Dass einer ausbrennt, wenn der andere sich abseilt. Dass beide Partner Eltern sind und nicht bloß einer als Beiwagerl fungiert.
Einen simplen Rollentausch anzustreben nach dem Motto "Jetzt hast du halt die Arschkarte", anstatt die "Rolle" als Elternteil zu überdenken und zwar unabhängig vom Geschlecht, halte ich für ein bissl sinnlos. Sicher, wenn einem die "Jetzt bin ich am Drücker" Mentalität gefällt vielleicht eine Option, für die Familie allerdings das Gegengteil von bereichernd.
Das tuts ja eben nicht. Und das ist keine Schande.
Wir haben keine Rollen getauscht, obwohl es momentan anders läuft.
Ich musste unter der Woche als junger Spund schon selbst für mich sorgen, weil meine Mutter nur am Arbeiten war, um Geld zu verdienen. Da habe ich schon viel im Haushalt geholfen und für meine Mutter mit gekocht. Meine Mutter habe früh vor der Schule und abends gesehen.
Ich bin damit sehr gut klar gekommen solche Haushaltssachen mache ich heute noch gerne.
Bin damit groß geworden, niemanden groß zur Last zu werden und das ist heute noch so.
Meine Frau und ich haben uns 18 Jahre lang die Aufgaben geteilt. Da gab es nie Probleme.
Die Kinder kamen und es war alles immer noch paletti. Naja, freilich stressig aber es funktionierte trotzdem immer noch gut. Sie hatte ihre Auszeiten und ich. Zwischen den beiden Kids ging sie auch wieder arbeiten.
Kurz nach dem 2. Kind mussten wir alle daheim bleiben. Ich im Homeoffice, sie in Elternzeit.
Das ging paar Wochen gut, bis wir regelrecht aufeinandersaßen. Ich musste trotz Homeoffice tagsüber immer präsent sein, während es den Kids immer langweiliger wurde. Man durfte ja nicht mal vor die Türe gehen.
Das hat uns schon ziemlich gebeutelt. Meine Frau noch mehr, ich hab das ja im Hintergrund trotzdem alles mitbekommen.
Es ging so weit, dass ihr in Situationen schwindelig wurde und Schnappatmung bekam.
Irgendwann wurde es zwar alles gelockert und aufgehoben, aber die alten Muster sind teilweise geblieben. Alles ging irgendwann komplett zurück, bis Trotzphasen kamen. Danach wurde es noch schlimmer als vorher. Riesentheater, wenn sie ihre Tage noch dazu hat. Kinder schreien, sie schreit auch. Sie ist da nicht sie selbst. Jede Kleinigkeit bringt sie auf die Palme, ist nur am weinen, schreit mich an und man geht ihr da am besten aus dem Weg.
Reden kann man nur, wenn sich alles wieder für ne kleine Weile gelegt hat.
Seit dem sind wir uns bei der Erziehung uneinig. Während den Kids vieles erlaubt und durchgehen lässt, nur damit sie ihre Ruhe hat, gibt es von mir ein nein. Die Kids wissen es und rennen zu ihr, um doch das zu erreichen, was die wollen. Sie ist genervt, Schreien ist vorprogrammiert.
Ein ewiges hin und her.
So oft haben wir darüber gesprochen und das machen wir heute noch.
Mit den Kindern kommt sie nicht alleine dauerhaft klar. Wenn ich versuche mir eine Auszeit zu gönnen, endet das immer im Desaster.
Sie geht dafür mit ihren Mädels regelmäßig weg. Seit dem lässt sie sich einfach die Sachen liegen, worauf sie gerade keine Lust hat.
Ob ich die Arschkarte habe oder nicht, daran denke ich nie und möchte ich auch nicht denken. Mich nervt die allgemeine Situation und eigentlich macht mich das noch viel mehr traurig.
Nicht sie hat das Problem, sondern wir.