Hallo zusammen, ich möchte hier einen Aspekt einbringen, der bisher, soweit ich das mitbekommen hab, ausgeklammert blieb:
Mir scheint, hier wird allgemein stillschweigend davon ausgegangen, dass eher Frauen es sind, die sich "verweigern". Dies ist jedoch nicht immer der Fall. Meine eigene Biographie und vertraute Gespräche mit Freundinnen zeigen auch das Gegenteil auf. Auch Männer wollen nicht immer so wie wir das gerne hätten.
Leider ist die weibliche Sexualität in unserer Gesellschaft jedoch immer noch von großen Tabus behaftet, weshalb es für eine Frau unter Umständen viel, viel schwieriger sein kann, zu artikulieren, dass sie diejenige ist, der es "zu wenig" ist.
Es gibt zb Forschungen über Sexualitätszufriedenheit im Alter, bei denen bei Frauen eine stärkere Korrelation feststellbar ist zwischen Unzufriedenheit und dem Status "ich bin in der Partnerschaft jener Teil, der zuwenig bekommt, der eigentlich mehr möchte".
Mehr zu wollen ist für Frauen schwerer bewältigbar, führt viel eher zu Selbstzweifeln ("mit mir stimmt was nicht, daher begehrt er mich nicht, ich bin nicht attraktiv" usw), und zu Resignation/Rückzug.
Sind Männer in der Rolle des Mehr-Brauchers, nehmen sie das eher als natürlich an (wofür auch die einseitige Fokussierung in diesem Thread spricht), für sie gibt es den großen P6-Markt.. Viel weniger Tabu.
Ich würde es also nicht unterschätzen, wieviele sexuell unterversorgte Frauen es da draußen gibt.
Und ja, ich würde auch zustimmen, dass eine Partnerschaft viel mehr als funktionierende Sexualität umfasst, bzw ihre Qualität nicht immer an der Sexualität messbar ist. Meine Ehe ist hierfür das beste Beispiel.