Spiegelfechterei - ich komme nicht auf den Schluß sondern wollte dir damit demonstrieren, daß diese Art der Schlußfolgerung ziemlich dämlich ist. Wenn deine Erfahrung, daß Frauen, die sich in Schlabberlook kleiden, fantasielos und nicht aufgeschlossen wären, dann wäre meine "Erfahrung", daß Frauen in Heels und aufreizendem Look fantasielos und wenig aufgeschlossen wären, ebenso zulässig (weil sie a) für
mich nicht sexuell reizvoll sind und b) diese fantasielosen Weibers sich weigern, als Lesbe zu leben
) - sprich: Erfahrungen haben AUCH damit zu tun, was man selbst nach außen vermittelt, es ist ein Fehler, sie für allgemein gültig zu halten.
Allgemein gültiges gibt es sowieso nicht, aber offenbar haben wir da ganz unterschiedliche Erfahrungen bzw. vielleicht auch eine andere Wahrnehmung.
Das ist richtig - mache ich, tu ich sogar sehr gerne, als Indiz für Aufgeschlossenheit nur bedingt brauchbar. Damit landen wir wieder bei der "Reihenfolge" - mit Heterofrauen hatte ich selten das Vergnügen (bzw. hatte kein Vergnügen daran), aber ich glaube, daß sie grundsätzlich nicht so viel anders ticken als Bifrauen bzw. Lesben: die Annäherung, das Ausloten, das Stück für Stück preisgeben ist für sehr viele Frauen oft schon Teil des spannenden Spiels rund um Erotik, Erobertwerden, Sex, sich Fallenlassen, während Männer oft dazu neigen, dieses Spiel als Verklemmtheit mißzudeuten und sich nach "Aufgeschlosseneren" umsehen. Mit dem Ergebnis, daß Frauen Männer für ignorante Trampel halten oder umgekehrt Männer Frauen für frigide Zicken (und das ist natürlich wieder eine Überzeichnung - Klischees eignen sich ja hervorragend dafür
). Ist wie so'n Coitus interruptus auf weiter gefaßter Ebene in gewisser Weise.
Möglicherweise zu Deiner Überraschung muß ich sagen, daß ich dieses Spiel auch sehr schätze. Nur findet das bei einem bestimmten Typus Frau eben überhaupt nicht statt. Und als Mann bin ich nun mal leider auch ein optisches Wesen und in meinem Fall auch mit einer entsprechenden Sensibilität ausgestattet.
Mit herkömmlichen Pornos kann ich jetzt auch nicht soviel anfangen, es sei denn es ist in irgendeiner Form Erotik in der Luft - z.B. reizvolle Wäsche o.ä.. Da gibt es auch wirklich wesentlich spannendere Dinge, wo Frauen auch nicht in absoluter Nacktheit präsentiert werden - finde ich persönlich wesentlich aufregender. Only teasing heißt das Motto
- ein tolles Spielchen finde ich, aber dazu braucht es auch optische Reizpunkte.
Was mir ehrlich gesagt auch nicht so wirklich gefällt ist die hier proklamierte Vorstellung, daß jeder Mann, der eine lebhafte erotische Phantasie hat, ein schwanzgesteuertes, unempathisches, gefühlloses, unsensibles Testosteronmonster ist, der in der nächsten Sekunde über jede Frau herfällt - insbesondere vielleicht solche, die sich vielleicht etwas offenherziger bekleiden. Ich glaube sowieso, daß nicht jede Kopfkinophantasie tatsächlich realitätsfähig ist (oder sich herausstellen würde, daß sie es wider Erwarten nicht ist) - ich denke, es geht in erster Linie um einen unkomplizierten und lockeren Umgang damit. Wenn schon vorab alles als mittlere Katastrophe abqualifiziert wird, dann wird halt auch die Phantasie brutal abgewürgt - obwohl es vielleicht real ohnehin nie ein Thema gewesen wäre.
Ich habe auch viele Phantasien - aber da gibt es sicher viele, die ich jetzt nie in der Realität umsetzen würde oder sie zur Voraussetzung für eine Beziehung machen würde. Worauf ich allerdings allergisch reagieren würde ist, wenn sie mit -30 Grad entsorgt würden - das wäre einfach der absolute Lustkiller.
Das proklamierte Testosteronmonster bin ich also sicher nicht - allerdings finde ich es äußerst reizvoll, wenn eine Frau mit ihrer weiblichen Erotik bzw. meiner Lust spielt. Und das hat jetzt überhaupt nichts damit zu tun, daß hier irgendwie Sex im Raum stünde. Nur weil eine Frau sich sexy kleidet, bedeutet das für mich nicht, daß ich jetzt in der nächsten Sekunde über sie herfalle bzw. sie mir das mit ihrem Auftritt "sagen" will. Aber daß es mir gefällt und ich das artikuliere, sollte ja vielleicht doch möglich sein, ohne, daß ich in einer Schublade verschwinde.