Sex immer noch viel zu stark ein Tabuthema?

Im Normalfall bekommen Kinder von der Sexualität ihrer Eltern gar nichts mit. Sie interessieren sich auch nicht dafür. So kann da auch keine unmittelbare "Prägung" stattfinden. Umgekehrt kann Sexualität nicht "gelehrt" werden. Selbsterkundung, dem Zeitgeist entsprechend, ist der natürliche Weg.


Das ist ein Irrtum. Kinder kriegen wahnsinnig viel mit, und wenn ich davon ausgehe, daß Sexualität weitaus mehr bedeutet als die konreten "technischen" Handlungen, würde ich mal behaupten, daß der Grundstein zur Sexualität sehr stark in Familie und gesellschaftlichem Zusammenleben gelegt wird.

Erstens: nur wenigen ist bekannt, daß Mädchen bereits im Vorschulalter anfangen, ihre Vulva zu erkunden, zu bestaunen, abzutasten. Meine ersten bewußten Orgasmen hatte ich etwa mit 6 oder 7 und wußte sie mir seitdem auch immer zu verschaffen. Bereits in der Zeit konnte ich auch schon unterscheiden, wann ich "nur zur Beruhigung" masturbieren wollte vor dem Einschlafen ohne das Ziel Orgasmus und wann ich Orgasmen haben wollte inkl. Fantasien (die natürlich noch sehr kindlich waren). Darüber wird kaum geredet, Eltern reagieren oft genug peinlich berührt (statt einfach zu akzeptieren, daß Töchterlein sich entdeckt und ihm die Intimsphäre zugesteht. Zum Beispiel, indem sie sich zurückziehen, kurz "Entschuldige, ich wollte dich nicht stören" sagen und den Raum verlassen. Das ist m.M. nach eindrucksvoller als "Faß dich nicht an, wenn andere dich sehen").
Ich hatte das große Glück, daß meine (ansonsten grandios beschissene) Erziehung schlicht nicht vorsah, daß Mädchen sich befriedigen. Heißt: während meine Brüder mit Terror und Bloßstellung zu rechnen hatten, wenn sie mit den Händen unter der Bettdecke erwischt wurden, konnte ich mir diesen Teil meiner Sexualität erhalten und ausbauen.

Anders als bereits weiter vorn von @Mitglied #352139 behauptet ist es meiner Auffassung nach auch ziemlich kurzsichtig gedacht, wenn man denkt, daß Familie die eigene Sexualität nicht beeinflußt. Ich mag als Einzelfall nicht repräsentativ sein, aber ich habe außer mir selbst noch sehr viele andere Menschen kennengelernt, die sexuell restriktiv bzw. übergriffig in ihren Familien behandelt worden sind. Ich bin zwar ebenfalls der Auffassung, daß das, was man selbst leben möchte, in der eigenen Verantwortung liegt - da hinzukommen kann allerdings ein verdammt langer Weg sein. Meine eigenen Hemmschwellen bin ich bis heute noch am Abbauen, nicht mehr so verzweifelt wie früher, aber wenn ich bedenke, wie viele Anläufe, Versuche, Mißerfolge ein paar schönen Erlebnissen gegenüberstehen: diese "Arbeit" hätte ich mir sicher nicht machen wollen, wenn nicht dieser unbeschadete Teil der Selbstbefriedigungsmöglichkeiten da gewesen wäre. Das trifft aber bei vielen anderen nicht zu, woher sollte also die Motivation kommen, wenn die Erfahrung, wie geil Sex sich anfühlen kann, fehlt?

Was gelebte Sexualität in Familien angeht: Kinder gucken durch Schlüssellöcher. Stellen kindliche Fragen, probieren spielerisch aus. Und sie erleben mit, ob sich Vater und Mutter anschauen, lächeln, sich an der Wange berühren oder ob Vaddern der Mutti in den Ausschnitt schielt. Alles das gehört zur sexuellen Entwicklung dazu, denke ich. Deshalb: doch, Kinder kriegen verdammt viel mit.
 
Da haben wir ja allumfassendes Thema, wobei ich es echt schwierig finde da wirklich den richtigen Weg zu erkennen.Mit dem Thema Sexualität werden wir nun das ganze Leben konfrontiert, die Gewichtung ist nun bei jedem anders.
Irgenndwie finde ich es auch oft over sexed, spez. so einige Formate in privaten Persilsendern finde ich erbärmlich und werden der Sache ja nicht gerecht. Andererseits wollte ich auch eine Reglementierung wie vor 40 od. 50 Jahren keinesfalls.
Bedenklich finde ich jedoch was diese Freiheit auch für negative Auswirkungen hat, viele Menschen scheinen da etwas aus den sogenannten Werten zu fallen da sie leicht in Extreme verfallen. Die jungen Menschen da positiv heranzuführen ist eine riesige Aufgabe, nicht nur für Eltern sondern für die Gesellschaft.
Ich habe vor einigen Monaten bei ARTE eine tolle Sendung dazu gesehen. In Deutschland und Frankreich wurden unabhängig von einander Forschen zum Thema Jugend und Sexualität durchgeführt. Speziell in den urbanen Großräumen gab es eine erschreckend hohe Zahl an Jugendlichen die sich in Therapie wegen sexuellen Störungen befanden, eben wohl auch der Preis des fast grenzenlosen Zugangs zu der digitalen Welt, das in vernüftige Bahnen zu lenken wäre mal eine gesellschaftspolitische Aufgabe vom feinsten.
 
Meine Tochter hat großes Glück diesbezüglich.
Die wurde von einer aufgeschlossenen Mutter großegezogen und kann mit ihr über alles reden.

Ich kann mit meiner Mutter auch über alles reden, keine Sorge. :)
Das Bedürfnis, mich mit ihr über Sex zu unterhalten hat sich in den 30 Jahren meines Lebens allerdings noch nie eingestellt.
 
was hat das mit dem von mir geschriebenen zu tun?
oder hast du "einzig entscheidend ist, ob es nachvollziehbar und vertretbar ist" absichtlich überlesen, weil's in deine argumentation nicht hinein passt?

Du offensichtlich :

außerhalb spezieller Foren so mancher aufdringliche intime Offenbarungen als Belästigung empfinden würde. Insofern haben Tabus eben auch eine schützende Funktion.

Und nun bin ich dieses alberne Geplänkel leid. :winke:
 
Kinder kriegen wahnsinnig viel mit, und wenn ich davon ausgehe, daß Sexualität weitaus mehr bedeutet als die konreten "technischen" Handlungen, würde ich mal behaupten, daß der Grundstein zur Sexualität sehr stark in Familie und gesellschaftlichem Zusammenleben gelegt wird.

Kinder bekommen vom partnerschaftlichen Verhältnis, d. h. vom mehr oder weniger liebevollen Umgang der Eltern zueinander und zum Kind viel mit, aber nicht von deren Sex, von dem hier die Rede ist ( Thema ). Das ist nach wie vor zu recht ein Tabu.

Abgesehen davon, dass sie möglicherweise mal neugierig oder zufällig was mitbekommen, verstehen sie eh nicht was sie sehen oder hören. Allerdings können sie u.U. traumatisiert werden. Eine liebevolle Umarmung ( auch Blümchensex genannt ) stellt sich eben ganz anders dar als irgendeine BDSM-Praktik oder Perversion.
 
Kinder bekommen vom partnerschaftlichen Verhältnis, d. h. vom mehr oder weniger liebevollen Umgang der Eltern zueinander und zum Kind viel mit, aber nicht von deren Sex, von dem hier die Rede ist ( Thema ). Das ist nach wie vor zu recht ein Tabu.

Abgesehen davon, dass sie möglicherweise mal neugierig oder zufällig was mitbekommen, verstehen sie eh nicht was sie sehen oder hören. Allerdings können sie u.U. traumatisiert werden. Eine liebevolle Umarmung ( auch Blümchensex genannt ) stellt sich eben ganz anders dar als irgendeine BDSM-Praktik oder Perversion.
Ich hab meine Großmutter nackt gesehen, könnte ein Trauma für mich gewesen sein, darum bin ich ein Schwanzliebhaber.
Hätte ich meinen Großvater nackt gesehen wäre ich einen Furchenliebhaber geworden. oder so
 
Abgesehen davon, dass sie möglicherweise mal neugierig oder zufällig was mitbekommen, verstehen sie eh nicht was sie sehen oder hören. Allerdings können sie u.U. traumatisiert werden. Eine liebevolle Umarmung ( auch Blümchensex genannt ) stellt sich eben ganz anders dar als irgendeine BDSM-Praktik oder Perversion.

Ich widerspreche dir nicht prinzipiell - verantwortungsvolle Eltern sollten schon fähig sein, ihren Nachwuchs nicht mitkriegen zu lassen, wie Muddi den Vati in Windeln legt oder er ihr den Arsch mit dem Rohrstock verziert.

Aber ich habe mittlerweile zu viele Leute gesprochen, die ihre Eltern beim Poppen gesehen haben - durch die angelehnte Tür z.B., wenn die Eltern glaubten, ihr Nachwuchs schliefe. Daß die traumatisiert in der Gegend rumlaufen konnte ich nicht feststellen.

Es gibt nicht nur schwarz-weiß oder den Idealfall. Um es mit den Worten eines Psychiaters auszudrücken: Perfekte Eltern sind die, die nicht immer alles perfekt machen.
 
Wenn ich höre dass eine Frau stolz sagt: "Ich bin die beste Freundin meiner Tochter.", krampft es mich persönlich zusammen.
Das ist nicht die Aufgabenstellung, nicht gefordert, nicht förderlich.
Wenn ich der beste Freund eines meiner Kinder wäre, würde ich mir große Sorgen ihr soziales Umfeld betreffend machen.

nicht am anfang. grad in der wichtigen abnabelungsphase hast schon recht. da muss eine neue lebens-, beziehungs- und freundschaftsstruktur her. später aber schaut das schon wieder ganz anders aus - und da ist es m.e. wichtig, dass ein erwachsen gewordenes kind wirklich mit ALLEM zu den eltern als "beste freunde" kommen kann.
 
echt?
meine tochter ist 11 jahre alt, und versteht das alles sehr wohl ...

es wachst halt nicht jeder in einer luftdichten blase mit marlenschen naturgesetzen auf ...

Verstehen heißt, etwas in seiner Bedeutung in vollem Umfang richtig erfassen zu können. Und das können eben Kinder je nach Alter noch nicht. Auch 11-jährige nicht. Es hat schon seinen Sinn, dass Kinder nicht in das Sexleben Erwachsener einbezogen werden dürfen. Auch nicht als Zuschauer.

Und jetzt hör mal mit diesem albernen Gegacker zu meiner Person auf.
 
Verstehen heißt, etwas in seiner Bedeutung in vollem Umfang richtig erfassen zu können. Und das können eben Kinder je nach Alter noch nicht. Auch 11-jährige nicht. Es hat schon seinen Sinn, dass Kinder nicht in das Sexleben Erwachsener einbezogen werden dürfen. Auch nicht als Zuschauer.

Und jetzt hör mal mit diesem albernen Gegacker zu meiner Person auf.

Geh bitte, es gibt elfjährige, die selbst schon Sex haben :rolleyes:
 
Verstehen heißt, etwas in seiner Bedeutung in vollem Umfang richtig erfassen zu können. Und das können eben Kinder je nach Alter noch nicht. Auch 11-jährige nicht. Es hat schon seinen Sinn, dass Kinder nicht in das Sexleben Erwachsener einbezogen werden dürfen. Auch nicht als Zuschauer.

Phasen der psychosexuellen Entwicklung
Es kommt darauf an, wie das Kind die jeweilige Phase der psychosexuellen Entwicklung durchlebt und abschließen kann.

Säuglinge und Kleinkinder identifizieren sich hinsichtlich des Aufbaus der Geschlechtsrollenidentität nicht nur mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil, sondern auch mit der Art des sexuellen Umgangs des Elternteils mit dem Anderen. Das Kind entwickelt eine Vorstellung bzw. eine Phantasie über den Geschlechtsverkehr der Eltern ("Urszene").

Die Triebentwicklung hängt im Wesentlichen von den Objektbeziehungen, also von den Beziehungen zu den Bezugspersonen ab. Für die sexuelle Entwicklung des Mädchens, ist die unbewusste Einstellung der Mutter zu ihrer eigenen Weiblichkeit von großer Bedeutung. Es geht darum, ob die Mutter die Tochter als Gleiche und als Andere begehren und von ihr begehrt werden kann.

Um sich adäquat entwickeln zu können, ist es von großer Bedeutung den ödipalen Konflikt lösen zu können. In dieser Phase begehrt das Kind den gegengeschlechtlichen Elternteil. Es geht auch darum, zu erkennen, dass es zwischen den Eltern etwas gibt, woran man als Tochter oder Sohn nicht teilnimmt und ausgeschlossen wird, nämlich die sexuelle Beziehung zwischen den Eltern. Diesbezüglich ist es wichtig, wie die Eltern mit diesem Konflikt und mit den dazu entstehenden Phantasien des Kindes umgehen. Es handelt sich um einen Balanceakt zwischen Einfühlungsvermögen und Klarheit im Handeln.

Das Mädchen wendet sich also dem Vater zu und identifiziert sich gleichzeitig mit der Mutter. Von Bedeutung sind die unbewusste Vorstellung der sexuellen Beziehung zwischen den Eltern und das Begehren des Vaters durch die Mutter. Der Junge identifiziert sich mit dem Vater. Es entsteht eine gewisse Rivalität bezüglich des Begehrens der Mutter.

Für eine gesunde sexuelle Entwicklung der Kinder ist es notwendig, mit Hilfe der Eltern oder anderen Bezugspersonen gut durch die psychosexuellen Entwicklungsphasen begleitet zu werden. Dies beginnt durch eine sichere Bindung im Säuglingsalter und endet in der Adoleszenz bis hin zum Loslösungsprozess. Es ist wichtig ein Mittelmaß zwischen Bindung und Autonomiebestreben zu finden. Diese Bedürfnisse sollen von den Erziehern wahrgenommen und berücksichtigt werden.

Quelle : Sexuelles Verhalten im Kindesalter – Grenzen und Normalität: gewaltinfo.at

aber ich hab vergessen, dass du, marlene, alles besser weisst, als sonst irgendwer ... alles ...
mea culpa :rolleyes:


Und jetzt hör mal mit diesem albernen Gegacker zu meiner Person auf.

:winke:
 
Zurück
Oben