Die männliche Emanzipation ist auch 2022 noch nicht bei allen angekommen. Die durchschnittliche gesellschaftliche Akzeptanz ist gering, die Ächtung hingegen groß. Viele Frauen wissen ebenso wenig damit umzugehen, wie beispielsweise Vereins- oder Sportkollegen. Beruflich kann ein entsprechendes Outing immer noch vielen im Weg stehen. Und, und, und...
So lange man aus Sexualität eine Sache macht, die andere etwas angeht, darf man sich nicht wundern.
Ich kenne einige schwule Pärchen, die in kleinen Gemeinden seit Jahrzehnten in trauter Zweisamkeit ihre Beziehung leben und sogar Sonntags gemeinsam in die Kirche gehen.
Irgendwie weiß es jeder, aber es wird auch nicht groß getuschelt oder diese ausgegrenzt. Im Gegenteil, die stehen allesamt fest im Berufsleben und sind nicht immer die bunten Hunde, wie man sie auf der Pride sieht. Sie sind im Grunde einfach nur genauso unsichtbar oder sichtbar wie Heteropärchen.
Auch die Teilnehmer der Pride sehen im restlichen Jahr nicht so aus, wie auf der Pide...
Das Hauptproblem ist, dass Revolution und Emanzipation des Mannes nicht von den anderen ausgehen kann und muss.
Und in dem Moment, wo ich aus Sexualität eine große Sache mache, führe ich die Diskussion wieder ad absurdum, weil sie ja nur zum Ziel hat, dass die Sexualität der Betroffenen/Hadelnden genauso wurscht ist, wie die Sexualität der anderen Menschen.
Rechtlich ist man in Deutschland und Österreich an einem Punkt angelangt, wo der Staat nicht mehr helfen kann.
Jetzt sind die Menschen gefragt, die es gesellschaftlich (wirklich) betrifft. Und das sind die homo und bisexuellen Meschen, die hauptsächlich Beziehungen mit glechgeschtlichen Partnern führen.
Weil die fallen in ihrer Gesellschaft auf.
Der bisexuelle Mann, der seiner Partnerin davon nichts erzählt, weil er meint andere hätten die eigene Emanzipation nicht begriffen, gehört da nicht dazu. Der fällt im Grunde gesellschaftlich nicht auf.
Ich finde keinen logischen Grund, es einer potentiellen Partnerin nicht zu sagen.
Niemand anderer kann verantwortlich für die eigene Angst, die eigene Scham sein.
Homophobie wird es leider immer geben, und dagegen hilft nur gesellschaftliche Ächtung. Die unterstütze ich aber auch ein Stück weit, wenn ich selbst es nicht einmal meiner Frau sagen kann.
Spätestens dann muss ich mich auch fragen, wie tief die Dinge, von denen ich meine sie wären gegen mich gerichtet, in mir selbst stecken.