@Mitglied #94843
...weil du diesmal die Unterschwelligkeiten ausgelassen hast und dich bemüht hast auf die sachliche Ebene zu bleiben, werde ich dir, entgegen meiner Entscheidung, trotzdem antworten.
°Subjektiv-Prädikat Pflicht" kenne ich nicht und auch die Inetsuche zeigte mir nichts. Ich kann hier nur vermuten, dass er sich auf "es fehlt 'es' und 'ist'" bezog. Wie gesagt, ich kenne diese "Pflicht" nicht.
Weil du nichts findest, bedeutet das nicht, dass es nichts zu finden gibt.
In jeder
beliebigen Grammatik, ganz am Anfang, wird sich sinngemäß folgender Satz entdecken lassen: ,,Ein
vollständiger Satz bedarf mindestens die Bestandteile Subjekt und Prädikat“.
Das ist ist die prototypische Satzkonstruktion aus syntaktischer Sicht, die auch regelrecht angewandt wird. Deswegen existieren Verben, die das unpersönliche Pronomen ,,es“ als Subjekt erfordern:
Es schneit. vs Schneit.
Dann existieren Ellipsen und Satzäquivalente.
Wenn sich ein unvollständiger Satz sich auf einen semantisch und strukturell vollwertigen Satz beziehen kann, so ist das ein elliptischer Satz:
Weiß nicht! für Ich weiß es nicht!
Wenn oben genannte Kriterien nicht erfüllt sind, so ist der unvollständige Satz schlichtweg Unsinn.
Die Satzäquivalenten erfüllen die syntaktischen Anforderungen für die minimale Satzkonstruktion nicht, jedoch sind sie semantisch korrekt, weil ihre Bedeutung kontextuell übermittelt wird.
Feuer!
Ausgang
Soweit zur Subjekt-Prädikat Pflicht. (Übrigens das ist schon das zweite Mal, in dem ich gezielt einen unvollständigen Satz bilde)
Selbst wenn wir hier schreiben, es also um Schriftsprache geht, ist es fast "normal" Wörter wegzulassen. Zu sagen/schreiben "gehst mit?" ist vollkommen in Ordnung und weil die Endung des Verbes -st das Pronomen anzeigt, wird es auch oft getan. Auch "ich geh/flieg/koch/schreib" unter Auslasssung des -e's ist i.O. - deswegen, weil wir Muttersprachler wissen, dass es eigentlich dazu gehört. Und ich denke schon, dass wir hier d'accord sind, dass wir uns hier nun nicht ausschließlich im Raum wissenschaftlicher (Schrift)Sprache bewegen, sondern auch im Bereich der "alltäglichen" Anwendung von Sprache.
Wenn die Bedeutung ersichtlich ist, was meistens durch die Konjugation des Verbs gewährleistet ist, ist es in Ordnung ,,gehst mit?“ zu benutzen, soweit es die kommunikative Situation erlaubt. Das ist eine persönliche Entscheidung, oder Besonderheit, die dir ausgesprochen in einem Forum keiner nehmen kann. In einer Redaktion wird das weniger gut ankommen, wenn nicht dadurch indirekte Rede ausgedrückt wird.
Ob die Botschaft der Aussage beeinträchtigt wird, oder die Wirkung verstärkt wird, hängt es bei den unvollständigen Sätzen von der konkreten Anwendung ab.
Wenn es um schriftliche- gegenüber gesprochener Sprache geht, so hat
@Mitglied #282834 sehr treffend vermerkt, dass die Dichotomie ,,Langue-Parole“ für das Funktionieren des Sprachsystems aus heutiger Sicht inhärent und unabdinglich ist. Die Schriftsprache fixiert mit ihren Regeln die Norm, was eine allgemeine Gültigkeit und Zugänglichkeit ermöglicht. Die gesprochene Sprache ist der Usus, welcher nicht nur den lexikalischen Schatz für die Schriftsprache bereitstellt, sondern auch meistens die Quelle des sprachlichen Wandels ist, und somit der angemessenen Wiedergebe der Realität dient.
Sprache ist "lebendig". Es gibt Regeln, aber keine "Pflichten". Und ja, Sprache, als auch Schriftsprache IST subjektiv - in der Verwendung.
Die Schriftsprache hat klare Regeln- genau darum geht es hier. Wie du dich selber denen gegenüber positionierst, bleibt es dir überlassen.