Inwieweit in "Vertrauen" ein wichtiger Faktor in intimen Beziehungen?

Ganz generell: Vertrauen ist die Grundlage sozialer Systeme und Handlungen....
Also, offenbar sehr wichtig.
Auf Misstrauen lässt sich mittel- und langfristig nichts aufbauen. Da können wir nun Beziehungen unterschiedlicher Natur locker einbeziehen.
Oder wie (ich glaube es war) Luhmann sagte - man kann nicht keine Beziehung(en) haben ....

Kommen wir doch endlich einmal zum Verletzen von Vertrauen. Nein, nicht wodurch - denn das ist nicht das Wichtige. Sondern - wie fühlt(e) es sich an, wie seid ihr dann damit doch wieder ins Reine gekommen?
:up:
Dem Bonner Paartherapeuten zufolge, sollte va zwischen Paaren um das gegenseitige Vertrauen immer wieder gerungen werden, da es kein Selbstläufer ist.

Vertrauen gründet sich nicht zuletzt auf Glaubwürdigkeit Verlässlichkeit und Authentizität und in der Vorstellung, dass der die Partnerin sich im Rahmen von gemeinsamen Werten und moralischen Vorstellungen bewegt.

Hat ein Vertrauensverlust stattgefunden, so kann dies auf der Gegenseite Misstrauen, Selbstzweifel und Eifersucht auslösen, und kann auch zu dem Gefühl führen, wie wenn der Boden unter den Füßen weggezogen würde.

Die Frage, wie man damit wieder ins Reine kommt, ist sehr verschieden, und ist auch eine Frage, ob beiden am Wiederaufbau von Vertrauen gelegen ist oder nur einem von beiden, oder auch keinem von diesen.
 
:up:
Dem Bonner Paartherapeuten zufolge, sollte va zwischen Paaren um das gegenseitige Vertrauen immer wieder gerungen werden, da es kein Selbstläufer ist.

Vertrauen gründet sich nicht zuletzt auf Glaubwürdigkeit Verlässlichkeit und Authentizität und in der Vorstellung, dass der die Partnerin sich im Rahmen von gemeinsamen Werten und moralischen Vorstellungen bewegt.

Hat ein Vertrauensverlust stattgefunden, so kann dies auf der Gegenseite Misstrauen, Selbstzweifel und Eifersucht auslösen, und kann auch zu dem Gefühl führen, wie wenn der Boden unter den Füßen weggezogen würde.

Die Frage, wie man damit wieder ins Reine kommt, ist sehr verschieden, und ist auch eine Frage, ob beiden am Wiederaufbau von Vertrauen gelegen ist oder nur einem von beiden, oder auch keinem von diesen.

Ergänzung zu diesem sehr guten Beitrag: "Ist das Vertrauen einmal weg, kommt es so schnell nicht wieder!"
 
Für mich ist Vertrauen ein sehr kostbares Gut. Doch brauche ich keinen Mut um es zu "verschenken".
Ich handle da doch sehr intuitiv, wenn ich jemand neuen kennenlerne, allgemein betrachtet. In meiner Zeit als Single, wenn ich ein Date hatte, habe ich mir im vorhinein keine Gedanken darüber gemacht wie viel ich nun von mir preis geben möchte. Im Endeffekt kam es dann auf das Treffen selber an, wie die Chemie zwischen uns denn stimmen mag. Also lief sehr viel über mein Bauchgefühl. Rückwirkend betrachtet war ich doch immer sehr offen bei meinen ersten Treffen. Es hat sich nie als falsch oder Fehler erwiesen.

Nun bin ich schon knapp 1,5 Jahre in einer Beziehung und unser gegenseitiges Vertrauen ist sehr stark. Ich denke, ohne Vertrauen könnte ich keine Beziehung führen. Das zählt für mich zu denn sehr Wichtigen Dingen einer Beziehung.

Doch eines zählt für mich auch, ich bin sehr Nachtragend und kann nicht vergessen.
 
Verlorengegangenes Vertrauen hat eine Wunde hinterlassen, die sich schließen lässt, sobald beide es wollen und aktiv dran arbeiten.
Natürlich kann man es vielleicht nicht so schnell vergessen, aber die Bereitschaft, das Entgegenkommen und die Entschuldigung des Gegenüber s anzunehmen, sind wichtige Voraussetzungen zum Heilungsprozess. Allerdings sind wiederholte Vorkommen von Vertrauensverlust dann nicht wieder gutzumachen.
Und dann ist es sehr schwer, als Betroffener dieses Gefühl wieder zuzulassen.
 
Doch eines zählt für mich auch, ich bin sehr Nachtragend und kann nicht vergessen.
ich glaube, ums Vergessen gehts auch gar nicht. Man "vergisst" ja eine starke Verletzung nicht einfach mal so. Aber man kann soweit kommen, dass man sich zwar erinnert, es aber nicht mehr so schmerzvoll im Gedächtnis bleibt. "Die Zeit heilt alle Wunden" sagt man, das mag vielleicht nicht so ganz stimmen, aber Wunden, die auch nach sehr sehr langer Zeit nicht verheilt sind, beeinträchtigen schlussendlich auch mein eigenes leben, schon alleine im eigenen Interesse sollte ich danach trachten, vergeben zu können - auch mir selbst, falls ich derjenige war, der verletzt hat. Denn oft genug trägt man auch als "Täter" schweres mit sich herum... Das bedingt aber auch eine intensive Auseinandersetzung mit dem Geschehenen, so einfach geht das meistens auch nicht.
 
Vertrauen ist glaube ich eine Basis dass man sich überhaupt mit jemand einlassen kann. Was dann mit verletzt werden und verletzen geschieht entscheidet jeder für sich wie er das verarbeitet und es sich ev. in Form von Retraumatisierung wieder aktiviert. Meine Erfahrung ist dass ich mich am sichersten fühle wenn ich in mich hineinhöre wie sich die Situation oder der Kontakt anfühlt und meine Wahrnehmung ernst nehme. Das nimmt mir Druck und Angst und lässt mir vieles offen in meinen Entscheidungen. Das Prinzip gilt für mich in allen Lebensbereichen und es macht mir immer vieles klar
 
Hi,

Ergänzung zu diesem sehr guten Beitrag: "Ist das Vertrauen einmal weg, kommt es so schnell nicht wieder!"

kommt drauf an, welchen Wert man drauf legt ... und was man mit Vertrauen genau meint.

Wenn ich z.B. eine militärische Einheit führe, dann vertraue ich, dass ein Befehl befolgt wird. Von meinem Partner kann ich das z.B. nicht erwarten.

Und dann gibt es so seltsames Vertrauen in der Partnerschaft, wenn der Partner z.B. mit jemandem aus dem Freundeskreis Streit hat und erwartet, dass man den Kontakt zu demjenigen einstellt. Noch besser: Ich darf mich mit einem Kumpel nicht mehr treffen, weil meine Partnerin mit seiner Partnerin Streit hatte!

Und wir reden nicht von Teenagern, nein, 50 bis 60 jährige Frauen tun sowas!

Offiziell ist es dann "Ich vertraue darauf dass Du mir nicht in den Rücken fällst" - als ob das irgendeinen Sinn machen würde - ich falle meiner Partnerin nicht in den Rücken, wenn ich mit einem Kumpel Billard spielen gehe. Egal ....

LG Tom
 
Hi,



kommt drauf an, welchen Wert man drauf legt ... und was man mit Vertrauen genau meint.

Wenn ich z.B. eine militärische Einheit führe, dann vertraue ich, dass ein Befehl befolgt wird. Von meinem Partner kann ich das z.B. nicht erwarten.

Und dann gibt es so seltsames Vertrauen in der Partnerschaft, wenn der Partner z.B. mit jemandem aus dem Freundeskreis Streit hat und erwartet, dass man den Kontakt zu demjenigen einstellt. Noch besser: Ich darf mich mit einem Kumpel nicht mehr treffen, weil meine Partnerin mit seiner Partnerin Streit hatte!

Und wir reden nicht von Teenagern, nein, 50 bis 60 jährige Frauen tun sowas!

Offiziell ist es dann "Ich vertraue darauf dass Du mir nicht in den Rücken fällst" - als ob das irgendeinen Sinn machen würde - ich falle meiner Partnerin nicht in den Rücken, wenn ich mit einem Kumpel Billard spielen gehe. Egal ....

LG Tom
Du hast einen bemerkenswerten Tagesrhythmus:D...:shock: ...zu jeder Uhrzeit schreibwillig....:lol:.
Aber um bei dem Thema zu bleiben. Ich nenne es Loyalität, sicher wird jeder schon damit konfrontiert gewesen sein.
Ich finde es nicht fair, jemanden unter Druck zu setzen, um seine, ja vielleicht Macht, Nachdruck zu verleihen.
Ich treffe mich mit jemanden weil Wertschätzung vorhanden ist, und ihn Gesprächen der, unsympathische Mensch, keinen Platz findet. Das, muss meine liebste akzeptieren und daran hält sie sich aus.
Auch ich bringe Zurückhaltung auf, wenn die ach so lieben Freundinnen, Seitenhiebe austeilen.
Muss aber jeder selbst entscheiden wie man zu den Dingen steht, zumindest lässt sich ja fast alles .....kommunizieren, sagt man hier doch..oder.....:lalala:.
 
.... Und dann gibt es so seltsames Vertrauen in der Partnerschaft, wenn der Partner z.B. mit jemandem aus dem Freundeskreis Streit hat und erwartet, dass man den Kontakt zu demjenigen einstellt. Noch besser: Ich darf mich mit einem Kumpel nicht mehr treffen, weil meine Partnerin mit seiner Partnerin Streit hatte!

...

das was Du meinst ist Loyalität (der Feind meines Freundes ist auch mein Feind)! Das Einzige, was es mit "Vertrauen" gemein hat, ist, dass es "auf Gegenseitigkeit" basiert, heißt, dass, wenn ich es mir vom Anderen erwarte auch selbst dazu bereit sein sollte, zu liefern.
 
das was Du meinst ist Loyalität (der Feind meines Freundes ist auch mein Feind)! Das Einzige, was es mit "Vertrauen" gemein hat, ist, dass es "auf Gegenseitigkeit" basiert, heißt, dass, wenn ich es mir vom Anderen erwarte auch selbst dazu bereit sein sollte, zu liefern.
Sorry ... weder Vertrauen noch Loyalität beruhen in der realen Welt auf Gegenseitigkeit.
 
jetzt sehe ich es auch :up:

Liegt nicht genau dort diese eigentlich kaum erfüllbare Erwartungshaltung ...

Das führt dann direkt zu dem Punkt "Vertrauensvorschuss"! Ich persönlich leiste keinen, aus gutem Grund. Aber jeder soll es halten wie er will, solange er auch selbst die Konsequenzen seiner Entscheidung trägt.
 
Auch wenn Albert Einstein seinen legendären Satz von :
"Vertrauen und Loyalität können nur auf der Basis von Gegenseitigkeit gedeihen " als Basis für eine funktionierende Gesellschaft gesehen hat, und offenbar schon sehr viele oder wahrscheinlich schon alle Menschen die Erfahrung gemacht haben, dass diese Gegenseitigkeit mehr ein frommer Wunsch oder eigentlich eine Illusion ist, so ist halt die Frage, ob wir diese idealistische Ausgangslage für ein gedeihliches Miteinander gleich aufgeben sollen zugunsten einer offenbar eher realistischen Einschätzung, und Vertrauen und Loyalität aus unserer eigenen Welt verbannen.

Ich meine damit:
Ist dies nicht auch eine arge Lebensbremse, die Enttäuschung vermeidet, aber auch Vertrauen verhindert und damit auch gemeinschaftliche Verbundenheit ?
Verhindern wir mit den negativen Gefühlen nicht auch schöne

Auch wenn Enttäuschung sehr Schmerzvoll ist und ich kein Vorschussvertrauen mehr gebe, verhindere ich damit nicht auch Vertrautheit, Verbundenheit, Zuneigung ?
Gibt's überhaupt Intimität ohne dieses Risiko ?
 
Heute hat jemand an der Tür geklingelt und gefragt ob er sich aufwärmen darf weil er im Wald geschlafen hat... Als er dann ein paar Stunden später wieder weg war dachte ich mir, dass es einzig der beidseitige Vertrauensgrad ist, der den Möglichkeitsspielraum vorgibt.
 
Auch wenn Albert Einstein seinen legendären Satz von :
"Vertrauen und Loyalität können nur auf der Basis von Gegenseitigkeit gedeihen " als Basis für eine funktionierende Gesellschaft gesehen hat, und offenbar schon sehr viele oder wahrscheinlich schon alle Menschen die Erfahrung gemacht haben, dass diese Gegenseitigkeit mehr ein frommer Wunsch oder eigentlich eine Illusion ist, so ist halt die Frage, ob wir diese idealistische Ausgangslage für ein gedeihliches Miteinander gleich aufgeben sollen zugunsten einer offenbar eher realistischen Einschätzung, und Vertrauen und Loyalität aus unserer eigenen Welt verbannen.

Ich meine damit:
Ist dies nicht auch eine arge Lebensbremse, die Enttäuschung vermeidet, aber auch Vertrauen verhindert und damit auch gemeinschaftliche Verbundenheit ?
Verhindern wir mit den negativen Gefühlen nicht auch schöne

Auch wenn Enttäuschung sehr Schmerzvoll ist und ich kein Vorschussvertrauen mehr gebe, verhindere ich damit nicht auch Vertrautheit, Verbundenheit, Zuneigung ?
Gibt's überhaupt Intimität ohne dieses Risiko ?
Ich denke nicht das man es Aufgeben sollte nach diesem gegenseitigen Vertrauen zu suchen, man sollte sich nur bei den entsprechenden Entscheidungen bewusst sein dass man die auch fällt ... mit allen für und wieder ... Denn dann tut man sich leichter in vollen Zügen zu genießen und mit Enttäuschungen besser umgehen. Wenn ich heute etwas bewusst machen und das Risiko vorher abschätzte, kann ich mir in Nachhinein meine Fehler besser eingestehen und aufarbeiten (ich sage lieber meiner Vergangenheit verzeihen).

Nein es gibt nichts auf dieser Welt ohne einem Risiko ... ich muss nur abschätzen ob es mir dieses Risiko wert ist und kann das Risiko auf etwas reduzieren ...
 
Heute hat jemand an der Tür geklingelt und gefragt ob er sich aufwärmen darf weil er im Wald geschlafen hat... Als er dann ein paar Stunden später wieder weg war dachte ich mir, dass es einzig der beidseitige Vertrauensgrad ist, der den Möglichkeitsspielraum vorgibt.
Und trotzdem war deine Tür nicht von Start weg offen .. du hast das Risiko abgeschätzt!
 
Hi,

Ich nenne es Loyalität,

ich nenne es Blödheit, aber egal der Partner erwartet es, er vertraut, dass man ihm gegenüber "loyal" ist, um Dein Wort zu nutzen.

Wie Treue, auch da vertraut der Partner dass man ihm treu ist.

Natürlich gehört es zum "Vertrauenskomplex".


... alle Menschen die Erfahrung gemacht haben, dass diese Gegenseitigkeit mehr ein frommer Wunsch oder eigentlich eine Illusion ist,

Ich glaub halt, dass wir hier einen großen Fehler der Kommunikation haben.

Ich habe jedenfalls aus diesen vielen endlosen sinnleeren "Unterhaltungen" (sie redet ich höre zu) herausgehört, dass Frauen ungefragt und ungebeten Männern Loyalität & Co erbringen, und diese daher ebenso ungefragt für sich erwarten.

Und als Mann wird man dann nachträglich mit Forderungen überhäuft, ...


so ist halt die Frage, ob wir diese idealistische Ausgangslage für ein gedeihliches Miteinander gleich aufgeben sollen zugunsten einer offenbar eher realistischen Einschätzung, und Vertrauen und Loyalität aus unserer eigenen Welt verbannen.

Geht ja nicht ohne. Habe ja geschrieben, wir müssen differenzieren. Das Vertrauen, dass der Partner kein Massenmörder ist, braucht es nach wie vor.


Man sollte nur viel differenzierter sein und die eigene Erwartungshaltung prüfen.

Ich erinnere mich, als ich ca. 13 war, hatten meine Mutter und meine Großmutter einen furchtbaren Streit und redeten nicht mehr miteinander. Ich habe meine Routine, täglich die Großeltern zu besuchen beibehalten. Ich hab beiden erklärt, dass sie die Erwachsenen sind und ich mich an den Kindereien nicht beteilige, und das kein illoyales Verhalten gegenüber meiner Mutter ist. Klar war ich nicht draußen und habe mit Gesprächen mit beiden Streitparteien nach etwa 6 Monaten zu einer Versöhnung beigetragen, wo der Streit sonst sicher bis zum Tod der Großmutter wenige Jahre später gedauert hätte ...


Leider funktioniert das Neutralitätsgebot in Beziehungen nicht mehr, weil Frauen die ultimative Waffe des Sexentzugs ausspielen ...



Verhindern wir mit den negativen Gefühlen nicht auch schöne

Keine Ahnung, ich vertraue je niemandem so sehr ...


Auch wenn Enttäuschung sehr Schmerzvoll ist und ich kein Vorschussvertrauen mehr gebe, verhindere ich damit nicht auch Vertrautheit, Verbundenheit, Zuneigung ?
Gibt's überhaupt Intimität ohne dieses Risiko ?

Intime Handlungen gibt es sicher noch, der Rest ist eine Frage der Intensität. Wenn man - in erster Linie Frauen - ihr Vielzahl von intimitätbildenden Vertrauensstrukturen überdenkt .... warum soll Intimität nicht möglich sein?


Ich glaube, Intimität bzw. der Wunsch nach Intimität ist zuerst da, man baut dann da drum ein Konstrukt an Erwartungen an den Partner, die man gerne hätte, um die Intimität nachträglich zu legitimieren.

Gehen wir weg von der Partnerschaft, zum Kind. Einem Säugling gegenüber hat eine Mutter die wohl ultimative Intimität, dann baut sie da immer größere Erwartungen auf, die das Kind verletzt, also das Vertrauen enttäuscht, bis man sich gut trennen kann, wenn das Kind flügge ist.



Was hältst Du von der Formulierung:

Das "Vertrauen" (das hier wohl gemeint ist) ist die Ausweitung der eigenen Intimsphäre auf das Leben, die Lebensumstände, eines anderen Menschen.


LG Tom
 
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