Also ich finde euch zutiefst abstoßend, ekelhaft... Grauslich..
Das versteh ich. So geht’s mir mit den meisten Nutzern von Erotikportalen.
Nun ja. Leider ist über Nacht die erhoffte Erleuchtung der Inzest-Moralapostel nicht eingetreten.
Was nicht zuletzt auch an deiner stellenweise recht überheblichen Diskussionsweise liegt.
Nach wie vor halte ich die bestehende Inzestregelung für diskriminierend und falsch. Nach wie vor empfinde ich emotional einen starken Widerstand, der mich zögern läßt, mich mit der Abstimmung zu positionieren.
Man sollte eines nicht aus den Augen verlieren: Wir alle haben Inzest als Tabu mitbekommen, das zeigen die Reaktionen hier ganz deutlich. Vielen scheint nicht klar zu sein, daß die Abschaffung des Paragrafen mit großer Wahrscheinlichkeit kaum reale Auswirkungen hätte, außer vielleicht ein paar Strafprozesse weniger. Wäre interessant zu erfahren, wie viele Verfahren es dazu wirklich gibt.
Es geht hier NICHT darum, ob man selbst nahe Verwandte vögeln würde (die wenigsten würden, ob mit oder ohne Gesetz).
Ich habe zwei minderjährige Mädchen gekannt, die Kinder von ihren Vätern bekommen haben. Das waren Mißbrauchsfälle. Darüber hinaus war die innerfamiliäre Vaterschaft Thema, diese Kinder sind mit diesem Stigma aufgewachsen. Daß es in den Mutter-Kind-Gruppen (gehörten zum Mädchenheim, in dem ich war) vermutlich eine höhere Dunkelziffer gab, ist anzunehmen, „offiziell“ waren bei vielen die Väter als unbekannt eingetragen, was die Stigmatisierung eher auf die Mutter (vögelt mit Unbekannten) verlagert hat.
Keines dieser Kinder war körperlich oder geistig behindert. Wiederholte Inzucht führt m. W. zu Schäden, vereinzelt vorkommende Nachkommenschaften aus Inzucht können selten auch zu Erbschäden führen, ob das in dieser Diskussion überhaupt einen statistisch relevanten Aspekt spielen sollte - ich hab da so meine Zweifel.
Das stärkste Argument gegen Abschaffung des Inzestparagrafen sehe ich im emotionalen, gesellschaftsrelevanten Bereich. Ich frage mich, ob die Relation des Nutzens einer Abschaffung im Verhältnis zur Beunruhigung in der Gesellschaft gerechtfertigt wäre.
Ich selbst fühle mich nicht wohl bei dem Gedanken, in einer Gesellschaft zu leben, die Regeln „aus dem Bauch heraus“ fordert und durchsetzen will, das empfand ich vorgestern im Foto-Sakralbauten-Thread so, das empfinde ich auch hier im Thema. Aber Menschen sind nun mal so, wie sie sind. Man muß sie nicht mögen, aber Gesetze sollen vor allem ein möglichst störungsfreies Zusammenleben gewährleisten.
Vergleiche zur Homosexualität finde ich in diesem Zusammenhang unpassend. Homosexualität ist erwiesenermaßen normal, sie betrifft ca. 10 % aller Menschen. Gibt es Erhebungen zur Häufigkeit von inzestuösen, nicht-mißbräuchlichen Beziehungen unter Erwachsenen?