Aber müsste man ihn nicht auf Grund dieses grob verantwortungslosen Verhaltens postum als Landeshauptmann absetzen?
Ich weiß nicht, ob man müsste, ich würde aber sagen: nein, man sollte nicht.
Erstens würde halb Kärnten einen Aufstand machen und zweitens würde man ihn dadurch erst recht zu einer Art Märtyrer stilisieren, so in die Richtung: So viel hat er g'macht für uns und jetzt nehmen's ihm das auch noch weg.
Meine Meinung ist: mir tut's ned weh, wenn sie ihm diese letzte Ehre erweisen.
Und ich will mich nicht auf ein Podest stellen und sagen: das hat er ned verdient. Weil ich nicht beurteilen kann, was er tatsächlich verdient hat und was nicht. Ich weiß einfach zu wenig darüber, was er für Kärnten und die Kärntner gemacht hat (weil es mich nie interessiert hat) und ich habe ihn auch nicht persönlich gekannt (einmal sehen und eine Rede von ihm hören bzw ihm Fragen stellen zu können und das vor ca 14 Jahren zählt wohl nicht
).
Und ich will mich nicht als Richter aufspielen und beurteilen, wer was verdient hat - weder im Leben noch im Tod.
Ich hab auch aus eigener Erfahrung gelernt, dass man irgendwann aufhören muss, jemandem Vorwürfe zu machen, auch um meiner Selbst willen. Etwas sehr persönliches: meine Oma war lieb. Unter anderem. Aber sie war auch eine furchtbare Krätzn, der am liebsten gewesen wäre, keiner von uns hätte sein eigenes Leben gehabt und wäre immer nur bei ihr gewesen. Sie hat teilweise versucht, die Ehen ihrer Kinder zu zerstören (durch Ausspielen, etc), um eben genau das zu erreichen.
Aber sie war auch immer da für alle. Sie hat jedem geholfen, nicht nur finanziell. Sie war stolz auf mich und hat das jedem erzählt und das höre ich noch heute, wenn ich Freundinnen von ihr treffe (wohne jetzt zufälligerweise mit einer im selben Haus) oder deren Töchter und erst jetzt ist mir so richtig bewusst geworden, wie stolz sie eigentlich auf mich war.
Was ich eigentlich sagen will: egal, wie viel man jemandem vorwerfen kann, spätestens wenn dieser Jemand vor dir liegt und mit dem Tod ringt oder eben tot ist: dann ist die Zeit der Vorwürfe für mich vorbei. Als mene Oma starb, war ich mit ihr und dadurch auch mit mir im Reinen. Ich hab ihr verziehen für die Dinge, die sie falsch gemacht hat und ich weiß, dass sie es umgekehrt auch gemacht hat, bevor sie gegangen ist. Ich weiß auch, dass sie unter vielen Dingen gelitten hat, bevor sie gestorben ist, dass sie vieles rückgängig machen wollte.
Und meine Meinung ist, dass ich nicht unbedingt nur Gutes über Tote reden sollte. Ich geb ja zu, dass sie nicht die perfekte Frau, Mutter und Oma war. Und wenn wir heute über sie reden, dann kommen auch mal die negativen Dinge vor. ABER: wir brauchen darauf nicht herumtrampeln. Wir haben ihr nichts mehr vorzuhalten. Wir sind ihr nicht mehr böse.
Hier seh ich das genau so (nur für mich persönlich, für andere kann und will ich nicht reden). Haider hat polarisiert. Er hat gute Dinge gemacht und viele schlechte. Aber was soll ich ihm jetzt noch vorhalten? Ich will ihm nicht mal vorhalten, dass er besoffen gefahren ist. Natürlich ist das nicht nur bescheuert, sondern extrem fahrlässig, weil es auch andere treffen hätte können. Aber es hat nun mal nur ihn getroffen und somit hat er seine Strafe eh schon bekommen.
Jetzt sollte man den Leuten, denen er wirklich was bedeutet hat, die Möglichkeit geben, sich angemessen von ihm verabschieden zu können. Ohne irgendwelche hasserfüllten Menschen, die scheinbar auf Toten rumtrampeln müssen, weil sie sich dann besser fühlen. Oder jenen, die nicht vergessen oder verzeihen können.
Ja, ich weiß, wie das jetzt alles klingt. Und noch vor ein paar Jahren hätte ich das so sicher nicht geschrieben. Aber ich mag nimmer rigoros sein und darunter dann leiden. Ich bin froh, verzeihen zu können und hoffe, dass auch mir mal verziehen wird, wenn es bei mir soweit ist.