Hallo Leute,
erst mal ein großes Kompliment zu diesem Thread, hier werden ja auch ernsthafte Themen behandelt! Ich bin positiv überrascht und deswegen traue ich mich nun hier meine Situation etwas zu beschreiben. Ich bin schon eine Zeit lang Mitleser und jetzt auf dieses Thema gestoßen.
Überrascht war ich, dass es auch andere gibt, männlich und weiblich, die ähnliche Situationen erleben wie die beschriebene. Auch ich habe eine schon sehr sehr lang andauernde Beziehung, mit Höhen und Tiefen. Ich liebe meine Frau noch immer, aber mit den Jahrzehnten hat sich doch etwas verändert. Meine Frau ist zwar nicht so streng katholisch aufgewachsen aber doch mit äußerst eingeschränkten Horizonten.
Begonnen hat die Veränderung vor einigen Jahren. Ursache ist meiner Meinung nach das beginnede Klimakterium, das meine Frau nicht wahrhaben wollte. Es gibt eine Menge Artikel im Netz die sich mit diesem Thema beschäftigen. Libidoverlust, Vulnerabilität (Verletzlichkeit), plötzlich auftretende Probleme die früher nicht mal ein Wort wert waren. Bis das diese Zeit überstanden ist können fünf bis zehn Jahre vergehen. Depressionen und extreme mentale Tiefs kamen dazu, die meine Frau mit Liebesentzug geahndet hat, da sie ihre Probleme auf mich projieziert hat. Sechs Mal im Jahr gemeinsame Höhepunkte im Bett war dann schon das Maximum.
Das führte auch bei mir zu mentalen Tiefpunkten und ich fragte mich, ob den die Jahrzehnte vorher plötzlich nicht mehr zählen. Nach langem hin und her konnte ich sie endlich bewegen, gemeinsam einen Therapeuten aufzusuchen. Der Erfolg war aber auch nicht wirklich gegeben. Es führte aber zur Erkenntnis, dass die Beziehung durch viele Umstände (Eltern, Kinder) so stark in den Hintergrund gedrängt wurde, dass wir an unserer Beziehung einfach zu wenig weiter gearbeitet haben. Allerdings sieht meine Frau auch nicht ein, dass sie auch einen Anteil an der Beziehungsarbeit hätte.
Ich habe für mich erkannt, dass ich meine Frau nicht aus ihrer Gedankenwelt und ihrem begrenztem Horizont herausholen kann. Alle Versuche sind fehlgeschlagen hier eine Veränderung zu erreichen. Leider ist unsere körperliche Beziehung auf Sparflamme geblieben, das ist für mich nicht immer einfach. Fremdgehen kommt für mich nicht in Frage, auch wenn viele hier das als logische Konsequenz sehen würden. Ich liebe meine Frau, so wie sie ist, sie kann wohl nicht anders und sie kann eben auch nicht aus ihrer Haut heraus.
Es haben sich manche Umstände verändert die nun eben so sind. Was mir weh tut ist, dass nach vielen Jahren wir nun nicht mehr so eins sind wie früher, sondern dass wir zwei eben zwei Leben führen, die zwar gemeinsam aber doch auf unterschiedlichen Ebenen stattfinden.
Ich habe für mich die Massage entdeckt, die mir ein wenig das gibt, das mir fehlt. Damit kann ich gerade noch leben, auch wenn es nicht der volle Ausgleich ist.
Eine liebe Bekannte mit viel Lebenserfahrung hat mir kürzlich gesagt, sie lebe nach dem Grundsatz: „was will ich heute noch tun wenn morgen mein letzter Tag wäre“. Darüber nachzudenken lohnt sich.
Ich hoffe, damit etwas zu diesem Thread beigetragen zu haben.
Liebe Grüße
speedyfritz