Ja, es werden sich die partnerschaftsmodelle in der zukunft verändern - haben sie immer getan und werden sie auch immer.
Verschiedene einflussfaktoren beeinflussen die gesellschaftliche sicht auf akzeptierte/geförderte modelle aber auch stark die entscheidung jedes einzelnen. Glaubens/moralvorstellungen (die monogame ehe als einzig wahre form des zusammenlebens laut kath. Kirche), wirtschaftliche faktoren (frauen an den herd vs. Wirtschaftliche eigenständigkeit der partner), romantische zielbilder (märchenhochzeit und ewige liebe), vorbilder und beipiele im eigenen umfeld (goldene hochzeit der großeltern, scheidung der eltern), usw.
All diese faktoren verändern sich ständig.
Der einfluss der katholischen kirche schrumpft stetig - war man vor 50 jahren noch fast gesellschaftlich geächtet, wenn man in "wilder ehe" zusammenlebte, ist es heute annähernd normal und akzeptiert, wenn ein paar nicht heiratet und trotzdem tisch und bett teilt.
Die emanzipation hat frauen weitgehend wirtschaftlich unabhängig vom mann gemacht - vor 50 jahren hatte die ehe auch den sinn, die frau wirtschaftlich abzusichern, heute ist das nur mehr selten nötig.
Scheidungserfahrungen verändern die sicht auf das "idealbild - bis dass der tod uns scheidet" - früher war eine scheidung fast undenkbar, heute werden mehr als die hälfte aller ehen geschieden; immer mehr menschen sind mit der scheidung ihrer eltern konfrontiert und überdenken dementsprechend das althergebrachte system
In 30 oder 50 jahren werden diese faktoren weitere entwicklungsschritte durchlaufen haben:
Religion ist vielleicht auf den stellenwert einer phylosophischen lehre reduziert, oder die multikulti gesellschaft der zukunft hat die lehren der einzelnen religionen vermischt und das beste aus allen herausgepickt, steigende lebenshaltungskosten machen das zusammenleben von mehreren personen in einem haushalt oportun, die familie und die aufopferung für die kinder tritt vielleicht zugunsten von selbstverwirklichung noch weiter in den hintergrund.
Ich kann mir gut vorstellen, dass vieles von dem, was sich heute noch in den köpfen der menschen abspielt und sich in sehnsüchten und unterdrückten wünschen manifestiert in 30 oder 50 jahren gelebte realität sein wird. Heute gibt es nur wenige paare, die sich gegenseitig den freiraum geben, ihre sexuellen begierden auch außerhalb des ehebettes auszuleben. Wenn die zahl steigt und es sich bewährt, wird dieses konzept gesellschaftlich anerkennung finden. Patchworkfamilien werden immer mehr - man unterhält weiterhin freundschaftliche beziehungen zu seinen expartnern - warum sollte es nicht möglich sein, mit jemandem gefühlsmäßig verbunden zu bleiben auch wenn man nicht mehr mit ihm/ihr zusammenleben kann oder will.
Wir, die wir hier schreiben sind kinder unserer zeit. Die mehrzahl von uns wird auch 2050 noch in einer mehr oder weniger monogamen beziehung leben. Aber unsere kinder und enkel werden sich dem thema wieder ein wenig anders als wir nähern - so wie wir es im vergleich mit unseren eltern und großeltern getan haben. Wir werden es wahrscheinlich furchtbar und verwerflich finden, wenn unsere enkelin mit ihren beiden boyfriends und ihrer geliebten sonntags zu besuch kommt und werden uns nicht vorstellen können, wie die vier in ihrer "wg" ihr leben auf die reihe kriegen können. Und im gegenzug wird sich die enkelin nicht vorstellen können, wie wir uns nur so schrecklich einschränken konnten und unser leben nicht durch mehrere menschen gleichzeitig bereichern lassen konnten. Sie werden es vielleicht seltsam finden, dass wir unsere partner heimlich mit anderen betrogen haben oder uns für geld sexuelle befriedigung bei sexworkern geholt haben.
Mein Fazit: veränderung ist gut, was genau passieren wird, werden wir (hoffentlich) erleben. In jedem fall ist es spannend, darüber nachzudenken