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Ich werde niemals behaupten, die Schweiz sei keine Demokratie. Denn schließlich ist gerade dieser Thread eine Diskussion über die zutiefst demokratisch (nämlich vom Volk) getroffene Entscheidung, dass in der Schweiz Minarette nicht erwünscht sind.
off topic:
Wie die Bildung der Regierung erfolgt, das ist in der Schweiz anders geregelt. Wobei es bei uns in einigen Bundesländern ähnlich festgelegt ist. Die österreichische Bundesverfassung sieht es anders vor. Die Regierungsbildung 2000 entsprach zu 100 % der österreichischen Verfassung. Wenn du das als undemokratisch bezeichnest, dann muss ich dir allerdings wirklich mangelndes Demokratiebewusstsein attestieren. Denn es bleibt die unbenommen, kein Österreicher werden zu wollen. Aber du solltest zumindest das Mindestmaß an Respekt für dein Gastland aufbringen, unsere demokratische Verfassung zu akzeptieren.
Nur so nebenbei: So wie in Österreich war das schon in vielen europäischen Ländern der Fall, dass durch die Koalition kleinerer Parteien die mandatstärkste Partei in die Opposition gedrängt wurde. Ich halte übrigens auch das Gejammere des Herrn Strache über die sich abzeichnende „Koalition der Verlierer“ für undemokratischen Schwachsinn. Die Parteien erhalten vom Wähler ein Mandat, das sie nach ihrem Belieben nutzen können. Fühlt der Wähler sich verarscht, dann kann er das bei der nächsten Wahl zum Ausdruck bringen. Die Wähler haben sich 2000 von der ÖVP offenkundig nicht verarscht gefühlt, denn sie haben bei der nächsten Wahl diese Partei deutlich gestärkt.
Nur der guten Ordnung halber: es gibt auch Systeme, wo das Wahlrecht zu einer überproportionalen Benachteiligung der schwächeren Partei führt. Damit soll die Bildung einer regierungsfähigen Mehrheit erleichtert werden. Das kann man nicht von vornherein als undemokratisch bezeichnen, denn dann wären die USA und Großbritannien keine Demokratie.
In dem Zusammenhang wird es interessant, ob die Grünen angesichts der Chance auf Mitregierung in Wien zu ihrem notariell bestätigten Versprechen stehen werden.
erstens habe ich nie behauptet DU hättest gesagt, die schweiz sei undemokratisch. wenn du jede meiner aussagen immer nur auf Dich selbst beziehst, ist das Dein problem. ich hatte sie auf plastic bezogen, was dem aufmerksamen leser wohl kaum entgehen kann.
und zum letzten mal: ich habe NIE behauptet, dass die regierungsbildung 2000 nicht auf demokratische art und weise entstanden sei oder nicht der österreichischen verfassung entsprechen würde. wenn Du Dich weigerst zu akzeptieren, dass ich das auch meine, dann kann ich Dir auch nicht helfen. Ich habe nur behauptet, dass es nicht dem wählerwillen entsprochen habe, dass diese Regierung zustande kommt und dass es außerdem ein äußerst demokratischer vorgang ist, wenn gegen was auch immer demonstriert wird.
mir wäre nicht bekannt, dass auch nur ein bundesland in österreich ähnlich beschickt wird wie in die schweizer landesregierung oder auch die kantonsregierungen. (jeder einzelne minister wird in der schweiz von der vereinigten bundesversammlung gewählt - jedes einzelne kantonsregierungsmitglied wird vom volk gewählt)
ich akzeptiere die österreichische verfassung, jedoch kann ich nicht behaupte, dass sie demokratisch wäre. ich bin mir klar darüber, dass so viele österreicher es nicht verstehen, dass die punkte, die ich eben oben aufgezählt habe, zumindest symptome für ein wenig demokratisches system ist. ich bin zwar immer wieder erstaunt darüber, wie wenig ziemlich viele österreicher über ihr eigenes system wissen, aber ich habe mich inzwischen damit abgefunden. wenn du schon behauptest, die österreichische verfassung sei achso demokratisch, dann argumentiere. einfach in fett schreiben, dass sie demokratisch ist, macht die aussage deswegen nicht richtiger.
im übrigen kann man sich drüber streiten, ob die entscheidung minarette zu verbieten wirklich so demokratisch war. ich wiederhole hier noch einmal die zwei wichtigsten argumente dagegen:
erstens ist baurecht in der schweiz sache der kommunen - also gemeinden. wieso ein st. galler darüber mit entscheidet, was in genf gebaut werden darf ist kein ausdruck von demokratie, sondern es dürfte eher bedenklich stimmen, wenn baurecht nun auf einmal in der bundesverfassung geregelt wird.
zweitens hat auch das durch das volk entschiedene recht einen rahmen. so ist dies zb völkerrecht (dem schweizer volk ist es zb verboten darüber abzustimmen, ob sie die folter wieder einführen wollen) desweiteren ist es eben auch die menschenrechtskonvention, die dem schweizer volk einen rahmen steckt. in meiner rechtsauffassung ist das verbot des baus von minaretten eine einschränkung des menschenrechts auf freie religionsausübung. darüber wird über kurz oder lang straßburg zu entscheiden haben und sollte straßburg zu dem schluss kommen, dass es menschenrechtswidrig ist, dann haben wir den salat.
nur der ordnung halber: ich habe die punkte, die darauf hindeuten, dass österreich nicht demokratisch ist, einer nach dem andern aufgezählt. ich würde nicht so weit gehen, die usa als undemokratisch zu bezeichnen, aber auch da gibt es gewisse dinge, die nicht besonders demokratisch sind (siehe erste wahl von george w. bush und die wohl nicht ganz unumstrittene wahlkartenauszählung) in österreich sind es jedoch so viele punkte, die nicht demokratisch sind, dass ich nicht umhin komme, zu sagen: österreich ist keine repräsentative demokratie, sondern eine aristokratische parteienherrschaft. worin der unterschied besteht zu einem britischen system, wo sogar nur zwei parteien herrschen? ganz einfach: die organisation innerhalb der parteien, die unabhängigkeit der abgeordneten von ihrer eigenen partei.