Das sehe ich überhaupt nicht soooo dramatisch wie jetzt vielfach behauptet wird.
Demokratische Mitbestimmung ist ein Recht, sollte aber keine Pflicht sein. Wer keine (gültige) Stimme abgibt, verzichtet und muss das Ergebnis dann materiell auch so akzeptieren, wie es kommt.
Genau so ist es. Das ist die Grundregel einer demokratischen Entscheidung. Den Ausschlag geben jene, welche sich an der Wahl beteiligen. Wer das nicht tut, oder ungültig wählt, akzeptiert damit die Entscheidung einer wählenden Mehrheit - auch wenn man diese dann natürlich rein mathematisch zu einer "Minderheit" umrechnen könnte.
Daraus dann eine fehlende Legitimation des Gewählten abzuleiten, hat eigentlich mit demokratischem Denken überhaupt nix zu tun.
Auch verstehe ich die Aufregung ned ganz. Das Ergebnis dieser Wahl war vorhersehbar, die geringe Wahlbeteiligung war vorhersehbar, der relativ hohe Prozentsatz an ungültigen Stimmen war vorhersehbar.
Meiner bescheidenen Logik nach kann man dann, wenn das Vorhergesehene auch wirklich eintritt, ned versuchen, da jetzt alle möglichen Dinge hinein zu geheimissen.
Aus meiner Sicht stellt es sich so dar: Fischer hat den Amtsbonus genutzt, und gegen zwei chancenlose Gegenkandidaten letztlich verdient gewonnen. Es mag zwar nicht jener Triumph sein, welche die Propaganda der SPÖ daraus machen will, anderseits ist es auch nicht jene Schlappe, welche die Gegner Fischers gerne daraus machen würden.
Ich persönlich habe meine Stimme keinem der drei Kandidaten gegeben, da aus verschiedenen Gründen jeder von ihnen für mich nicht wählbar erscheint. Damit habe ich meinem Gewissen genüge getan. Das Wahlergebnis erachte ich als verbindlich, und sehe Fischer daher als Bundespräsident bestätigt und legitimiert.
Meiner Vorstellung nach sollte sich die österreichische Politik von morgen an wieder (oder besser endlich) den wichtigen Fragen und Problemen der Republik zuwenden, und da sehe ich Amt und Wahlmodus des Bundespräsidenten ziemlich weit hinten gereiht.