Hi Leute,
ich hab mal eine eher allgemeine Frage an euch. Auch gerne an die Männer und Frauen die schon mal fremdgegangen sind.
Ist es tatsächlich so das wenn man mal fremdgegangen ist es immer wieder tut oder können sich Menschen in der Sache ändern?
Also wenn ein Mann oder eine Frau zb. in seiner Jugend mal jemanden betrogen hat und inzwischen erwachsener geworden ist, das er trotzdem für den Rest seines Lebens treu bleiben kann? Oder ist es so das wenn man mal den Schritt gehen konnte, das man dabei einfach kein Gewissen mehr hat? Die Frage gilt Selbstverständlich auch für Leute wo erst mit zunehmendem Alter Fremdgehen.
Zur Info. Hier geht es nicht um Handlungen , Entscheidungen des täglichen Lebens. Die Diskussion soll nicht mich weiterbringen, es ist allgemein gedacht zum Gedankenaustausch. Und es gab hier im Forum schon nutzlosere und sinnlosere Diskussionen als es diese hier ist.
Danke
Ich kann hier natürlich nur für mich sprechen. In früheren Jahren bin ich sehr oft fremd gegangen, nachdem ich in meiner ersten Ehe irgendwann bemerkt hatte, dass meine Frau nur noch Mutter, und nicht mehr Gefährtin war, und nicht im Sinn hatte, daran etwas zu ändern. Ich war als Mann einfach abgemeldet und "nur" noch als Versorger für sie wichtig. So war jedenfalls meine damalige Empfindung. Dann habe ich die damals grade aufkommende Swingerclubsezene für mich entdeckt und war ein paar Jahre bei jeder Gelegenheit (also eh nicht sehr oft oder regelmäßig) heimlich in diesen Clubs. Daneben hatte ich auch immer wieder mehr oder weniger intensive Affären oder
Sextreffen mit anderen Menschen. Ich kann, glaube ich, mit Fug und Recht behaupten, ein geübter Fremdgeher zu sein, ich hab in dieser Hinsicht schon einiges auf die Beine gestellt und weiß, wie man (leichtgläubige) Ehefrauen so hinters Licht führen kann, dass auch mal ein dreitägiger Kurzurlaub mit der jeweiligen Freundin dabei rausschaut.
Allerdings bin ich 1. drauf gekommen, dass mir die herz- und wahllose Herumfickerei in den Clubs nicht das bringt, was ich eigentlich vermisst habe: nämlich das Wahrgenommen werden als der Mensch, der ich bin. Der Sex war zwar heiß und geil, aber irgendwann wars eben auch nur noch leerer Sex. Und 2. habe ich deswegen unheimlich viele Unwahrheiten, Lügen, Ausreden erfinden müssen, dass es echt zuviel war. Das alles zieht so viel Energie und Aufmerksamkeit aus der Beziehung ab, die man doch lieber in diese stecken könnte, um offener und ehrlicher miteinander umgehen zu können (natürlich müssen da beide mitspielen!).
In meiner jetzigen Beziehung bemühen wir uns, genau diese Offenheit und Ehrlichkeit zu leben. Wir sind ja auch schon so weit in die Jahre gekommen, dass wir beide erkannt haben, dass sexuelle Exklusivität für uns einfach ein unrealistisches Ziel ist. Wir definieren Fremdgehen für uns einfach anders, und nicht über sexuelle Kontakte mit anderen, insofern ist das Thema "Fremdgehen" auch anders besetzt. Aber das ist eben unsere Geschichte, andere Paare mögen das anders sehen, und das ist auch gut so.
Zur Frage: Wenn man es mal gemacht hat, sinkt die Hemmschwelle von mal zu mal weiter ab. Das schlechte Gewissen hatte ich irgendwann mal fast überhaupt nicht mehr, allerdings hab ich mir dabei auch immer vor Augen gehalten, was ich da tue, und es mir nie schön geredet (a la "Ich tu das ja nur, weil meine Frau nicht will" oder so ähnlich). Man bekommt auch tatsächlich Übung darin, Ausreden zu erfinden, Scheinwelten auf zu bauen, den anderen zu hintergehen. Man kann aber auch irgendwann zu der Erkenntnis gelangen "Nein, das will ich nicht mehr!" und aus dem ganzen aussteigen. Man kann zu der Einsicht kommen, dass es besser ist, auch mal einen Konflikt zu riskieren und die Sache auszusprechen und auch auszureden, als wieder und wieder und wieder mit Heimlichkeiten, irgendwelchen G'schichtl, Ausreden, Lügen weiter zu machen.