Songs und der letzte Weg

1. Welche Songs habt Ihr auf Begräbnissen spielen lassen oder gehört, was Euch heute noch das Herz rausreißt, wenn ihr sie hört?
2. Es steht zu befürchten, dass auch uns der Weg bevorsteht, was lasst ihr Euch spielen, wenn Ihr denn die Frechheit besitzt, und vorab bestellt?
3. Was waren die Skurrilsten, die ihr zu solchen Anlässen hörtet.
1. Ich wählte die Musik zur Abdankung nie, das ist die Sache meiner Frau. Ich höre sehr gerne Toccata und Fuge in D-Moll von Bach sowie klassische Flöten- und Cello-Musik. Ein Freund von mir wünschte für seinen ertrunkenen Freund zwei traurige Heimatlieder, die mich, wenn ich sie wieder höre, sehr berühren.
2. Spätestens im neunten Dezennium muss man beginnen loszulassen, seinen Nachlass ordnen und seine Patientenverordnung mit dem Hausarzt besprechen; dann fällt vermutlich das Sterben leichter. Aber die Musik zu meiner Abdankung, für die ich schon den Lebenslauf und besondere Erinnerungen aufgeschrieben habe, sollen meine Nachkommen wählen. Denn mich kann die Musik ja nicht mehr trösten.
3. Das skurrilste Lied wünschte sich ein katholischer innerschweizer Arzt:

I bi dr Schacher Seppeli,
im ganzä Land bekannt.
Bi friähner ds flettischt Birschtli gsi,
jetz bini ä Vagant.
Bi z'friide, wenn i z' Nacht chli Stroh,
am Tag mis Schnäpsli ha,
und wenn der Herrgott Gsundhäit schänkt,
s‘isch alls was bruicht, ja, ja.
....
....
Wiä gläitig gaht diä Zit verbi,
äs Jährli und nu äis.
Äs dunkt äim, ’s sett nid megli si,
bald bi-n-i scho-n-ä Gräis.
Und chum i de vor d’ Himmelstür,
und wott ich inä gah,
so riäfä-n-i: „Hei! Peterus,
dr Schacher Sepp isch da.“

Und gaht de s' Himmelstürli uif,
staht bräit dä Petrus da.
Er riäft mär zio: „Eh, salü Sepp,
bisch dui nun oi scho da.
Chumm numä inä, chumm und leg
dis Himmelsgwendli a.
Diä armä-n-und verlassnä Liit
miänds scheen im Himmel ha.“
 
Ich habe meine Großeltern auf Distanz betrauert, an ihrem Grab war ich nie. Wir reden heute noch gerne über Erinnerungen, mein Bruder der älter ist, hat eine andere Wahrnehmung von manchen Vorkommnissen. Da wundern wir uns immer wieder. Es ist jedes mal schön, so ein-zweimal im Jahr den Vorfahren zu gedenken. Aber wir brauchen dafür weder einen besonderen Ort, noch einen bestimmten Tag.

So habe ich für mich keine Wünsche.

Tage können daran verstärkt erinnern - deshalb sind es ja Feiertage. Beten kann ich auch immer und überall, sogar leise im Auto, im Zug oder wo auch immer und nicht nur in der Kirche. Warum soll Gott nur in einem Gebetshaus anwesend sein?

So ist das auch meines Erachtens überall im Leben: Wenn ich nicht gerade auf eine bestimmte Tätigkeit konzentriert bin, kann ich überall an alles denken - auch an Verstorbene.

Feiertage helfen jedoch jenen, die sonst wenig an den jeweiligen Anlaß denken....
 
Danke, soviele Gedanken, ich mag jetzt gar nix sagen.
Jemand der sich sehr klar artikulierte und der Zeit geschuldet. (00:22)
Jemand, der mich soviel lehrte. Sein Todestag war im Haus Ophira ein Trauertag im großen Kreise.

Am 21. Juni 2007 starb dieser Ausnahme-Künstler nach schwerer Krankheit. Stets sich selbst treu bleibend, hatte Georg Danzer noch vor seinem Tod auf ein Ehrenbegräbnis verzichtet.

Ich nehme jetzt absichtlich nicht den letzten Abschiedssong, sondern die Mahnung, nicht vergessen zu leben.

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F***, jetzt werd ich auch noch nachdenklich...

Habe ja leider auch schon viele Menschen die mir nahe waren auf dem letzten Weg begleiten müssen - und war dann nie wieder an ihrem Grab...

Ja, auch nicht an dem meiner Frau...
 
Ob Zeremonien zur Teilnahme verpflichen - ich weiß es nicht. Im Familien- und Freundeskreis jedenfalls, ja. Es kommt wahrscheinlich stark auf das soziale Gefüge an, in dem man lebt. Eine Hochzeit zum Beispiel finde ich nach wie vor positiv - man trennt sich nicht so leicht, es ist eine Bindung da. Und es ist noch immer das Versprechen, dass man zueinander hält - egal, was im Leben kommt. Schade finde ich, dass Beziehungen immer unverbindlicher sind.

Den Wunsch nach Verbindlichkeit kann ich verstehen. Aber für mich haben feierlich abgelegte Schwüre nicht wirklich mehr Ernsthaftigkeit bzw geben keine Garantien. Man denke nur mal an die Angelobung von Staatsoberhäuptern, den hippokratischen Eid oder eben Eheversprechen. Es kommt halt sehr stark darauf an, wer da sein Wort gibt.
Es ist auch ein Unterschied, ob solche Versprechen wirklich ernst genommen werden, oder ob man trotz Übertretungen am Kandidaten festhält, weil eine Trennung schwierig wäre.
 
Hi,

Ähhh.. auch nicht zu der Deines Vaters, Deiner Ehefrau usw.?

wenn ich sage "zu keiner Beerdigung" ... was kann man da missverstehen? Die letzte war 1991 mein Großvater.

Zu der meines Vaters gehe ich sowieso nicht, mit dem habe ich 1997 oder so den Kontakt komplett abgebrochen ...

LG Tom
 
Ein Friedhof sieht mich ebenso höchstens nur mehr als Besucher, der sich dort die schöne Architektur und Natur anschaut (Empfehlung: natürlich der Zentralfriedhof in Wien, aber auch der Friedhof in Baden).

Ganze Industrien leben vom Tod der Menschen... Notar, Steinmetz, Wirtshaus... Ich halt das ganze Geld fürs Sterben zum Fenschta nausgschmisse.

I muaß ehrlich sogn, des Lieadl vom Hirsch mit da Omama... Des hot wos. Des passat echt auf a Begräbnis. Des klingt so ehrlich, so witzig, so sarkastisch, dass ma fost aufs Wana vagisst.

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Oder das folgende Lied wäre auch recht gut geeignet für den musikalischen Abschluss des Lebens. ;)

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Was ich selbst bereits empfohlen habe und auch gespielt wurde:
Reinhard Mey selbst, musste seinen Sohn Max mit 27 verabschieden:

Allein
Wir sind allein
Wir kommen und wir gehen ganz allein
Wir mögen noch so sehr geliebt, von Zuneigung umgeben sein
Die Kreuzwege des Lebens geh‘n wir immer ganz allein
Allein
Wir sind allein
Wir kommen und wir gehen ganz allein

Nun, ein Teil meines Lebens liegt hinter mir im Licht
Von Liebe überflutet, gesäumt von Zuversicht
In Höhen und in Tiefen, auf manchem verschlung‘nen Pfad
Fand ich gute Gefährten und fand ich guten Rat
Doch je teurer der Gefährte, desto bitterer der Schluß
Daß ich den letzten Schritt des Wegs allein gehen muß
Wie sehr wir uns auch aneinander klammern, uns bleibt nur
Die gleiche leere Bank auf einem kalten, leeren Flur
Allein..

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Danke, für Eure Disziplin und wie schön ihr diesen Thread mit Leben, Liebe, unseren Ängsten und Verlusten erfüllt.
Danke
 
was lasst ihr Euch spielen

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auch nicht an dem meiner Frau...
Ganz ohne Wertung, aber das erstaunt mich.



@Mitglied #501787 ich bin so ein Mensch, der Allerheiligen schon fast genießt. Der gemeinsame Gang (Prozession!) auf den Friedhof (hoffentlich in dem Jahr ohne eine frische Grabstätte besuchen zu müssen), die beiden (nein, jetzt leider 3) Gräber besuchen, mit den Verwandten und Bekannten, die man oft nur da einmal im Jahr sieht, ein bisserl reden, dann aus der Kälte ins warme, Kaffee, kuchen, viel Verwandtschaft, erinnerungen und zu wenig Platz am Tisch. Beim Heimfahren am abend die erleuchteten friedhöfe bestaunen.

Ich hab sogar meine Unschuld an einem Allerheiligentag verloren :lol: (das hatte aber eigentlich wenig damit zu tun, lässt sich aber so gut merken ;) ).

Hin und wieder tut es gut, sich an die zu erinnern, die man geliebt hat, ich mag es, das gemeinsam mit meiner Familie zu tun. Das ist ähnlich mit Begräbnissen. In den Tagen nach dem Tod bis zum Begräbnis, da ist es am schlimmsten. Etwas schwebt in der Luft, und mit einem guten Begräbnis geht es weiter, natürlich bleibt die Trauer, ganz klar. Man kommt danach nach haus und jemand fehlt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aja, fremde Begräbnisse: ich geh dann, wenn ich den verstorbenen mochte oder jemand der Hinterbliebenen mir nahe steht.
 
Hi Ihr Lieben,

es ist wieder mal so weit.

Frage:

1. Welche Songs habt Ihr auf Begräbnissen spielen lassen oder gehört, was Euch heute noch das Herz rausreißt, wenn ihr sie hört?

2. Es steht zu befürchten, dass auch uns der Weg bevorsteht, was lasst ihr Euch spielen, wenn Ihr denn die Frechheit besitzt, und vorab bestellt?

3. Was waren die Skurrilsten, die ihr zu solchen Anlässen hörtet.

(jaja, schon gut im August mach ich Testament und den ganzen Kram/jährlich - da gönne ich mir meinen Volldurchhänger und ändere alles wieder - muss ja die Zeit nutzen solange ich noch im Spiel bin
Die Jungs freuen sich, die Änderungen gibt´s bei einer Grillparty - muss ja dann das Leben feiern. :D)


Ich bin ja der Meinung, wenn man denn einen geliebten Menschen zu Grabe tragen muss, dann darf kein Auge trocken bleiben. Tja und Musik ist da nun mal für mich ein Träger, der letzten lieben Gedanken, weitaus mehr als Grabreden.

Ein paar Songs die ich in letzter Zeit zu solchen Anlässen hören musste, waren recht skurril.
z.B. "Großvater" von STS, der Herr war weder im Krieg, hat die Oma sehr geschätzt und ihr gern zugehört und wurde vom Enkel niemals bestohlen. Das habe ich extrem respekt- und lieblos empfunden, echt nur nach dem Titel gewählt.

Ich hab´s bewusst ein bisserl flapsig formuliert, passt aber schon da rein, wenn man die Lieben gehen lassen muss, mag aber net vorab schon Tränchen drücken müssen.

Ois dann - Bitte!
Auf Begräbnise geh ich eigentlich so gut wie nie.
Lieder die mir gefallen würden.
Stones i cant get no ... , led Zeppelin stairway to heaven , Rammstein Sonne sollte dabei sein .
Und gar nicht fehlen darf natürlich Bach airsuite, aber bei der Nummer würde ich eigentlich gerne abtreten.
Nur so nebenbei!
 
Phil Collins - in the air tonight.

Damit die Gäste am Begräbnis glauben, das irgendein Anwesender Schuld an meinem Tod ist, und sich gegenseitig bezichtigten :D
 
Den Wunsch nach Verbindlichkeit kann ich verstehen. Aber für mich haben feierlich abgelegte Schwüre nicht wirklich mehr Ernsthaftigkeit bzw geben keine Garantien. Man denke nur mal an die Angelobung von Staatsoberhäuptern, den hippokratischen Eid oder eben Eheversprechen. Es kommt halt sehr stark darauf an, wer da sein Wort gibt.
Es ist auch ein Unterschied, ob solche Versprechen wirklich ernst genommen werden, oder ob man trotz Übertretungen am Kandidaten festhält, weil eine Trennung schwierig wäre.
Richtig! Auf den Charakter kommt es an!
 
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