Wenn du der Meinung bist, ich würde mich mit simplem Klischeedenken abgeben, dann frag ich mich allerdings schon: hast DU denn schonmal deinen Arsch für Kohle verkauft?
Nö hab ich nicht. Ich könnts auch nicht. Ganz abgesehen davon, dass ich meinen Arsch - wie schon gesagt - nicht verkaufen, sondern lediglich eine Dienstleistung mit ihm anbieten würde.
Weißt du, Bulsara: unter Respekt verstehe ich nicht, anderen Leuten immer zu vermitteln, daß ich es gut finde, was sie machen, Respekt zeigt sich für mich jedenfalls darin, daß ich mich in erster Linie ehrlich zeige, auch dann, wenn das Ablehnung oder Angriffe nach sich zieht oder ich vielleicht mit manchen Dingen falsch liege.
Ich versteh unter Respekt, die Handlungen anderer zu achten. Und dazu gehört auch, ihnen nicht Dinge zu unterstellen, die sie abwerten und nicht zutreffen (müssen).
Eine SW, so wie ich diese Arbeit sehe, bietet eine Dienstleistung an und verkauft nix. Das ist in meinen Augen moralisch einwandfrei. Ihr zu unterstellen, sie würde ihren Körper verkaufen, unterstellt ihr (zumindest zwischen den Zeilen) moralisch verwerfliches tun bzw. eine Handlung, die sie in letzter Verzweiflung setzt. Und das ist abwertend, das ist verletzend und das ist respetklos all jenen SW gegenüber, die ihrer Arbeit freiwillig und selbstbestimmt nachgehen.
Wenn du deinen Körper noch nicht über einen längeren Zeitraum prostituiert hast, mir aber unterstellst, ich verweigere einer SW Achtung und Anerkennung, dann zeigt sich darin für mich eine Art Pseudoliberalismus, die ich nicht sonderlich ernst nehme, sorry.
Also hab ich nicht das Recht Respekt einzufordern, weil ich selber noch nicht als SW gearbeitet hab?
Gilt Achtung vor dem anderen also nicht universell, darfst du, weil du SW als schlimme Erfahrung kennengelernt hast, festlegen, wer wen in welcher Form zu respektieren hat?
Erklär du mir mal was von Anerkennung und Respekt, Bulsara! Hat sie sich doch so ausgesucht, könnte man so sagen, nicht? Hat über 35 Jahre damit gut verdient ("dummerweise" aber einen unfähigen Mann, den sie liebte, damit saniert, bis sie selbst pleite war. Er hat sie ja dafür auch "geliebt").
Sry, aber das hat nix mit SW im speziellen zu tun. Es gibt eine Vielzahl gescheiterter Existenzen, die auf eine selbstständige Tätigkeit zurückzuführen sind. Von Männern lassen sich viele Frauen ausnutzen und nur die wenigsten davon sind SWs.
SWs gehen einem Job nach, der auf Lügen, Schein und Fantasien beruht, und er ist einseitig, weil sie eben NICHT das bekommen, was jedem Menschen eigentlich zustehen sollte, nämlich Anerkennung, Akzeptanz und Würdigung dessen, was sie tun, in der Gesellschaft bekommen. Da kann man gut daherkommen und was von Respekt daherfaseln und sich dabei dann wahnsinnig aufgeschlossen finden. Wer verarscht da eigentlich wen?
Und an vorderster Front stehen die, die uns weissmachen wollen, SW verkaufen ihren Körper.
Respekt und Anerkennung fängt damit an, den Beruf als solches anzuerkennen und endet damit, nicht falsches Mitleid zu verschütten.
Und welche Lügen und welcher Schein im Bereich des SW grösser als in einem anderen Berufsfeld sind, versteh ich auch nicht?
In diesem Forum hier ist mir zum ersten Mal überhaupt jemand "begegnet", wo ich den Eindruck habe, sie tut ihren Job freiwillig und gern (mag noch mehr geben), und ich nehme sie mit Verwunderung wahr, aber sie macht diesen Job als Ergänzung und arbeitet so weit ich weiß in einem "normalen Beruf" (Miststück, korrigiere mich bitte, wenn ich mich hier irre). Ich laß mir gerne was Neues erzählen, aber alles, was mir bis jetzt auf diesem Sektor begegnet ist, war bislang so, daß ich eben NICHT den Eindruck hatte, daß Prostitution als Beruf mit gleichwertigen "Parteien", Geschäftspartner oder wie auch immer man das nennen will, durchgehen kann.
Ich hatte eine Beziehung zu einer SW und lernte durch sie ein grössere Zahl anderer SW kennen. Alle übten sie ihren Beruf freiwillig aus, manchmal lustvoller, manchmal weniger lustvoll und manchmal wars schwere Arbeit.
Gut, ich hab nur einen Ausschnitt kennegelernt, es gibt auch die andere Welt des SW, den Zwang, die Abscheu. Aber dieser andere Teil ist genauso wenig repräsentativ wie der, den ich kennengelernt hab.
Die Machtverhältnisse sind schlicht ungleich verteilt, und das mag in vielen anderen Berufen zwar auch gelten, aber wenn's um den eigenen Körper geht und gerade hier dann Verletzungen, Abwertungen (die wird zu alt, zu fett, zu was-auch-immer für diesen Job) stattfinden, dann kann mir doch keiner erzählen, daß das ohne Verletzungen passiert.
Ja sie sind ungleich verteilt. Die selbstständige SW entscheidet, wen sie als Gast akzeptiert. Sie ist die, die bestimmt, sie hat die Macht und an ihr liegt es, ob und welche Dienstleistung sie wem anbietet oder nicht. Der Mann kanns nur akzeptieren oder lassen.