Warum bindende Volksentscheide in der Schweiz und nicht bei uns?

Also gehts mal wieder darum einfach irgendwas zu schreiben :)
Gehirninkontinenz sozusagen.
 
Ah, wieder ein geistreiches, "schlafertiges" Kommentar... Schwarzeneggers Bruder, hmmm?
 
Ja, unser guter Manuel hat eben Angst vor der Diktatur des Volkes.

Tja, sprach man nicht im Marxismus von der Diktatur des Volkes ?
Oder war's die Diktatur des Proletariats ??

Also vor einer Diktatur hätte ich auch Angst. Egal ob die jetzt von Einzelpersonen ausgeht oder vom Volk. Wobei, Einzelpersonen allein können keine Diktatur ausüben. Dazu bedarf es der großen Unterstützung des Volkes.

Ich finde, dass es wichtig ist, eine Balance zu finden zwischen repräsentativer und direkter Demokratie. Gewisse Fragen möchte ich nicht vom Volk direkt entschieden haben. Das sind Fragen, die einen hohen Sachverstand erfordern oder Themen, die leicht Opfer von populistischen Strömungen werden können.
 
Ein humoriges Mitlesen ist das jetzt für mich:

Über Sinnverdrehungen und Beschimpfungen ärgere ich mich nicht mehr, weil ich den Berufstroll konsequent nicht mehr zur Kenntnis nehme, wie auch DonJo ihn ignoriert. Ich lese ihn nicht einmal mehr, wenn ihn Andere zitieren, denn ich suche mir selbst aus, was ich lese. Auf diese Art würde sich das Ruinieren von Diskussionen mit präpotenter Rechthaberei schnell aufhören. :hurra:

Bringen DenisR, gogolores, saturn2 und Andere sachliche Einwände gegen Volksentscheide ein, dann wird man sich gerne damit auseinander setzen, aber nicht mit pseudointellektuellen Unfriedenstiftern mit heimlichen Sadomaso-Gelüsten. :haha:

Der Angesprochene möge sich gerne melden - dann wissen wir wenigstens, dass er sich in meiner Beschreibung erkennt. Ich werde auch das vornehm übergehen. Und wie immer gilt die Unschuldsvermutung. :aetsch:
 
Natürlich nicht, denn sie wissen genau, wie entscheidend der Wortlaut ist. Jede politische Farbe will durch die Formulierung das Ergebnis im eigenen Sinne beeinflussen.
Die Fragestellung ist nebensächlich, denn die Wähler werden sich hoffentlich nicht erst wenn sie abstimmen zum ersten Mal damit auseinandersetzen, was eigentlich die Frage ist. Die Meinungsbildung wird nicht über die Frage auf dem Zettel erfolgen.


Mit meiner Online- Abstimmung für die Wehpflicht blieb ich überall in der Minderheit, einmal mit 49 %, doch meine Erregung darüber ist Null.
Eine Online-Abstimmung hat ja auch keine Konsequenzen, eine Volksabstimmung hätte aber Konsequenzen, möglicherweise gravierende Konsequenzen auch für Dich. Der Vergleich mit einer völlig belanglosen Online-Abstimmung ist schwachsinnig.
Angenommen Du hältst Gentechnik für höchst gefährlich und siehst durch sie die Umwelt langfristig ernsthaft bedroht. Angenommen bei einer Abstimmung über das Verbot gentechnisch veränderter Kulturpflanzen bleibst Du in der Minderheit. Dann wirst Du das nicht so locker sehen.

dann ist diese Erregung über eine weltfremde Gesetzgebung, Justiz und Umsetzung keinesfalls jener "Populismus"
Schon wieder setzt Du Deine Meinung als die (natürlich völlig richtige) Meinung des Volkes. Das hat mit Demokratie nichts zu tun.
Deine Meinung ist Deine Meinung und Du bist nicht das Volk sondern nur ein Teil des Volkes. Auch diejenigen Juristen, die es ganz anders sehen als Du, sind Teil des Volkes, nicht weniger als Du.
 
Da die meisten so hoffnungslos Angst vor "direkter Demokratie" haben, machen sie sich auch nicht die Mühe, zu überlegen, was solche Entscheide bedeuten können, sollen und dürfen.

Natürlich kann die Abstimmung über Wehrpflicht um bei dem Beispiel zu bleiben (die ja keine Abstimmung ist, sondern nur eine Befragung ;) ) nicht für immer und ewig über diese Sache entscheiden - quasi in Stein meißeln.
Angenommen es wäre eine Abstimmung, dann müsste die Abstimmung nach einem bestimmten Zeitraum z.B. nach 10 Jahren wiederholt werden. Warum? Weil sich die realpolitischen und strategischen Gegebenheiten geändert haben könnten. Was das sein könnte, überlasse ich jetzt mal eurer Phantasie.

Leider werden aber diese Wiederholungen im Moment missbräulich verwendet. Wenn es um die EU geht, wird so lange abgestimmt, bis das Ergebnis denen da oben passt (Irland z.B.) Das ist dann Missbrauch der direkten Demokratie.
 
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Aus aktuellem Anlass bringt "Der Standard" auf Seite 36 seiner heutigen Ausgabe eine vernichtende Abrechnung mit genau jenem Parteienparlamentarismus, der von Manuell und Ziggy Stardust so vehement verteidigt wird.

Beide berufen sich hierbei auf den bedeutenden Rechtsphilosophen Hans Kelsen, der als Berater des Kriegsministers von Kaiser Karl diente und 1920 wichtige Grundlagen für die Verfassung der jungen postmonarchischen Republik Österreich, die im Wesentlichen noch heute in Kraft ist.

Und genau im "antiken" Alter könnte auch Kritik ansetzen:
So wie es zuminderst hinterfragt werden sollte, ob es heute günstig erscheint, wenn unser Rechtssystem noch immer wesentlich vom Römischen Recht und dem Kanonischen Recht der katholischen Kirche bestimmt wird, so könnten wir uns fragen, ob ein Verfassungswerk, welches in einer völlig anders gearteten Gesellschaft entstand, wie wir sie heute vor finden, noch immer den Bedürfnissen der Menschen entspricht.

Dass dem nicht unbedingt so sein muss, zeigt der eine "real existierende" Verfassung, die sich von der geschriebenen Verfassung so weit entfernte, dass sie die Bedürfnisse der Bevölkerung nicht mehr in allen Lebensbereichen abdecken kann. Eine Verfassung, die zu einer Politik führt, zu der die Menschen das Vertrauen verlieren, kann wohl nicht als funktionierende Verfassung bezeichnet werden!

Der Kommentar trägt übrigens den treffenden Titel "Eine Beleidigung der Intelligenz" und dürfte für Manuell nicht uninteressant sein, stellt er sich doch stets selbst sinngemäß als "leuchtendes Beispiel an kognitiven und intellektuellen Fähigkeiten" dar, der es "nicht notwendig", habe Wikipedia zu konsutlieren, es aber als notwendig erachtet, bei anderen Auffassungen "Hauptschulniveau" zu vermuten.

Sollte Jemand gegen diesen Kommentar Sinnverdrehungen oder Beschimpfungen bereit halten wollen, dann bitte an den Autor Michal Völker und nicht an meine Wenigkeit. Hier der Text:

http://www.ots.at/presseaussendung/O...ichael-voelker
 
Leider werden aber diese Wiederholungen im Moment missbräulich verwendet. Wenn es um die EU geht, wird so lange abgestimmt, bis das Ergebnis denen da oben passt (Irland z.B.)
Wie sollte das funktionieren? Ist das mündige Wahlvolk zu blöd bei seiner Meinung zu bleiben?

Tatsächlich ist es völlig legitim, wenn ein Vorschlag abgelehnt wird, einen adaptierten Vorschlag zur Abstimmung vorzulegen.
 
Zu einem fast wortgleichen Urteil, wie Michael Völker im heutigen Standard, über den fatalen Zustand des Parteienparlamentarismus gelangte eine hochkarätig besetzte Expertendiskussion im "Journal Panorama" heute um 18:25 im Hörfunk Ö1 über das unwürdige Abwürgen des Untersuchungsausschusses. Obwohl der Ausschuß "Licht ins Dunkel" von Parteienmachenschaften bringen hätte sollen, vermuteten wache Geister in der Bevölkerung in Leserbriefen von Beginn an ein Zudecken und Versanden im Nichts, damit der Parteiensumpf "nicht angerührt" werden möge. Dass diese Warner Recht behielten richte Verheerungen an im Vorfeld der NR-Wahl: Politikverdrossenheit, Desinteresse an öffentlichen Vorgängen und Wahlverweigerung werden weiter zunehmen. Manuell beklagt die Untätigkeit des Bürgers, ohne deren Ursache mit zu nennen: Die von ihm so geschätzten Parteien selbst.

Ein direktes Korrektiv des Souveräns wäre doch eine Überlegung wert, oder etwa nicht?

Einige Einzeltäter, die als Parteigünstlinge ihre persönlichen Vorteile aus einem undurchschaubaren Filz ziehen, der unser Land und die EU an die Wand fährt, verteidigen es verbissen, blind für reale Entwichlungen und daher untergriffig. Na klar doch. Was sonst?
 
Tatsächlich ist es völlig legitim, wenn ein Vorschlag abgelehnt wird, einen adaptierten Vorschlag zur Abstimmung vorzulegen.
Adaptierter Vorschlag - jetzt bin ich schwer beeindruckt ... :)
"Adaptiert" ist bald mal was - dafür müsste man nur den Wortlaut ändern ;)
Und die versteckten und bisweilen offenen Drohungen haben natülich rein gar nichts damit zu tun, dass Leute plötzlich das "Richtige" ankreuzen :D
Ich habe gedacht, wir sind über Spitzfindigkeiten hinaus und wollen hier ernsthaft diskutieren ...
 
Und die versteckten und bisweilen offenen Drohungen
Wenn man den Leuten die Konsequenzen ihrer Entscheidung vor Augen hält, dann sind das Drohungen?
Wenn ich jemandem, der immer herumnörgelt "Ich will dieses nicht, ich will jenes und das passt mir auch nicht." sage: "Wie Du meinst. Dann mach halt was du willst, aber ohne mich.", ist das dann eine Drohung oder einfach Konsequenz?


Ich habe gedacht, wir sind über Spitzfindigkeiten hinaus
Ich weiß eh, alles was Dir nicht in Deine Propaganda passt, sind Spitzfindigkeiten.
 
Propaganda - mei süß :D Ich bin es nicht, die andauernd eine Lanze für diesen Parteiensumpf bricht ;)

Ich habe gerade in dein Profil geblickt, um herauszufinden aus welchem Winkel Österreichs du bist und welches Alter du hast. Bin leider nicht fündig geworden.

Ich habe miterlebt, wie sie uns in die EU hineingelogen haben - "Ederer 1000er" und ähnliche Scherze.

Ich kann mich auch daran erinnern, wie gewisse Poltiker unverhohlen gedroht haben, dass der Serbe über uns herfallen wird, wenn wir nicht in der EU sind. Darüber redet natürlich heute keiner mehr :D

Wir standen damals noch unter dem Schock der Jugoslawienkrise. Lustig, oder? :mrgreen:
Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie unser Nachbar, ein Bediensteter des Militärkommandos, tagelang nicht nach Hause gekommen ist und in seinem Büro übernachten musste. Seine Familie durfte nicht darüber reden.
Ich kann mich daran erinnern, wie unsere Männer uns erzählten, wie sich die "Jugos" jenseits der Grenze gegenseitig "ausradiert" haben. Ich kann mich auch erinnern, wie Zivilisten unten in Leibnitz "Zweimannkampfdeckungen" für den persönlichen Gebrauch gegraben haben. Oder an die serbischen Jagdbomber, die über die Steiermark flogen.

Und du willst mir sagen, solche Drohungen sind nicht möglich?
Du hast offenbar nicht erlebt, was wir hier erlebt haben.
Wahrscheinlich hältst du das alles nur für eine deiner "Adaptierungen" oder "Konsequenzen" ...
Ja, ja ... Nichtwissen ist oft ein Segen! :)
 
Zuletzt bearbeitet:
ich habe in diesem thread nicht alle beiträge gelesen und habe ihn jetzt auch mehr aus zufall entdeckt, aber da ich erstens der meinung bin, dass demokratiepolitisch in österreich so einiges im argen liegt und zweitens schweizer bin und das schweizer system dementsprechend gut kenne, werde ich nun auch meinen senf dazu geben.

als erstes muss ich sagen, um die frage ganz einfach zu beantworten, die gestellt ist: weil es in der schweiz nicht nur tradition hat, sondern auch eine entsprechende politische kultur und ein entsprechendes system. das land ist von seiner historischen und kulturellen entwicklung so geprägt, dass es einer direktdemokratischen systems bedarf. desweiteren ist die schweiz - auch eine notwendigkeit aufgrund der art und weise des zustandekommens dieser nation - föderalistisch geprägt, was wiederum demokratie auf vielen ebenen erfordert aber auch erleichtert. sei das nun die gemeindeebene die kantonale oder eben dann in letzter folge die bundesebene.

nicht zuletzt ist eben auch das regierungssystem so gewählt, dass direktdemokratische sowohl durch das system ertragen werden wie auch sinn machen. so ist zb die landesregierung nicht durch eine koalition an der macht, sondern durch ein breit abgestützes gremium (bundesrat, sieben minister, einer davon ist der bundespräsident) bestehend aus angehörigen aus derzeit fünf [!] verschiedenen parteien. (1 svp 1 bdp 1 cvp 2 fdp 2 sp) - normalerweise bildet es ein abbild der parteienstärke, durch besondere entwicklungen in den letzten jahren ist die so genannte konkordanz (jede politische richtung definiert konkordanz in einer art und weise wie es seinen interessen am meisten nutzt) ein bisschen aus dem gleichgewicht geraten, aber das dürfte sich nach den nächsten wahlen wieder einrenken. dadurch, dass es eine vielparteienregierung gibt, gibt es auch im parlament sachbezogene wechselnde mehrheiten und das parlament ist gut beraten, einen breit abgestützten kompromiss zu suchen, um nicht zu riskieren an der urne zu scheitern, wenn der übergangene politische gegner das referendum ergreift. darüber hinaus kann auch das volk selbst oder auch andere verbände (ngo's) ohne durch politische parteien dabei unterstützt zu werden, initiativen starten, wo es zu bindenden volksabstimmungen kommt, wenn mehr als 100 000 stimmbürger das vorhaben unterstützen.

das schweizer stimmvolk hat sich dabei durchaus teilweise sogar sehr erstaunlich vernünftig verhalten indem es zb halt eben auch mal eine kröte geschluckt hat, die im wesentlichen dadurch verursacht war, dass es ein oder mehrere jahre davor entsprechend gestimmt hat. dementsprechend halt eben die kosten getragen hat für eine entscheidung die früher schon gefallen ist (zb zusammenhang alpenschutzinitiative, bahn 2000, bau gotthard und bau lötschberg simplon - oder auch die freiwillige entscheidung zu einem höheren mwst satz). nichtsdestotrotz kommen in der schweiz vor allem in den letzten jahren immer mehr initiativen zur abstimmung, die verträgen, die die schweiz abgeschlossen hat widersprechen (ausschaffungsinitiative), die menschenrechtlich zumindest fragwürdig sind (minarettinitiative) und die eben auch der eigenen verfassung widersprechen können (verwahrungsinitiative), sowie über minderheiten oder randgebieten von der mehrheit des volkes entscheidungen verordnet werden, die die mehrheit kaum bis gar nicht betreffen (zweitwohnungsinitiative) . es ist also auch in der schweiz nicht einfach in allen belangen alles heiter sonnenschein, sondern es wird immer kontroversieller darüber diskutiert, wo die grenzen der direkten demokratie liegen. desweiteren wurde die zahl der unterschriften, die es braucht um eine volksabstimmung zu erreichen trotz bevölkerungswachstums seit ewigen zeiten nicht mehr angepasst, was dann zur folge hat, dass der stimmbürger immer mehr in einer abstimmungsflut zu ertrinken droht und immer weniger leute sich noch dafür interessieren, worüber jetzt abgestimmt wird und letztlich eben nicht mehr zur urne gehen. - soviel erstmal zur schweiz

nun aber zu österreich
gerade die sich nun abzeichnende volksbefragung zur berufsarmee zeigen mir sehr deutlich auf, weswegen volksabstimmungen in österreich wenig sinnvoll sind.

wenn man sich tatsächlich dazu entschließt, über eine doch nicht ganz unbedeutende frage wie der wie das heer organisiert werden soll, das volk entscheiden zu lassen, so muss dieser entscheidung eine debatte vorausgehen, die auch weite teile der bevölkerung erreicht, ansonsten geht man die gefahr ein, dass menschen sich für das eine oder andere entscheiden ohne sich der tragweite ihrer entscheidung auch nur annähernd bewusst zu sein. es muss auch deswegen eine breite debatte geben, damit der einfache bürger überhaupt eine chance hat, sich selbst eine entscheidungsgrundlage zu bilden. desweiteren benötigt es für diese spezielle entscheidung - wie für viele andere entscheidungen auch einer vordebatte. in diesem speziellen fall benötigt es dazu eine debatte, welche aufgaben denn das heer in zukunft überhaupt erfüllen soll? soll zb der katastrophenschutz eine aufgabe des heeres bleiben oder könnte man sich vorstellen, den katastrophenschutz auszugliedern? soll es tatsächlich zu den aufgaben des bundesheeres gehören, dass bei skirennen pisten präpariert werden? ist es wirklich sinnvoll, dass das bundesheer beim grenzschutz assistenzdienste leistet oder soll man den grenzschutz komplett in den aufgabenbereich des bundesheeres stellen? das sind alles fragen die erst einmal geklärt werden müssten, bevor man die frage stellt, ob man denn nun ein bundesheer haben will, welches aus lauter profis besteht oder ob man es weiter einer milizarmee überantworten will die aufgaben des heeres abzudecken.

auch dazu gibt es in der schweiz ein verfahren - das so genannte vernehmlassungsverfahren, in welchem sich direkt betroffene, wie auch die kantone und für diesen bereich zuständige verbände (zb arbeitgeberverband - gewerbeverband - gewerkschaften - umweltschutzverbände etc) dazu äußern können und das entsprechende vorhaben dann dementsprechend korrigiert werden kann, bevor es zu einer abstimmung kommt. desweiteren wird oft vergessen, dass es nicht zwingend zu einer abstimmung kommen muss, wenn eine initiative zustandgekommen ist. zuerst entscheidet nämlich das parlament darüber, ob es die initiative annehmen will oder nicht. das parlement hat auch die möglichkeit, einen direkten oder indirekten gegenvorschlag zu machen. beim direkten gegenvorschlag entscheidet sich das volk für 1. ja oder nein 2. variante a oder b (initiative oder direkter gegenvorschlag) beim indirekten gegenvorschlag beschließt das parlament vereinfacht gesagt ein gesetz, das der initiative rechung trägt, aber nicht so weit geht. das beschlossene gesetz tritt in kraft, sollte die initiative abgelehnt werden.
desweiteren hat das parlament durchaus auch die möglichkeit, eine initiative zu verschleppen oder auch zu verwässern. bei zweiterem handelt es sich meistens um einen kuhhandel: zb eine partei sagt: wenn du das oder jenes rausnimmst, unterstützen wir die initiative.

die demokratiepolitischen defizite österreichs:
ich neige immer wieder dazu, österreich als nicht demokratisches land zu bezeichnen, weil zentrale elemente, die das funktionieren einer demokratie massgeblich sind, in diesem land nicht gegeben sind.

- trennung der mächte: in der demokratietheorie ein absolut zentraler punkt, die drei mächte des staates judikative (gerichtsbarkeit) legislative (parlament) und exekutive (regierung) müssen voneinander unabhängig sein. dass dies in österreich nicht der fall ist, liegt auf der hand. das parlament in österreich ist ein marionettentheater ohne gleichen, parteien, parlamentsclubs und ministerräte sind derart eng miteinander verwoben, dass nicht mehr auch nur annähernd von einer trennung der mächte gesprochen werden kann. die weisungsgebundenheit der staatsanwälte verhindert dies in der judikatur ebenso.

- unabhängigkeit der abgeordneten im parlament: die parlamentarier sind in kaum einem land westeuropas abhängiger von ihrer partei als in österreich. clubzwang - auch wenn es ihn de jure nicht geben mag - ist an der tagesordnung und man kann nicht von fraktionsdisziplin sprechen, sondern es ist wirklich ein zwang - ein beispiel, das dies erläutert war das mit stimmen der spö beschlossene asylgesetz. vier abgeordnete der spö haben sich gegen jenes gesetz ausgesprochen, doch statt an jenem tag im parlament mit nein zu stimmen haben sich "rein zufällig" genau jene vier spö parlamentarier krank gemeldet.
ein weiteres faktum, das die unabhängigkeit der parlamentarier quasi verunmöglicht ist die fast schon beliebige möglichkeit der parteien ihre abgeordneten auszutauschen - verbunden mit dem de facto zwang für den entsprechenden parlamentarier zurückzutreten, sollte zb ein minister nach seinem rücktritt doch wieder im parlament tätig sein wollen. der abgeordnete ist also in erster linie seiner partei verpflichtet und erst in zweiter linie seinem wähler.

-ein undruchsichtiges wahlsystem: nicht nur dass der wähler nicht personen (vorzugsstimmen sind hierbei ein scherz), sondern parteien wählt und nicht wirklich kontrollieren kann, wer jetzt wirklich ins parlament kommt und wer nicht, es ist vielmehr noch so, dass es kaum jemand durchschaut, wie das überhaupt bestimmt wird. ich habe mir das vor einem halben jahr mal genau durchgelesen. ich bin wirklich nicht deppert in solchen dingen und kenne mich mit einigen wahlsystemen recht gut aus, aber das musste ich mir dreimal durchlesen, bis ich es halbwegs verstanden habe. ich habe mir auch den spaß gemacht im letzten halben jahr ca. 50 österreicher zu befragen, wie denn nun bestimmt würde, welcher abgeordnete gewählt wäre und welcher es nicht ins parlament geschafft habe. kein einziger konnte mir auch nur annähernd erklären, wie das ausgemacht wird und das waren alles durchaus gebildete und politisch interessierte menschen.

- die nutzlose zweite kammer: zweikammersysteme machen durchaus sinn - es wird dadurch ein korrektiv eingerichtet, das es verhindern (könnte), dass der nationalrat dinge beschließt unter denen die mehrheit der länder zu leiden hätte. auch in österreich könnte das durchaus sinn machen insbesondere wenn man sich vor augen führt, dass es in österreich ja durchaus mitunter die mentalität von: es gibt wien und es gibt den rest österreichs gibt. wenn man sich zudem vor augen führt, dass wien "natürlich" verhältnismässig mächtig ist und viel zu sagen hat, so könnte es durchaus sinn machen, dass es einen bundesrat gibt, der durch die länder beschickt wird. ABER wenn dieser bundesrat dann nix zu sagen hat und nur aufschiebende wirkung ausüben kann, so macht es überhaupt keinen sinn, diesen weiterzuführen, es sei denn, man wolle ein instrument haben, wo die parteien langverdienten mitgliedern eine möglichkeit geben, einen gemütlichen aber gut bezahlten posten zuzuschanzen - auf steuerkosten natürlich und verbunden mit der entsprechenden parteienabgabe.

- die fragwürdige vierte macht: die medien. sowohl was die zeitungslandschaft anbelangt als auch was die elektronischen medien - vor allem das fernsehen betrifft - ist österreich in westeuropa beinahe einzigartig. obwohl ich davon ausgehe, dass dichand nur deswegen so viel macht hatte, weil die politiker daran glaubten, dass er sie habe, so ist es doch ziemlich eigenartig, dass EINE einzige zeitung in teilen österreichs leserreichweiten von 80% erreicht. dass aber der orf so stark ist und die privatfernsehen einen derart schlechten stand haben, liegt durchaus auch am politischen unwillen. zuerst hat man ewig damit gewartet, einen privaten landesweiten sender überhaupt zuzulassen - albanien hatte lange vor österreich privates fernsehen - und dann hat man sich vorerst dazu entschlossen, nur einem sender die lizenz zu geben und hat dies zudem bei einem sender gemacht, der zu jenem zeitpunkt gerade massive finanzielle schwierigkeiten hatte und es nicht sicher schien, dass er ein ganzes jahr überstehen würde.

-die fehlende kontrolle: in der aufzählung zwar zuletzt aber ein durchaus wichtiger punkt, der wiederum mit anderen punkten zusammenhängt (wie zb die fehlende abhängigkeit der parlamentarier von ihren parteien). nun gab es in den letzten jahren in österreich einige vokommnisse, die in so einigen ländern europas den politischen tod des entsprechenden politikers bedeutet hätte. in österreich ist man aber bereit, großzügig darüber hinweg zu sehen, wenn ein minister für das erstellen einer homepage 300 000 euro "gesponsert" bekommt. die art und weise wie zudem parlamentarische untersuchungsausschüsse beinahe nach belieben zugedreht wurden, dass es überhaupt möglich ist und dass es tatsächlich auch gemacht wird, läßt darauf schließen, dass um das demokratiepolitische verständnis der politiker nicht besonders weit her ist. dass der wähler dies einfach so mit sich machen läßt und die betreffenden parteien nicht dementsprechend abstraft, läßt leider vermuten, dass es dem wähler relativ wurscht ist, was mit ihm gemacht wird.

dies sind alles dinge, die nicht nur demokratiepolitisch bedenklich sind, sondern wenigstens zu einem großen teil korrigiert oder wenigstens entschärft gehörten, bevor man tatsächlich bindende volksabstimmungen zulässt. mir kommts manchmal so vor, als wolle man von einem skifahranfänger verlangen, dass er jetzt auf der streif das skifahren zu lernen hätte, wenn man vom österreichischen volk verlangen würde von einem auf den anderen tag so weit zu sein, dass man nun selbst über dies und jenes und wieder anderes entscheiden könne. viele österreicher mit denen ich in den jahren in denen ich hier lebe gespräche über politik geführt habe, waren sich der schwächen des politischen systems in österreich nicht nur nicht bewusst, sie haben mitunter auch nicht einmal verstanden, was daran nun jetzt wirklich schwach sein soll. erst nach einer ausführlichen erklärung haben sie dann den einen oder anderen punkt tatsächlich begriffen.

es gehört in der schweiz zum guten ton sich auch in sachfragen politisch einigermassen auszukennen oder wenigstens den versuch zu unternehmen eine meinung zu bilden. natürlich gibt es auch dort menschen, die sich nicht politisch interessieren, aber für mich war bezeichnend, wie damals die eurofighter debatte geführt wurde. jetzt mal davon abgesehen, dass ich überzeugt bin, dass beim eurofighter bestochen wurde (wer in diesem land, der zeitung liest, würde das gegenteil behaupten?) und der deal österreich sehr viel mehr gekostet hat als er hätte kosten müssen, so gab es dann doch sehr viele österreicher, die nicht nur gegen den eurofighter waren, sondern überhaupt den nutzen von kampffliegern in frage gestellt haben. - nun diskutieren kann man über alles, aber die attacken, die ich in meinem freundeskreis mitunter ertragen musste, die waren mir nicht mehr wurscht, weil ich gesagt habe: wenn man keine kampfflieger will, kann man die armee als ganzes abschaffen, denn ohen kampfflieger macht in der heutigen zeit keine armee mehr einen sinn. ich bin weiß gott kein militärkopf und wäre sogar dafür zu haben, dass man die armee abschafft, aber wenn man sich dafür entscheidet eine armee haben zu wollen, dann muss man eben auch die kröte schlucken und kampfflieger bezahlen. in österreich scheinen viele von dieser stringenz nicht nur nicht zu überzeugen zu sein, sondern ich bin mir relativ sicher, dass an der urne ein vorhaben den kauf von kampffliegern zu verhindern, gute chancen hätte, selbst wenn eine große mehrheit der österreicher ein heer weiter behalten möchte.

auf gut deutsch gesagt: der österreichische bürger ist weit davon entfernt dafür qualifiziert zu sein, entsprechende entscheidungen zu treffen. das österreichische system ist nicht nur nicht darauf ausgerichtet, vermehrte volksabstimmungen zu ertragen, sondern es fehlt an so vielem, das erst einmal in eine demokratische ordnung gebracht werden müsste, bevor man sich tatsächlich darauf einlassen kann, das volk zu befragen, was es denn nun will.

und nicht zuletzt muss es halt wirklich gesagt werden, dass wenn man das auto erfinden will, man zuerst das rad erfinden muss. man kann nicht demokratisches bewusstsein und ein demokratisches system dadurch befördern, indem man wesentliche punkte, die es in der entwicklung zu einem direktdemokratischen system braucht, überspringt.

zusammengefasst kann man sagen: ja österreich hat ein demokratiedefizit, das korrigiert gehört aber nein, das behebt man nicht mit verpflichtenden volksabstimmungen.
 
Eine einfache Mehrheit soll die Verfassung (Gleichheitsgrundsatz!!) ändern können? :shock: Du solltest dich besser informieren, das ist nicht einmal in der Schweiz so vorgesehen.

ehm - doch. sorry, aber da hast du was falsch verstanden, das ändern eines verfassungsartikels ist weder eine verfassungsrevision noch eine telrevision. sondern schlicht und einfach eine verfassungsänderung. die bedarf der einfachen mehrheit durch das volk (50% plus eine stimme) und der kantone (12 kantone) in der tat sind sogar sehr viele initiativen, die zu einer volksabstimmung führen verfassungsänderungen. im übrigen bedarf es auch bei einer totalrevision der verfassung in der schweiz der einfachen mehrheit. in der tat ist es sogar so, dass die jetzt gültige verfassung damals von nicht einmal ganz 60% des volkes angenommen wurde (59,2%) und nur 13 kantone die neue verfassung angenommen haben. selbst wenn 60% in der schweiz einer sehr deutlichen annahme gleichkommt, so war es damals doch für so einige eine enttäuschung, dass ausgerechnet die drei urkantone (uri, schwyz und unterwalden) allesamt die neue verfassung abgelehnt haben.
 
ich habe in diesem thread nicht alle beiträge gelesen und habe ihn jetzt auch mehr aus zufall entdeckt, aber da ich erstens der meinung bin, dass demokratiepolitisch in österreich so einiges im argen liegt und zweitens schweizer bin und das schweizer system dementsprechend gut kenne, werde ich nun auch meinen senf dazu geben.

als erstes muss ich sagen, um die frage ganz einfach zu beantworten, die gestellt ist: weil es in der schweiz nicht nur tradition hat, sondern auch eine entsprechende politische kultur und ein entsprechendes system. das land ist von seiner historischen und kulturellen entwicklung so geprägt, dass es einer direktdemokratischen systems bedarf. desweiteren ist die schweiz - auch eine notwendigkeit aufgrund der art und weise des zustandekommens dieser nation - föderalistisch geprägt, was wiederum demokratie auf vielen ebenen erfordert aber auch erleichtert. sei das nun die gemeindeebene die kantonale oder eben dann in letzter folge die bundesebene.

nicht zuletzt ist eben auch das regierungssystem so gewählt, dass direktdemokratische sowohl durch das system ertragen werden wie auch sinn machen. so ist zb die landesregierung nicht durch eine koalition an der macht, sondern durch ein breit abgestützes gremium (bundesrat, sieben minister, einer davon ist der bundespräsident) bestehend aus angehörigen aus derzeit fünf [!] verschiedenen parteien. (1 svp 1 bdp 1 cvp 2 fdp 2 sp) - normalerweise bildet es ein abbild der parteienstärke, durch besondere entwicklungen in den letzten jahren ist die so genannte konkordanz (jede politische richtung definiert konkordanz in einer art und weise wie es seinen interessen am meisten nutzt) ein bisschen aus dem gleichgewicht geraten, aber das dürfte sich nach den nächsten wahlen wieder einrenken. dadurch, dass es eine vielparteienregierung gibt, gibt es auch im parlament sachbezogene wechselnde mehrheiten und das parlament ist gut beraten, einen breit abgestützten kompromiss zu suchen, um nicht zu riskieren an der urne zu scheitern, wenn der übergangene politische gegner das referendum ergreift. darüber hinaus kann auch das volk selbst oder auch andere verbände (ngo's) ohne durch politische parteien dabei unterstützt zu werden, initiativen starten, wo es zu bindenden volksabstimmungen kommt, wenn mehr als 100 000 stimmbürger das vorhaben unterstützen.

das schweizer stimmvolk hat sich dabei durchaus teilweise sogar sehr erstaunlich vernünftig verhalten indem es zb halt eben auch mal eine kröte geschluckt hat, die im wesentlichen dadurch verursacht war, dass es ein oder mehrere jahre davor entsprechend gestimmt hat. dementsprechend halt eben die kosten getragen hat für eine entscheidung die früher schon gefallen ist (zb zusammenhang alpenschutzinitiative, bahn 2000, bau gotthard und bau lötschberg simplon - oder auch die freiwillige entscheidung zu einem höheren mwst satz). nichtsdestotrotz kommen in der schweiz vor allem in den letzten jahren immer mehr initiativen zur abstimmung, die verträgen, die die schweiz abgeschlossen hat widersprechen (ausschaffungsinitiative), die menschenrechtlich zumindest fragwürdig sind (minarettinitiative) und die eben auch der eigenen verfassung widersprechen können (verwahrungsinitiative), sowie über minderheiten oder randgebieten von der mehrheit des volkes entscheidungen verordnet werden, die die mehrheit kaum bis gar nicht betreffen (zweitwohnungsinitiative) . es ist also auch in der schweiz nicht einfach in allen belangen alles heiter sonnenschein, sondern es wird immer kontroversieller darüber diskutiert, wo die grenzen der direkten demokratie liegen. desweiteren wurde die zahl der unterschriften, die es braucht um eine volksabstimmung zu erreichen trotz bevölkerungswachstums seit ewigen zeiten nicht mehr angepasst, was dann zur folge hat, dass der stimmbürger immer mehr in einer abstimmungsflut zu ertrinken droht und immer weniger leute sich noch dafür interessieren, worüber jetzt abgestimmt wird und letztlich eben nicht mehr zur urne gehen. - soviel erstmal zur schweiz

nun aber zu österreich
gerade die sich nun abzeichnende volksbefragung zur berufsarmee zeigen mir sehr deutlich auf, weswegen volksabstimmungen in österreich wenig sinnvoll sind.

wenn man sich tatsächlich dazu entschließt, über eine doch nicht ganz unbedeutende frage wie der wie das heer organisiert werden soll, das volk entscheiden zu lassen, so muss dieser entscheidung eine debatte vorausgehen, die auch weite teile der bevölkerung erreicht, ansonsten geht man die gefahr ein, dass menschen sich für das eine oder andere entscheiden ohne sich der tragweite ihrer entscheidung auch nur annähernd bewusst zu sein. es muss auch deswegen eine breite debatte geben, damit der einfache bürger überhaupt eine chance hat, sich selbst eine entscheidungsgrundlage zu bilden. desweiteren benötigt es für diese spezielle entscheidung - wie für viele andere entscheidungen auch einer vordebatte. in diesem speziellen fall benötigt es dazu eine debatte, welche aufgaben denn das heer in zukunft überhaupt erfüllen soll? soll zb der katastrophenschutz eine aufgabe des heeres bleiben oder könnte man sich vorstellen, den katastrophenschutz auszugliedern? soll es tatsächlich zu den aufgaben des bundesheeres gehören, dass bei skirennen pisten präpariert werden? ist es wirklich sinnvoll, dass das bundesheer beim grenzschutz assistenzdienste leistet oder soll man den grenzschutz komplett in den aufgabenbereich des bundesheeres stellen? das sind alles fragen die erst einmal geklärt werden müssten, bevor man die frage stellt, ob man denn nun ein bundesheer haben will, welches aus lauter profis besteht oder ob man es weiter einer milizarmee überantworten will die aufgaben des heeres abzudecken.

auch dazu gibt es in der schweiz ein verfahren - das so genannte vernehmlassungsverfahren, in welchem sich direkt betroffene, wie auch die kantone und für diesen bereich zuständige verbände (zb arbeitgeberverband - gewerbeverband - gewerkschaften - umweltschutzverbände etc) dazu äußern können und das entsprechende vorhaben dann dementsprechend korrigiert werden kann, bevor es zu einer abstimmung kommt. desweiteren wird oft vergessen, dass es nicht zwingend zu einer abstimmung kommen muss, wenn eine initiative zustandgekommen ist. zuerst entscheidet nämlich das parlament darüber, ob es die initiative annehmen will oder nicht. das parlement hat auch die möglichkeit, einen direkten oder indirekten gegenvorschlag zu machen. beim direkten gegenvorschlag entscheidet sich das volk für 1. ja oder nein 2. variante a oder b (initiative oder direkter gegenvorschlag) beim indirekten gegenvorschlag beschließt das parlament vereinfacht gesagt ein gesetz, das der initiative rechung trägt, aber nicht so weit geht. das beschlossene gesetz tritt in kraft, sollte die initiative abgelehnt werden.
desweiteren hat das parlament durchaus auch die möglichkeit, eine initiative zu verschleppen oder auch zu verwässern. bei zweiterem handelt es sich meistens um einen kuhhandel: zb eine partei sagt: wenn du das oder jenes rausnimmst, unterstützen wir die initiative.

die demokratiepolitischen defizite österreichs:
ich neige immer wieder dazu, österreich als nicht demokratisches land zu bezeichnen, weil zentrale elemente, die das funktionieren einer demokratie massgeblich sind, in diesem land nicht gegeben sind.

- trennung der mächte: in der demokratietheorie ein absolut zentraler punkt, die drei mächte des staates judikative (gerichtsbarkeit) legislative (parlament) und exekutive (regierung) müssen voneinander unabhängig sein. dass dies in österreich nicht der fall ist, liegt auf der hand. das parlament in österreich ist ein marionettentheater ohne gleichen, parteien, parlamentsclubs und ministerräte sind derart eng miteinander verwoben, dass nicht mehr auch nur annähernd von einer trennung der mächte gesprochen werden kann. die weisungsgebundenheit der staatsanwälte verhindert dies in der judikatur ebenso.

- unabhängigkeit der abgeordneten im parlament: die parlamentarier sind in kaum einem land westeuropas abhängiger von ihrer partei als in österreich. clubzwang - auch wenn es ihn de jure nicht geben mag - ist an der tagesordnung und man kann nicht von fraktionsdisziplin sprechen, sondern es ist wirklich ein zwang - ein beispiel, das dies erläutert war das mit stimmen der spö beschlossene asylgesetz. vier abgeordnete der spö haben sich gegen jenes gesetz ausgesprochen, doch statt an jenem tag im parlament mit nein zu stimmen haben sich "rein zufällig" genau jene vier spö parlamentarier krank gemeldet.
ein weiteres faktum, das die unabhängigkeit der parlamentarier quasi verunmöglicht ist die fast schon beliebige möglichkeit der parteien ihre abgeordneten auszutauschen - verbunden mit dem de facto zwang für den entsprechenden parlamentarier zurückzutreten, sollte zb ein minister nach seinem rücktritt doch wieder im parlament tätig sein wollen. der abgeordnete ist also in erster linie seiner partei verpflichtet und erst in zweiter linie seinem wähler.

-ein undruchsichtiges wahlsystem: nicht nur dass der wähler nicht personen (vorzugsstimmen sind hierbei ein scherz), sondern parteien wählt und nicht wirklich kontrollieren kann, wer jetzt wirklich ins parlament kommt und wer nicht, es ist vielmehr noch so, dass es kaum jemand durchschaut, wie das überhaupt bestimmt wird. ich habe mir das vor einem halben jahr mal genau durchgelesen. ich bin wirklich nicht deppert in solchen dingen und kenne mich mit einigen wahlsystemen recht gut aus, aber das musste ich mir dreimal durchlesen, bis ich es halbwegs verstanden habe. ich habe mir auch den spaß gemacht im letzten halben jahr ca. 50 österreicher zu befragen, wie denn nun bestimmt würde, welcher abgeordnete gewählt wäre und welcher es nicht ins parlament geschafft habe. kein einziger konnte mir auch nur annähernd erklären, wie das ausgemacht wird und das waren alles durchaus gebildete und politisch interessierte menschen.

- die nutzlose zweite kammer: zweikammersysteme machen durchaus sinn - es wird dadurch ein korrektiv eingerichtet, das es verhindern (könnte), dass der nationalrat dinge beschließt unter denen die mehrheit der länder zu leiden hätte. auch in österreich könnte das durchaus sinn machen insbesondere wenn man sich vor augen führt, dass es in österreich ja durchaus mitunter die mentalität von: es gibt wien und es gibt den rest österreichs gibt. wenn man sich zudem vor augen führt, dass wien "natürlich" verhältnismässig mächtig ist und viel zu sagen hat, so könnte es durchaus sinn machen, dass es einen bundesrat gibt, der durch die länder beschickt wird. ABER wenn dieser bundesrat dann nix zu sagen hat und nur aufschiebende wirkung ausüben kann, so macht es überhaupt keinen sinn, diesen weiterzuführen, es sei denn, man wolle ein instrument haben, wo die parteien langverdienten mitgliedern eine möglichkeit geben, einen gemütlichen aber gut bezahlten posten zuzuschanzen - auf steuerkosten natürlich und verbunden mit der entsprechenden parteienabgabe.

- die fragwürdige vierte macht: die medien. sowohl was die zeitungslandschaft anbelangt als auch was die elektronischen medien - vor allem das fernsehen betrifft - ist österreich in westeuropa beinahe einzigartig. obwohl ich davon ausgehe, dass dichand nur deswegen so viel macht hatte, weil die politiker daran glaubten, dass er sie habe, so ist es doch ziemlich eigenartig, dass EINE einzige zeitung in teilen österreichs leserreichweiten von 80% erreicht. dass aber der orf so stark ist und die privatfernsehen einen derart schlechten stand haben, liegt durchaus auch am politischen unwillen. zuerst hat man ewig damit gewartet, einen privaten landesweiten sender überhaupt zuzulassen - albanien hatte lange vor österreich privates fernsehen - und dann hat man sich vorerst dazu entschlossen, nur einem sender die lizenz zu geben und hat dies zudem bei einem sender gemacht, der zu jenem zeitpunkt gerade massive finanzielle schwierigkeiten hatte und es nicht sicher schien, dass er ein ganzes jahr überstehen würde.

-die fehlende kontrolle: in der aufzählung zwar zuletzt aber ein durchaus wichtiger punkt, der wiederum mit anderen punkten zusammenhängt (wie zb die fehlende abhängigkeit der parlamentarier von ihren parteien). nun gab es in den letzten jahren in österreich einige vokommnisse, die in so einigen ländern europas den politischen tod des entsprechenden politikers bedeutet hätte. in österreich ist man aber bereit, großzügig darüber hinweg zu sehen, wenn ein minister für das erstellen einer homepage 300 000 euro "gesponsert" bekommt. die art und weise wie zudem parlamentarische untersuchungsausschüsse beinahe nach belieben zugedreht wurden, dass es überhaupt möglich ist und dass es tatsächlich auch gemacht wird, läßt darauf schließen, dass um das demokratiepolitische verständnis der politiker nicht besonders weit her ist. dass der wähler dies einfach so mit sich machen läßt und die betreffenden parteien nicht dementsprechend abstraft, läßt leider vermuten, dass es dem wähler relativ wurscht ist, was mit ihm gemacht wird.

dies sind alles dinge, die nicht nur demokratiepolitisch bedenklich sind, sondern wenigstens zu einem großen teil korrigiert oder wenigstens entschärft gehörten, bevor man tatsächlich bindende volksabstimmungen zulässt. mir kommts manchmal so vor, als wolle man von einem skifahranfänger verlangen, dass er jetzt auf der streif das skifahren zu lernen hätte, wenn man vom österreichischen volk verlangen würde von einem auf den anderen tag so weit zu sein, dass man nun selbst über dies und jenes und wieder anderes entscheiden könne. viele österreicher mit denen ich in den jahren in denen ich hier lebe gespräche über politik geführt habe, waren sich der schwächen des politischen systems in österreich nicht nur nicht bewusst, sie haben mitunter auch nicht einmal verstanden, was daran nun jetzt wirklich schwach sein soll. erst nach einer ausführlichen erklärung haben sie dann den einen oder anderen punkt tatsächlich begriffen.

es gehört in der schweiz zum guten ton sich auch in sachfragen politisch einigermassen auszukennen oder wenigstens den versuch zu unternehmen eine meinung zu bilden. natürlich gibt es auch dort menschen, die sich nicht politisch interessieren, aber für mich war bezeichnend, wie damals die eurofighter debatte geführt wurde. jetzt mal davon abgesehen, dass ich überzeugt bin, dass beim eurofighter bestochen wurde (wer in diesem land, der zeitung liest, würde das gegenteil behaupten?) und der deal österreich sehr viel mehr gekostet hat als er hätte kosten müssen, so gab es dann doch sehr viele österreicher, die nicht nur gegen den eurofighter waren, sondern überhaupt den nutzen von kampffliegern in frage gestellt haben. - nun diskutieren kann man über alles, aber die attacken, die ich in meinem freundeskreis mitunter ertragen musste, die waren mir nicht mehr wurscht, weil ich gesagt habe: wenn man keine kampfflieger will, kann man die armee als ganzes abschaffen, denn ohen kampfflieger macht in der heutigen zeit keine armee mehr einen sinn. ich bin weiß gott kein militärkopf und wäre sogar dafür zu haben, dass man die armee abschafft, aber wenn man sich dafür entscheidet eine armee haben zu wollen, dann muss man eben auch die kröte schlucken und kampfflieger bezahlen. in österreich scheinen viele von dieser stringenz nicht nur nicht zu überzeugen zu sein, sondern ich bin mir relativ sicher, dass an der urne ein vorhaben den kauf von kampffliegern zu verhindern, gute chancen hätte, selbst wenn eine große mehrheit der österreicher ein heer weiter behalten möchte.

auf gut deutsch gesagt: der österreichische bürger ist weit davon entfernt dafür qualifiziert zu sein, entsprechende entscheidungen zu treffen. das österreichische system ist nicht nur nicht darauf ausgerichtet, vermehrte volksabstimmungen zu ertragen, sondern es fehlt an so vielem, das erst einmal in eine demokratische ordnung gebracht werden müsste, bevor man sich tatsächlich darauf einlassen kann, das volk zu befragen, was es denn nun will.

und nicht zuletzt muss es halt wirklich gesagt werden, dass wenn man das auto erfinden will, man zuerst das rad erfinden muss. man kann nicht demokratisches bewusstsein und ein demokratisches system dadurch befördern, indem man wesentliche punkte, die es in der entwicklung zu einem direktdemokratischen system braucht, überspringt.

zusammengefasst kann man sagen: ja österreich hat ein demokratiedefizit, das korrigiert gehört aber nein, das behebt man nicht mit verpflichtenden volksabstimmungen.

:hurra:
Endlich mal jemand, der verstanden hat, um was es geht.

Aber in einigen Punkten muss ich dir widersprechen.
Wehrpflicht ja oder nein ist sehr wohl geeignet, um darüber anzustimmen. Die Debatte, die du vermisst, findet schon längst statt. In den Wohnzimmern, in den Internetforen. Dass sie nicht in den Medien stattfindet - den Grund hast du oben sehr gut beschrieben und erkannt :) Und wenn manche Leute nicht klar Stellung beziehen und sich in Ausflüchte zurückziehen, dann liegt es daran, dass viele Österreicher öffentlich nicht gern ihre Meinung kundtun (Angst vor der Politmafia?), aber für sich sehr wohl wissen, was sie wollen.

Und dem Österreicher ist nicht "wurscht" was da passiert. Er hat "resigniert". Kein großer Unterschied - aber ein bedeutender!

Die Rad- und Streifvergleiche - nun, nicht alles was hinkt ist ein Vergleich ...
Und ich höre schon zu oft "Direkte Demokratie hat in Österreich keine Tradition - deswegen geht es nicht ..."
Äh ... Wenn wir nie damit anfangen, kann es natürlich keine Tradition werden - ist doch ganz logisch.

Direkte Demokratie jetzt!!! Bevor die Politiker noch mehr Schaden anrichten!
 
:hurra:
Endlich mal jemand, der verstanden hat, um was es geht.

Aber in einigen Punkten muss ich dir widersprechen.
Wehrpflicht ja oder nein ist sehr wohl geeignet, um darüber anzustimmen. Die Debatte, die du vermisst, findet schon längst statt. In den Wohnzimmern, in den Internetforen. Dass sie nicht in den Medien stattfindet - den Grund hast du oben sehr gut beschrieben und erkannt :) Und wenn manche Leute nicht klar Stellung beziehen und sich in Ausflüchte zurückziehen, dann liegt es daran, dass viele Österreicher öffentlich nicht gern ihre Meinung kundtun (Angst vor der Politmafia?), aber für sich sehr wohl wissen, was sie wollen.

Und dem Österreicher ist nicht "wurscht" was da passiert. Er hat "resigniert". Kein großer Unterschied - aber ein bedeutender!

Die Rad- und Streifvergleiche - nun, nicht alles was hinkt ist ein Vergleich ...
Und ich höre schon zu oft "Direkte Demokratie hat in Österreich keine Tradition - deswegen geht es nicht ..."
Äh ... Wenn wir nie damit anfangen, kann es natürlich keine Tradition werden - ist doch ganz logisch.

Direkte Demokratie jetzt!!! Bevor die Politiker noch mehr Schaden anrichten!


du hast mich da gründlich missverstanden. ich habe nicht gesagt, dass die frage ob berufsheer oder milizarmee nicht geeignet wäre dem österreichischen volk zur beurteilung vorzulegen, sondern, dass sie in der art nicht sinnvoll ist. desweiteren ist es eben nicht genug, wenn einige wenige darüber diskutieren, wie denn die österreichische armee ausgerichtet sein soll und es ist eine kleinstmögliche minderheit, die das tut, sondern es braucht einer BREITEN ÖFFENTLICHEN DEBATTE welche aufgaben das heer erfüllen soll, BEVOR man darüber abstimmt, ob es ein berufsheer geben soll oder man doch bei der milizarmee bleiben will. noch einmal: in der schweiz gibt es genau dafür ein verfahren, das eben nicht nur sinn macht, sondern absolut notwendig ist, bevor man dem volk einen entscheid zur vorlage bringt.

mir geht es nicht darum, dass es in österreich keine tradition zum volksentscheid gibt, sondern darum, dass andere SEHR viel wesentlichere demokratische grundvoraussetzungen fehlen, die korrigiert gehören, noch lange bevor man auf ein direktdemokratisches system umstellt - umstellen kann.

und aus deinem letzten satz spricht genau das, was ich immer wieder höre und wofür ich auch ein gewisses verständnis habe, nämlich das misstrauen gegenüber den politikern. diesem misstrauen damit zu begegnen, dass man den politikern, die macht entreißen will und die sache selbst in die hand nehmen, halte ich aber nicht nur für gefährlich, sondern auch für kurzsichtig. denn einerseits werden weiterhin die politiker die macht in händen halten, selbst wenn man direktdemokratische instrumente einführt und andererseits wird es ganz schön gefährlich wenn man mittels plebiszit zu einer demokratur gemacht wird, wenn nicht nur das volk sondern auch die politik selbst mit diesen instrumenten nicht umzugehen weiß.

auch wenn der vergleich mit dem rad hinken mag, aber es ist halt trotzdem so, dass demokratische grundvoraussetzungen geschaffen werden müssen, BEVOR man die direkte demokratie einführen kann.

anders ausgedrückt: noch einmal - ich kann dein misstrauen gegenüber den politikern sehr gut nachvollziehen, das ändert aber daran nichts, dass die politiker einen job machen, der gemacht werden muss. wer glaubt mittels plebisziten die aufgaben der politiker übernehmen zu können, irrt (selbst wenn ich Dir das jetzt nicht unterstellen will, dass du das glaubst). was es aber braucht sind FUNKTIONIERENDE instrumente, um die politiker in ihrer arbeit und ihrem tun kontrollieren zu können. wenn die einzige möglichkeit des wahlvolkes es ist, das kreuz in ein anderes von fünf (oder sechs) kasterln machen zu können und man aber vermuten muss, dass eh alle korrupt sind, dann wird man mit seinem kreuzerl nicht viel bewirken. es würde eines personalisierten wahlrechts bedürfen, damit jeder einzelne politiker um seinen posten fürchten muss, wenn er nicht dementsprechend seinen job erledigt, damit sich dies verbessert. - die direkte demokratie kann dann in der folge dazu ein sinnvolles instrument sein.

übrigens auch so eine unsitte in österreich: dass leute zu einer wahl antreten, ohne überhaupt jemals das amt übernehmen zu wollen. dass ein minister auf einer natinalratsliste steht ist doch völliger schwachsinn genauso wie wenn hc strache oder auch van der bellen auf der gemeinderatsliste bei der wien wahl stehen, aber dann das gemeinderatsmandat gar nicht antreten
 
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