Dass du in Fragen der Statistik und Ökonometrie über keinerlei Kenntnisse verfügst, hast du hier mittlerweile mehrfach eindrucksvoll unter Beweis gestellt und auch auf die Gefahr hin, dass du wieder am Verständnis scheitern wirst, dennoch ein paar kurze Erläuterungen, warum deine Interpretationen dieses Artikels gänzlich falsch sind.
Und du glaubst, nach dem 101mal wird er es endlich verstehen? Seine unbedarften Gehversuche auf diesem Gebiet sind schon mehr als peinlich.
Erstens: weder eine Korrelation noch eine Regression weisen eine Kausalität nach. Aus einer bestehenden Korrelation auf eine Kausalität zu schließen, wie du es – entweder aus Unwissenheit oder aus deinem Verlangen heraus herumzutrollen - immer wieder machst, ist schlicht und einfach falsch. Korrelation ist nichts anderes als ein statistischer Zusammenhang. Sie ist ungerichtet, das heißt sie enthält keine Information darüber, welche Variable die andere bedingt.
Und auch eine Regression ist kein Beweis für eine Kausalität.
Eine Regression beschreibt einen statistischen Zusammenhang zwischen zwei oder mehr Variablen. Dabei unterscheidet man unabhängige Variablen (Prädiktoren) und abhängige Variablen (Kriterien). Mit der Regression lassen sich Prognosen, über das Kriterium aufstellen. Dabei wird Kausalität als Grundannahme unterstellt.
Hinzu kommt, dass wenn Kausalitätsbeweise in ihrem Design nicht ergebnisoffen sind, sind sie im Grunde nichts anderes als ein Zirkelbeweis. Es wird quasi versucht mittels empirischer Daten die QT zu beweisen, indem die QT selbst als wahre Voraussetzung angenommen wird. Geschieht dies nicht, gelingt auch der Kausalitätsnachweis nicht.
All diese Arbeiten älteren Datums, die die Inflationsentwicklungen als monetäres Phänomen zu erklären versuchen, haben prinzipiell zwei Dinge gemein: erstens sie reichen zumeist bis in die 70er Jahre zurück und beziehen somit zwangsläufig einen Zeitraum (70er und 80er Jahre) mit ein, der einen sehr engen Zusammenhang zwischen Geldmenge und Preisniveau aufweist (die Betonung liegt auf Zusammenhang im Sinne einer Korrelation keinesfalls im Sinne einer Kausalität – wobei dieser Zusammenhang gerade in der kurzen und mittleren Frist sehr stark von den Lohnstückkosten beeinflusst ist).
Zweitens: sie bedienen sich einer wenig brauchbaren Methodik: Dabei werden zunächst die ermittelten Zeitreihen mittels LaPlace oder Fourier in ein Frequenzspektrum transformiert. Die grundsätzliche Idee dahinter: jede Zeitreihe wird dabei als Summe von Sinusschwankungen unterschiedlicher Frequenz und Amplitude dargestellt.
Aus rein mathematischer Sicht ein durchaus elegantes Verfahren, In der Ökonometrie sind ihre Anwendungsmöglichkeiten zum einen durch oft auftretende Interpretationsschwierigkeiten und zum anderen durch ihre restriktiven Voraussetzungen stark eingeschränkt. So unterstellen sie Stationarität, was u. a. Trendfreiheit impliziert. Hinzu kommt, weist eine zu untersuchende Zeitreihe eine evolutorische Entwicklung auf, so muss vorab der —Trend eliminiert werden. Weiterhin kann bisher die Frage, ob die errechneten Komponenten auch tatsächlich einen signifikanten Beitrag zur Erklärung der Gesamtvarianz der Zeitreihe leisten, nur ungenau beantwortet werden. Außerdem umfassen nur wenige ökonomische Zeitreihen den geforderten Mindestumfang von 100 bis 150 Beobachtungen.
Soweit so gut.
Nachdem bei all diesen Studien in der kurzen bzw. mittleren Frist kein oder nur ein sehr, sehr schwacher Zusammenhang – abhängig vom Untersuchungszeitraum und dem gewählten Geldmengenaggregat – gefunden wird, geht man einfach her und eliminiert die hohen und mittleren Frequenzen, indem man sie herausfiltert. Übrig bleiben dann meist Schwingungen mit einer Periodizität von 5 bis 8 Jahren, die eine gewisse Übereinstimmung aufweisen.
Im nächsten Schritt versucht man diesen primär gefundenen Zusammenhang mittels Impuls-Antwort-Funktion zu bestätigen. Dabei werden völlig willkürlich bestimmte Variablen als exogen angenommen – Annahmen von denen man heute weiß, dass sie falsch sind.
Methodisches Problem dabei ist, dass sie die Unkorreliertheit kontemporärer Störterme voraussetzt. Nur unter dieser Voraussetzung verändert ein Impuls in einem Störterm εj nicht gleichzeitig die Störterme der übrigen Variablen. Sind die Störterme miteinander korreliert, verändert ein Impuls von εj auch die anderen Störterme, sodass die endgültige Wirkung auf die zu untersuchenden Variablen nicht eindeutig dem Impuls εj zugeordnet werden kann.
Keine dieser Studien kann hinreichend gut erklären, wie diese Störterme, insbesondere über einen derart langen Zeitraum (bei Perioden von bis zu 8 Jahren) ausgeschlossen werden können. In einem geschlossenen System, das indirekt bei all diesen Impuls-Antwort Funktionen unterstellt wird, findet man für so gut für jede Variable einen Zusammenhang im niedrigen Frequenzbereich.
Die deutsche Bundesbank hat sich früher recht gerne dieser Analyseverfahren bedient, bis man erkannt hat, dass diese Modelle als Inflationsprognose ungeeignet und keine hinreichende Erklärung für Veränderungen des Preisniveaus liefert.
Wie bereits @lepetitprince geschrieben hat, die entscheidende Frage, ob staatliche Ausgaben eine Inflation erzeugen oder nicht, ist die Auslastung der Produktionskapazitäten. Erst wenn sich eine Volkswirtschaft in oder nahe der Vollauslastung befindet, erzeugt staatliche Nachfrage einen Preisdruck, vollkommen unabhängig ob kreditfinanziert oder nicht.
Dutzende Staaten betreiben Jahr für Jahr Deficitspending, ohne dabei auch nur ansatzweise Inflation zu erzeugen. Allen voran Japan, aber auch die USA, Singapur, Bahrain, Kanada, Frankreich, etc.
Das Gegenteil ist der Fall, in den letzten 20 bis 30 Jahren waren eher deflationäre Tendenzen zu beobachten.
Von H. Flassbeck gibt es zu dem Thema Inflation und Staatsverschuldung eine wissenschaftlichen Aufsatz, der näher auf diesen Zusammenhang eingeht:
Natürlich beeinflusst die Fiskalpolitik über die Nachfrage, die sie selbst am Markt entfaltet, die Preise von Gütern und Dienstleistungen. Entzieht der Staat dazu durch Besteuerung den Privaten allerdings nachfragewirksame Einkommen, gleicht er zum großen Teil ausgefallene private Nachfrage wieder aus. Verschafft der Staat privaten Haushalten durch Umverteilung finanzielle Mittel, nimmt die Gesamtnachfrage nur in dem Maße zu, wie die Sparquote der Begünstigten niedriger liegt als die der Zahler. Durch Kreditaufnahme finanzierte öffentliche Nachfrage erhöht die Gesamtnachfrage direkt, wenn Verdrängungseffekte auf dem Kapitalmarkt ausgeschlossen werden können, was in der Regel der Fall ist. Aber auch hier hat eine Zunahme der öffentlichen Nachfrage nur dann eine preistreibende Wirkung, wenn die Kapazitäten weitgehend ausgelastet sind. Davon kann derzeit in der gesamten Welt nicht die Rede sein. Spekulativ bedingte Preissteigerungen bei Immobilien, Edelmetallen, Lebensmitteln oder beim Öl haben nichts mit erhöhtem öffentlichen Verbrauch zu tun. Selbst wenn hohe Staatsschulden irgendwann in Steuererhöhungen münden sollten, führt das nicht zu Inflation, weil solche Steuererhöhungen allenfalls einen einmaligen Schub bei den Preisen auslösen.
Quelle: Von hohen Staatsschulden und expansiver Geldpolitik zur Inflation? - H. Flassbeck, F. Spiecker - Wirtschaftsdienst Heft 9 · S. 583–598
Die entscheidende Aussage dabei: Aber auch hier hat eine Zunahme der öffentlichen Nachfrage nur dann eine preistreibende Wirkung, wenn die Kapazitäten weitgehend ausgelastet sind!!!