ein paar stellen die man sich am mund zergehen lassen muss
"Dieser Mann, den ich noch nie zuvor getroffen hatte, gab mir die Hand, und es gab mir ein echtes Gefühl. Er hieß mich willkommen. Die meisten Frauen, denen ich jemals die Hand gegeben habe, hatten dabei etwas Wesentliches zurückgehalten. Als ob wir uns in ständigem Wettkampf miteinander befinden würden ... Begrüßungen unter Frauen erscheinen mir häufig gespielt und herzlos, voll falscher Gefühligkeit. Sich umarmende Frauen sind wie zwei gleichgepolte Magnetstücke, die von der Konvention gegeneinandergedrückt werden sollen. Frauen berühren sich an den Armen und Wangen, aber nur flüchtig. So flüchtig es eben der Höflichkeit geschuldet ist. Das geschieht aus Gewohnheit und des schönen Scheins wegen."
Die Frauen waren entzückt von den sensiblen Gedichten, den einfallsreichen E-Mails, die sie von diesem Mann namens Ned erhielten. Wenn sie sich dann auf ein Rendezvous im Starbucks einließen, wurde es reichlich kompliziert: "Sie beschrieb mir zwei Stunden lang ihre qualvolle Scheidung und alle Umstände, die dazu geführt hatten. Sie war völlig am Ende, ein Zwangscharakter, der in seiner eigenen Herzschmerz-Leier gefangen war. Sie tat mir leid, aber es ging ihr ja nicht schlechter als anderen Frauen. Im übrigen war ich ziemlich unwillig, gleich beim ersten Date zu ihrem Therapeuten gemacht zu werden."
Aber Ned versuchte auch eine direkte Variante: In einigen Bars sprach er sie direkt an. Eindeutig, um flirten zu wollen. Vor allem erntete Ned dort Zurückweisungen und kam zu dem Schluß: "Es ist ein Wunder, daß Männer und Frauen überhaupt jemals zueinanderfinden. Ihre Signale sind zwangsläufig gegensätzlich. Ihre Verhaltensweisen sind von Grund auf entgegengesetzt. Als Frau hatte ich es viel leichter, andere Frauen kennenzulernen. Es gibt die Frauensprache, die es auf eigentlich befremdende Weise ermöglicht, sofort draufloszuquatschen mit einer anderen Frau."
"Von einem Mann wurde erwartet, den Feminismus in jeder Hinsicht zu unterstützen, Frauen als gleich anzuerkennen und so zu behandeln, dabei aber traditionell männlich zu bleiben, die Frau wie eine Dame zu behandeln, sie zu führen und die Rechnung im Restaurant zu bezahlen."