Das erste, das ich von dieser Bewegung gelesen habe, war letztes Jahr Februar folgender Artikel (leider ohne Abo, glaube ich nicht lesbar
, aber sehr interessant und aufschlussreich):
Incel-Bewegung: Hass, Wut und Einsamkeit
Wenn ich mich recht daran erinnere, wird ein junger Mann beschrieben, welcher noch kein großes "Glück" bei Frauen hatte und aber auch dachte, dass er selbst kein besonders anziehender bzw. besonders interessanter Mann sei. Psychologisch gesehen wurde es auch auf den Selbstwert der Männer zurückgeführt und eine andere Erklärung war die neue undefinierte "Männerrolle" in der Gesellschaft. Weiteres wurde berichtet, dass diese Männer sexuell erfolgreiche Frauen als Barbies und Männer als Kens bezeichnen würden.
Ich denke mir, die Ansprüche für Männer und Frauen sind medial bzw. gesellschaftlich enorm gestiegen. Männer bekommen oft als Jungen noch die klassischen Sichtwiesen von ihren Vätern präsentiert, also als Mann nie Gefühle zeigen, nicht darüber sprechen, keinen Schmerz empfinden, stark sein, Dinge erschaffen bzw. erbauen, auf die Mutter acht geben oder die Schwester. Die mediale Sichtweise manipuliert Männer durch das häufige sehen von schlanken, wohlproprotionierten, durchtrainierten, langhaarigen, hübschen Frauen, die lustig unterhaltsam sind, oberflächlich, damit meine ich äußerst auf ihr Äußeres bedacht, stets und überall willig, sich sexuell gerne unterwerfen, gewaltvollen Sex mitunter lustvoll empfinden uvm. Dieses Gaukelspiel gilt umgekehrt natürlich auch, wo Männer durchtrainiert, intelligent, gut bestückt- "aller alles unter 15 cm ist ja sowieso untragbar"- charmant und eloquent, psychisch alles auf die Schultern packend/ ladend und bloß mit Schweigen/ Stille oder explosiven Aggressionen, der eigenen Trauer oder Wut Platz schaffend.
Die Realität sieht dann natürlich definitiv anders aus und lässt einen bei wenig Selbstwert, aufgrund von Vorerfahrungen, massiv an sich bzw. auch an der "schönen neuen Welt" zweifeln. Und dann passen natürlich auch die Beobachtungen der Wirklichkeit irgendwie nicht in das subjektiv, aufgebaute Bild, darum sucht man nach Antworten, wo wenn nicht im Internet, stößt auf diese Erklärungsweisen und versteht möglicherweise plötzlich seine Situation so viel besser, da das Problem ein Feindbild erschaffen. Wut und Hass sind ja Emotionen, die Mann erlaubt sind.
Und in Wirklichkeit gibt es auch Frauen, die auch versuchen perfekt auszusehen, immer wieder Diäten probieren oder ins Fitnessstudio rennen, X Pflegeprodukte für die glatte Haut, gegen Cellulite, für schönere Augen und Nägel etc. kaufen. Die denken, alles mitmachen zu müssen für den Mann, der sie liebt oder den sie begehren und auch gewaltvollen Sex mitunter, sich biegen und verdrehen, bloß um zu gefallen und zu entsprechen. Oder das andere Ende dieses Spektrums, die Frauen, die wissen was sie wollen, selbstbestimmt und unabhängig sein wollen, denn auch das kann mitunter ein Anspruch sein, welchen sich heutzutage häuifig, sozioökonomisch gesehen, meist gebildete Frauen zu stellen haben.
Ich werde dann emotional sehr wütend, wenn ich wie mir erst vor kürzerer Zeit eine Frau erzählt, dass sie plötzlich an einem Ort aufwacht, sich nicht mehr erinnern kann, misshandelt und vergewaltigt wurde. Dann entsteht in mir die Frage, wann wird soetwas endlich ein Ende haben und wann können sich auch Frauen, die die wenig Selbstwert haben, frei in der Öffentlichkeit bewegen ohne, dass sie irgendwann in ihrem Leben Gewalt erfahren müssen? Wird sich dieser gesellschaftliche Wandel hin zu mehr kollektiver Empathie noch entwickeln können oder entspricht dies einfach nicht unserer Natur?