Leben und Lieben in der Zukunft - Polyamorie als "anerkannte" Beziehungsform?

Wenn man Liebe zu Kindern nicht wissenschaftlich erklären kann, wie wollen wir dann die Liebe zum Partner wissenschaftlich erklären? Andererseits können wir sehr wohl ins Gehirn schauen (CT, MRT oder wie das alles heißt) und erkennen, wo sich was tut, wenn wir unsere Kinder, Eltern, den Partner, Eva Longoria oder Herrn Faymann sehen :)
Aber man liebt nur mit dem Herzen gut/richtig, und das liegt nicht im Kopf :p

Wenn dir in einer Partnerschaft alles gegeben wird, was du dir wünschst, warum solltest du dann Polyamorie anstreben oder fremdgehen? ABER - was wenn nicht so? Wenn jetzt der Steirerbua und Konsorten hier wären, könnten sie uns sehr eloquent erklären, dass man sich ja nur bemühen müsste und nur reden müsste und und und ... Die Realität siehst du aber offensichtlich anders, sonst stelltest du nicht die Frage "Gehen deswegen so viele Menschen fremd ... auch wenn das Betrügen von der Gesellschaft so verpönt ist? "
Jemand, der eine andere Lebenssform als Monogamie verurteilt, aber selber fremdgeht ist für mich erstmal ein *piep*. Da macht man sich anscheinend keine großen Gedanken darüber was in der Gesellschaft akzeptiert ist.

Ich sehe das ganz einfach;) ... für mich ist Sex in einer Partnerschaft sehr wichtig. Es gibt Sachen auf die ich verzichten kann und welche auf die ich nicht verzichten kann/will. Es gilt mit meinem Partner eine Lösung zu finden, nicht hinter seinem (oder meinem) Rücken.
 
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Aber man liebt nur mit dem Herzen gut/richtig, und das liegt nicht im Kopf :p
Siehst du, da musst du selber lachen :)

Jemand, der eine andere Lebenssform als Monogamie verurteilt, aber selber fremdgeht ist für mich erstmal ein *piep*. Da macht man sich anscheinend keine großen Gedanken darüber was in der Gesellschaft akzeptiert ist.
Naja, das ist einfach nur heuchlerisch - Wasser predigen und Wein trinken!

Ich sehe das ganz einfach;) ... für mich ist Sex in einer Partnerschaft sehr wichtig. Es gibt Sachen auf die ich verzichten kann und welche auf die ich nicht verzichten kann/will. Es gilt mit meinem Partner eine Lösung zu finden, nicht hinter seinem (oder meinem) Rücken.
Einfach ist gut! Kannst du in deiner Beziehung auf Sex verzichten?
 
Was haltet ihr davon? Könnt ihr euch vorstellen, dass das jemals von der breiten Masse akzeptiert würde?
Ist es denn von Bedeutung, was die breite Masse akzeptiert?
Wenn Du diesen Weg als den für Dich richtigen siehst oder erkannt hast, dann solltest Du ihn gehen, ohne Rücksicht auf die breite Masse.

Du solltest Dir aber dessen bewusst sein, dass Du Dich für einen Weg entscheidest, der nicht einfach werden wird. Natürlich können polyamouröse Beziehungen grundsätzlich funktionieren, aber dieses Funktionieren würde voraussetzen, dass man die passenden Partner dafür findet. So wie eine monogame Beziehung nur funktionieren kann, wenn die beiden Partner in grundlegenden Fragen der Partnerschaft und Treue übereinstimmen, so trifft das auf polyamouröse Beziehungen genauso zu. Nur mit der Schwierigkeit, dass dann eben alle Beteiligten auf einer Wellenlänge liegen müssen, wenn eine solche Beziehung Bestand haben soll.

Und dann gibt es noch einen Trick dabei: Polyamorie bezeichnet ja ein Beziehungsgeflecht zwischen einer genau festgelegten Zahl von Personen, die sich gegenseitig in Liebe verbunden fühlen, und innerhalb dessen natürlich auch Regeln gelten. Vor allem ist eine solche Beziehung nicht nach Belieben erweiterbar. Das heißt, falls Du Dich während einer solchen Beziehung wieder in einen Außenstehenden verliebst, könnte es haarig werden. Es sei denn, das wäre vorher zwischen allen Beteiligten entsprechend vereinbart worden. Das kann ich mir aber schwer vorstellen, denn auch in polyamourösen Beziehungen hat die gegenseitige Treue einen gewissen Stellenwert, vielleicht sogar einen noch höheren als in monogamen Beziehungen. Denn das Argument der Trennung von Liebe und Sex gilt dann ja nicht mehr. ;)

Naja, wie auch immer ...... man kann Dir nur viel Glück wünschen - Du wirst es brauchen können. :)

Mit selbstauferlegt meine ich, dass sich unsere Gesellschaft einfach dorthin entwickelt hat - ohne zu bewerten, ob das gut oder schlecht ist.
Naja, ich weiß ned. Sagen wir vielleicht so: die Gesellschaft hat sich in diese Richtung entwickelt, und sie hat diese Entwicklung offensichtlich als gut angesehen, denn sonst wär's ja traurig. Sonst hätten wir uns ja in eine Richtung entwickelt, die wir nicht haben wollen. Und das kann man ja so verallgemeinernd nicht sagen.

Wenn man Liebe zu Kindern nicht wissenschaftlich erklären kann, wie wollen wir dann die Liebe zum Partner wissenschaftlich erklären?
Liab. :mrgreen:

Die wissenschaftliche Erklärung ist meines Erachtens genau so überflüssig wie die Zustimmung der breiten Masse. Jeder Mensch kennt das Gefühl der Verliebtseins, und ein Großteil der Menschen fühlt auch, wenn sie lieben oder geliebt werden.

Aus diesem Gefühl heraus weiß man dann auch, wem diese Liebe gilt, und man weiß auch, ob man sie einem einzigen Menschen schenken will, oder ob man sie auf mehrere aufteilen will. Wenn man dafür erst eine wissenschaftliche Erklärung braucht, oder gar die Akzeptanz der breiten Masse, dann sollte man sich besser fragen, ob man nicht auf einem falschen Weg ist. :)

Ist halt meine Meinung.
 
Gehen wir mal rein hypothetisch davon aus (um Grundsatzdiskussionen zu vermeiden), dass Liebe aus Sinnesinformationen der Großhirnrinde entsteht, die dann irgendwie gefiltert und "intellektualisiert" ihren Weg in die alten triebhaften Teile unseres Gehirns finden, um dort einen Hormoncocktail auszuschütten.

Für mich ist Liebe Herzensangelegenheit und nicht Angelegenheit des Gehirnes. Mich schaudert bei dem Gedanken, dass sogar die Zuneigung zwischen zwei Menschen auf Körperfuntionen und Gehirnströme reduziert wird.

Ob ich mehrere Frauen gleichzeitig lieben kann? Ich denke ja. Die Treue ist eher ein Zugeständnis an die jeweilige Partnerin und selbst ist es mir auch nicht recht wenn diese neben mir mit anderen etwas hat.
 
Ja, es werden sich die partnerschaftsmodelle in der zukunft verändern - haben sie immer getan und werden sie auch immer.
Verschiedene einflussfaktoren beeinflussen die gesellschaftliche sicht auf akzeptierte/geförderte modelle aber auch stark die entscheidung jedes einzelnen. Glaubens/moralvorstellungen (die monogame ehe als einzig wahre form des zusammenlebens laut kath. Kirche), wirtschaftliche faktoren (frauen an den herd vs. Wirtschaftliche eigenständigkeit der partner), romantische zielbilder (märchenhochzeit und ewige liebe), vorbilder und beipiele im eigenen umfeld (goldene hochzeit der großeltern, scheidung der eltern), usw.
All diese faktoren verändern sich ständig.
Der einfluss der katholischen kirche schrumpft stetig - war man vor 50 jahren noch fast gesellschaftlich geächtet, wenn man in "wilder ehe" zusammenlebte, ist es heute annähernd normal und akzeptiert, wenn ein paar nicht heiratet und trotzdem tisch und bett teilt.
Die emanzipation hat frauen weitgehend wirtschaftlich unabhängig vom mann gemacht - vor 50 jahren hatte die ehe auch den sinn, die frau wirtschaftlich abzusichern, heute ist das nur mehr selten nötig.
Scheidungserfahrungen verändern die sicht auf das "idealbild - bis dass der tod uns scheidet" - früher war eine scheidung fast undenkbar, heute werden mehr als die hälfte aller ehen geschieden; immer mehr menschen sind mit der scheidung ihrer eltern konfrontiert und überdenken dementsprechend das althergebrachte system

In 30 oder 50 jahren werden diese faktoren weitere entwicklungsschritte durchlaufen haben:
Religion ist vielleicht auf den stellenwert einer phylosophischen lehre reduziert, oder die multikulti gesellschaft der zukunft hat die lehren der einzelnen religionen vermischt und das beste aus allen herausgepickt, steigende lebenshaltungskosten machen das zusammenleben von mehreren personen in einem haushalt oportun, die familie und die aufopferung für die kinder tritt vielleicht zugunsten von selbstverwirklichung noch weiter in den hintergrund.

Ich kann mir gut vorstellen, dass vieles von dem, was sich heute noch in den köpfen der menschen abspielt und sich in sehnsüchten und unterdrückten wünschen manifestiert in 30 oder 50 jahren gelebte realität sein wird. Heute gibt es nur wenige paare, die sich gegenseitig den freiraum geben, ihre sexuellen begierden auch außerhalb des ehebettes auszuleben. Wenn die zahl steigt und es sich bewährt, wird dieses konzept gesellschaftlich anerkennung finden. Patchworkfamilien werden immer mehr - man unterhält weiterhin freundschaftliche beziehungen zu seinen expartnern - warum sollte es nicht möglich sein, mit jemandem gefühlsmäßig verbunden zu bleiben auch wenn man nicht mehr mit ihm/ihr zusammenleben kann oder will.

Wir, die wir hier schreiben sind kinder unserer zeit. Die mehrzahl von uns wird auch 2050 noch in einer mehr oder weniger monogamen beziehung leben. Aber unsere kinder und enkel werden sich dem thema wieder ein wenig anders als wir nähern - so wie wir es im vergleich mit unseren eltern und großeltern getan haben. Wir werden es wahrscheinlich furchtbar und verwerflich finden, wenn unsere enkelin mit ihren beiden boyfriends und ihrer geliebten sonntags zu besuch kommt und werden uns nicht vorstellen können, wie die vier in ihrer "wg" ihr leben auf die reihe kriegen können. Und im gegenzug wird sich die enkelin nicht vorstellen können, wie wir uns nur so schrecklich einschränken konnten und unser leben nicht durch mehrere menschen gleichzeitig bereichern lassen konnten. Sie werden es vielleicht seltsam finden, dass wir unsere partner heimlich mit anderen betrogen haben oder uns für geld sexuelle befriedigung bei sexworkern geholt haben.

Mein Fazit: veränderung ist gut, was genau passieren wird, werden wir (hoffentlich) erleben. In jedem fall ist es spannend, darüber nachzudenken:)
 
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