Oh bitte... und wenn die Frau draufkommt, ist die Beziehung ja immer noch sehr stabil, oder nicht?
Betrügen, ohne dass der jeweils andere es weiß ist einfach sowas von widerlich und so erniedrigend für den Partner, der davon nichts weiß! Ich weiß gar nicht wie man solche Lügen und Vertrauensbrüche gutheißen kann...
Ochdoch, verstehen und nachvollziehen kann ich's schon, obwohl sowas für mich undenkbr wäre. "Wegnehmen" jemandem: ich hab da so meine Zweifel, ob das geht. Jeder Mensch gehört doch nur sich selbst, da gibt's nichts "wegzunehmen". Entscheidungen kann man doch immer nur für sich selbst treffen, ob man sich in eine bestehende Beziehung aktiv "einmischt" oder nicht mag eine Haltungssache sein, aber letzten Endes geht's doch ausschließlich darum, was man selbst und
nur für sich akzeptabel findet.
Moralische Werte hat ja jeder, und ich hab die Erfahrung gemacht, daß die ziemlich schnell ins Wanken geraten können, wenn neue "Faktoren" ins Spiel kommen: beispielsweise Unzufriedenheiten in der Beziehung, wie sie früher oder später fast überall auftauchen, Alltag, das Bedürfnis, mal wieder sexy, reizvoll oder spannend für jemanden zu sein, der Kick, neue Erfahrungen zu machen, Geilheit, wie man sie kaum so intensiv erlebt wie beim Anbandeln mit neuen potentiellen Partnerinnen. Wie auch immer... Gründe, daß dann gerade der eigene, individuelle Fall eine besondere Versuchungen nachgibt oder für sich beschließt, die eigene Moral den Bedürfnissen unterzuordnen, lassen sich immer finden. Ich glaub, daß das sogar der "Normalfall" ist.
Deswegen glaube ich, daß der einzige Maßstab, der überhaupt für solche Entscheidungen gelten kann, ausschließlich der eigene sein kann. Nicht der des gebundenen Objekts der Begierde, nicht der Gedanke, was derjenige seiner Familie antun könnte, nicht der, was sich gehört oder nicht, sondern ausschließlich: womit kann ich selbst leben. Weil: für den eigenen Gefühlshaushalt ist niemand anderer zuständig als man selbst, immer. Wenn ich sage: ich kann mir eine Affäre oder eine engere Beziehung mit jemandem, der Problemlösung in heimlichen Nebenschauplätzen sucht, nicht vorstellen, dann resultiert das aus dem Wissen, was ich für mein
eigenes Wohlbefinden brauche.
Das ist allerdings wandelbar, glaub ich. Ich hab heute völlig andere Bedürfnisse und damit Wertmaßstäbe als vor 20 Jahren, und ich glaube, auch das geht den meisten Menschen so (Leute, deren "Moral" über die Jahre immer stabil und fix bleibt, mögen zwar integer wirken, aber die werden Anfechtungen und diverse "Stürze" vom eigenen Roß vermutlich weder selbst erleben noch je bei anderen akzeptieren können).
Naja. Kleiner "philosophischer" Gedankenspaziergang zum Morgenkaffee... eine Diskussion darüber, wer nun toleranter oder nicht, ehrlicher oder nicht oder "offener" oder nicht ist, kann eigentlich nur müßiges Drumrumgelaber bleiben. Überzeugen wird man sich gegenseitig sowieso nicht können, muß sogar scheitern, solange man glaubt, daß andere - besonders Beziehungspartner - für's eigene Wohlbefinden zuständig seien. Sind sie nie.