Ich hab jetzt nicht alle Beiträge gelesen, aber ich hätte da mal eine Frage. Ich habe beruflich mit geistig behinderte Erwachsene zu tun, darf man rein rechtlich mit geistig behinderten Menschen eine sexuelle Beziehung führen oder macht man sich strafbar, weil ich glaube das man ja nicht unbedingt sicher sein kann ob der oder die jenige das auch versteht und möchte.
Bei meinem Arbeitgeber ist das ganz klar über eine Betriebsvereinbarung geregelt. Diese beruht auf einer Konzeption zu dem Thema!
Hintergrund waren vermehrt Fälle in denen es solche „Beziehungen“ gab…oder sie von Klienten, oder Personal forciert wurden!
Mal klargestellt…in D gilt allgemeine Gleichbehandlung! Nicht jeder Mensch mit einer auf ICD10 basierenden Diagnose ist seiner Rechte enthoben, eigenständig Entscheidungen zu treffen. Nicht jeder steht in jedem Belang des Lebens unter Betreuung!
Eine gesetzliche Grundlage gibt es nicht, um derartige Beziehungen zu unterbinden. Im dienstlichen Kontext sieht das allerdings anders aus. Denn Klienten sind Schutzbefohlene!
Es gab in der Vergangenheit sie unterschiedlichsten Konstellationen an solchen Beziehungen.
- rein sexueller Natur
- im Rahmen einer Beziehung/Partnerschaft
gegenseitig gewollt!
- rein platonisch!
Dann gabs das Alles aber auch in negativen Konstellationen…damit meine ich, das es große Probleme nach sich zog!
- eine Person wollte, die Andere irgendwann nicht/ mehr => Problem!
- eine Person wollte, bei der anderen haben Eltern/Betreuer einen riesen Aufriss gemacht! => Problem!
- Schwangerschaft => Problem!
Es gab folgende Reaktionen auf diese Situationen!
- Stalking und Belästigungsvorwürfe
- Vorwürfe das Schutzbefohlene sexuell ausgenutzt würden!
- Missbrauchs und Übergriffsvorwürfe
- Strafanzeigen
- Versetzungen von Klienten in andere Häuser!
- Versetzungen von Personal in andere Häuser!
- Entlassung von Tarifpersonal/Klienten!
Unterm Strich habe ich in fast 13 Jahren einmal erlebt, das ein ehemaliger Kollege es mit einer Klient durchgezogen hat, gegen alle Widerstände!
Sprich - er hat in unserem Unternehmen gekündigt, sie hat sich aus der Betreuung der Eltern gelöst…es wurde in einen gemeinsamen Hausstand gezogen! Was daraus wurde, entzieht sich meiner Kenntnis!
Da es ansonsten immer Ärger, zumindest aber Unruhe gegeben hat…gilt in unserem Unternehmen:
- keinerlei außerdienstlichen Beziehungen/Interaktionen mit Schutzbefohlenen!
Keine kann bereits bedeuten, das auch im Feierabend in der Freizeit weder ein Kaffee, noch ein Bier miteinander getrunken werden darf/sollte.
In den Häusern während der Arbeitszeit ist absolut auf strikt professionellen Umgang miteinander zu achten! Jeder Klient ist mit dem gleichen „Abstand“, der möglichst gleichen professionellen Distanz zu behandeln. Wenn sich was anbahnt, ist es zu melden!
Wie das Kollegium damit umgeht ist sehr individuell! Da schließe ich mich mit ein!
Meine Profile in diversen sozialen Medien sind tabu für Klientel. Freundschaftsanfragen werden stet abgelehnt und die Leute werden blockiert, wenn mich denn einer/ eine findet! Private Treffen und Interaktionen gibt es nicht mehr. Auch ich hatte mehrfach Ärger…weil Vorwürfe gegen mich erhoben wurden, die zwar 100% unhaltbar- aber von mir zu entkräften waren! Da gilt nicht, der Vorwurf muss wasserdicht sein…sondern bei mir muss dann alles wasserdicht sein!
Natürlich pflege ich auch bis heute privat
Kontakte zu Menschen, die ich sehr lange begleitet und gefördert/unterstützt habe! Damit mache ich mich stet angreifbar…ich bin aber auch Mensch. Die Kontakte, dir noch gepflegt werden…sind aber klar definiert, es gibt klare Kommunikation zwischen zB mir/Klient*in und den jeweiligen Partnern/Ehepartnern. Es sind aber auch freundschaftliche Kontakte die so erst wurden, nachdem ich innerhalb des Unternehmens den Fachbereich gewechselt habe! Ich habe dienstlich also mit diesen Menschen keine Verhältnis mehr!
Alles in Allem ist das ein unter Umständen sehr komplexes Thema…ich rate jedem neuen Kollegen, jeder neuen Kollegin stet und strikt davon ab, zu locker in irgendwelche Kontakte/Beziehungen zu Klienten zu gehen! Rein zum Eigenschutz…