zu gehen, dass der betreffende Kunde keine negative Bewertung abgibt, wenn etwas nicht nach seinem Kopf geht. Der Erfolg eines Unternehmens manifestiert sich in guter und ehrlicher Arbeit und Fairness ALLEN Beteiligen gegenüber, sowohl den Kunden als auch den Angestellten. Und wenn man dergestalt arbeitet, dann kann einem eine schlechte Bewertung auch egal sein, weil man genügend zufriedene Kunden hat, die diese schlechte Bewertung dann revidieren. Man muss für den Erfolg seines Unternehmens nicht über Leichen gehen bzw. seine Mitarbeiter ausnutzen oder schlecht behandeln lassen.
Und wenn man der Gefahr einer schlechten Bewertung zu viel Gewicht gibt, macht man sich doch auch sehr leicht erpressbar. Da kann dann nämlich jeder Kunde kommen und sagen, wenn man dieses oder jenes nicht tut bzw. diesen oder jenen Rabatt nicht gewährt, schreibt er eine schlechte Kritik.