Der Aktien (Börsen) Thread

Ein multivariater Granger-Kausalitätstest ist dadurch definiert, dass er alle beobachteten Variablen modelliert, deren zeitliche Beziehung zueinander analysiert werden sollen. Im Falle einer unidirektionalen Interaktionskette lautet die zeitliche Abfolge: auf X(t) folgt Y(t) und auf Y(t) folgt Z(t). Per Definition hat X(t) keinen unmittelbaren Einfluss auf Z(t).
Und jetzt kommt der Clou: die Autoren der Studie “Causalidad entre la Creación de Dinero, la Inflación y las Variaciones del Tipo de Cambio” bedienen sich genau dieses multivariaten Granger-Kausalitätstests und weisen damit folgende Interaktionskette nach: Geldmengenwachstum ---> Abwertung ---> Inflation. Nachdem per Definition ein Einfluss von X(t) auf Z(t) ausgeschlossen ist, gilt natürlich auch ein Einfluss des Geldmengenwachstums auf die Inflation als ausgeschlossen.
Bei einer Untersuchung mit einer bivariaten GK würde eine gerichtete Interaktion von X(t) auf Z(t) falsch detektiert werden. Diese detektierte gerichtete Interaktion von X(t) auf Z(t) wird indirekt durch die Drittvariable Y(t) vermittelt. Nachzulesen bei Patterson (2000).
Die am Anfang stehende Geldmengenerhöhung ist daher für die Auswirkung auf die Inflation irrelevant.

Das wissen wir, aber im konkreten Fall sind das Perlen vor die Säue. Jemand der glaubt, das betrachten zweier Grafiken wäre ein valider Test auf Kausalität – das ist nicht einmal ein valider Test auf Korrelation, weil die Datenpunkte anderorts extrahiert wurden – ist damit mehr als überfordert. Das weiß jeder Erstsemestrige und wenn nicht, sind diese zumindest erkenntnisfähig und haben das bis zum Ende der Statistik-Lehrveranstaltung verinnerlicht, andernfalls sie durch jede Statistikprüfung durchrasseln.
 
Die am Anfang stehende Geldmengenerhöhung ist daher für die Auswirkung auf die Inflation irrelevant.
Jetzt aber... mein komplett unwissenschaftlicher Senf :)

Ich denke dass sich die Nebenwirkungen der aktuellen Geldpolitik, wobei da weniger die Geldmenge entscheidend ist als die Zinsen, in einer massiven Asset Inflation auswirken wird bzw. teilweise schon auswirkt. Wobei mir da auch weniger die Inflation Sorgen macht, als die Folgen falls man irgendwann von der Politik wieder abweicht und die Zinsen hebt - was aber auf absehbare Zeit unwahrscheinlich ist. Eine effektive Verteuerung der "Güter des täglichen Bedarfs" wird so nicht eintreten, außer der Euro würde gegenüber dem Renminbi abwerten, was aber unwahrscheinlich ist denn daran haben weder wir noch die Chinesen Interesse. Etwas spannender wird's beim Öl, da sich der USD langfristig als robuster erweisen könnte als der Euro, wäre es möglich dass es da nach oben geht.

Aber das wird man alles sehen, denn letztlich hat der Leitzins der Japaner seit 1995 die 0.5% nicht überschritten und naja, sie leben immer noch und das nicht schlecht.
 
Ein multivariater Granger-Kausalitätstest ist dadurch definiert, dass er alle beobachteten Variablen modelliert, deren zeitliche Beziehung zueinander analysiert werden sollen. Im Falle einer unidirektionalen Interaktionskette lautet die zeitliche Abfolge: auf X(t) folgt Y(t) und auf Y(t) folgt Z(t). Per Definition hat X(t) keinen unmittelbaren Einfluss auf Z(t).
Keinen UNMITTELBAREN Einfluss. Das heißt: es gibt einen mittelbaren Einfluss. Deswegen habe ich geschrieben: Die Geldmengenerhöhung setzt eine Inflations-Abwertungsspirale in Bewegung.

In Eurer Verzweiflung, Eure Irrtümer zu übertünchen, habt Ihr eine beachtenswerte Fähigkeit entwickelt, vom eigentlichen Thema abzulenken, nämlich von Euren falschen Aussagen wie:

01.09.:Die nachfragerelevante Geldmenge zieht etwas zeitversetzt nur mit

04.09.: Eine positive Korrelation oder gar Kausalität zwischen Geldmengenanstieg und Inflation sieht anders aus

oder Dexter 11.09. Das heißt neueren Untersuchungen folgend, spielt die Geldmenge bei der Inflation überhaupt keine Rolle


Um Eure Aussagen zu falsifizieren, genügt die Granger Kausalität, die in zahlreichen Studien zum Thema Geldmenge - Inflation Anwendung findet.

Ihr bestreitet jeglichen Einfluss der Geldmenge, die Granger Kausalität beweist einen Einfluss.

Eure Diskussion über Kausalität, Monokausalität, Geldmengendefinition etc. ist ein leicht zu durchschauendes Ablenkmanöver von Euren Irrtümern.
 
Ich denke dass sich die Nebenwirkungen der aktuellen Geldpolitik, wobei da weniger die Geldmenge entscheidend ist als die Zinsen, in einer massiven Asset Inflation auswirken wird bzw. teilweise schon auswirkt.

Ja, klar ist es eine Frage des Zinses, genauer des Gleichgewichtzinses. Hatte ich auch bereits in diesem Thread angemerkt ---->
Ob Aktienmärkte verzerrt sind, sei mal dahin gestellt, vielmehr ist ihre Entwicklung eine Begleiterscheinung des derzeitigen Zinsniveaus. Der Wert einer Aktie sind die abgezinsten Erträge der Zukunft. Mit sinkendem Gleichgewichtszins sinkt auch der Diskontierungssatz und je niedriger der Diskontierungssatz desto höher ist der Barwert der zukünftigen Erträge.
Wie bereits geschrieben, ergibt sich der innere Wert einer Aktie aus dem Barwert der zu erwartenden freien Zahlungsmittelüberschüsse, die ein Unternehmen in der Zukunft erwirtschaftet. Wachsen die Cashflows bei unveränderten Zinsen an, so steigt ceteris paribus der Barwert und damit der faire Aktienkurs. Ob die Steigerungen der Cashflows auf realem Wachstum beruhen oder lediglich die Teuerung reflektieren, ist hierbei unerheblich. Dies gilt allerdings nur so lange, wie steigende Inflationsraten keine steigenden Zinssätze zur Folge haben.
Empirische Daten bestätigen den modelltheoretischen Ansatz. So zeigen diese, dass Zinsniveau und Aktienrenditen negativ korreliert sind. In den Jahren '65 -'90 konnten bei einem durchschnittlichen Realzins von 2,7% im S&P 500 reale Renditen von rund 5,4% erwirtschaftet werden, wogegen in den Jahren '91 – 2019 bei einem durchschnittlichen Realzins von 1,9% deutlich höhere Renditen von durchschnittlich 8,9% verzeichnet werden konnten.

Wenn man über Inflation spricht, muss zunächst einmal zwischen Güterpreis- und Vermögenspreisinflation differenziert werden. Der von der monetarstischen Inflationstheorie unterstellte Zusammenhang zwischen Geldmenge und dem Preisniveau, der auch gerne in den Mainstream-Medien bedient wird, bezieht sich ausschließlich auf die Güterpreise, da auch in der Quantitätstheorie (Geldmenge M x Einkommensumlaufgeschwindigkeit V(Y) = Output Y x durchschnittliches Preisniveau P, mit V und Y konstant),
auf welche die monetaristische Inflationstheorie aufbaut, lediglich auf das realwirtschaftliche Transaktionsvolumen oder den realwirtschaftlichen Output und die (realen) Konsumgüter ohne jegliche Finanztransaktionen Bezug genommen wird.
Ob die Geldmenge überhaupt irgendeine Auswirkung hat hängt stark davon ab, ob die Geldmenge exogener oder endogerner Natur ist.
Unterstellt man eine exogene Geldmenge, wie dies auch in der QT geschieht, würde der in der Quantitätsgleichung formulierte Zusammenhang
Geldmenge M x Geldumlaufgeschwindigkeit V = Transaktionsvolumen T x durchschnittliches Preisniveau P von links nach rechts laufen. Allerdings bleibt auch hier die Frage offen, welche Rolle dabei die Geldumlaufgeschwindigkeit spielt. Nimmt diese ab und fließt ein Großteil der Geldmengeausweitung in die Transaktions- und Spekulationskasse, führt eine Erhöhung der Geldmenge zu keiner Erhöhung des Preisniveaus. **)

Geht man dagegen von einer endogenen Geldmenge aus läuft der Zusammenhang M x V = T x P von rechts nach links. Die Geldmenge und/oder die Geldumlaufgeschwindigkeit folgt dem Bedarf der sich aus Preisniveau und Transaktionsvolumen ergibt.

**) Wichtig zu verstehen, der rot markierte Teil bezieht sich ausschließlich auf die Quantitätsgleichung nicht auf die Quantitätstheorie. [Quantitätsgleichung = Identität = immer wahr] ist ungleich der [Quantitätstheorie = Sammelsurium unbestätigter Annahmen].

denn letztlich hat der Leitzins der Japaner seit 1995 die 0.5% nicht überschritten und naja, sie leben immer noch und das nicht schlecht.

Erstens ist der Geldzins nicht vom (realen) Gleichgewichtszins entkoppelt. Das Vermögen der Notenbanken das Zinsniveau nach Belieben verändern zu können, wird in der landläufigen Meinung stark überbewertet.
In der ökonomische Literatur herrscht mehrheitlich Konsens darüber, dass der Geldzins dem natürlichen Zins folgt und nicht umgekehrt.
Gemäß den realen Zinstheorien wird der Zins durch die Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals, also den Ertrag der Investitionen bestimmt. Nur wenn dieser den Kreditzinssatz plus einem entsprechenden Risikoaufschlag übersteigt, kommt es zu fremdfinanzierten Investitionen. Der Kreditzinssatz wird durch die Zeitpräferenz der Sparer bestimmt, wieweit sie also auf aktuellen zugunsten höheren Konsum in der Zukunft verzichten, als Folge einer Mindereinschätzung künftiger Bedürfnisse (Agiotheorie – Böhm-Bawerk) oder als Belohnung für den Verzicht auf sofortigen Konsum (Abstinenztheorie – W. Nassau). Dahinter steht die Überlegung, dass das künftige Angebot als Folge der höheren Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals höher und/oder billiger sein wird. Die Geldpolitik hat in den realen Ansätzen so gut wie keinen Einfluss auf den Zinssatz.
Auch die monitäre Zinstheorie sieht keinen Einfluß auf das langfristige Zinsniveau.
Empirische Daten aus der zeitlichen Entwicklung der Zinssätze und die historische Evidenz sprechen für diese Annahmen.
Das Beispiel Japan zeigt auch, dass man mit einem relativ geringen Wachstum einigermaßen über die Runden kommt. Zwingend wachsen muss eine Wirtschaft theoretisch nur um den Beitrag, der als Zinsertrag von den Banken als Gewinn einbehalten wird, andernfalls würde der Wohlstand abnehmen.....vereinfacht gesprochen.
 
Wenn ich das richtig im Kopf habe, ist die Darstellung des Outputs mit einigen Unschärfen verbunden, da oftmals anstelle des Outputs das BIP gewählt wird. Auf Grund von Lagerbestandsveränderungen können die beiden Werte allerdings voneinander abweichen. Außerdem ist m.E. die Bedingung, dass der Output konstant ist nicht immer erfüllt, bei nicht ausgelasteten Kapazitäten erhöht sich durch die gesteigerte Nachfrage die Menge der produzierten Güter und somit das reale BIP.

Die ganze Quantitätstheorie ist problematisch…..

Erstens steht und fällt alles mit der Annahme, dass die Geldmenge exogener Natur ist. Eine Annahme, von der die heutige Lehrmeinung mehrheitlich Abstand nimmt. Vielmehr zeigt eine buchungstechnische Betrachtung der Entstehung von Giralgeld, dass die Kredit und Geldschöpfung Ergebnis komplexer Interaktion zwischen Banken und Nichtbanken ist und die Bereitstellung von Zahlungsmitteln eher endogener Natur ist.
Geht man anstelle einer exogenen von einer endogenen Geldmenge aus, wonach sich die Geldnachfrage ihr Geldangebot schafft, läuft der Kausalzusammenhang zwischen Preisniveau und Geldmenge im Rahmen der Quantitätsgleichung von rechts nach links. Mit anderen Worten: die nominale Geldmenge folgt den Erfordernissen des sich ändernden realen Volkseinkommens (Transaktionen) und des Preisniveaus. Dann freilich hat die Quantitätstheorie und mit ihr die monetaristische Inflationstheorie ihren umfassenden Erklärungsanspruch für Veränderungen des Preisniveaus komplett eingebüßt.

Ein weiteres Problem stellt die willkürliche Annahme, dass die Geldumlaufgeschwindigkeit oder genauer die Einkommensumlaufgeschwindigkeit konstant sei, dar. Empirische Daten zeigen dagegen, dass diese nicht per se als konstant angenommen werden kann. In vielen OECD Ländern wurde, abhängig vom gewählten Geldmengenaggregat ein U-förmiger Verlauf, mit ab der Jahrtausendwende stark fallender Tendenz bzw. fallender Tendenz seit den 80er Jahren. Obendrein ist es nicht ganz einfach die Transaktions- und Spekulationskasse auseinander zu dividieren. Entscheidend um innerhalb der QT argumentieren zu können, ist allerdings nur die Transaktionskasse.

Velocity of M2 US Money Stock lq.png

Des Weiteren ist nirgends genau definiert, welches Geldmengenaggregat für die Betrachtung der QT heranzuziehen ist. Wählt man die Geldbasis M0, welcher der Annahme einer exogen gesteuerten Geldmenge noch am nächsten kommt, findet man keinerlei Zusammenhang zwischen Geldmenge und Preisniveau. Wählt man eines der anderen Geldmengenaggregate, findet sich manchmal ein Zusammenhang, manchmal nicht. Es gibt allerdings keine theoretische Aussage darüber welches Geldmengenaggregat heranzuziehen wäre. Wählt man M1, was irgendwie der nachfragerelevanten Geldmenge irgendwie am nächsten kommt oder wählt man M2, weil man mit dem Wunsch nach einer realen Kassenhaltung, welche wiederum vom Pro-Kopf-Einkommen abhängig ist, argumentiert. Man weiß es nicht.

Man muss einfach sehen, dass die QT in ihrer noch immer bestehenden Form auf Fisher vor mehr als 100 Jahren zurückgeht. Die QT bildet die damals herrschende Realität wahrscheinlich weit besser ab als sie dies heute zu vermögen im Stande ist. Damals war das Transaktionsvolumen von realen Transaktionen geprägt, heute machen Finanztransaktionen die überwiegende Mehrheit der Transaktionen aus, welche aber nicht in die QT einfließen. Zudem war die Geldmengenentwicklung damals auf Grund der Goldanbindung viel starrer und der gesamte Geldschöpfungsprozess stärker durch die Notenbanken dominiert als das heute der Fall ist.
 
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Die Notenbanken drucken den Staaten Geld wie sie es brauchen. Vermögenswerte steigen und die breite Masse profitiert weil die Inflation unter Kontrolle bleibt und das Ersparte gesichert ist.(Nur der Anstieg von Immobilien im Eigentum ist eine negative Auswirkung, die die Masse spürt, und dass die fiktive Schere arm-reich auseinandergeht).

Haben Draghi und Co die neue Wunderformel entdeckt, waren frühere Generationen einfach zu dämlich um es auch so zu machen oder gab es vielmehr gute Gründe es nicht zu machen - da sie Konsquenzen fürchteten die jetzt auf uns zukommen werden.
 
Die Notenbanken drucken den Staaten Geld wie sie es brauchen.

Dieser Narrativ ist nicht ganz korrekt. Der EZB oder besser dem Euro-System mit seinen nationalen Notenbanken ist es nicht gestattet Staatsanleihen am Primärmarkt zu erwerben oder Kredite direkt an Staaten zu vergeben. Im Eurosystem ist es den Notenbanken nur möglich Staatsanleihen am Sekundärmarkt nach einem fix vorgegeben Kapitalschlüssel (von dem man derzeit zwar etwas abweichen darf) anzukaufen. Banken und Unternehmen haben keinerlei Garantie, dass ihnen die Notenbanken die Papiere auch abnehmen. Eine monetäre Stastsfinsnzierung ist somit nicht gegeben.
Ein wenig anders sieht es bei der FED und BoJ aus. Der FED ist es beispielsweise im Rahmen der Pandemieprogramme möglich kurzlaufende Anleihen (mit Laufzeiten von bis zu 4 Jahren) von bestimmten Regionen und Städten direkt zu erwerben, allerdings, wenn ich jetzt nicht irre, keine US Tresory Bonds. Würde die FED querbeet kaufen, wären wohl kaum die Kurse 10jährige US-Staatsanleihen im Jänner gefallen.

Und die Erzählung, dass es früher keine monetäre Finanzierung gab, ist ohnehin komplett an der Realität vorbei. Notenbanken waren in ihren Anfängen nichts anderes als der geldgebende Arm ihrer Regierungen.
 
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Der EZB oder besser dem Euro-System mit seinen nationalen Notenbanken ist es nicht gestattet Staatsanleihen am Primärmarkt zu erwerben oder Kredite direkt an Staaten zu vergeben.

Eine monetäre Stastsfinsnzierung ist somit nicht gegeben



Wo steht das geschrieben?
Steht das im Mastrichter Vertag?
Nur da steht auch etwas von einer Nichtbeistandsklausel drinnen , welche es untersagt das Länder welche in finanz.
Schwierigkeiten sind von anderen Staaten aufgefangen werden und mit zig Milliarden unterstützt werden so wie damals geschehen
mit dem ESM Rettungsschirm.
Außerdem steht da auch drinnen das die Neuverschuldung nur 3% vom BIP betragen darf und die Staatsschulden auch nur bei
60% v. BIP liegen dürfen.

Noch was... was ist mit den offenen TARGET2 Salden die alleine Deutschland gegenüber der EZB bzw. der Südländer zu buche stehen hat?
Das ist ja auch nix anderes als eine verdeckte Staatsfinanzierung.
Die USA z.B haben ja ein ähnl. System und dort müssen zuerst sämtliche Forderungen getilgt werden bevor neue entstehen können,
also mir kommt vor über Umwege gehts immer.
 
Wo steht das geschrieben?

Art. 123 AEUV und Art. 21 des EZB Statuts und teilweise Art. 18 des EZB Statuts. Diese Verträge und Statuten werden auch eingehalten.
Die EZB selbst kauft fast überhaupt keine Staatsanleihen **), vielmehr ermächtigt sie die nationalen Notenbanken anteilig an der jeweiligen Wirtschaftsleistung des Landes nach einem vorgegeben Schlüssel Staatsanleihen des eigenen Landes zu kaufen. Die deutsche Bundesbank kauft deutsche Bundesanleihen, die Banca d'Italia kauft italienische Staatsanleihen usw......aber keine Notenbank finanziert damit einen anderen Staat.

**) Man muss da immer sehr genau unterscheiden zwischen EZB, Eurosystem mit jeweiligen NZBs und den NBZs, die auf eigene Rechnung kaufen.....wird leider selbst im wissenschaftlichen Diskurs nicht immer scharf abgegrenzt dargestellt.

Nur da steht auch etwas von einer Nichtbeistandsklausel drinnen , welche es untersagt das Länder welche in finanz.
Schwierigkeiten sind von anderen Staaten aufgefangen werden und mit zig Milliarden unterstützt werden so wie damals geschehen
mit dem ESM Rettungsschirm.

Der Europ. Stabilitätsmechanismus ist ein völkerrechtlich eigenständiger Vertrag, völlig unabhängig von anderem europ. Regelwerk und wurde mit den Stimmen der einzelnen Mitgliedsstaaten beschlossen. Die wesentlichen Entscheidungen zu Stabilitätshilfen werden einstimmig gefasst und erfordern damit die Zustimmung der Vertreter aller Euroländer. Obendrein sind die Kreditvergaben und Bürgschaften an die Einhaltung bestimmter Auflagen geknüpft. Eine monetäre Staatsfinanzierung sehe ich auch in diesem Fall nicht gegeben.

Noch was... was ist mit den offenen TARGET2 Salden die alleine Deutschland gegenüber der EZB bzw. der Südländer zu buche stehen hat?
Das ist ja auch nix anderes als eine verdeckte Staatsfinanzierung.

Targetsalden sind nichts anderes als Verrechnungskonten, mit einer Staatsfinanzierung hat das meiner Ansicht nach nichts zu tun.

Hier einige Artikel zu diesem Thema, den ich auf die schnelle gefunden habe......




Wenn gleich ich einräume, dass die Positionen bei diesem Thema in Fachkreisen sehr weit auseinander gehen......

So schreiben beispielsweise Hellwig und Schnabel (immerhin EZB-Direktoriumsmitglied):

“Bei den Target-Forderungen handelt es sich nicht um Kredite auf einzelvertraglicher Grundlage, sondern um Positionen in einem ESZB-internen Kontensystem [ESZB steht für: Europäisches System der Zentralbanken]; sie ergeben sich aus der im EU-Vertrag festgelegten Gesamtverantwortung des ESZB für die Funktionsfähigkeit der Zahlungssysteme”, schreiben Hellwig und Isabel Schnabel in einem gemeinsamen Papier. “Die Target-Forderungen in der Bilanz der Deutschen Bundesbank begründen keinerlei Ansprüche. Die Zahlen entsprechen nicht dem Zeitwert der jeweils zu erwartenden Zahlungen.”

Als Gegenposition Hans Werner Sinn, auch kein Unbekannter:

“Es ist eine irreführende Verharmlosung, hier von bloßen Gegenbuchungen im Rahmen des Zahlungsverkehrs zu reden, denn die Target-Salden messen Nettoüberweisungen anderer Länder nach Deutschland, die die Bundesbank zwangen, im Auftrag anderer Notenbanken Zahlungsaufträge auszuführen”, schreibt H.W. Sinn “Nach meiner Interpretation handelt es sich bei der Target-Forderung der Bundesbank um einen Überziehungskredit im Innenverhältnis des Eurosystems, der von ähnlicher Natur ist wie die Sonderziehungsrechte des Internationalen Währungsfonds oder auch die Kreditlimits, die sich Notenbanken im Rahmen von Festkurssystemen einräumen.”
 
Ich schrieb, dass heute gleichzeitig die Inflation (bis jetzt) nieder bleibt und das ist historisch einmalig.

Das ändert aber nichts daran, dass die Darstellung Notenbanken würden den Staaten nach Belieben Geld zur Verfügung stellen (auf das Euro- und das Federal Reserve-System bezogen, Japan mag hier etwas abweichen), nicht den Tatsachen entspricht. Direkt in den realen Wirtschaftskreislauf emittieren die Zentralbanken (abgesehen vom Bargeld über den Umweg der Geschäftsbanken) kein Geld. Von der Notenbank geschaffenes Geld verbleibt erstmal ausschließlich im Bankenkreislauf und dient als Mindest- und Überschussreserve bzw. für den Saldenausgleich zwischen den Zentralbankkonten der Geschäftsbanken. Einzig als Bargeld gelangt es in den realen Wirtschaftskreislauf, was aber zu vernachlässigen ist. Wobei auch das keinerlei Einfluss auf die Geldmenge M1 hat, weil es ja einfach nur ein Tausch von Sichteinlage zu Bargeld ist.
 
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Mal wieder back to topic...
Die earnings season ist wieder angelaufen,
Also , kurz zusammengefasst "in a nutshell"

Alphabet - Bombastisch Gewinn u. Umsatz massiv über den estimates - Aktienrückkauf Programm v. 50 Mrd .beschlossen
Amazon - gleich wie bei Alphabet allerdings ohne Rückkaufprogramm
Apple - auch gigantisch, alles übertroffen - Aktienrückkauf Programm v. 70 Mrd .beschlossen - Dividende wird um 7% erhöht
Facebook und Microsoft haben auch alle Erwartungen massiv übertroffen.

Bis auf Alphabet habe ich alles im Depot und werde jede Kursschwäche zum Nachkauf nutzen
so wie neulich bei Amazon.

Big Tech schlägt wieder mal alles , diese Firmen haben mittlerweile so viel Macht das ist echt brutal,
also mMn wird niemals ein anderes Land an den USA vorbeiziehen können, alleine schon wegen solchen Firmen,
schade das Europa sowas nicht schafft.

Die Zahlen v. Shell und Unilever waren auch ganz gut, das freut mich bin da auch dick investiert.
Was mir auch noch in Erinnerung ist , das war aber schon vor 2 Wochen so denke ich, war JPMorgan Chase deren Quartalszahlen
haben auch alles pulverisiert , die sind auch Verfechter v. Bitcoin freut mich natürlich , obwohl ich in der Aktie selbst nicht investiert bin.
 
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Die Notenbanken drucken den Staaten Geld wie sie es brauchen. Vermögenswerte steigen und die breite Masse profitiert weil die Inflation unter Kontrolle bleibt und das Ersparte gesichert ist.(Nur der Anstieg von Immobilien im Eigentum ist eine negative Auswirkung, die die Masse spürt, und dass die fiktive Schere arm-reich auseinandergeht).
Haben Draghi und Co die neue Wunderformel entdeckt, waren frühere Generationen einfach zu dämlich um es auch so zu machen oder gab es vielmehr gute Gründe es nicht zu machen - da sie Konsquenzen fürchteten die jetzt auf uns zukommen werden.
In vielen Ländern ist die Versuchung zu groß, somit hast Du grundsätzlich recht. Das mit dem Sekundärmarkt ist nur ein Spielen über die Bande. Konkretes Beispiel: Staat braucht Geld z.B. für Sozialleistungen oder Beamtengehälter und begibt eine Staatsanleihe, sagen wir 100 Jahre Laufzeit, null Komma irgendetwas Zinsen.
Geschäftsbanken kaufen die Anleihe und geben somit dem Staat das Geld, damit er u.a. Sozialleistungen und Beamtengehälter zahlen kann. Die EZB kauft wiederum die Anleihe und schießt damit frisch gedrucktes Geld in das Bankensystem, nämlich in jenes Bankensystem, das durch den ursprünglichen Ankauf der Staatsanleihen dem Staat Geld gab, um Sozialleistungen, Beamtengehälter u.v.m. zu zahlen. Es findet also ein Geldfluss von Notenpresse zu nachfragewirksamen Sozialleistungen und Gehältern statt, nur halt über die Bande. Nach 100 Jahren wird die Anleihe sang- und klanglos ausgebucht.
Wie meine letzten Diskussionen zeigten, gab es vor einiger Zeit User, die jeglichen Zusammenhang zwischen Geldmenge und Inflation abstritten. Nach dieser Diskussion mussten Sie ihre Meinung revidieren, doch versuchen sie nach wie vor, die Bedeutung der Geldmenge auf die Inflation herabzuspielen.
Man gebe in irgendeine Suchmaschine die Begriffe „Geldmenge“ und „Inflation“ ein und man findet eine Unzahl von Studien, die belegen, dass auf jede überproportionale Geldmengenerhöhung stets ein Inflationsschub folgte. Darüber gibt es jede Menge Studien über jede Menge Währungsräume über weite Zeiträume. Leider haben Draghi und Co. nicht die neue Wunderformel entdeckt. Dass die Inflation während der letzten Jahre so gering blieb, kann als Anomalie betrachtet werden. Ökonomie ist nun keine Naturwissenschaft und daher gibt es ab und zu Anomalien. Draghi kam die Anomalie zu Gute, die darin besteht, dass zur Zeit die Inflation auf eine Geldmengenerhöhung höchst unelastisch reagiert. Aber es ist nicht gesagt, dass dieses unelastische Verhalten unendlich ist. Ich möchte betonen, dass wir von galoppierender oder gar Hyperinflation weit entfernt sind, doch wenn lustig weiter frisches Geld gedruckt, pardon, emittiert wird, das über die Bande nachfragewirksam wird, so wird eines Tages der Punkt erreicht sein, an dem Auswirkungen auf die Preisstabilität bemerkbar werden.
 
Die Inflation besteht sehr wohl. Ist aber derzeit auf Immopreise und Aktienkurse beschraenkt.

Sie wird aber auch auf andere Zweige durchschlagen, die Frage ist nur wann.
 
Baumaterialien zB sind auch empfindlich teurer geworden.

Die Anomalie derzeit hängt mit dem Zinsniveau zusammen. Negativzinsen gab es früher nicht und sind ein Indikator dass das System ausgequetscht ist. In Folge von Negativzinsen und schwindendem Vertrauen in Geld entstehen Kryotowährungen, auch eine Anomalie.
 
Erstens steht und fällt alles mit der Annahme, dass die Geldmenge exogener Natur ist.

Diese sich in der öffentlichen Meinung weit verbreitete Fehlannahme scheint sich hartnäckig zu halten. Offenbar besteht noch immer die Auffassung Zentralbanken könnten die Geldmenge über die Reservemenge exogen steuern und derart Geld ins System schleusen. Soweit mir bekannt, haben sogar mehrere Länder die Reservepflicht abgeschafft, um das Wissen, dass der Geldmengenmultiplikator keinerlei Auswirkungen auf die Kreditvergabe hat, weil sich Banken ex post mit den Kreditsicherheiten Reserven nach Belieben beschaffen können. Vielmehr dürfte die aufgeblähte Geldbasis Resultat eines dysfunktionalen Interbankenmarktes sein. In einem funktionierenden Interbankenmarkt, in dem die Banken sich gegenseitig
Reserven leihen, wie das vor 2007 auch der Fall war, gibt es für Banken keine Notwendigkeit, unnötige Reserven zu halten.
 
Bis zu einem gewissen Grad auch nachvollziehbar, wurde dies doch zum Teil selbst in Lehrbüchern jahrelang falsch dargestellt. Zunächst mittels des falschen Narrativs der Banken als Finanzintermediäre, wonach Banken Spareinlagen als Kredite vergeben würden und später mit einem die Realität komplett falsch abbildenden Geldmengenmultiplikator. Das Kreditvolumen und die Investitionsbereitschaft hängen von den gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Verhaltensweisen der Wirtschaftssubjekte und deren Erwartungen ab, und nicht davon, dass von der Geldbasis monetäre Impulse ausgehen und sich daraus irgendein Multiplikator ableiten ließe. Deshalb besteht auch kein unmittelbarer Zusammenhang zwischen der Geldbasis und dem Kreditvolumen. Nur extreme Veränderungen der Geldbasis bei sehr geringem Liquiditätsspielraum der Wirtschaftssubjekte und Banken führen zu einer Übertragung der Impulse auf das Kreditvolumen und somit auf die Geldmenge.
Dieser Annahme wird heute in modernen makroökonomischen DSGE-Modellen Rechnung getragen. Der Zins wird exogen von der ZB gesteuert und das Geldangebot passt sich endogen an die Geldnachfrage des Privatsektors an. Auch die DSGE Modelle aller großen Notenbanken berücksichtigen eine endogene Geldmenge. Folgt man dieser Erkenntnis, wird man verstehen, dass auch die derzeitigen QE-Programme keinerlei Auswirkung auf die Geldmengenaggregate M1/M2/M3 haben. Der eigentliche Geldschöpfungsprozess findet am Primärmarkt durch die Geschäftsbanken statt und nicht durch den Anleihenkauf der ZB am Sekundärmarkt. Im Übrigen haben Notenbanken schon immer Anleihen gekauft, das ist keine Neuerscheinung der QE Programme. Die Zentralbanken sind nur im Vergleich zu früher dazu übergegangen, diese Ankäufe nicht mehr an eine kurzfristige Rückkaufvereinbarung zu koppeln.

Geht man nun anstelle einer exogenen von einer endogenen Geldmenge aus, wonach sich die Geldnachfrage ihr Geldangebot schafft, läuft der Kausalzusammenhang zwischen Preisniveau und Geldmenge im Rahmen der Quantitätsgleichung von rechts nach links. Mit anderen Worten: die nominale Geldmenge folgt den Erfordernissen des sich ändernden realen Volkseinkommens (Transaktionen) und des Preisniveaus.

Sollte das irgend jemanden im Detail interessieren, der kann das hier abseits irgendwelcher simplifizierter Narrative nachlesen. Dabei handelt es sich um kopierte Auszüge aus einem aktuellen Lehrmittel Geldtheorie und Geldpolitik von Dr. Michael Paetz, so wie heute das Geldsystem/Geldtheorie mehrheitlich verstanden und auch gelehrt wird.
 

Anhänge

  • Kopie Geldtheorie und Geldpolitik - Dr. Michael Paetz - Endogene Geldtheorie.pdf
    116,7 KB · Aufrufe: 1
  • Kopie Geldtheorie und Geldpolitik - Dr. Michael Paetz - Geldmengenmultiplikator.pdf
    324,1 KB · Aufrufe: 1
  • Kopie Geldtheorie und Geldpolitik - Dr. Michael Paetz - Inflationstheorien.pdf
    41,5 KB · Aufrufe: 3
Geht man nun anstelle einer exogenen von einer endogenen Geldmenge aus, wonach sich die Geldnachfrage ihr Geldangebot schafft, läuft der Kausalzusammenhang zwischen Preisniveau und Geldmenge im Rahmen der Quantitätsgleichung von rechts nach links.

Eine exogene von der Zentralbank gesteuerte Geldmenge wäre nebenbei kontraproduktiv und selbst auf mittlere Sicht zum Scheitern verurteilt, da eine zentrale Instanz wie eine Notenbank kaum in der Lage wäre, den Bedarf an Liquidität, welche von den Wirtschaftsakteuren nachgefragt wird, hinreichend genau zu bestimmen. Kreditklemmen wären die Folge.

Folgt man dieser Erkenntnis, wird man verstehen, dass auch die derzeitigen QE-Programme keinerlei Auswirkung auf die Geldmengenaggregate M1/M2/M3 haben. Der eigentliche Geldschöpfungsprozess findet am Primärmarkt durch die Geschäftsbanken statt und nicht durch den Anleihenkauf der ZB am Sekundärmarkt.

Eine quantitative Lockerung zielt auch gar nicht darauf ab, die Geldmengenaggregate M1, M2, M3 zu steuern/auszuweiten, vielmehr geht es darum durch die Ankäufe einerseits die langfristigen Zinsen am Anleihemarkt und andererseits die Zinsspreads zu senken. Obendrein sind die Kaufprogramme sowohl zeitlich als auch vom Volumen her begrenzt. Derzeit werden in etwa ein Drittel der ausstehenden Schulden eines Staates von der jeweiligen Notenbank gehalten.

Die gängigste Inflationserklärung basiert hingegen auf dem sehr stabilen Zusammenhang zwischen Lohnstückkosten und Preisen.

Hierzu sei die Bemerkung erlaubt, dass sich eine Lohn-Preisspirale nur dann in Gang setzt, wenn die Nominallöhne stärker steigen als die Produktivität. Selbst wenn man von einer monetären Finanzierung der Staaten durch die Notenbanken ausgehen würde und Staaten den gewonnenen finanzpolitischen Spielraum für Konsum- und Investitionstätigkeit nutzen würden, müssten Lohn- und Pensionszahlungen auf breiter Front eine Erhöhung deutlich über dem (gesamtvolkswirtschaftlichen) Produktivitätszuwachs erfahren. Dies ist allerdings im langfristigen Trend in keinem Land der Eurozone oder in anderen hochentwickelten Industrieländern zu beobachten. In der EU stehen im Zeitraum 2013 bis 2019 den durchschnittlichen realen Lohnsteigerungen von etwas über 0,6% reale Steigerung des BIP pro Kopf von etwa 2% gegenüber. BIP/Kopf Wachstum ist natürlich nicht genau dasselbe wie der Produktivitätszuwachs, dafür müsste man das BIP pro Erwerbsstunde heranziehen, kann man aber der Einfachheit halber zunächst durchaus damit approximieren.
 
@Mitglied #260008 und @Mitglied #562430 : Herzig Eure Doppelconference, auch wenn sie aus Argumentationsnot hauptsächlich aus Wiederholungen besteht.
Es ist halt unmöglich, die Unzahl von Studien, die belegen, dass auf jede überproportionale Geldmengenerhöhung stets ein Inflationsschub folgte, wegzuleugnen. Die Studien behandeln jede Menge Währungsräume über weite Zeiträume.
Zu blöd halt, dass jede dieser Studien Grafiken enthält, die belegen, dass die Wendepunkte de Geldmenge vor den Wendepunkten der Inflation liegen und nicht umgekehrt.
Aber bitte, jedem sein Vergnügen! Viel Spaß beim Fortsetzen Eurer Doppelconference.
 
ine exogene von der Zentralbank gesteuerte Geldmenge wäre nebenbei kontraproduktiv und selbst auf mittlere Sicht zum Scheitern verurteilt, da eine zentrale Instanz wie eine Notenbank kaum in der Lage wäre, den Bedarf an Liquidität, welche von den Wirtschaftsakteuren nachgefragt wird, hinreichend genau zu bestimmen. Kreditklemmen wären die Folge.

Ja, Jein, weil im worst Case müssten die Zentralbanken ohnehin Liquidität bereitstellen und den Reservebedarf des Bankensystems decken, andernfalls der Zahlungsverkehr zum Erliegen kommen würde. Aber wie historische Daten zeigen, waren jene kurze Perioden, in denen einige wenige Zentralbanken versucht haben – viele waren es ohnehin nicht - über die Reserven die Geldmenge bzw. die Kreditvergabe zu steuern, von volatilen Zinsen geprägt. Was auch wenig verwundert, bei einer Geldmengensteuerung durch die Notenbanken trifft eine dynamische, schwankende Nachfrage seitens des privaten Sektors auf ein relativ starres Geldangebot, volatile Preise bzw. Zinsen sind die Folge. Ein Umstand der wenig wünschenswert ist.

Eine quantitative Lockerung zielt auch gar nicht darauf ab, die Geldmengenaggregate M1, M2, M3 zu steuern/auszuweiten, vielmehr geht es darum durch die Ankäufe einerseits die langfristigen Zinsen am Anleihemarkt und andererseits die Zinsspreads zu senken.

Ganz genau. QE Programme sind im Grunde ein typisches Mittel des Inflationstargetings. Durch die erhöhte Nachfrage nach Anleihen durch die Notenbanken steigt der Kurs der angekauften Wertpapiere, die Verzinsung dieser Papiere sinkt im Gegenzug. In Folge der gesunkenen Verzinsung werden Investoren ihre Portfolios in alternative Anlageformen mit höherer Rentabilität umschichten, wodurch auch deren Preis steigt beziehungsweise deren Verzinsung sinkt. Die dadurch an breiter Front fallenden Zinsen stimulieren den privaten Konsum und die Investitionstätigkeit, die wiederum die Inflation antreibt. So zumindest die Theorie dahinter. Mit einer Geldmengensteuerung hat das jedenfalls recht wenig zu tun.

Obendrein sind die Kaufprogramme sowohl zeitlich als auch vom Volumen her begrenzt. Derzeit werden in etwa ein Drittel der ausstehenden Schulden eines Staates von der jeweiligen Notenbank gehalten.

Eine Monetarisierung der Staatsschulden wäre nur dann gegeben, wenn
erstens ein Großteil der von den Staaten ausgegeben Anleihen durch die Notenbanken aufgekauft würden. Realiter ist das aber nicht der Fall, weil vom Volumen her begrenzt.
Und zweitens diese Ankäufe auf unbegrenzte Zeit erfolgen müssten, was in der Realität mehrheitlich ebenso nicht gegeben ist, weil zeitlich begrenzt.

Hierzu sei die Bemerkung erlaubt, dass sich eine Lohn-Preisspirale nur dann in Gang setzt, wenn die Nominallöhne stärker steigen als die Produktivität. Selbst wenn man von einer monetären Finanzierung der Staaten durch die Notenbanken ausgehen würde und Staaten den gewonnenen finanzpolitischen Spielraum für Konsum- und Investitionstätigkeit nutzen würden, müssten Lohn- und Pensionszahlungen auf breiter Front eine Erhöhung deutlich über dem (gesamtvolkswirtschaftlichen) Produktivitätszuwachs erfahren. Dies ist allerdings im langfristigen Trend in keinem Land der Eurozone oder in anderen hochentwickelten Industrieländern zu beobachten. In der EU stehen im Zeitraum 2013 bis 2019 den durchschnittlichen realen Lohnsteigerungen von etwas über 0,6% reale Steigerung des BIP pro Kopf von etwa 2% gegenüber. BIP/Kopf Wachstum ist natürlich nicht genau dasselbe wie der Produktivitätszuwachs, dafür müsste man das BIP pro Erwerbsstunde heranziehen, kann man aber der Einfachheit halber zunächst durchaus damit approximieren.

Richtig, selbst wenn Notenbanken Staatsanleihen aufkaufen, ist deswegen noch lange keine hinreichende Bedingung für einen Preisniveauanstieg erfüllt. Wie du richtig schreibst, die Staatsausgaben müssten im langfristigen Trend stärker als die realen BIP Zuwachsraten oder genauer die Produktivitätszuwächse ansteigen, um dann Beamtengehälter, Pensionszahlungen, etc. dauerhaft zu erhöhen. Die Staatsdefizite sind zwar im Zuge der Finanzkrise angestiegen, aber nicht auf Grund ausufernder Lohnzahlungen, Pensionserhöhungen oder Ausweitung der Sozialleistungen.
Wer in seinem naiven Halbwissen anderes glaubt, hat wie immer nichts verstanden.
 
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