Ich für meinen Teil habe die Erbschaftssteuer nie so ganz verstanden
Abgesehen davon, dass sich der Staat samt seiner nicht unbeträchtlichen Infrastruktur ja irgendwie finanzieren muss und daher auch ganz ohne zusätzliche Motivation auf die Einhebung von Steuern angewiesen ist, hat eine Erbschaftssteuer den Charme, Vermögensakkumulation zwar nicht zu verhindern, aber doch ein wenig zu bremsen. Das kann man, hat die Vergangenheit gezeigt, durchaus auch auf andere Arten erreichen, z.B. durch Revolutionen oder Kriege, aber im Vergleich dazu sind Erbschaftssteuern relativ pflegeleicht.
Das ganze Haus wurde schon einmal bei der Entstehung versteuert... so als meine Großeltern verstorben waren durfte ich damals noch Erbschaftssteuer zahlen, für etwas wo meine Eltern und Großeltern bereits Steuer gezahlt haben [...]
ich musste jetzt dem Staat Geld dafür Zahlen, dass ich das Erben darf obwohl der Bau des Hauses nicht der Verdienst des Staates war sondern der von meinen Eltern und Großeltern
Der Sinn der Übung ist, dass man das, was man sich erarbeitet, im grossen und ganzen auch wieder ausgibt. Nur so kann eine Gesellschaft auf Dauer funktionieren (ausser natürlich, man lässt die Leute in den Kolonien für sich arbeiten, was aber auch zunehmend komplizierter wird, vorsichtig gesagt).
Das, was Deine Eltern sich erarbeitet haben, gehört zunächst einmal Deinen Eltern. Niemand anderer
muss dafür Steuern bezahlen, auch Du nicht: unser Rechtssystem sieht die Möglichkeit vor, ein Erbe auszuschlagen, wenn es nicht rentabel ist. Dass das im Einzelfall auch eine emotionale Komponente hat, ist unbestritten - mit einem hinreichend hohen Freibetrag sollte das aber kein echtes Problem darstellen.
Ich verstehe es auch bei Leuten mit Vermögen jenseits der 1 Million-Eurogrenze nicht. Egal ob ich das Geld jetzt am Kapitalmarkt verdient habe, als Unternehmer oder als was auch immer, habe ich nicht damals schon meine Steuern an den Staat gezahlt? Warum sollte mein Erbe nochmals dafür Steuern zahlen müssen, wenn eh ich schon dafür gezahlt habe?
Weil irgendjemand einmal die Idee gehabt hat, dass man den besseren Start ins Leben, den ein Herr Sohn hat, zwar nicht vollständig kompensieren kann, dass es aber durchaus angemessen ist, wenn er für diesen Vorteil einen (vergleichsweise kleinen) Beitrag entrichtet. Klingt in meinen Ohren nicht vollkommen absurd.
(Einmal angenommen, ich stelle mir eine Haushälterin ein: das Geld das ich ihr gebe, habe ich ja schon ehrlich versteuert. Weshalb muss die arme Frau davon noch einmal Steuern bezahlen? Jetzt setze an die Stelle der Haushälterin Deine Kinder, die für das Erbe
noch nicht einmal arbeiten mussten - es mag sich zwar für die Beteiligten anders anfühlen, aber die Prinzipien dahinter sind sich nicht ganz unähnlich)