Ich muss sagen, ich verstehe die Frustration in Sachen Corona ja und mir geht es ja auch nicht anders. Ich hocke nicht gerne im Homeoffice fest (andere würden sich wahrscheinlich drüber freuen, wenn ihr Arbeitgeber so agieren würde wie meiner, der es uns freistellt ob wir im Office oder daheim arbeiten wollen. Ich weiß, es ist ein gewisses Privileg, das ich da genießen kann) und bin auch sonst daheim festgenagelt.
Aber es ist nun mal so wie es ist. In der Frustration über die Maßnahmen klammern sich die Leute dann einfach an jede Stimme die ihnen mitteilt, dass dies doch alles nur falsch wäre, ein Hoax usw.. Das kann ich auch verstehen, aber das Leben ist kein Wunschkonzert. Manche Tatsachen muss man als solche akzeptieren und danach handeln, auch wenn es unangenehm ist. Wärs mir anders auch lieber? Ja sicher. Aber wir sind eben mitten in einer Pandemie und die können wir uns auch nicht wegreden und wegwünschen.
Was ich in dem Kontext echt so interessant finde ist, wie Medien dann "abtrünige" Mediziner hofieren. Da zählt dann JEDE ärztliche Meinung. Da wird der Landarzt aus Hinter-Unterstinkenbrunn, der seit 30 Jahren Allgemeinmediziner ist und der Virologie das letzte Mal an der Uni als Fach hatte, plötzlich zum Experten, und das nur weil er einen Dr.med. vorm Namen hat. Ich halte da nicht viel davon. Ich geh ja auch nicht zum Augenarzt wenn ich eine Herz-OP brauche. Sicher hat auch der Augenarzt vor 30 Jahren im Turnus wohl mal OPs in dem Bereich durchgeführt, aber sein Spezialgebiet liegt nun wo anders. Und Virologie, Epidemologie sind auch Spezialgebiete. Also hören wir da auf die Experten auf DIESEN Gebieten und nicht auf den Herrn Doktor aus der Landarztserie. Ich will damit die Ärzte der Primärversorgung wohlgemerkt nicht schlecht machen, das ist eine wunderbare Sache und es gibt da viele herausragende, tolle Ärzte die sich aufopfernd um ihre Patienten bemühen, aber ihr Fokus liegt eben wo anders.