Nach heutiger Meinung ist zwischen Sex und Liebe zu unterscheiden: Sex ist frei, Liebe bindend und die Ehe gesetzlich geschützt.
Sex, Liebe, Ehe
Sex dient zwar in erster Linie der Arterhaltung durch Zeugung von Nachkommen, aber viel häufiger der Erfüllung des elementaren körperlichen Bedürfnisses, Wollust zu empfinden, also die verschiedenen Glückshormone im Körper zu aktivieren. Dies gelingt am leichtesten durch manuelle oder orale Stimulation sexuell erregbarer Körperteile wie des Mundes, der Haut der Brustwarzen und der Geschlechtsorgane sowie durch Anschauen erotischer Bilder und Videos und durch Wahrnehmung erotischer Signale mit anderen Sinnesorganen sowie durch Lesen oder Ausdenken erotischer Geschichten und Fantasien. Besonders wirkungsvoll ist es natürlich, wenn mehrere Reizformen kombiniert werden und besonders attraktiv ist es, wenn die allfälligen Partner und Animationsvorlagen immer wieder gewechselt werden. Am intensivsten erleben wir den Sex jedoch mit einer lebendigen Person.
Wer auf Sex - aus was für Gründen auch immer - verzichtet, riskiert, früher oder später psychische Störungen zu erleiden. Zwar entleeren sich die Hoden eines Mannes, der im Fortpflanzungsalter keinen Sex hat, etwa alle vier Wochen meist in einem Traum spontan, bei dieser Notwehr des Körpers bleibt aber der
Orgasmus aus. Das kirchliche Gebot des Zölibats für katholische Priester, Nonnen und Mönche hat mit aller Deutlichkeit gezeigt, dass viele dieser Benachteiligten sich sexueller Übergriffe oder an den ihnen anvertrauten Schützlingen durch Gewaltexzesse schuldig machen. Zudem zeigten verschiedene statistische Erhebungen, dass Männer, die seltener als wöchentlich ejakulieren, mit erhöhtem Risiko an Prostatakrebs erkranken.
Liebe dient der Erfüllung des elementaren seelischen Bedürfnisses, Geborgenheit zu empfinden, also bei einem anderen Wesen Verständnis, Vertrauen und Zuwendung zu finden. Zu Beginn des Lebens baut sich aller meistens von selbst die Liebe zwischen Mutter und Kind auf, anschliessend kommen vielleicht Liebesbeziehungen mit dem Vater und Tieren sowie mit Gott und anderen religiösen Instanzen dazu. In der Schulzeit können sich Freundschaften in Liebesbeziehungen auswachsen. Mit der Pubertät beginnt die Fokussierung der Liebe auf eine einzige Partnerperson, was gewöhnlich mit der Lockerung der früheren Liebesbeziehungen einhergeht (Emanzipation). Die Liebe ist selbstlos, jedoch nicht exklusiv, und kann, wenn nötig, vorübergehend sogar aufopfernd sein; sie sollte aber weder das Selbstvertrauen noch die Eigenständigkeit der beiden Partner untergraben. Wahre Liebe ist tolerant und duldsam und kann auch Fehler verzeihen. Mangel an Liebe - insbesondere an Mutterliebe - führt fast zwangsläufig zu psychischen Fehlentwicklungen: Die Betroffenen entwickeln kaum die Fähigkeit zu Empathie, sind von Misstrauen geplagt und führen meist ein vereinsamtes Leben. Wer in der Kindheit Liebe entbehrte, hat später kaum eine Chance, dieses Defizit aufzuholen.
Die Ehe ist eine dauerhafte Lebensgemeinschaft zweier Menschen, die auf gegenseitiger Achtung und Wertschätzung beruht und bezweckt, gemeinsam das Leben zu meistern, sich gegenseitig mit Rat und Tat beizustehen, füreinander einzustehen und gemeinsam Verantwortung zu tragen, insbesondere für den Nachwuchs, der allfällig aus der Verbindung entsteht. Die beste Chance für eine glückliche Ehe haben Paare, die sich lieben. Auch der Sex spielt in der Ehe eine bedeutende Rolle. Wenn die Bedürfnisse der beiden Partner einander entsprechen, stärkt und bereichert gemeinsamer Sex die ehelichen Bande enorm. Wenn diese Übereinstimmung allerdings - wie es oft vorkommt - nicht erfüllt ist, sollten die Partner einander die Freiheit einräumen, die sexuellen Bedürfnisse anderweitig zu befriedigen, im Bewusstsein, dass Autosex und Sex mit einer Drittperson, wenn dies mit dem Einverständnis aller Beteiligten geschieht, die eheliche Liebe nicht beeinträchtigt.
Seit den Neunzigerjahren des 20. Jahrhunderts befriedigen immer mehr Menschen ihre sexuellen Bedürfnisse virtuell, d. h. sie holen sich im Internet die erotischen Animationsvorlagen und treten anonym mit Partnern in Verbindung, um mit ihnen Erfahrungen Wünsche und Erfahrungen auszutauschen, jedoch ohne diese leibhaftig zu treffen. Auch diese Einseitigkeit führt, wenn sie sich zu einer Sucht steigert, häufig zu psychischen, sozialen und beruflichen Schwierigkeiten.
Ebenfalls in den Neunzigerjahren des 20. Jahrhunderts definierte eine internationale Konferenz den freien Sex für alle Menschen als ein fundamentales Menschenrecht. Aber bisher hatte dieses Prinzip keinerlei gesetzliche Folgen.