Mit dem Ausbruch der Coronavirus-Krise hat sich bei vielen Prognostikern auch die Einschätzung der Inflationsentwicklung in den nächsten Monaten, Quartalen und teilweise sogar Jahren verändert. Allgemein wird ein schwächerer Anstieg der Inflationsrate erwartet als vor Ausbruch der Pandemie. So rechnet beispielsweise die EZB in ihren Projektionen von Anfang Juni für das laufende Jahr mit einer Teuerungsrate von 0,3%, statt wie zuvor von 1,1%. Auch für die Jahre 2021 und 2022 wurde die Prognose spürbar abgesenkt: von 1,4% auf 0,8% bzw. von 1,6% auf 1,3%. Die EU-Kommission hat ihre Prognose ebenfalls zurückgenommen. Nachdem im Februar noch mit einem Anstieg des harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) um 1,3% bzw. 1,4% in den Jahren 2020 bzw. 2021 gerechnet worden war, wurde die Prognose jüngst auf 0,3% bzw. 1,1% nach unten revidiert.
Wir haben unsere Inflationsprognose für das laufende Jahr vor dem Hintergrund der Coronavirus-Krise zwar ebenfalls auf 0,3% gesenkt, mit Blick auf die Jahre 2021 und 2022 halten wir dagegen eine deutlich höhere Inflationsrate für wahrscheinlich als von Notenbank und EU-Kommission derzeit erwartet. Uns erscheint eine Teuerungsrate von jeweils rund 2% realistisch. Die EZB würde ihr Inflationsziel somit deutlich früher erreichen als derzeit unterstellt.
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