Hallo in die Runde
Eine Beziehung mit einen Menschen zu führen, der an einer bipolaren Beeinträchtigung leidet, kann funktionieren. Natürlich kann man nicht pauschal "klappt" oder "klappt nicht" sagen. Borderline ist ein sehr komplexes Krankheitsbild. Die Ausprägung der Erkrankung sowie die Intensität der Phasen sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich ausgeprägt.
Ich denke, es kann hilfreich sein, wenn man sich selbst fragt, ob man das "nötige Durchhaltevermögen" und Verständnis hat, um eine Beziehung mit einer borderline-erkrankten Person führen zu können. Viele Menschen meinen, dass eine Paartherapie in so einem Fall unterstützen und helfen kann. Doch in der Realität ist das leider überhaupt nicht der Fall. Eine unterstützende Psychotherapie für sich selbst kann jedoch hilfreich sein, wenn die Beziehung mehr und mehr zum "Nerven-Killer" wird.
In einer Beziehung mit einer borderline-erkrankten Person wirst Du mit vielen Widersprüchen konfrontiert. Das Verhältniss von Nähe und Distanz ist bei Borderlinern extrem. Bildlich gesprochen: Entweder "schwarz" oder "weiß" - Da gibt es keine "Grauzonen". Also entweder ist man sich ganz nahe oder total fremd. Borderliner können in einer Beziehung extrem "klammern": Der Partner wird idealisiert und eine Trennung ist für den Boderliner unvorstellbar. Oftmals entsteht der Eindruck als ob der Borderliner von seinem Partner abhängig ist.
Jedoch kann eine "Borderline-Beziehung" kurz- wie auch langfristig gut funktionieren. Aber wenn ein Borderliner vom Partner zurückgewiesen wird, kann die Beziehung in's Gegenteilige umschlagen. Borderline erkrankte Persönlichkeiten haben meist mit großen Verlust- und Verlassensängsten zu kämpfen. Das kann die Beziehung auf eine harte Probe stellen. Ein Mensch mit einer bipolaren Erkrankung wird alle Register ziehen, um eine Trennung zu verhindern, das geschieht frei nach dem Motto "Der Zweck heiligt die Mittel". Als Mittel zum Zweck kommen verschiedene Verhaltensweisen wie z.B. manipulatives Verhalten, Lügen, Selbstaufgabe, Erpressung und Drohung zum Einsatz.Dabei kann es auch zur Anwendung von körperlicher Gewalt kommen.
Speziell das "Lügen" wird dabei sehr häufig als "Mittel zum Zweck" eingesetzt. Es kann sogar sein, dass der borderline-erkrankte Partner seine Lügen als Wahrheit betrachtet, einfach deswegen weil er eine ganz andere Sichtweise der Dinge hat...
Wie ich schon erwähnt habe: Man kann eine Erkrankung oder deren Ausprägung nicht einfach "pauschalieren". Generell kann jedoch gesagt werden, dass es einige Aspekte gibt, die für eine Beziehung mit einem borderline Erkrankten typisch sind, z.B:
- Die stetige Suche nach "Liebesbeweisen"
- Angst vor dem "Alleinsein" oder "Verlassen werden"
- Extreme Eifersucht; nicht aus Liebe sondern aus Angst vor dem "Verlassen werden".
- Unkontrollierbare Impulsivität
- Triebe und Bedürfnisse (auch auf der Sexualebene) "müssen" sofort gestillt werden.
Die Userin "Buttercup" erstellte dieses Thread, weil sie ja nicht ganz genau weiß, wie sie mit einem Borderliner umgehen sollte. Nun, liebe Buttercup - Vielleicht können Dir ja die folgenden Impulse ein wenig helfen:
- Setze Deinen Partner Grenzen und lass nicht alles mit Dir machen.
- Wenn Dein Partner ausrastet, lass' ihn. Versuche ruhig zu bleiben, geh' nicht darauf ein.
- Übe möglichst keine Kritik an Deinem Partner, er könnte das als "Liebes-Verlust" wahrnehmen.
- Laufe Deinem Partner nicht nach: Das könnte ihm ein "Machtgefühl" geben und er würde Dich dann manipulieren.
- Wenn Dein Partner mit Suizid droht, lass' ihm einfach drohen. Wenn Du deshalb in Panik verfällst, wird er Dich in Zukunft dementsprechend immer wieder damit
erpressen. Das klingt vielleicht sehr hart - Doch im Allgemeinen sind solche Suizid-Ankündigungen nur ein Hilfeschrei, damit Du ihm Liebe zeigst.
Zeige ihm Deine Liebe, aber lass' Dich dabei nicht erpressen.
- Wenn Dein Partner verbal beleidigend wird oder dich beschimpft, dann geh' nicht darauf ein. Lass' Dich bestmöglichst nicht provozieren.
Er möchte, dass auch Du wütend wirst. Notfalls geh besser weg und warte erst mal ab, bis er sich wieder beruhigt hat.
Teile ihm danach mit, dass Du es nicht gut findest, wie er sich verhält. Sag ihm, dass Du immer wieder gehen wirst,
wenn sich das wiederholt, sag ihm aber auch das Du wieder zurückkommst, weil Du ihm liebst.
- Sag ihm niemals das sein Verhalten "borderline-typisch" ist: Das würde ihm sehr demütigen und diese Demütigung kann schnell
in Aggression umschlagen.
- Zeige Deinem Partner regelmäßig das Du ihm liebst, aber nicht dann, wenn er es fordert. Damit würdest Du ihm "Macht über Dich"
geben.
- Rede mit Deinem Partner normal, nicht wie mit einem Kind oder wie ein Lehrer.
- Vergiss es, Dinge mehrere Tage im voraus zu planen. Wer weiß schon, wie es ihm in ein paar Tagen geht?
- Falls er die Tendenz zur Autoaggression (selbstverletzendes Verhalten) aufweist: Versuch' nicht das zu Ändern oder zu Unterbinden:
So hart es auch klingen mag, doch das würde nichts nutzen. Wenn er sich schwere Verletzungen selbst zugefügt haben sollte,
verständige umgehend den Rettungsdienst.
Der diensthabende Amtsarzt wird im Zuge der Erstversorgungsmaßnahmen darüber entscheiden, ob eine sogenannte
"Unterbringung" in einem psychiatrischen Klinikum von Nöten ist.
Es gibt jedoch auch die "indirekte Autoaggression" - Das bedeutet, dass er ein riskantes
oder gefährliches Verhalten an den Tag legt, wie z.B:
Schnelles Autofahren, Klettern ohne Seil, Balancieren über große Höhen, riskanter Sex, Kleptomanie...
Es wird also in Kauf genommen, durch Unfälle Verletzungen zu erleiden, die bis in den Tod führen können bzw.
durch auffälliges Verhalten, die soziale Situation zu schädigen.
- Lass' Dich nicht auf Diskussionen über Ex-Partner ein. Du könntest unabsichtlich
Deinen Partner in seinem negativen Verhalten oder Denken bestärken.
Ich hoffe, ich konnte Dir etwas weiterhelfen und wünsche allen hier im Forum einen guten Start in die neue Woche.