Arbeitsteilung ist normal.
Dass sich durch die Berufstätigkeit beider hier praktischbedingte Veränderungen des Brauchtums ergeben haben, ist wohl vorhersehbar und normal. Es ist eh besser, wenn der, der etwas besser kann, es macht. Wenn nicht einer ein komplettes Patscherl ist, gleicht sich das aus.
Blumen bring ich als Frau selten einem Mann mit. (Zugegeben krieg ich auch kaum mehr, außer von meiner Familie und Exen oder als Dankeschön vom Umfeld). Fast ein wenig schade, denn es war eine eigene Sprache, die mittlerweile in Vergessenheit gerät. Früher wusste ein Mann was er mit den Blumen sagt und Frau verstand es.
Mein Manterl darf er gerne abnehmen.
Ich lasse mich auch in den Wagen geleiten, wichtiger mich
auch raushieven - mir die Hand zum Aussteigen reichen, grad wenn man eh schon fast am Boden sitzt.
Beim Walzer weiß ich, wie ich mich in seinen Arm lege.
Wenn er mich in eine Gesellschaft einführt, erwarte ich wie von jedem anderen (muss nicht ein Partner sein), dass er sich bemüht, dass ich meinen Platz finde, sowie dass ich sein Interesse wahr nehmen kann, dass ich dabei bin. Wie umgekehrt.
Ebenso macht man als Frau, wenn er die gehobenere Position hat, ihn nicht klein vor Publikum - spricht wie patschert er daheim ist, das Wasser anbrennen lässt und Beistriche setzt. (gleichfalls schon erlebt), sowie eine Partnerin als Beiwerk und Aufputz zu behandeln ungut ist.
Alles liebe Bräuche und Rituale, die ich nicht missen wollen würde.
Ebenso wie ich ihn vorher nochmal aufmerksam betrachte, uns kontrolliere, den Kragen richte....eine kleines Liebesritual, wie gerne ich an seinem Arm geführt werde, wie gerne als seine Partnerin. Das wird auch so verstanden und nicht als ob er zu blöde wäre sich gscheit herzurichten oder ich zu behindert eine Türe zu öffnen.
Höflichkeit sollte ansich in der Natur liegen und nicht erzwungen sein.
Man ist höflich, weil man es gerne ist. Man erlernt es durch das, das einem selbst wiederfährt, was gezeigt und anerzogen ist, was man sich abschaut und worauf man hingewiesen wird - ABER zuallererst aus guter und positiver Erfahrung!
Mein Rat, übernommen von Vorgenerationen: Immer ein bisschen netter und höflicher sein, als es einem gerade ist. Dann liegt man goldrichtig und schwimmt wie ein Fisch im Wasser. Eine kleine Faustregel, die selbst ein Kind beherrschen kann. (z.B. zu fragen, ob ein anderer noch etwas trinken will, auch wenn man selbst keinen Durst mehr verspürt oder es Zeit zum Aufbruch ist. Jetzt liegt es am Gefragten zu erkennen ob es das ist, oder ob der Abend zu Ende geht. Kennt man sich besser, bietet man das nächste Getränk bei mir oder Dir an, bzw. ist die Frage ob noch ein Kaffee getrunken wird, ein Aufbruchssignal und wenn, das letzte Getränk. Alles nicht so schwierig. ) Ob Frau oder Mann es spricht wird zunehmend egal.
Alle trampeln oder tanzen wir durchs Leben.
Was einem besser liegt darf man selbst entscheiden.
Am Einfachsten, wenn zwei zusammen kommen die sich in dieser Sache ähnlich sind.
Das Letzte:
Es ist unhöflich und zeugt von respektloser Dummheit, mit wem unterwegs zu sein, der die feine Schule nicht kennt, zu kritisieren. Da passt man sich an und erklärt ihn nicht zum blöden "Proleten". Wenn es einem wichtig ist, kann man irgendwann mal höflich drauf zurückkommen und aufmerksam machen, aber niemals in der Situation ins Gschäft fahren und jemand mit einer real unbedeutenden Wissenslücke als Pleampel hinstellen. (Das macht Kränkung durch Zurückweisung/Belehrung. Tut niemanden auf diese Art gut.)
Das sagt über einen selbst mehr aus, als über den anderen. (Wenn man es denn wahrlich besser weiß.)
Aneinander lernen und wachsen ist schön. Mit der Nase in die Kacke getaucht (event. vor Publikum) zu werden, mag nicht mal der Hund.
Sogesehen sind wir wohl alle auf einer Seite unaufmerksame Trampeln/Sepperln und auf der anderen Seite eloquente TänzerInnen.
Tja und manchmal komme ich mir richtig blöde und trampelig vor, nur erkennt man das meist erst danach. Egal, man lernt draus.
O.t. Ich weiß auch beim Würstelstand, wenn ich ans wärmste Platzerl gestellt werde und mir ein Glas zum Bier gereicht wird, ein zweites Holzspießchen fürs Würstl angeboten wird, das Brot geteilt, dass der Betreffend ein aufmerksamer und höflicher Mann ist. Passt und gut so. Fingerabspreizen und Standesdünkel sind verzichtbar. Aufmerksamkeit und Höflichkeit hingegen sind meines Erachtens unter uns Menschen unverzichtbar.
Denk ich. Leb ich.
Drüber nachgedacht habe ich aber schon lange nimmer.