Ich habe einige Einsprüche. Ich unterstelle Monivon eine gehörige Portion Frust. Wer die Situation nicht kennt kann sie nicht kommentieren. Man öffnet sich, will sich dem Partner hingeben, und der lehnt ab, weist einen zurück. Manches Mal könnte man weinen vor Zorn und Demütigung. Ich saß oft nächtelang in dieser Stimmung am Klo und onanierte und wurde doch nie befriedigt. Dass jemand in dieser Lage nicht die nötige Ausgewogenheit in der Schilderung der Situation findet, empfinde ich als normal: Auch meine Schilderung wäre eine Ich, Ich, Ich Schilderung geworden, denn das Ich ist der verletzte Teil. Rückschlüsse auf die Paarharmonie, die Fähigkeit, sich auf den Partner einzulassen, sind da nicht zulässig. Wenn Monivon in ihrem Blog sexfixiert wirkt, dann erscheint mir auch das normal: wer ständig zu wenig bekommt ist nie befriedigt. Auch da denke ich mir, sind Rückschlüsse nur schwer möglich, sie wird halt dort ausleben, was sie zuhause nicht findet.
Ich habe halt von meiner Situation berichtet. Bei mir gab es einen Grund für das Ungleichgewicht, und keine Therapie dieser Welt wäre bei meiner Frau erfolgreich gewesen, hätte ihr die Freude am Sex geben können, die sie jetzt gefunden hat. Sie hat sie nämlich gefunden. Wer finden will muss oft vorher suchen, also musste sie suchen gehen. Und dazu brauchte es einen Auslöser (neudeutschisch könnte man das, wenn man möchte, einen Trigger nennen, aber ich will einfach nicht), und der war mein Ausziehen aus der Wohnung. Es war für sie sehr traumatisch, sie war erstmals gezwungen, sich den Kopf zerbrechen zu müssen, was sie tun kann, mich wieder zu bekommen, und dazu musste sie herausfinden, was sie falsch gemacht hatte. Ihr Fehler war eine Projektion von jemandem anderen auf mich. Ich konnte nicht gewinnen, denn ich war übelst vorbelegt.
Auch ich denke, dass eine Paartherapie wenig bringen würde, einen Einzeltherapie schon gar nichts. Therapie kann nur Hilfe zur Selbsthilfe sein. Selbsthilfe setzt unabdingbar voraus, dass derjenige, dem geholfen werden soll, davon überzeugt ist, Hilfe zu brauchen. Ich würde einmal ins Blaue raten, dass das absolut nicht der Fall ist; ich kenne ein Paar, wo sie ihn immer zur Therapie schleppt, es ist vollkommen schade um jeden Cent, den sie dort investieren. Die Therapie bewirkt nur, dass sie sagen kann, "Ich tu eh, was ich kann, aber es funktioniert nicht", und er "Ich gehe sogar zur Therapie, was noch will sie von mir?" Am Ende sind beide verzweifelt und wissen aus der Therapie, dass sie selbst
alles richtig machen (also der andere die Schuld trägt)
Ich habe gestern geschrieben:
Also ist es schon zu spät für meinen Rat.
Damit meinte ich, dass das "Mädchen vergiss es, es ist ein steiniger Weg, der viele, viele Jahre dauern kann, und von dem man nicht weiß, wohin er führen wird" nach einem Jahr Beziehung, Liebe, Zukunftsplanung, zu spät kommt. Sie steckt schon tief drinnen, und findet nicht mehr heraus. Alle Vorschläge "auch andere Mütter haben schöne Söhne" laufen ins Leere (und Monivon, ich bin mir sicher, dass Du einen anderen finden würdest; wenn Du möchtest). Ich denke immer, dass es sinnvoll ist, um Beziehungen zu kämpfen, aber ich habe keine Ahnung, wie sie es anstellen sollte. Mir wird immer wieder vorgeworfen, sehr distanziert, kalt und logisch zu schreiben, aber im Moment bin ich undistanziert. Ich fühle all die Verzweiflung, all den Zorn der letzten Jahre wieder in mir. Und ich bin unendlich dankbar, dass das seit 2 Jahren überwunden ist. Diese 2 Jahre waren die schönsten in den letzten 32 Jahren. Es hat sich gelohnt, zu bleiben.
Ach ja, vor ichs vergess: in meinem Fall war natürlich nicht nur meine Frau die Schuld, ich hab meinen Arsch auch bewegen müssen. Und was ich im Moment als Signatur stehen habe ist etwas, an das ich wirklich ganz fest glaube ...