Lange habe ich überlegt, mich dazu nun aber doch entschlossen, Euch meine Erfahrungen der letzten Monate die Pandemie betreffend mitzuteilen.
Sodale, wo fang ich an... ich hoffe, Ihr habts' ein bisschen Zeit, weil das wird jetzt länger...
Als Betreiber eines Covid-19 Trackers/Covid-19 Dashboards, welches mittlerweile seit längerem auch beim Ministerium für Digitalisierung und auch bei der europäischen Kommission gelistetet ist, bin ich von Anfang an in die "Szene" und die Materie involviert.
Durch meine direkten Kontakte ins Gesundheitsministerium und der AGES wurde und werde ich nicht nur bestens mit den Zahlen und Daten - teilweise noch vor der Presse - versorgt, sondern auch mit Informationen über die letzten Erkenntnisse über den Virus, die möglichen Behandlungen, die Wirkungsweise der Vakzine, die Funktionsweise der PCR-Tests und den Unterschied zum RT-PCR Test (der hauptsächlich angewandt wird),
die Ermittlung der Fallzahlen, über den Ablauf des epidemiologischen Meldesystems etc.,...
Zum Thema Zahlen und die Tests...
Die RT-PCR Tests wandeln - sofern vorhanden - die RNA (ein Virus hat keine DNA) eines INTAKTEN Virus mit Hilfe von Enzymen in DNA um, die mit der "polymerase chain reaction" (PCR) in Zyklen jeweils verdoppelt wird.
Steigt die DNA Last dann soweit an, dass der Test anschlägt (dabei wird nach jenen Gensequenzen gescannt, die man ausschließlich vom SARS-CoV-2 Virus kennt) und diese spezifischen Sequenzen detektiert, dann ist man auf alle Fälle einmal positiv auf den Erreger von Covid-19 getestet,
was aber auch entgegen einiger Behauptungen bedeutet, dass man mit dem Erreger infiziert ist... ABER, und jetzt kommt das große ABER:
Infiziert heißt nicht automatisch auch infektiös... Um jemanden anzustecken reicht nicht nur ein Virus. Damit man jemand anderen anstecken kann, muss man eine gewisse Virenanzahl übertragen, denn als "Empfänger" ist man erst aber einer gewissen Virenlast selbst infiziert.
Und da sind wir wieder bei den PCR-Tests und was es mit den Zyklen auf sich hat...
Dazu gibt es derzeit international unterschiedliche Studien, manche Universitäten behaupten, dass man infektiös bzw. sogar hoch infektiös ist, wenn der Test nach 24 Reproduktionszyklen positiv anschlägt, das RKI rund um Dr. Drosten und Dr. Wieler selbst ist da etwas strenger (das RKI wird von der Bundesregierung auch immer wieder als Refernz genommen) und setzt diese Grenze bei 30 und gibt in diversen Statements auch immer wieder an, dass der "Cut off" nach 31, aber allerspätestens nach 34 Zyklen sein sollte, der Test zu beenden und als negativ zu bewerten ist...
Hintergrund ist der, dass je mehr Zyklen und somit Verdoppelungen nötig sind für einen positiven Test, desto niedriger ist die Virenlast in der ursprünglichen Probe, was wiederum Rückschlüsse auf die Infektiösität liefert.
Die Anzahl der Zyklen wird auch CT-Wert genannt.
Warum ich das so ausführlich schreibe...?
Ich hatte ein paar Tage schwere Symptome, angefangen von Fieber, trockenem Husten, Verlust von Geruch/Geschmacksinn, Gliederschmerzen, Kopfweh, "Glasscherben" in Lunge usw... alles Anzeichen für eine Erkrankung an Covid-19.
Als K1 anfangs auch sofort für 14 Tage abgesondert und mit Beginn der Absonderung bereits nahezu symptomfrei auf einen Test geschickt. Ergebnis: Weder eindeutig positiv noch eindeutig negativ (zu wenig Zyklen für einen positiven Test), also 48 Stunden später wieder zum Test geschickt worden, der war dann negativ (Mein Immunsystem war zu diesem Zeitpunkt anscheinend schon sehr aktiv und zudem dürfte der Virus vom Hals und Rachenbereich bereits abgewandert sein in Richtung Lunge)
Aufgrund der Inkubationszeit änderte das aber nichts an meiner Absonderung und somit war Isolation angesagt und auf meinen abschließenden Test am Ende meiner Absonderung zu warten. Test gemacht, und der war positiv! Somit weitere 10 Tage Isolation. Juhu!
OK, ist so, was solls... aber jetzt kommt ein Fakt, was mich persönlich vieles in Frage stellen lässt... Mein positiver Test für mich selbst nicht erklärbar, Anruf bei der Behörde, mit der Bitte um eine eventuelle Wiederholung da ich vermute dass das Ergebnis "false positive" ist.
Rückruf vom Amtsarzt, der hat sich meine Akten angesehen und mir erklärt, ich könne gerne einen neuerlichen Test machen, die Behörde könne mich gerne kostenlos dafür anmelden, aber auch ein negativer Test würde nichts an meinem Absonderungsbescheid ändern, da ja ein positiver Test vorliegt und die Isolation von da an für eben diese weiteren 10 Tage zu laufen beginnt.
Was allerdings zu meiner völligen Entrüstung führte, war die Tatsache, dass mein Test einen CT-Wert von 38 !! aufweist! Ähm, war da nicht was mit einem "Cut off" von allerspätestens 34 Zyklen?
Detail am Rande: Während man als Positiver mit einer Gesundmeldung an die Behörde und einer Übermittlung des Gesundheitstagebuchs nach 10 Tagen wieder in die Freiheit entlassen wird (48 Stunden symptomfrei vorausgesetzt), muss man als K1 14 Tage in Absonderung bleiben und gegen Ende nochmals einen Test machen... ist dieser negativ, und das Gesundheitstagebuch ok, erfolgt seitens der Behörde der Aufhebungsbescheid.
Man könnte jetzt argumentieren, dass ein CT-Wert von 38 absoluter Nonsens ist da man nicht infektiös ist, das ist man aber vor dem Peak der Virenlast im Körper auch nicht, und der Test ist ja nur eine Momentaufnahme.
Und die Behörde weiß ja nicht, ob die Werte im Steigen oder im Fallen sind und in welcher Phase der Infektion man sich befindet. (In meinem Fall bin ich überzeugt davon, dass ich zu diesem Zeitpunkt den Höhepunkt hinter mir hatte und nicht MEHR ansteckend war und bin.)
Ich schreibe das alles hier äußerst wertfrei, soll sich bitte jeder seinen Reim daraus machen...
Ist es sinnvoll, bei solchen Ergebnissen "nachzuwassern"? Hat man dafür überhaupt die nötigen Kapazitäten oder belässt man es dabei und die allgemeinen Zahlen sind hoch...
Wobei, und das stelle ich einfach so in den Raum als Diskussionsgrundlage und nicht wertend gemeint.
Mit Hilfe der Zyklen könnte man die Zahlen wunderbar steuern und - wenn man denn so will - seitens der BR die Order herausgeben, die Anzahl der Zyklen zu verringern und, oh Wunder, gegen Ende des Lockdowns (noch) niedrigere Zahlen präsentieren und als so tolle und erfolgreiche Krisenmanager auftreten...
Eines möchte ich aber noch loswerden... Covid-19 ist auf keinen Fall zu verharmlosen, wenn die Symptome bei mir auch nur ein paar Tage dauerten, sie waren heftig und mit einer Grippe nicht zu vergleichen, also alles andere als ein Honiglecken...
Und das bei mir (und ich trau mich behaupten nach über 4.000 km auf dem MTB alleine dieses Jahr nicht die schlechteste körperliche Verfassung zu haben), ich wünsche das keinem und schon gar niemanden mit einer körperlich schlechteren Konditionierung aufgrund einer Vorerkrankung oder des Alters...
Aja, und zum eigentlichen Thema: Aufgrund meiner Absonderung inkl. Kontrolle auf Einhaltung durch die Exekutive fällt es mir leicht, die Maßnahmen einzuhalten... *gg*
Sarkastikus