Wie ich lese Patentrezept gibts leider also noch keines für deine Situation, obwohl du sicherlich nicht die Einzige bist der so was widerfährt.
Patentrezepte kann es nicht geben, weil Menschen nun mal unterschiedliche Erwartungen und Wünsche aneinander haben.
Der Ehemann scheint mir ein Tölpel zu sein, das ist aber kein Verbrechen - es gibt sicher viele junge Ehemänner, die keinen Schimmer haben, was es für eine Frau bedeutet, zu entbinden und mit Hormonkarussell, verändertem Körpergefühl, neuer Rolle klarzukommen - in so eine Situation hinein war seine Beichte wirklich nicht besonders fürsorglich.
Prinzipiell denke ich schon, daß es gut ist, so eine Sache der Partnerin zur Sprache zu bringen, aber auch das ist für jeden anders. So wie es Paare gibt, die die "Übereinkunft" haben, von Fehltritten ihrer Partner besser nichts erfahren zu wollen (ja, auch so kann eine Vereinbarung aussehen), gibt es andere, die unausgesprochene Erwartungen an Treue haben und für selbstverständlich halten, daß der Partner das genauso sieht. In Beziehungen ein ziemlich häufiger Fehler.
Was kann passieren? Tina hat alles Recht dieser Welt, verletzt, enttäuscht und wütend zu sein, und auch, das zum Ausdruck zu bringen!
Das Eigentliche kommt dann schon. Eilfertigen Versprechungen ihres jetzt reuigen Mannes wird sie momentan eh nicht vertrauen, und das mit gutem Grund, Versprechen, die in emotional so geladenen Situationen gegeben werden, sind sicher aufrichtig, aber selten zuverlässig.
Sie werden reden müssen, vorausgesetzt, Tina wird dazu bereit sein. Und eine Möglichkeit wird sein, neue Spielregeln für ihr Zusammensein zu treffen. Sie werden die Chance haben, sich tiefer kennenzulernen, neue Grenzen zu setzen, vielleicht auch in die Zukunft zu denken, was ihnen für eine dauerhafte Beziehung wirklich wichtig ist usw. - wie das im Einzelnen aussieht, können nur die beiden festlegen, da können Meinungen anderer hilfreiche Sichtweisen bieten, mehr aber auch nicht.
"Wenn's nur einmal war, verzeih ihm" - sorry, das ist naiver Unfug.
Wie Salome denke ich zwar auch, daß es Frauen gibt, die Gefühle und Sex voneinander trennen können (hab ich lange genug auch gekonnt), der Regelfall isses aber nicht. Darin sehe ich auch das eigentliche Problem bei solchen Geschichten. Die Situation von Tina ist so grundlegend anders als die ihres Mannes, daß ich denke, die beiden haben nicht nur einen "Fehltritt" zu bewältigen. Wenn's nur um "ein Mal" ginge, wäre das verzeihenswert, denke ich. Aber festzustellen, daß der Mann mit einer anderen Frau - SW hin oder her - etwas geteilt hat, was so intim, so viel Nähe, auch die Zeugung des gemeinsamen Kindes usw. bedeutet - weiß nicht, ob ein Mann sowas wird nachvollziehen können.
Ich begreife nicht, wie dann lapidar abgewunken werden kann so nach dem Motto: "Mann ey, der hatte seine Triebe halt mal nicht unter Kontrolle!" - klar hatte er das nicht, und vermutlich war's für ihn gar nicht viel mehr. Für Tina war's aber mehr, und das muß der junge Hirsch in seine Rübe kriegen, schließlich geht's um ein "WIR" und nicht darum, wer von beiden mit seinen Gefühlen nun "rechter" hat oder nicht.