Spannendes Thema. Ich hab mich oft gefragt, warum ich den Sex am Anfang, im neu Kennenlernen, immer viel spannender fand als später bei größerer Vertrautheit. Jetzt mal vom Mann-Frau-Dings abgesehen, ich beziehe mich mangels Erfahrungen mit Männern/Beziehung hier ausschließlich auf frühere Beziehungen mit Frauen. Ich konnte nie nachvollziehen, warum gesagt wird, Sex wäre doch nur richtig toll, wenn die Beziehung vertraut wird und man sich kennt usw. War für mich wirklich nie so.
Klar, zu Beginn ist erstmal die Sensation des Neuen da, aufregend, man kann entdecken, ausprobieren usw. Mit beginnender Vertrautheit empfand ich dann oft noch so eine Steigerung, man weiß die Signale der Partnerin besser zu deuten, wird wagemutiger, erweitert die Grenzen, wiederholt, was toll war usw. - das war, je nachdem wie oft man sich gesehen hat, so etwa nach 4 Wochen der Fall und hielt ein paar Wochen an. Und dann verlor sich der Reiz (und ich hab mich zurückgezogen). Nicht so bewußt, für mich war das meistens so ein Stadium, in dem die Partnerinnen anfingen, "verbindlicher" zu werden, mich mehr in ihren Alltag mit einzubeziehen und das wollte ich nicht unbedingt. Damit einher ging aber auch fast immer ein Abflachen des gemeinsamen Sexlebens, das wurde routinierter, man wußte, was die andere mag, wurde selektiver - wird eben das gemacht, was die "Highlights" sind (mit Distanz betrachtet vergleichbar, als würde man täglich nur noch zwei oder drei Lieblingsessen kochen, statt die als besondere Highlights zu behalten - da setzt dann so ein Gewöhnungseffekt ein, der recht schnell langweilig wird, das Besondere verliert sich).
Das Stadium, daß die Hemmungen mit wachsender Zuneigung / Vertrautheit stärker werden, hab ich jedenfalls nie abgewartet, ich war immer vorher schon weg.
Trotzdem kenne ich es ansatzweise, aber das als Frau in Beziehung zu Mann.
Mit der Frau die ich liebe, verehre und auf Händen trage, kann ich doch gewisse Dinge einfach nicht tun - oder doch?
Mal abgesehen davon, daß ich unter Garantie im rasenden Galopp flüchten würde, wenn mir jemand mit Verehrung und "auf Händen tragen" käme
(ist einfach meinem Wunsch nach Schulter-an-Schulter und meiner Forderung, nicht nur als gleichberechtigte, sondern auch starke Partnerin anerkannt zu werden): ja, "gewisse Dinge", die einfach nur geil sind und das Kopfkino beflügeln. Die aber in dem Moment, wo der Partner anfängt, mir wichtig zu werden, ich gut vor ihm dastehen will, plötzlich zum Hemmnis werden können. Er könnte ja schockiert oder angewidert werden oder mich plötzlich nicht mehr als selbstbestimmte, selbstbewußte Person wahrnehmen - so in der Art.
Dieses Stadium setzt recht früh ein, weil anders als früher mir ein gewisser emotionaler Level inzwischen wichtig ist, um überhaupt den Wunsch nach Sex zu haben, das war in jüngeren Jahren anders. Und da beißt sich die Katz in den Schwanz...
Gutes Thema, gibt mir doch einiges an Denkanstößen.