Die Zeit nach der Prostitution

nein und in der gesellschaft ein riesen unterschied! ob das ein vorurteil ist glaub ich nicht sondern mehr die gelebte gesellschaft.

Wer ist die Gesellschaft überhaupt?
Das sind doch wir alle und an uns allen liegt es, etwas zu verändern und Stigmata zu verringern.

Ich habe Dich schon vor einiger Zeit darum gebeten, diese Tätigkeit nicht als "Körper verkaufen" zu bezeichnen, leider hast Du es in diesem Thread schon wieder getan. 🤷‍♀️

Es ist kein "Körper verkaufen", es ist eine körpernahe Dienstleistung, die beidseitigen Konsens erfordert.

Wenn es Dich die Lebensqualität von SexworkerInnen interessiert, lies Dich doch einmal im Sexworkerforum ein. (Fällt Dir etwas auf? Es nennt sich "Sexworkerforum" und nicht "Prostituiertenforum". Sprache schafft Realität und kann dazu beitragen, Vorurteile zu verringern).

Nach der Lektüre dort wirst Du zu der Erkenntis gelangen, dass sich die Lebensrealitäten von (ehemaligen) SW nicht verallgemeinern lassen. Genausowenig wie die von anderen Berufsgruppen. Das Einzige, das alle SW gleichermassen betrifft, ist das Hurenstigma*, wofür auch dieser Thread (auch wenn er gut gemeint sein mag) symptomatisch ist.

* Die letzten beiden Absätze stammen von einer lieben Kollegin, die sich aus diesem Grund leider nicht mehr damit wohl fühlt, hier mitzuschreiben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Welche Eigenschaften werden SW eigentlich zugeordnet?

"Warum machst Du das eigentlich" wurde ich schon oft von Kunden gefragt.
Bei anderen Tätigkeiten, die ich ausgeübt habe bzw. ausübe, wurde bzw. werde ich das nie gefragt...

Dumm, ungebildet, "bildungsfern" ("können nichts anderes"), vernachlässigt, verwahrlost ("aus schlechtem Elternhaus"), zutiefst verzweifelt, gewissenlos, riskieren eigene Sicherheit leichtfertig ("käuflich", "würden für Geld alles tun"), "unmoralisch" (SW werden verantwortlich für untreue Männer und gescheiterte Beziehungen gemacht), ohne Perspektive (besonders, wenn sie "zu alt" für ihre Tätigkeit werden), arm und daher skrupellos ("verkaufen Männer für dumm", "gaukeln Liebe vor"), arbeiten illegal, zahlen keine oder zu wenig Steuern, generieren keine Arbeitsplätze, (sind nicht "wertvoll" für die Volkswirtschaft), faul, berechnend ("haben immer auch eine andere Wahl, könnten 'normal' arbeiten gehen, aber dann müssten sie länger arbeiten und würden weniger verdienen, als wenn sie die Beine breit machen"), nicht annehmbar, schicklich oder "salonfähig" ("Schlampen", "schlechte Mütter", "gescheiterte Existenzen", "Schande", "leichte, billige Frauen, die ihre Körper verkaufen, keine Ehre haben und es mit jedem treiben" und daher als Partnerin, Mieterin etc. niemals in Frage kommen), abhängig von Drogen, Alkohol oder Männern ("Loverboy", Zuhälter), entweder selbst kriminell oder von organisierter Kriminalität ausgebeutet, mehrheitlich aus anderen Ländern (fremdenfeindliche Stereotype), krank ("Vorsicht, bei denen steckt man sich mit Sicherheit mit irgendwas an")....

Wer rückt die SW ins Abseits?

Z.B. Vorurteile, die viele Menschen haben, u.a. durch die einseitige Darstellung von Sexarbeit in den Medien. Banken und SteuerberaterInnen, die keine SW als Klienten akzeptieren. Freierforen.
Alle Menschen, die pikiert reagieren, wenn man ihnen sagt, man arbeite als SW.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi,

Welche Eigenschaften werden SW eigentlich zugeordnet? Wer rückt die SW ins Abseits?

Einfach zu sagen " der Beruf ist schlecht" , ist dann wohl auch etwas dürftig.

Wo sind die Berührungspunkte der Gesellschaft um sich negativ zu äußern?

es ist ja noch nicht einmal akzeptiert, dass Frauen promuskuitiv leben. Das tut Frau halt nicht.

Nach dem Motto "Ganz ohne Liebe geht die Chose nicht".

Entsprechend "muss" mit einer Frau, die für Sex Geld nimmt etwas nicht stimmen.

LG Tom
 
Wer ist die Gesellschaft überhaupt?
Das sind doch wir alle und an uns allen liegt es, etwas zu verändern und Stigmata zu verringern.
aber die gesellschaft gibt eben im leben das vor was viele denken. man mags nennen wie man es möchte oder nicht möchte aber hier im ef wo viele sagen es ist egal was wer vorher gemacht hat ist ein bruchteil und bei mir am land ist das anders, viel anders und wenn man dann noch auf schulen denkt dann ist es nochmals anders und viel grausamer. is so obs nun dum ist oder nicht, es ist die gesellschaft so
Ich habe Dich schon vor einiger Zeit darum gebeten, diese Tätigkeit nicht als "Körper verkaufen" zu bezeichnen, leider hast Du es in diesem Thread schon wieder getan. 🤷‍♀️
tut mir leid
Es ist kein "Körper verkaufen", es ist eine körpernahe Dienstleistung, die beidseitigen Konsens erfordert.
eben auch für viele ansichtssache oder halt einfach eine elegantere ausdrucksweise.
ein bäcker verkauft auch semmel und wahrscheinlich umschrieben auch ein dienstleister der hunger stillt
Wenn es Dich die Lebensqualität von SexworkerInnen interessiert, lies Dich doch einmal im Sexworkerforum ein. (Fällt Dir etwas auf? Es nennt sich "Sexworkerforum" und nicht "Prostituiertenforum". Sprache schafft Realität und kann dazu beitragen, Vorurteile zu verringern).

Nach der Lektüre dort wirst Du zu der Erkenntis gelangen, dass sich die Lebensrealitäten von (ehemaligen) SW nicht verallgemeinern lassen. Genausowenig wie die von anderen Berufsgruppen. Das Einzige, das alle SW gleichermassen betrifft, ist das Hurenstigma*, wofür auch dieser Thread (auch wenn er gut gemeint sein mag) symptomatisch ist.

* Die letzten beiden Absätze stammen von einer lieben Kollegin, die sich aus diesem Grund leider nicht mehr damit wohl fühlt, hier mitzuschreiben.
danke für deren beiträge.
 
Dumm, ungebildet, "bildungsfern" ("können nichts anderes"), vernachlässigt, verwahrlost ("aus schlechtem Elternhaus"), zutiefst verzweifelt, gewissenlos, riskieren eigene Sicherheit leichtfertig ("käuflich", "würden für Geld alles tun"), "unmoralisch" (SW werden verantwortlich für untreue Männer und gescheiterte Beziehungen gemacht), ohne Perspektive (besonders, wenn sie "zu alt" für ihre Tätigkeit werden), arm und daher skrupellos ("verkaufen Männer für dumm", "gaukeln Liebe vor"), arbeiten illegal, zahlen keine oder zu wenig Steuern, generieren keine Arbeitsplätze, (sind nicht "wertvoll" für die Volkswirtschaft), faul, berechnend ("haben immer auch eine andere Wahl, könnten 'normal' arbeiten gehen, aber dann müssten sie länger arbeiten und würden weniger verdienen, als wenn sie die Beine breit machen"), nicht annehmbar, schicklich oder "salonfähig" ("Schlampen", "schlechte Mütter", "gescheiterte Existenzen", "Schande", "leichte, billige Frauen, die ihre Körper verkaufen, keine Ehre haben und es mit jedem treiben" und daher als Partnerin, Mieterin etc. niemals in Frage kommen), abhängig von Drogen, Alkohol oder Männern ("Loverboy", Zuhälter), entweder selbst kriminell oder von organisierter Kriminalität ausgebeutet, mehrheitlich aus anderen Ländern (fremdenfeindliche Stereotype), krank ("Vorsicht, bei denen steckt man sich mit Sicherheit mit irgendwas an")....



Z.B. Vorurteile, die viele Menschen haben, u.a. durch die einseitige Darstellung von Sexarbeit in den Medien. Banken und SteuerberaterInnen, die keine SW als Klienten akzeptieren. Freierforen.
Alle Menschen, die pikiert reagieren, wenn man ihnen sagt, man arbeite als SW.

Das würde ich gerne kommentieren:
Sexarbeiterinnen sind - soweit ich das mitbekommen habe - wohl auch nichts weiter als eine Gauß'sche Normalverteilung der Gesellschaft. Und ja, die Bildungsfernen gibt es. Die Drogenabhängigen ebenfalls. Das sind dann wohl in vielen Fällen aus der Erinnerung heraus die vom Praterstrich. Da waren gefühlt 80% auf irgendwas drauf. Und nein, ich habe keine von denen probiert; war auch nicht nötig; das hab man oft am Blick gesehen und obendrein hatte ich mal eine längere Unterhaltung mit einer, die sich - ohne jegliche Art von Drogen - auch dort mal auf die Straße gestellt hat und ein Freier dann zu ihr verwundert gesagt hat "oh, Du bist ja normal". Das ist halt das, was man öffentlich sieht. Und diese Szene ist sicher nicht komplett legal und frei von Kriminalität. Wer das negiert ist schlichtweg naiv.
Umgekahrt gibt es - wie schon mehrfach in diesem Thread erwähnt - viele (intelligente) Studentinnen, die sich was dazu verdienen. Das muss nicht mal zwangsläufig illegal sein; der Aufwand sich so eine "Arbeitserlaubnis" zu besorgen ist sehr überschaubar, auch finanziell.

Vielleicht noch ein Zusatzwort zum Thema Drogen und Alkohol (nenne es bewusst in einem Atemzug, weil beides oft ein Fluchtverhalten darstellt): es gibt einige Bücher von ehemaligen Prostituierten, die ausgestiegen sind. Alle haben unisono von der psychischen Belastung geschrieben. Und wie in jedem Job, wenn man im Hamsterrad gefangen ist bzw. sich gefangen fühlt, sucht man nach Fluchtmöglichkeiten. Das sind halt oft Drogen oder Alk. Und dass die Sexarbeit oft psychisch anstrengend ist, ist hoffentlich jedem klar. Dass nicht jede(r) dafür gemacht ist, es aber trotzdem tut, resultiert dann oft in einem Suchtverhalten (dass dann natürlich wieder im Umkehrschluss zum Außenbild beträgt)

Verantwortlich für gescheiterte Beziehungen ist hingegen massiver Bullshit. Aber eine verständliche Reaktion, weil es die wenigsten Menschen schaffen sich einzugestehen, dass zu einer gescheiterten Beziehung normalerweise 2 gehören - man selbst mit eingeschlossen. Daher projeziert man das eigene Versäumnis gerne auf andere Dinge/Personen. Und wenn eine Frau daheim gar keinen Sex mehr will, darf sie sich nicht wundern, wenn der Mann (der sehr wohl Sex will), dann woanders hin geht. Ob Tinder oder Susi.at macht da im Endeffekt wenig Unterschied; bei letzterem ist immerhin die Gefahr, dass man eine neue Beziehung findet, hinreichent niedrig; die Frauen sollten den SW eigentlich dankbar sein.

Das mit den Steuern ist halt auch so eine Sache: folgte man den Steuergesetzen nach Punkt und Beistrich müsste man jedem Kunden eine Rechnung in die Hand drücken. Stelle mir das auf der Straße spannend for, wenn die Mädels am Minirock einen mobilen Rechnungsdrucker und ähnliches hängen hätten. Ist halt vom Gesetzgeber nicht wirklich zu Ende gedacht; die steuerillegalität wird wohl nicht mehr oder weniger sein, als bei "normaler" Schwarzarbeit von Handwerkern und so. Die ist hingegen gesellschaftlich akzeptiert. Klassische Doppelmoral...

Berechnend: Sicher in vielen Fällen so. Warum soll ich mich irgendwo für 10€/h hinstellen, wenn ich 100-200€/h machen kann? Blöd wäre ich. Wenn ich es mir aussuchen kann, ob ich eine Hochzeitsreportage (10-12h vor Ort, insgesamt 30-40 Arbeitsstunden) um 2000-3000€ fotografiere (bin Fotograf nebenher) oder ob ich mich als Sporttrainer um 20€/h für 100-150 Stunden hinstelle, dann wähle ich immer die Hochzeit. Warum? Weil ich es kann. "Beine breit machen" kann halt nicht jede - aus welchen Gründen auch immer. Da schwingt halt viel Eifersucht mit, dass manche Dinge können, die man selbst nicht kann.
Faul? Wie man es nimmt... nur weil sich der Zeitaufwand in Grenzen hält, heißt das nicht, dass es nicht harte Arbeit ist aber das wird halt gerne negiert. Wird einem rückvergütet, indem man mehr Zeit zum lernen oder für die Kinder hat (sofern vorhanden). Ob das nicht sogar das Gegenteil einer schlechten Mutter ist?

Fremde Länder: Das ist fix kein Vorurteil und die eingangs erwähnte Normalverteilung ist massiv verschoben. Man muss nur mal die einschlägigen Webseiten von Laufhäusern ansehen. Österreicherinnen Anteil nahe Null.

Krankheiten? Jein... sind leider viele dumm genug (bewerben aus auch entsprechend), es ohne zu machen. Ob die Ansteckungsgefahr höher ist, als bei Frauen, die promiskuitiv sind, ohne Geld dafür zu verlangen? Schwer zu sagen. Sofern legal, sprechen zumindest die regelmäßigen Kontrollen für eine gewisse Risikominimierung; tatsächlich würde ich persönlich jede Frau meiden, die AO anbietet. Auch privat nehme ich bei einer Reißaus, die der Meinung ist, ich bräuchte beim ersten Mal keinen Gummi, weil sie ja eh die Pille nimmt :eek:

Gaukeln Liebe vor? Zumindest während der bezahlten Zeit ist es wohl Teil der Jobbeschreibung. Alles was darüber hinaus geht... schwer zu sagen. Betrüger/Heiratsschwindler gibt es auch außerhalb der Szene zur Genüge; wird wohl nur nicht so wahrgenommen bzw. erst dann wenn es in der Zeitung steht, wenn irgendeine Frau/Mann einem vermeintlichen Liebhaber mehrere 10.000€ zukommen hat lassen. Würde ich in das Reich der Legenden bzw. verschobenen Wahrnehmung einsortieren.

Ad Sicherheit: risikolos ist das fix nicht; gerade in fremden Wohnungen weiß man nie, was einen erwartet. Auch das wäre naiv, zu negieren, zumal ich da tatsächlich ein paar entsprechende (persönliche) Berichte kenne...
 
Hi,



wie kommt man darauf, dass diese "Teilnahme am gesellschaftlichen Leben" so wichtig wäre? Und dass sie persistent wäre?

Welche Lösung gäbe es? Wenn die Putzfrau so viel verdient wie der Oberarzt, wird der nicht mehr arbeiten wollen. Weil warum soll er ein Risiko haben, bei einem Fehler belangt zu werden etc., wenn er nicht mehr verdient als eines Putzfrau?

Arbeit muss sich lohnen, und zwar für alle. Und das bedeutet, dass manche mehr verdienen als andere. Und sie werden sich dann mehr leisten können.

Und dann werden die Putzfrauen wieder nicht den selben Standard haben, wie besser Verdienende.

Dann wird das "am gesellschaftlichen Leben teilhaben" von Dir jetzt zum neuen "Überleben(Kampf)".

Das siehst Du auch bei der Fahrnisexekution, in den 1980ern musste man dem Schuldner ein Bett, einen Kasten, einen Tisch und einen Sessel lassen. Seit Ende der 1990er Jahre muss man ihm auch Fernseher, Computer, usw. lassen, weil "Mindestanforderungen" andere sind.





Eher der Vergleich zur Vergangenheit. Und zwar nur eine Generation zurück.




Wie viele von denen, die im Sozialmarkt kaufen haben ein iPhone, ein gutes deutsches Auto, nicht zu alt, ... ?



Prostitution ist gesetzlich geregelt, der "studentische Zuberdienst" ist illegal. Wann wo und wie Prostitution ausgeübt werden darf, ist geregelt. Callgirls, also Escorts, sind eben was anderes.

Hier geht es aber doch um das Ausscheiden aus der Arbeit, und Probleme, und damit eher nicht um die, die das als Hobby oder im Nobelbereich tätig sind.

LG Tom
Grundsätzlich schafft Geld "Möglichkeit", "Bewegungsfreiraum" und ein Polster "etwas Sicherheit" und das wirkt sich auch auf die nächste Generation aus ... ich bin ein Vertreter des Leistungsprinzips, allerdings sehe ich da dahingehend einen gewissen Missstand, dass das Verhältnis von Leistung gegenüber Geld aus Geld vielfach entkoppelt ist ... das manifestiert sich in der laufend nach "oben" wachsenden Umverteilung. Ich halte das hier aber nicht den Ort, um hier über Details dazu und Lösungsansätze zu diskutieren ...

Es ging um die Wahlmöglichkeit ... in komplizierten persönlichen Notlagen und finanziellen Zwangssituationen da großartig von "Wahlmöglichkeiten" zu sprechen ist aus meiner Sicht Realitätsfern und ja ... Zynisch ...

Über zu geringe finanzielle Mittel keine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu haben führt vielfach zur Ausgrenzung und hat ebenso Auswirkungen auf die nächste Generation (mangelnder bewegungsfreiraum & Ausbildungszeit = Bildungsmöglichkeiten) ... und ja, was dazugehört ist abhängig vom Peer Umfeld ... ist hier in AT etwas anderes als in Afrika oder in einer anderen Zeit ... bitte also nicht Äpfel mit Birnen vergleichen ...
 
Der Gebrauch von Worten wie „körpernahe Dienstleistung“ verschleiert, wie intim Sexarbeit tatsächlich ist.

Nur weil etwas grundsätzlich im Konsens geschieht, heißt das nicht, dass kein Druck oder Ungleichheit vorhanden ist. Zu sagen, Sexarbeit sei wie jeder andere Beruf, übersieht Gewalt, Stigma und Gefahren.

Sprache hilft, löst aber keine tiefen Probleme.

Und Kritik an Sexarbeit und jenen die sie ausüben ist nicht zwangsläufig immer Stigma.
 
Hi,


um hier über Details dazu und Lösungsansätze zu diskutieren ...

dann lass es.

Es ging um die Wahlmöglichkeit ... in komplizierten persönlichen Notlagen und finanziellen Zwangssituationen da großartig von "Wahlmöglichkeiten" zu sprechen ist aus meiner Sicht Realitätsfern und ja ... Zynisch ...

Damit degradierst Du alle Frauen, der sich in der selben Situation nicht prostituieren. Und das ist eine so überwältigende Mehrheit, dass die, die sich prostituieren, eine verschwundene Minderheit sind.

In Österreich sollen mehrere tausend Frauen legal oder illegal als Prostituierte arbeiten. Davon gut 2% Österreicherinnen. Also wohl 100 bis 200. Hier im Forum hast Du alleine 3 oder 4 Österreicherinnen, die offenbar nicht aus finanziellen Notständen der Prostitution nachgehen.

Warum es so schwierig ist, zu sagen, dass manche Frauen eben lieber diese Erwerbstätigkeit wählen?

Es liegt an Deiner Verklärung der Frau, zu sagen, die müssen alle aus Zwang anschaffen gehen.


bitte also nicht Äpfel mit Birnen vergleichen ...

Ich weiß nicht, was Du nicht verstehst. Frag halt einfach.

LG Tom
 
Hi,


Nur weil etwas grundsätzlich im Konsens geschieht, heißt das nicht, dass kein Druck oder Ungleichheit vorhanden ist.

das hast Du bei vielen Jobs, warum also genau hier darauf rumreiten?

Zu sagen, Sexarbeit sei wie jeder andere Beruf, übersieht Gewalt, Stigma und Gefahren.

Stigma kommt von den Menschen. Gewalt, Gefahr, etc. hast Du bei Polizei, Feuerwehr, Militär, etc. auch.

Was übrig bleibt ist die Stigmatisierung, und dagegen gehen - vor allem Betroffene - vor, indem sie wünschen, dass es wie jeder andere Beruf auch gesehen wird.


Und Kritik an Sexarbeit und jenen die sie ausüben ist nicht zwangsläufig immer Stigma.

Genau. Wenn der Sohnemann zur freiwilligen Feuerwehr geht, ist die Mama stolz, wenn die Tochter sich prostituiert, eine Katastrophe. Wobei objektiv das Risiko des Feuerwehrmannes doch höher sein sollte.

Dass man gegen Menschenhandel & Co. vorgeht, sollte selbstverständlich sein. Dass die Behörden da viel verschlafen (sind eh nur Nutten) ist zu kritisieren und zu verbessern.

LG Tom
 
Der Gebrauch von Worten wie „körpernahe Dienstleistung“ verschleiert, wie intim Sexarbeit tatsächlich ist.

Warum sollte dieser Ausdruck etwas verschleiern?
Dass wir keine Friseurinnen oder Fusspflegerinnen sind, wissen wir ja alle.
Es ist eine körpernahe Dienstleistung oder eine Dienstleistung unter Körpereinsatz, in der sich beide Seiten so nahe kommen, wie es vorher vereinbart wurde. So gut wie jede SW hat Tabus, die von den Kunden auch respektiert werden.

Nur weil etwas grundsätzlich im Konsens geschieht, heißt das nicht, dass kein Druck oder Ungleichheit vorhanden ist.

So wie in so vielen anderen Berufen auch. Ich zumindest habe unter diversen "Chefs" im Büro und im Verkauf weitaus mehr gelitten als als selbständige SW. Ich habe eine Bekannte aus Polen, die wochentags um halb 5 Uhr aufsteht, um an einer Universität zu putzen für einen Lohn, für den die meisten ÖsterreicherInnen wahrscheinlich weiterschlafen würden. Interessiert sich irgendjemand dafür, ob sie das gerne und freiwillig macht?

Das sind alles sehr komplexe Themen, die nicht alleine die Sexarbeit betreffen. Armut, soziale Ungleichheit, Konzepte dagegen (bedingungsloses Grundeinkommen)..

Zu sagen, Sexarbeit sei wie jeder andere Beruf, übersieht Gewalt, Stigma und Gefahren.

Um gegen dieses Stigma anzukämpfen, wird ja versucht, die Rechte von SW zu stärken und Sexarbeit "normalisierter" darzustellen und mehr in die Mitte der Gesellschaft zu rücken.

Natürlich kann auch über Gewalt und Gefahren diskutiert werden, aber das muss entsprechend ruhig und sachlich geschehen. Bei zu vielen PNs und Interviewanfragen, die ich erhalte, ebenso bei Beiträgen, die ich hier lese, verspüre ich leider eine gute Portion Neugierde und Sensationslust. Keine Ablehnung, aber mir wird vermittelt, dass ich anders bin als die anderen. Und das sollte sich ändern.

Sprache hilft, löst aber keine tiefen Probleme.

Es gehört zum Prozess der Bewusstseinsbildung, wenn man einander auf Augenhöhe begegnen will.
Von Sexarbeit und nicht von Prostitution zu sprechen.
Zu oft wird über SW geschrieben, als wären es Waren.
Die Idee, dass man Körper "kaufen" kann, SW "probieren" (beides hier im Thread vorgekommen)
Im Freierforum werden SW ernsthaft mit Essenslieferungen und Maschinen verglichen.

Die Demut, im Sinn von Wertschätzung und Dankbarkeit, diese intime Dienstleistung überhaupt (legal) in Anspruch nehmen zu dürfen, und vor den Menschen, die sie verrichten, fehlt leider allzu oft.

Und Kritik an Sexarbeit und jenen die sie ausüben ist nicht zwangsläufig immer Stigma.

Es mag mehr Armut, Härtefälle und Tragödien in der Sexarbeit geben als anderswo. Ja leider.
Aber dabei wird übersehen, dass es auch ganz viele Menschen gibt, die ein "normales" Leben als SW führen und eine gute Work-Life-Balance geniessen, die sie woanders in dieser Form nicht hätten, und bei denen das "Aufhören" unaufgeregt verläuft.

Das überbordende Interesse an Sexarbeit im Gegensatz zu allen anderen legalen Tätigkeiten sowie der Versuch, SW immer wieder zu viktimisieren kategorisieren und analysieren, mag gut gemeint sein. Aber die Grenze zum Stigma ist fliessend...

Würde ich gut heissen, dass meine Kinder als SW tätig wären?
Jein. Als Eltern wünscht man sich das Beste für seine Kinder und dementsprechend einen Beruf, der sowohl sicher ist als auch ein gewisses Prestige innehat. Das ist Sexarbeit definitiv nicht.

Wenn, dann nur unter der Voraussetzung, dass sie finanziell so abgesichert wären, dass sie jederzeit Kunden ablehnen könnten bzw. mit der Tätigkeit aufhören können.

Hätte ich Angst um sie?
Definitiv.

Würde ich ihnen raten, ihre Tätigkeit zu verheimlichen?
Ja, um sie vor verletzenden Reaktionen und Empörung zu schützen. Insofern gilt mein Dank an alle Kolleginnen, die sich öffentlich "zeigen" und als SW deklarieren. Ihr gebt der Sexarbeit ein Anlitz und seid Wegbereiterinnen zu mehr Akzeptanz.
 
Zuletzt bearbeitet:
denke mal das grössere problem ist der schritt von der selbstbestimmten finanziellen unabhängigkeit, zum schlechtbezahlten job an der billakassa.

die studierende junge frau, die sich nebstbei als edelhure verdingt, wird es sicherlich geben, aber wird wohl eher die ausnahme als die regel sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Würde ich gut heissen, dass meine Kinder als SW tätig wären?
Jein. Als Eltern wünscht man sich das Beste für seine Kinder und dementsprechend einen Beruf, der sowohl sicher ist als auch ein gewisses Prestige innehat. Das ist Sexarbeit definitiv nicht.

Wenn, dann nur unter der Voraussetzung, dass sie finanziell so abgesichert wären, dass sie jederzeit Kunden ablehnen könnten bzw. mit der Tätigkeit aufhören können.

Hätte ich Angst um sie?
Definitiv
Gestern hast noch geschrieben es wäre ein Job wie jeder andere auch🤔.
Ist es nicht und wird es nie sein - so schön kannst du es dir gar nicht reden und verteidigen.
Dass du dies ebenso weißt zeigt dein, von mir zitierter Kommentar.
 
Zurück
Oben