Weiß gar nicht, wo ich da anfangen soll:
Fächer, Schulstufen-bezogene Inhalte, Schulzweige an sich und das Vorwissen der Schüler, dazu die unterschiedlichen Lerntypen bei Kindern, und das nochmal altersabhängig ....
Es gibt keine Universallösung, um Unterricht durchzuziehen und dann reproduzierbare, gute Ergebnisse quer über eine deutliche Mehrheit einer Klasse zu bekommen, und nicht zuletzt muß man auch vorab klarstellen: Soll die Ausbildungsschiene an ein bestimmtes Niveau heranführen, oder durchaus auch selektieren?
Aber mal konkret zur aktuell durch's Dorf getriebenen Sau "distance learning", das alle paarJahre im Zusammenhang mit einer anderen technischen Entwicklung und deren neuen Möglichkeiten von (gsd immer weniger) Apologeten als Erlösung im ewigen Kampf um den idealen, möglichst billigen Unterricht abgestaubt wird, um nach wenigen Jahren wieder zu einer realistisch geschrumpften Realität zurückkehrt, und die neue Errungenschaft zu einem weiteren Werkzeug im Repertoire macht.
Die Grenzen der aktuellen Vision zwischen Lernplattformen (= zentrale Kommunikationsplattformen, von der Dokumentenverteilung, über Mail/Chat zw. Schülern + Lehrern, bis derzeit hin zu Videokonferenzen, Online-Tests inkl. Bewertung, klassischen Foren zum Diskutieren von Problemen und Lösungswegen, sowie natürlich Abgabe von Hausübungen aller Art ...) sind sowohl technischer Natur, wenn eben die Ausstattung und/oder Vernetzung der Teilnehmer nicht funktioniert oder ausreicht, dann aber auch der inhärente Spieltrieb vieler Kinder, da nun einmal dazu neigen, abzuschweifen, und KEIN Lehrer kann 20 Schülern gleichzeitig auf den Schirm schauen, ob sie bei der Sache sind, weder im Klassenraum, noch auf Plattformen, die Remote-Desktops anbieten. Dazu müßte man schon einmal eine Desktop-Umgebung haben, die während der Unterrichtsstunde den Start anderer Programme verhindert, nebst einer Firewall o.ä. die das Ausweichen auf Browsergames usw. unterbindet. Im Schulgebäude vielleicht noch lösbar, im Home-Schooling illusorisch.
Von sonstigen technischen Problemen, wie oben so schön skizziert, will ich gar nicht anfangen. Kurzum: die aktuellen Desktops (ich nehme den Namen des OS gar nicht mehr in den Mund) sind ein unsäglicher Schrott der sich in 25 Jahren tatsächlich nicht signifikant weiterentwickelt hat, und die Benutzer merken es nicht einmal.
Grundsätzlich verlangen mächtige Medien und Plattformen einen enormen Vorbereitungsaufwand seitens des Vortragenden, einerseits um den Stoff in passendem Tiefgang für die Zielgruppe zu erstellen und auch auf die Lernplattform und ihre Mittel abzubilden - der Aufwand steigt geradezu exponentiell. Vorteil zugegeben: Wenn's einmal gut gemacht ist, zehrt man davon ein paar Jahre, je nach Fach.
Aber es erspart nicht den weiterhin nicht geringen Aufwand, den Lernfortschritt und die Treffsicherheit der Wissensaufbereitung bei der Klasse zu überprüfen, den im Gegensatz zum Frontalunterricht sieht man nicht die Fragezeichen in den Gesichtern und manche Kinder verstecken sich auch schon mal, wenn sie nicht mitkommen. Kontrolle ist also weiterhin nötig und zeitintensiv.
Überhaupt: Lehren/Lernen besteht aus mehreren Eckpfeilern, die je nach Fach zu unterschiedlichen Zeitpunkten zum Tragen kommen:
(meine Einteilung hier ist nicht offiziell genormt)
Stufe 1 ist die Vermittlung der Grundbegriffe, des Handwerkszeugs, das ABC, 1x1, "Chunks" der Materie aufbauen ... - das geht in manchen Fächern nur frontal bzw. durch individuelle Betreuung und bevor das nicht sitzt braucht man gar nicht zur nächsten übergehen.
Stufe 2: auf Basis der Grundbegriffe die geforderte Bandbreite an Wissen aufbauen, Sätze/einfache Grammatik, Grundrechenarten, Naturgesetze, Abstraktionen erarbeiten und im Schülergehirn festigen
Stufe 3: Komplexität steigern, Problemlösungskompetenzen aufbauen
und irgendwann
Stufe 4: selbstständiges Verstehen, Erarbeiten und Lösen betreuen
vgl auch: du liest = du vergißt
du wiederholst = du merkst es dir
du machst es = du verstehst
oder in Bezug auf Lehrberufe: eine Sache hat man oft erst dann nachweislich und tiefgehend verstanden, wenn man sie jemand anderem (erfolgreich) erklärt hat.
Fazit: Distance Learning in all seinen Formen wird nur ein weiterer Puzzlestein sein, nur so effizient, wie die Aufbereitung durch den Lehrenden X dessen Fähigkeit, die Schüler auch mit gezielter Beobachtung bei der Stange zu halten.
Es erspart weder, daß das Schulsystem Inhalte und Tiefgang Schulstufen-bezogen regelmässig überarbeitet (ausmisten und zukunftsweisend anreichert - eine Gratwanderung) noch, daß Lehrer sich einzelnen Kindern widmen können.
Manche Menschen lernen visuell, von Bildern/Graphiken/Videos weg, andere über Texte, andere durch experimentieren, wenige können sich schon früh Dinge selbst mit wenig Anweisung gut erarbeiten und all das nochmal abhängig von Alter/Reife, Inhalt, Motivation und Konzentration.
Es ist sicher praktisch, wenn Lernplattformen einen Pfad für den Unterricht unterstützen und von der Zielgruppe flexibel (online, offline, oder auch mal ausdrucken und am Papier damit arbeiten) benutzt werden können.
Aber um Himmels Willen nicht, vor dem 13/14 Lebensjahr, bevor die grundlegenden Kulturtechniken bedingungslos sitzen und altersgemäße Disziplin und Konzentration bewiesen haben.