Hm...ich hab das heute gelesen und eine ganze weile drüber nachgedacht. Ich glaube, das was du beschreibst, der einsamkeit zu entfliehen, setzt voraus, das man darunter leidet.
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Das was du da beschreibst ist meiner meinung nach der schlechteste grund eine beziehung überhaupt einzugehn. Vor allem dann, wenn man dann auch noch dem anderen zuliebe sachen tut, oder erduldet, nur um nicht wieder einsam zu sein. Ganz schlechte voraussetzung.
Ich hatte auch schon partnerinnen, die sich das genau so vorgestellt hatten. Nämlich, das sie mich im laufe der zeit verbiegen können und vor ihren karren spannen, damit die reise dann hingeht, wo sie es gerne hätten. Ist wohl der grund warum ich so viele exen hab
"Der Einsamkeit entfliehen wollen" und "jemanden verbiegen wollen" sind zwei komplett andere Sache. sicher sind beides potenzielle Konfliktpunkte, aber der eine hat nicht viel mit dem anderen zu tun, und in Bezug auf beide muss ich sagen, dass es Schlimmere Gründe gibt, und dass Beziehungen, die aus der Intention heraus entstehen bzw. mit dem Charakter laufen wahrscheinlich trotzdem gut funktionieren können.
…zunächst die Einsamkeit: Klar is' es einwenig lahm, zu wissen, dass man letztlich nicht gewählt wurde, weil der andere verliebt ist, weil der andere einen unbedingt will oder so, sondern weil man halt da is', und der andere einsam is'. Auf der anderen Seite, is' das zumindest in begrenztem Maße nicht immer irgendwie der Fall? Ich meine … kann kann sich theoreitsch immer eine "bessere" (attraktivere, klügere, usw.) Partnerin vorstellen, und doch nimmt man die, die man hat: weil sie real ist. Die Realität ist nicht perfekt, und hey… sie ist toll. Besser als "keine" (denn wäre es besser, ohne Partnerin, dann würd' ich wohl die Single-Variante wählen), besser als "all die anderen, die verfügbar sind", denn wären die besser für einen, dann würde man wohl die wählen. Aber vielleicht gibt's ja noch irgendwo eine andere, bei der man nie landen konnte, die einem eigentlich besser gefallen würde, wenn sie sich nur in einen verlieben würde, vielleicht gibt's irgendwo eine Ex, über die man nciht hinweg ist und so weiter. Die aktuelle Partnerin kann in meinen Augen durchaus aus Mangel an Alternativen gewählt werden, und trotzdem kann es eine gute Partnerschaft sein. Kann (!) … muss nicht. Je nachdem, wie alle damit umgehen, und was alle für Vorstellungen haben. Klingt unromantisch und unschön, und einfach NUR "weil sie da ist", ist in der Regel ja auch nicht der Fall. Würde man sie scheiße finden, dann wäre "alleine" wohl doch besser.
…und der zeite Punkt: das Verbiegen. Ich denke, wir leben in einer Zeit, in der manchmal etwas zu sehr auf Individualität gepocht wird. wir stellen uns vor, dass es dieses "Innere Selbst" gibt, das irgendetwas von sich aus will und immer wollte, das souverän ist, und so weiter. Aber letztlich ist auch dieses geprägt von Erfahrungen - in so ziemlich jeder Persönlichkeitstheorie, die ich kenne, wandert das Außen ins Innen, verschmilzt das Eigene mit dem Fremden, das beginnt schon bei der Sprache, die uns ja auch nicht angeboren ist, und die mehr als ein bloßes Werkezug ist, das ich nehme oder weglege.
Jegliches "Verbiegen" abzulehnen ist halt eine sehr egoistische Einstellungen, und ih denke ehrlich gesagt, dass das auch der Grund ist, warum heute viele jüngere Leute Schwierigkeiten damit haben, Beziehungen zu führen. Sie haben so viel "Selbstbewusstsein" mitbekommen, dass sie zu sehr "ich" sein wollen, dass sie sich selbst so sehr liebe, dass sie sich für nicht und niemanden auch nicht irgendwie ändern, dass se sich selbst mit niemandem teilen wollen, und kein "Fremdes" ins Eigene lassen wollen. Mit Beziehugnen aber gehen Teil-Verschmelzungen automatisch einher - egal, wie wenig man sich verbiegt.
Wenn ich mit meiner Freundin unterwegs bin, und sie wird um elf müde, dann suchen wir einen Kompromiss … und gehen z.B. 'ne halbe Stunde später, und nciht erst, wie ich es wollen würde, um eins. Oder aber sie geht alleine heim (hatten wir auch schon), aber zumindest komm' ich nciht laut gröhlend heim. "Rücksicht nehmen" is' dem Wesen nach nicht viel anders als "sich verbiegen",… nur ist halt letzteres negativ konnotiert und graduell viel stärker.
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Joa, persönlich hab' ich keine Ziele in der Beziehung, die mir bewusst sind, abgesehen davon, dass wir schon längerfristig überlegen, wie wir das mit der Fernbeziehung hinbekommen, und wann wir wo zusammenziehen. Uns is' beiden klar, dass wir das nicht ewig so haben wollen, aber gerade jetzt is' es eigentlich schon ganz okay.
…wie eh schon ein paar hie rgesagt haben: Ziele sind überbewertet. Hauptsache es is' hier und jetzt schön. Aber wenn man denn tatsächlich Ziele hat (also für sich persönlich), dann muss man schon überlegen, ob die zusammenpassen oder einander widersprechen, und wie man damit umgeht. Damit braucht's aber halt auh gewisser Selbstreflexion... beispielsweise: ich wollte früher nie Kinder. Ich denk', der Grund war der, dass meine erste Ex keine Kinder wollte und wir uns irgendwie einig darüber waren. wir waren halt jung und so ... und nach sieben Jahren Beziehung hat sich das "keine Kinder" irgendwie in einen Plan verwandelt, der mir schon so eigen erschienen ist. Und das find' ich eben gar nicht schlimm.... jetzt wird das halt neu bedacht.