Aber: Gibt es die Liebe zum Partner, ohne Begehren, ohne den Wunsch nach körperlicher Nähe noch? Oder ist sie da schon so erkaltet, dass man davon gar nicht mehr sprechen kann?
Liebe ist nicht gleich Liebe. Wenn zwei Menschen eine Beziehung eingehen, überwiegen primär die Gemeinsamkeiten und hoffentlich auch die sexuelle Anziehung. Mit den Jahren aber kanns schon vorkommen, dass sich Interessen ändern, aber auch die individuellen Bedürfnisse und Wünsche. Es sind bei aller Liebe zwei Individuen, die sich erstmal aufeinander einlassen.
Meine langjährige Beziehung war eine klassische Liebesbeziehung. Kinder waren kein Wunsch von uns - vorerst - aber später dann merkte er halt doch, dass meine Wünsche und auch Bedürfnisse nicht zu Seinen passten. Wir waren dann in einer Beziehungsform, die auf eine sehr enge freundschaftliche Liebe beruhte. Aber das körperliche Begehren ließ einfach nach und ja, ich fand ihn einfach nicht mehr körperlich anziehend. Umgekehrt wohl auch. Es wäre unsinnig zu sagen, dass so eine Entwicklung nur von einer Seite aus besteht. Vielleicht weiß es ein Partner nicht gleich.
Ich kann sagen, dass ich als 29jährige eine völlig andere Person war, als die Frau mit 44, als die Beziehung endete. Diese beiden Frauen haben nur noch wenig gemein. Somit ist es doch ein wenig unsinnig zu glauben, dass sich Menschen nicht ändern können. Das tun sie zwangsläufig.
Liebe ist so vielschichtig und kann ohne sexuelles Begehren bestehen. Diese Liebe ohne Begehrten war für mich eine besonders geerdete, vertrauensvolle und unaufgeregte Liebe. Ob ich das vermisse? Nein! Denn auch knapp 48jährige Frau bin ich nicht mehr die Frau mit 44. Mit den Jahren erlebe ich Liebe auf so unterschiedliche Arten und auch das unabhängige Begehren.
Gibt es Liebe zum Partner ohne sexuelles Begehren? Ja, selbst erlebt und von vielen Menschen erzählt.
Ist die Liebe erkaltet? Nein, denn Liebe verändert sich, man richtet nur den Blick neu aus und findet andere Wege.