Warum müssen die hoch zivilisierten Menschen so schamhaft leben?

Ausser dem Menschen verbirgt kein anderes Lebewesen seine Geschlechtsorgane sowie den Vorgang der Paarung. Angeboren ist diese Schamhaftigkeit nicht; denn die Naturvölker in tropischen Regionen unterwarfen sich ihr erst, als sie mit unserer Zivilisation in Kontakt kamen. Die Tabuisierung der menschlichen Fortpflanzung halte ich für eine unnötige Beengung des Einzelnenn durch die Gesellschaft. Was ist Eure Meinung dazu?
Muss man relativieren ... ich denke da hat sich viel getan und wir leben sogar in einer teils übersexualisierten Gesellschaft wo die Omnipräsenz des Themas und der ständige Optimierungs- und Perfektionsdruck dann das Pendel schon wieder in die Gegenrichtung ausschlagen lässt.

Gab und gibt Personen, die anders Leben ... gibt genügend Sauna Besucher und FKK'ler und Personen, die Sex auch vor Anderen praktizieren ...

LG Bär
 
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dazu ist anzumerken das man bevor die kirche in europa dem ganzen ein ende machte es durchaus beim pöbel nicht prüde zuging. meistens wurde in gemeinschafftsräumen nackt geschlafen und dementsrechend auch herumgev..
Unsere Vorstellung vom Mittelalter, und damit der unmittelbaren Wiege "unserer" Zivilisation, ist wahrscheinlich insgesamt sehr fehler- und lückenhaft, angefangen bei der Tatsache, daß es mangels Alphabetisierung nur wenige Berichte über den Alltag der normalen Menschen gab.

Daß es in mittelalterlichen Badehäusern und auch sonst ziemlich zuging, kann man einerseits von Zeichnungen und Bildern, sowie der Verbreitung von allerlei doch dokumentierten Geschlechtskrankheiten (die umgehend als Geißel Gottes deklariert wurden, und dennoch auch fallweise hohe Geistliche betraf ....) ablesen. Daß die Menschheit in manchen Gegenden trotz der gesundheitlichen Risiken und Defizite überlebt hat, war wohl der geringen Bevölkerungsdichte und Mobilität geschuldet, wo Siedlungen und Städte nicht eben im Tagestakt abgeklappert werden konnten. (Es brauchte schon der tagelangen Inkubationszeit zB der Pest, um sich auszubreiten.)

Die Formulierung, daß die Kirche dem ein Ende machte, kann man also angesichts von selbst an Syphillis erkrankten hohen Klerikern, nur als "Versuch bei gleichzeitiger ziemlicher Bigotterie" relativieren. Es existierte wohl eine gelebte Freizügigkeit neben einem Schuldbewußtsein, von dem man sich je nachdem zB freikaufte (Ablaßbriefe) oder fleissig freibetete (Rosenkränze), ehe man zwischen dem Tagwerk wieder nächste Magd belästigte.... Man muß sich noch einmal bewußt machen: So wahnsinnig interessant war das Leben der breiten Masse über die Jahrhunderte nicht, neben Arbeiten, Beten, Fressen, Saufen und jahreszeitenabhängigem Wetter erdulden.

Erst als das Bürgertum vor 200 Jahren dann doch Fortschritte machte (Industrie, Medizin, Naturwissenschaften, ...) und die Welt dank Buchdruck und Schulen überschaubarer und der kulturelle Austausch (Sprache, Architektur, Kunst, Handelsgüter, Reisen, ...) so richtig losging, differenzierte und emanzipierte sich das Leben und bildete offizielle Regeln für das öffentliche Leben aus, unabhängig davon, was hinter Mauern und Türen weiter ablief. Daß mit der Medizin allerlei Krankheiten und Todesursachen stark zurückgedrängt wurden, tat das Übrige, um Menschen mental vom Damoklesschwert göttlicher Strafen für diverse gepredigte Sünden zu befreien.

Ganz im Ernst: Wer denkt im Moment von Geilheit an den nächsten Gottesdienst?
Unsere Sexualmoral ist u.a. doch stark davon geprägt, wie man im Alltag wahrgenommen wird = ein "Pimp" hat ein anderes Verhalten und Sprache, als der Generaldirektor, Doktor, Diplomkaufmann, ... ganz zu schweigen von den weiblichen Pendants, die NOCH mehr bei ihrer Garderobe auf die Gratwanderung zw. elegant und sexy achten müssen.
Umso ausgeprägter wohl dann auch der Kontrast, wie so Manche(r) im Privatleben das Schweinderl raushängen läßt.

Im Kern (Amygdala) hat sich der "Homo sapiens", meiner Theorie nach, wenig geändert. Er spielt heute nur vielfältige Rollen, abhängig von den unzähligen Kontexten, in denen er sich tagtäglich bewegt.

Ich bin ehrlich gesagt sehr, sehr froh, dass ich mir nicht überall schnackeselndes Volk ansehen muss.... Beengt fühle ich mich dadurch absolut nicht - Ganz im Gegenteil
Der Alltag, mit dem man aufwächst, prägt die eigene Wahrnehmung. Mehr ist dazu nicht zu sagen.
Es ist immer der klassisch als "Kulturschock" bezeichnete Wechsel zw. stark unterschiedlichen Kulturen, Gesellschaften und zugehörigen öffentlichen Lebensweisen, der Menschen streßt, und zwar (in diesem Fall) in beiden Richtungen. Wie auch die Migrantenwellen demonstrieren, die seit einigen Jahren widersprüchliche Situationen im Alltag schaffen.
 
Einfach deshalb, weil der Mensch ein Bewußtsein hat, Tiere nur einen Instinkt.
Äußerst interessanter Punkt, der ja in der christlichen Moralvorstellung eben mit Adam+Eva+diesem Apfel-Vorfall korrespondierend erklärt wird.

Aber es erklärt nicht, warum sich die jeweiligen Tabu-Themen weltweit so stark unterscheiden, im Sinne von: eben längst nicht immer die - wie wir so schön sagen: primären Geschlechtsmerkmale betreffen:

Daß die weiblichen Brüste oft mit BH gestützt werden, hat denke ich, vor allem auch praktische Überlegungen im Alltag.

Die Pennäler ("Schamhülsen") bei manchen Eingeborenenstämmen sind einerseits Statussymbol (Größe), anderseits Schutz (im Urwald mit seinen 1000en Insekten, Dornen, Stacheln und Giften).

-> das Schamgefühl wurde in verschiedenen Gesellschaften entkoppelt davon definiert. Das Bewußtsein ist eine Voraussetzung für Selbstwahrnehmung und damit Fremdwahrnehmung (auf einer höheren Ebene), und damit einem Schamgefühl, das man in jeder Kultur findet. Aber die Ausprägung ist nicht einheitlich.
 
Sowohl der Mensch als auch viele andere höhere Tierarten haben sowohl in Bewusstsein als auch lnstinkte.
hier würde ich eine Trennlinie zwischen Ich-Bewußtsein und eben Selbstwahrnehmung <-> abstrakter Fremdwahrnehmung (VON und DURCH andere Individuen) einziehen. Tiere nehmen zwar körperliche Eigenschaften wahr, etwa Stärke, Größe von Hörnern/Geweihen, Alter, ... und bilden dadurch ihre Rangordnung, aber eben eben auf instinktiver Ebene, nicht indem sie darüber nachdenken und Selbstoptimierung betreiben (abgesehen von einzelnen Geschichten wie "mit fremden Federn schmücken").
 
Ausser dem Menschen verbirgt kein anderes Lebewesen seine Geschlechtsorgane sowie den Vorgang der Paarung. Angeboren ist diese Schamhaftigkeit nicht; denn die Naturvölker in tropischen Regionen unterwarfen sich ihr erst, als sie mit unserer Zivilisation in Kontakt kamen. Die Tabuisierung der menschlichen Fortpflanzung halte ich für eine unnötige Beengung des Einzelnenn durch die Gesellschaft. Was ist Eure Meinung dazu?
Den Zusammenhang zwischen Kleidung und Sexualität finde ich grad nicht. Ich kann auch nackt sein und trotzdem nicht überall Pudern wolle oder angezogen spitz wie Nachbars Lumpi sein.
 
Den Zusammenhang zwischen Kleidung und Sexualität finde ich grad nicht.
Jein. Gibt und gab ja immer auch Kleidung mit genau der Absicht, die Figur zu betonen oder zu nivellieren.

Ich kann auch nackt sein und trotzdem nicht überall Pudern wolle oder angezogen spitz wie Nachbars Lumpi sein.
genau da kommen wir zum Faktor "Hemmschwelle" und Kontext.

-> die Regeln im öffentlichen Raum sind ziemlich komplex. Was im Gänsehäufl ein faux-pax mit Rauswurf wäre, ist am Cap d'adge Usus.

Ausser dem Menschen verbirgt kein anderes Lebewesen seine Geschlechtsorgane
kleine Ergänzung: es ist ja nicht so, daß das Gros der Tiere so wie der Mensch aufrecht daherläuft und damit das Geschlecht (in beiderlei Wortbedeutung) immer sofort ersichtlich ist = einerseits haben wir da den Gang auf allen Vieren, andererseits sind zB Brüste fast nur beim Menschen deutlich ausgeprägt (und bis heute weiß niemand warum), bei einigen Arten (Walen zB) ist der Penis in eine Falte eingebettet (als Schutz), bei anderen Arten wiederum wird die brünftige/empfängnisbereite Phase durch allerlei sekundäre Merkmale wie eben Brunft-/Balzverhalten, angeschwollene oder errötete NICHT-Geschlechtsteile sichtbar (womöglich sogar im für uns nicht sichtbaren Bereich = UV/IR).

Generell denke ich, daß viele Tieren, über und unter Wasser, die Individuen die gegenseitigen Geschlechter an der Körperchemie (= Duftstoffe und Hormonwolken) unterschwellig sofort erkennen, oder an Merkmalen des Körperbaus/Gesichtszüge/Bewegungsdetails/..., die sich uns Menschen nicht (oder nur als einschlägig erfahrenen Biologen bzw. Artenkenner) erschließen (außer eben in jenen Fällen wo eben zB Weibchen im Tarnkleid und Männchen bunt (zB allerlei Geflügel, Löwen, ...) daherkommen)
---> Nur weil wir "gebildeten" Menschen bei den Tierarten, mit denen wir noch ab und an zu tun haben, gezielt hinsehen müssen, ob da was baumelt, heißt das nicht, daß diese Viecherchen sich untereinander nicht sehr wohl durch mehr oder weniger sublimiale Signale gegenseitig ständig anmachen ... oder diese grade gezielt unterbinden.
 
Ja natürlich, aber darum ging es ja im EP nicht.
Wirklich nicht? Nur weil die Signale abstrakter wurden, heißt das nicht, daß sie nicht vorhanden sind. Eigentlich werden wir ständig überschwemmt mit Signalen, sind aber entsprechend abgestumpft. Beispiel:
Jemand zitierte mal einen AFAIR jungen türkischen Kollegen, der das Leben in Ö als permanenten Porno bezeichnete.

Oder: Die Meisten hier werden sich an "Bezaubernde Jeannie" erinnern. Eine Serie, die man bedenkenlos jeden Volksschüler sehen lassen würde. Tatsächlich war es ihrerzeit eine ziemlicher Aufreger, daß sie bauchfrei herumlief und wenn ihr mal genau hinseht, werdet ihr merken, daß sie in frühen Folgen (SW) nicht den Nabel zeigen durfte. Weiters war es ein Dammbruch, als da tatsächlich mal das Schlafzimmer gezeigt wurde.
---> die westliche Welt hat unglaubliche Sprünge in ziemlich kleinen, heute unscheinbaren Schritten vollzogen, die uns deshalb nicht auffielen.
Heutzutage bekommen wir auf DVDs/BRs ungeschnittene Fassungen von Filmen und Serien serviert, die zeigen, WAS vom öffentlichen TV sowieso nur arg geschnitten, vom private nicht vor 22h und fallweise ÜBERHAUPT nie abseits PayTV mit Altersnachweis gezeigt werden durfte. (Und wenn es nur jeweils wenige Sekunden waren.)

Wenn uns seit einigen Jahren keine blanken Nippel mehr von den Duschwerbeplakaten anblitzen, dann nicht deshalb, weil die Gesellschaft sich darüber aufregen würde, sondern weil eine kleine Gruppe beim Werberat (oder wie der Schuppen heißt) es tut.
Ein wenig "Verklemmtheit" / Grenzen sind ja nicht per se schlecht, denn so bleibt doch ein wenig die "Sensation" erhalten, weil die Abstumpfung nicht an die Spitze getrieben wird.

Frivolität hat es immer gegeben, in Bildern, Dialogen und sonstigen abstrakten Anspielungen - ich denke da zB an die 60er-Jahre Farkas/Simpl-Revues, die durchaus nicht immer harmlose Elemente enthielten, aber eben clever verpackt und so manche damalige herbe Matrone mit Hornbrille im Publikum hat wohl eher aus Überrumpelung mitgeklatscht, aber innerlich geschluckt.

Hinter der oberflächlichen Betrachtung verbirgt sich ein vielfältiges Spektrum an menschlicher Schlitzohrigkeit, wenn es darum geht, Normen zu um gehen und den Schein der Anständigkeit zu wahren, während dennoch unter Eingeweihten und Scharfsichtigen Klarheit herrscht.

Ich verweise in dem Zusammenhang aber auch an die Debatte vor nicht allzu langer Zeit, bzgl. "ob man Menschen/Damen eine gewisse Versautheit hinter der Fassade dennoch ansieht".
 
Es ist nun mal die sog. Zivilisation/ Fähigkeit zu "Kultur", die den Menschen vom Tier unterscheidet. Und da hat Achtung voreinander und "Schamhaftigkeit" eine unabdingbare fundamentale Bedeutung.

Forderungen nach "Enttabuisierung", wie hier im EF immer wieder vorgebracht, scheitern Gott sei Dank an der menschlichen Vernunft.
"Fähigkeit zur kultur" haben Schimpansen a.
Schamhaftigkeit hat für mich keine unabdingbare und schon gar keine fundamentale Bedeutung.
Deshalb muss ich aber noch lange nicht eine ganze Bevölkerung "enttabuisieren" aber auch nichts tabuisieren, was du ja im umkehrschluß zu befürworten scheinst.
Und mit Vernunft hat das schon gar nix zu tun.
 
ich bin als saunageherin aufgewachsen
in den 90ern hat das niemand interessiert dass da kinder auch in eine 90grad Sauna gehen

für mich war es das normalste der welt jedes Wochenende unglaublich viele Menschen nackt zu sehen
auch meine ganze Familie kenn ich nackt

hier in Malta war ich doch seeehr überrascht dass die Sauna nur mit Bademode betreten werden darf... naiverweise dachte ich echt dass Sauna überall nackt bedeutet 😅😅🙈

finde es auch immer wieder lustig wenn ich auf instagram,... hingewiesen werde dass man meine nippel durch die Kleidung sieht 🙄🙄
Warum man sowas auf Instagram posten muss, werd ich nie verstehen.
 
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