Ich hab weit nicht alles gelesen (das Forum ist für mich extrem langsam), daher kann es durchaus Redundanzen geben.
Im Video sieht man, dass Männer die Welt realistisch sehen, Frauen sehen eher, was sie sehen wollen
Ernsthafter: Ich habe absolut kein Interesse an Männern. Also, überhaupt keines, sie interessieren mich nicht, ich nehme sie kaum wahr. Ich arbeite oft mit Männern zusammen, manche sind mir sympathisch, manche nicht. Manche sehe ich auch als gute Kollegen an, aber ich habe nur einen männlichen Menschen, den ich als Freund bezeichnen würde. Vielleicht hängt das mit Erfahrungen aus meiner Kindheit zusammen, aus Gründen, die ich nicht wirklich verstehe, mochten mich Buben nie, Mädchen aber fast immer. Die Buben haben mich verhaut, die Mädchen beschützt.
Bei Frauen ist der Fall weit schwieriger als bei Männern. Ich mag von Vorne herein einmal fast alle Frauen, mir sind Frauen seltener unsympatisch, als Männer. Ich finde spannend, was sie bewegt, ich kann ihre Sorgen verstehen, und Fußball fesselt mich ähnlich wie der sprichwörtliche Sack Reis, der in China um fällt. Das bedeutet nicht, dass ich alle Frauen begehre: es gibt durchaus Frauen, die ich sexuell absolut nicht als attraktiv empfinde, die ich aber dennoch mag.
Sex ist es also nicht. Wenn überhaupt dann kommt sexuelle Attraktion eher als Folge der Freundschaft dazu. Ich habe Freundinnen, mit denen ich absolut alles zusammen tun könnte. Selbst mit einander schlafen. Ich denke oft drüber nach, auch weil ich in letzter Zeit von einer virtuellen Freundin danach gefragt wurde, wie Frauen sein müssen, damit sie mir gefallen. Im ersten Impuls entscheidet sicher vor allem das Aussehen. Der Trieb:
. Aber das legt sich sehr rasch, an ein schönes Gesicht, einen attraktiver Busen oder ein aufreizendes Hinterteil gewöhnt man sich sehr schnell, es verliert seinen Reiz, danach müssen stärkere Anreize her. Vielleicht ist es die Art, sich zu bewegen, der Geruch, ihr Wesen, da ist es unbedingt nötig, dass ich die Frau als Ganzes mögen kann. Die meisten Frauen, die ich nicht attraktiv finde, die erobern mein Herz andersherum: ich lerne sie kennen, mag ihre Art, schätze sie, ohne sie direkt als Frau, also sexuell, wahrzunehmen. Dennoch kann es in irgend einem Moment passieren, dass ich sie auch als sexuell attraktiv empfinde.
Wenn ich meine fünf Freundinnen von dieser Warte her betrachte: Eine, Kati, empfinde ich als sexy. Ich weiß, dass sie es objektiv nicht mehr ist, vielleicht auch nie war, aber ich empfand sie schon so, als wir noch 15 waren (und wir hatten zusammen unsere ersten sexuelle Erlebnisse). Eine andere, Mimi, ist ein eher mütterlicher Typ, nicht nur, weil sie 5 Jahre älter ist als ich, sondern sie strahlt das aus. Sexuelle Attraktion gibt es durchaus, ich denke auch: beiderseitig, aber die ist erst aus der Freundschaft entstanden, anfangs war sie nicht, im Gegenteil, ich fand sie unattraktiv und vollkommen unmöglich. Und dann habe ich noch eine Freundin, Chaiia, die ich Anfangs attraktiv fand, bei der aber überhaupt keine Attraktion mehr besteht. Zum Schluss bleibt noch eine, Inez, die meine beste Freundin überhaupt war oder ist. Vielleicht war sie auch eine große Liebe. Wir haben uns vor rund 20 Jahren kennen gelernt, und ich fand sie vom ersten Moment an einfach wundervoll. Wir waren 6 Jahre lang eng befreundet, ohne dass irgendwas passiert wäre. Dann hat sie mit mir geschlafen (so muss man es wohl sagen), und seither ist die Freundschaft etwas sehr kritisches, wir haben uns seit 5 Jahren nicht mehr gesehen, auch nicht mehr telefoniert, nur ein paar Mails, so belanglos wie möglich und trotzdem von enormer Wichtigkeit. Ich mag sie immer noch, sie auch mich, aber wir meiden einander. Ich finde es unendlich traurig, dass wir die Nähe, die natürliche Intimität, verloren haben.
Ich würde sagen, dass Freundschaft ohne sexueller Spannung zwischen Mann und Frau möglich ist. Mein Leben ohne Chaiia wäre um einiges ärmer, ich bedarf ihrer Freundschaft dringendst. Nichts in mir aber würde mit Chaiia schlafen wollen (obwohl ich sicher bin, dass es ein enormes Erlebnis wäre), sie ist zwar hübsch, aber für mich sexuell nicht attraktiv. Oder die Attraktion, die Mimi auf mich ausübt, die wächst primär aus ihrer Freundschaft, ihrer Loyalität, ihrem Einfühlungsvermögen, aus meiner Erfahrung mit ihr in Momenten der Krise (ihren wie meinen). Ich möchte sie nicht ficken, in keinem Moment wollte ich das. Eher würde ich mich an sie schmiegen wollen, so eng es zwischen Menschen überhaupt möglich ist, kuscheln, in ihr ruhen und mit ihr glücklich sein, mich am Ende in sie ergießen, mit ihr zusammenfließen. Das Gegenteil ist meine Freundschaft zu Kati: die Freundschaft, die sehr eng ist, lebt von der sexuellen Spannung. Daher ist sie übrigens auch die einzige Frau in meinem Freundeskreis, die meine Frau nicht mag. Würden wie diese Spannung verlieren, wir würden einander verlieren. Wir wissen es beide. Darum provozieren wir einander seit 35 Jahren immer wieder, halten die Flamme klein und sind so einander sicher
Bleibt am Ende noch meine Frau. Sie ist meine engste Freundin überhaupt, ich habe sehr, sehr wenig, an dem sie nicht Anteil hat. Die Freundschaft ist so eng, dass sie beinahe 30 Jahre weitgehender sexueller Enthaltsamkeit überstanden hat. Seit dieses Problem nicht mehr zwischen uns steht sind wir noch enger bei einander. Wir haben einen Großteil unserer Jugend und unser ganzes Erwachsenenleben zusammen verbracht. Ich fand auch sie nicht von Anfang an attraktiv. Anfangs war es ihre Lebendigkeit, ihr Humor und ihre Naivität, die ich an ihr mochte, es war von meiner Seite her mehr eine Freundschaft. Die sexuelle Attraktion ist erst mit der Liebe gekommen. Und ich werde sie begehren, solange ich sie lieben kann, mit der Liebe würde auch das Begehren verschwinden.
Oft frage ich mich, ob Freundschaft ohne Liebe überhaupt möglich ist. Ohne Begehren, da bin ich mir sicher, kann Freundschaft existieren. Aber ohne Liebe? Ich könnte zu jeder meiner 5 Freundinnen sagen: "Ich liebe Dich"