Polyamorie und Ihre Tücken

@LeSchwanz
@Salome
Ich versteh Euch so gut, und ich fühl mich durch Eure Worte verstanden. Und das tut immer gut, freu :)))
Machts gut, wünsch Euch alles liebe!
Stefan
 
Da hol ich den Thread doch gleich mal wieder raus.

Heute habe ich auf diestandard.at eine interessante Buchvorstellung gelesen.

"Ich liebe zwei Männer: Polyamory, lieben ohen Grenzen"

http://diestandard.at/1308679568319/Polyamorie-Fuer-uns-ist-das-normal


"Ich sehe Menschen, die fremdgehen, ich sehe Menschen, die 25 Jahre zusammen sind und kein Sexualleben mehr haben, ich sehe Menschen, die nicht glücklich miteinander sind. Polyamorie eröffnet hier die Möglichkeit, Bedürfnisse, die man hat, die nicht in der primären Beziehung erfüllt werden können, in einer anderen Weise zu erfüllen. Mit jemanden anderen zum Beispiel", resümiert Veenemans. Sie glaubt, dass es notwendig ist, dass wir statt (serieller) Monogamie andere Beziehungsformen eingehen. "Manchmal sind Menschen wirklich fertig miteinander, und dann ist es gut, dass jede/r ihren/ seinen eigenen Weg wieder geht. Aber es gibt Menschen, die sich verliebt haben in eine neue Person, ihren ersten Partner jedoch immer noch lieben. Für alle diese Leute glaube ich, dass Polyamorie eine gute Alternative sein kann." (Ageeth Veenemans)
 
spannendes Thema - ich hoffe es git viele Beiträge.

Amma, eine heilige Frau aus Indien, schreibt: Wir haben keine echten Beziehungen, denn all unsere.... lieben uns nur, um ihre eigenen selbstsüchtigen Bedürfnisse zu befriedigen. Menschliches Wesen lieben einander aufgrund ihrer eigenen Wünsche. Niemand liebt uns selbstlos. Einzig Gott liebt uns mit selbstloser Liebe.[/QUOTE


love is the low, love under will (menschenrechte)
 
Sorry, wenn ich den alten Thread wieder aufwärme.

Lebe seit einiger Zeit dezidiert polyamorös, genauer seit dem Scheitern meiner letzten versuchtenexklusiv-monogamen Beziehung. Wenn davon die Rede ist, Polyamorie könnte nicht funktionieren, dann frag ich mich, was denn mit der klassischen Beziehungskonstruktion ist?

Für mich bedeutet das in erster Linie, dass ich nicht besitzergreifend bin. Frauen, mit denen ich intim werde, wissen das vorab. Sie kennen einander aber nicht und ich erzähl der einen auch keine intimen Details von der anderen. Das ist, so komisch das klingen mag, meiner Erfahrung nach übrigens die größte Schwierigkeit für die Frauen, die was mit mir haben: Sie würden gern mehr wissen über die anderen. *Dass* die Beziehung nonexklusiv ist, wird gar nicht als so schlimm aufgenommen. Das ist eher noch ein Gewinn: Man muss mir keine Treue schwören und kein schlechtes Gewissen haben, wenn man Gefühle für einen anderen hat. Für alle, mit denen ich in den letzten Monaten intim war, war ich selber übrigens nicht der einzige. Und das ist auch okay.

Ich glaube mittlerweile, dass Polyamorie de facto ohnehin der Standard ist, auch bei den (offiziell) monogamen Beziehungen. Da heißts dann halt Fremdgehen oder Ausrutscher oder Beziehungsunterbrechung oder was auch immer.

Die Probleme, die entstehen, sind die Probleme, die man sich macht. Polyamorie ist nicht die alte Monogamie mal x. Wenn man das mal überrissen hat, beantworten sich die meisten Fragen von selbst. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten mit unendlich vielen Gradationen, zueinander in (auch intimer) Beziehung zu stehen. Das traditionelle Schwarzweißschema mit all seinen vorgezogenen Bahnen und vorgefertigten Denkmustern und Erwartungen ist nur eine einzige Möglichkeit. Tatsächlich ist man jedes Mal aufs Neue frei, kann man jedes Mal eigene Entscheidungen machen, jede Begegnung ist immer etwas ganz Neues mit unendlich vielen Möglichkeiten. Insofern war Polyamorie für mich auch eine Befreiung.

Und das Lustigste ist vielleicht sogar: Der Sex ist nicht einmal mehr so im Vordergrund. Es macht ja nicht einmal was, wenn man längere Zeit mal gar nicht miteinander schläft. Wir richten uns die Beziehung ein, wie wir wollen. In meinen klassischen Beziehungen war der Sex mitunter auch irgendwie ein Damoklesschwert: »Oje, jetzt haben wir so lange nicht mehr miteinander geschlafen, jetzt sollten wir aber wieder einmal, weil wir ja schließlich eine Beziehung miteinander haben.«

So, genug für heute, gute Nacht!
 
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Hallo Immanuel und danke fürs Teilen deiner interessanten Gedanken. In Vielem stimme ich dir überein, manches sehe ich jedoch anders.

Ich glaube mittlerweile, dass Polyamorie de facto ohnehin der Standard ist, auch bei den (offiziell) monogamen Beziehungen. Da heißts dann halt Fremdgehen oder Ausrutscher oder Beziehungsunterbrechung oder was auch immer.

Schreibst du später in deinem Beitrag selber, dass Polyamorie wenig mit Polygamie zu tun hat, reduzierst du sie hier beinahe auf Sex. Ich denke, dass es sehr viele Menschen gibt, die monogam veranlagt sind. Nicht alle dieser Menschen schaffen es immer, ihre Monogamie zu leben. Aber nur, weil jemand eine Handlung gegen seinen Wert setzt, wird der Wert für ihn/sie nicht weniger wichtig. So denke ich nicht, dass man den Menschen, der einmal, weil es die Situation und sein Gemütszustand erlaubten, fremdgeht, sich aber anschließend große Vorwürfe macht, mit dem vergleichen kann, der aus tiefster Überzeugung offen polyamoreurs oder offen promiskuitiv lebt. Dazwischen wären noch viele Graubereiche zu definieren.


Frauen, mit denen ich intim werde, wissen das vorab. Sie kennen einander aber nicht und ich erzähl der einen auch keine intimen Details von der anderen. Das ist, so komisch das klingen mag, meiner Erfahrung nach übrigens die größte Schwierigkeit für die Frauen, die was mit mir haben: Sie würden gern mehr wissen über die anderen.

Geht es nun doch eher wieder mehr um Sex? Was genau macht dich zum polyamorösen Menschen in Abgrenzung zu einem promiskuitiven Menschen?
Warum dürfen die Frauen nicht voneinander wissen?
Leben die Frauen ihre Sexualität und Emotionalität auch mit anderen Männern?


Für mich bedeutet das in erster Linie, dass ich nicht besitzergreifend bin.

Nicht bezitzergreifend klingt wunderschön. Was erwartest du von den Frauen? Was bist du bereit, ihnen zu geben? Wie zeigt sich, dass du in eine Beziehung mit ihnen trittst?

Ich habe polyamoröse und klassiche "offene" Beziehungen gelebt, bin nicht monogam veranlagt und auch nicht mehr bereit, eine monogame Beziehung einzugehen.
Als Gefahr bei nichtmonogamen Beziehung zeigt meine Erfahrung jedoch, dass es durchaus sein kann, dass es zu einer Art mangelndem Einlassen kommt. Dass man eher auf der Oberfläche bleibt, dort durchaus sehr innige, tiefe, besondere Momente erleben kann, aber eben auch nicht mehr. Ganz wenige Paare kenne ich, die harmonische polyamoröse Beziehungen leben. In diesem Fall wissen aber immer alle von allen - und nicht nur von deren Existenz, sondern auch Details: was bedeutet mir der Mensch? Was erlebe ich mit diesem? Was finde ich bei ihm/ihr so wundervoll? Warum lebe ich dennoch mit dir?

Polyamorie hin oder her. Letztendlich gibt es immer einen Partner/eine Partnerin, mit der mehr Zeit verbracht wird und über kurz oder lang über Kinder geredet wird, über gemeinsame Urlaube, Wohnungen und Geldanlagen. Die anderen PartnerInnen können dennoch im Leben bleiben. Man kann sie dennoch lieben und besondere (erotische) Momente erleben, aber eben auch nicht mehr.
 
Zwei Menschen lieben, ist eine wirklich SCHWIERIGE Situation aber sehr leicht möglich, wenn man beispielsweise zwei total gleichgesinnte wie seelenverwandte Leute trifft, zum Beispiel zwei Freundinnen die ganz gleich reden, denken, fühlen, drauf sind, und so.
Und wenn man einfach BEIDE mag, ähnlich wie man theoretisch auch beide Personen bei eineiigen Zwillinge lieben könnte - nur halt auf den Charakter bezogen.
Alles in allem eine schwierige und interessante Situation.
 

"Ich sehe Menschen, die fremdgehen, ich sehe Menschen, die ... Für alle diese Leute glaube ich, dass Polyamorie eine gute Alternative sein kann." (Ageeth Veenemans)
Neben allerlei Irrungen und Wirrungen, Einsichten und Aussichtslosigkeiten, ist das jetzt das erste (ja, ich habe den Thread von Anfang an gelesen) Posting, welches mich ernsthaft stutzig macht. Wäre es zu viel von dir verlangt, das Zitat zu reflektieren und es nicht nur als "einfach so in den Raum geworfen" zu belassen? Es eilt nicht.
Andernfalls entschuldige bitte die Störung.
 
Danke für den interessanten Input! Ich versuch mal auf die aufgeworfenen Fragen zu antworten:

Schreibst du später in deinem Beitrag selber, dass Polyamorie wenig mit Polygamie zu tun hat, reduzierst du sie hier beinahe auf Sex. Ich denke, dass es sehr viele Menschen gibt, die monogam veranlagt sind. Nicht alle dieser Menschen schaffen es immer, ihre Monogamie zu leben. Aber nur, weil jemand eine Handlung gegen seinen Wert setzt, wird der Wert für ihn/sie nicht weniger wichtig. So denke ich nicht, dass man den Menschen, der einmal, weil es die Situation und sein Gemütszustand erlaubten, fremdgeht, sich aber anschließend große Vorwürfe macht, mit dem vergleichen kann, der aus tiefster Überzeugung offen polyamoreurs oder offen promiskuitiv lebt. Dazwischen wären noch viele Graubereiche zu definieren.

Die Kennzeichen der Polyamorie ist m.E. Nonexklusivität und Intimität. Fremdgehen in monogamen Beziehungen hab ich deswegen »de facto polyamorös« genannt. Dass die zwei Beispiele nicht vergleichbar sind, bestreite ich gar nicht.

Geht es nun doch eher wieder mehr um Sex? Was genau macht dich zum polyamorösen Menschen in Abgrenzung zu einem promiskuitiven Menschen?

»Promiskuitiv« nenn ich jemanden, der's drauf anlegt, möglichst viele (kurze) sexuelle Beziehungen zu haben. Das hat mit Polyamorie prinzipiell nix zu tun. Promiskuitiv und exklusiv kann man gleichzeitig sein. Ich selbst bin polyamorös und sehe mich nicht als promiskuitiv. Im Gegenteil. Ich würd sagen, nach gezählten Malen hab ich sogar weniger Sex als in meiner klassischen Beziehungszeit. Das zeigt, dass man als Polyamoriker nicht unbedingt promiskuitiver ist als Monogame.

Warum dürfen die Frauen nicht voneinander wissen?

Ein hinkender Vergleich, tut mir im Voraus leid: Wenn du mir ein Geheimnis verrätst, sag ich’s auch nicht weiter, weil du von mir (zurecht) erwartest, dass ich’s für mich behalte. Was ich mit einer Frau an Intimität teile, ist kein Gesprächsstoff für andere. Hab ich mir so angewöhnt, weil es sonst unangenehm sein könnte. So wie es vielen Leuten unangenehm ist, wenn in der U-Bahn neben ihnen zwei überheftig knutschen.

Und ich selber hab auch meine Bedenken, das hätt ja was von Harem. Könnte mehr schaden als es nützt. Ich könnts mir nicht verzeihen, wenns da zu kompetitiven Gefühlen käme. Ich will mich ja auch nicht mit anderen Männern vergleichen.

Leben die Frauen ihre Sexualität und Emotionalität auch mit anderen Männern?

Meines Wissens ja, aber ich misch mich da nicht ein, also weiß ich den aktuellen Status nicht wirklich. Ehrlich gesagt interessiert's mich auch nicht besonders. Aber das ist vielleicht nur bei mir so und lässt sich nicht verallgemeinern.

Nicht bezitzergreifend klingt wunderschön. Was erwartest du von den Frauen? Was bist du bereit, ihnen zu geben? Wie zeigt sich, dass du in eine Beziehung mit ihnen trittst?

Sehr unterschiedlich. Jedes Mal anders. Auch wenn du jetzt die Beziehung zwischen einer bestimmten Frau und mir herausschälst, gibt's da wenig Kontinuität. Bin also fast versucht zu sagen: Jede Begegnung ist was ganz Neues. Aber das wär freilich auch wieder übertrieben, auch wenn die poetische Versuchung groß ist. :)

Es bleibt ja auch deswegen interessant, weil jeder die Erfahrungen mit anderen Partnern immer miteinbringt. Das ist ja auch bei monogamen Beziehungen so, der Unterschied bei Polyamorie ist nur, dass jede einzelne Begegnung auf diese Art »neu inspiriert« kann sein.

Und auf die Gefahr hinaus, dass ich mich jetzt wiederhole: Es tut sich einfach eine riesige Palette auf an möglichen Beziehungskonstellationen. Es gibt sozusagen Vertragsfreiheit. Vielleicht liegt hier der Haken für viele begraben. Da kennt man nur den gewöhnlichen Freund zum Kartenspielen und den Partner fürs Intime mit all dem quasi-ehelichen Zubehör. Und da haben sich halt gewisse gesellschaftlich-kulturell konditionierte Erwartungshaltungen entwickelt (à la »wenn du mit deinem Partner schon x Jahre zusammen bist, sollst du…«), aus denen man sich – zugegeben – mühsam, aber eben doch lösen kann.

Als Gefahr bei nichtmonogamen Beziehung zeigt meine Erfahrung jedoch, dass es durchaus sein kann, dass es zu einer Art mangelndem Einlassen kommt. Dass man eher auf der Oberfläche bleibt, dort durchaus sehr innige, tiefe, besondere Momente erleben kann, aber eben auch nicht mehr. Ganz wenige Paare kenne ich, die harmonische polyamoröse Beziehungen leben. In diesem Fall wissen aber immer alle von allen - und nicht nur von deren Existenz, sondern auch Details: was bedeutet mir der Mensch? Was erlebe ich mit diesem? Was finde ich bei ihm/ihr so wundervoll? Warum lebe ich dennoch mit dir?

Tja, vielleicht wird das ja auch bei uns einmal so, wer weiß. Vorläufig halten wir's eben so. Es gab aber bisher auch noch nicht viel Nachfrage. Aber gut, ich bin gespannt, ich steh ja erst am Anfang.

Polyamorie hin oder her. Letztendlich gibt es immer einen Partner/eine Partnerin, mit der mehr Zeit verbracht wird und über kurz oder lang über Kinder geredet wird, über gemeinsame Urlaube, Wohnungen und Geldanlagen. Die anderen PartnerInnen können dennoch im Leben bleiben. Man kann sie dennoch lieben und besondere (erotische) Momente erleben, aber eben auch nicht mehr.

Wohnung und Geld bleibt bei mir sicher getrennt, da bin ich vielleicht zu sehr gebranntes Kind. Höchstens bei der Wohnung kann ich mir vorübergehend was zur Not vorstellen, dogmatisch will ich ja auch wieder nicht werden. Und wenns Kinder gibt, wird sich auch eine Konstellation finden lassen. (Da gibt’s übrigens auch schon Literatur dazu.) Ich trau mich wetten, es geht sogar leichter, because it takes a village to raise a child. Aber das verlangt freilich, sich von Denkschemata zu lösen. Das klassische Beziehungsmodell ist nicht das einzige, hats auch nicht immer gegeben und war selbst großem Wandel unterworfen.

Zur Logistik: Man kann halt immer nur einmal wo sein, stimmt schon. Aber bis jetzt zumindest war das nicht wirklich das Problem. Eher das Gegenteil, es ginge durchaus öfter, wenn's nötig ist. Und andererseits muss man ja auch nicht ständig aneinander kleben.

Zur Intensität: Für mich war Polyamorie so eine Befreiung im Schädel, ich finde ehrlich gesagt eine eindimensionale Tiefenskala einfach nicht mehr passend. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, Leben und Beziehungen zu gestalten. Warum sollt ich das irgendwie einschränken? Aber ich stoß mich schon an der Quantifizierung selbst. Ich würde eher sagen, dass die Beziehungen, die ich führe, jeweils unvergleichlich anders sind. »Inkommensurabel« sagt der Wissenschaftstheoretiker.

Servus einstweilen.
 
Angesichts der Länge des Threads möge man mir verzeihen, dass ich nicht alles gelesen habe. mir liegen allerdings eine Menge Kommentare bezüglich des Startpostings auf der Zunge (natürlich nicht böse gemeint)

Wie kann derjenige, wenn ein anderer, liebender Partner mehr Zeit in Anspruch nehmen will, als derjenige bereit ist, zuzugestehen von " Liebe " auf die absolute Kälte und Ratio umschalten um den Satz " mein Lieber / meine Liebe, so war das nicht vereinbart " heraus zu bringen und damit den anderen " geliebten " Menschen verletzen?

Wie löst der Poly - veranlagte Mensch das Problem, dass der jeweilige Partner, der sich ja auch verliebt, dem menschlichen Bedürfnis nachkommen will mit der Partnerin so viel Zeit wie möglich zu verbringen - fertigt sie / er denjenigen dann mit den Worten " Moment, Schatz Du weisst da gibts noch andere, die haben die selben Rechte ab, wohl wissend, dass sie / er sie / ihn damit verletzt - ( auch wenns vorher vereinbart war kann nes dennoch verletzend sein )?

Die Prioritätenfrage, die damit angesprochen ist, ist an sich einmal keine Frage, die sich ausschließlich in polyamorösen Beziehungen stellt. "Du hast nie Zeit für mich", ist eine Aussage, die sich ebenso in der klassischen Zweierbeziehung finden kann. Auch hier gibt es Konkurrenz zur Zeit mit der Partnerin bzw. dem Partner, wenn auch anderer Natur: Die Arbeit, das Hobby, die Freunde, die Zeit, die man für sich alleine haben will etc.

Ich weiß nicht mehr ganz wer hier kommentiert hat, dass polyamoröse Beziehungen auf eine gewisser Art und Weise oberflächlich bleiben, aber ich denke, dass das durchaus an Plausibilität hat, wenn man diese ganz banale Ressourcenfrage stellt. Wenn es schon in Zweierbeziehungen vorkommt, dass ein Teil der Partnerschaft meint, der andere hätte zu wenig Zeit, wie muss es dann bei mehr als einer Person in der Beziehung aussehen? Ich könnte mir aus rein zeittechnischen und organisatorischen Gründen kaum mehr als eine Freundin vorstellen, ohne die Beziehung abzuflachen.

Was passiert, wenn der poly - veranlagte Mensch plötzlich selbst aus irgendeinem Anlass heraus umschwenkt? Schickt er dann all seine Partner schonungslos in die Wüste bis auf einen / eine?

Auch hier gibt es ähnliche Probleme in einer Zweierbeziehung, beispielsweise, wenn man sich zwischen der Partnerschaft und wichtigen Beruflichen Problemen oder Chancen, die sich nicht mit der Partnerschaft vereinen lassen, entscheiden muss. Liebt man seine Frau oder seine Freundin genug, um dafür ein Gehalt und Karrierechancen in Neuseeland zu verzichten, wenn die Partnerin meint dort nicht hinzuwollen und auch keine Fernbeziehung führen will? Liebt man all seine anderen Partnerinnen genug, um für sie auf eine innige, tiefere Beziehung mit der einen zu verzichten?

Ich glaube, dass du hier die tiefe, innige Beziehung idealisierst, als würde man in der Zweierbeziehung die Partnerin bedingungslos über alles stellen, und als würde Liebe alle Hindernisse überwinden.
Falls das denn wirklich dein Begriff von Liebe ist, dann stellst du damit schlicht unglaublich hohe Ansprüche, die wohl in den allerwenigsten Zweierbeziehungen, auch nicht in denen die tatsächlich ein Leben lang halten, vorkommt.


Aus der 'Evolution' gibt es keine (gültige) Antwort auf die Frage: Monogamie und Polyamorie.

Absolut richtig. Aus dem Bestehen eines Sachverhaltes alleine kann man keine Norm ableiten, ohne ein zusätzliches Kriterium heranzuziehen.


... gibt es irgend etwas auf diesem Planeten, das nicht als Ergebnis evolutiver Prozesse verstanden werden kann? :confused:

Das Problem ist, dass Evolution ein derart absoluter Begriff ist, dass er alles was "ist" erklären kann, dann aber absolut nichts mehr mit Biologie oder Genetik zu tun hat. "Geschichte" wäre das Kulturwissenschaftliche Äquivalenz, und damit wären wir den Begriff der Evolution los, der einer derart starke naturwissenschaftlich-biologistische Konnotation hat, gleichzeitig aber, so wie er benutzt wird gar nichts mehr mit Biologie zu tun hat: So ziemlich alles lässt sich mit Evolution erklären, aber das hat nichts mehr mit "genetischer Mutation" oder dergleichen zu tun.
Dass Menschen Häuser bauen und Bohrmaschinen benutzen lässt sich insofern durch die Evolution erklären, als es schlichtweg der Fall ist, dass die Weitergabe von historisch angehäuftem Wissen schlichtweg gut nicht dazu geführt hat, dass wir ausgestorben sind. Das heißt noch lange nicht, dass wir sonst tot wären - und in dem Sinne wird der Begriff leer. Und schon gar nicht ist all das in unseren Genen verankert. Darum gebe ich hier dem Begriff der Geschichte eindeutig den Vorzug!


Die Probleme, die entstehen, sind die Probleme, die man sich macht. Polyamorie ist nicht die alte Monogamie mal x. Wenn man das mal überrissen hat, beantworten sich die meisten Fragen von selbst.

In der Tat, weil schlichtweg das Denken von Liebe ein anderes ist. Und wie der Transzendentalskritiker :p sagen würde, ist Liebe ein Konstrukt, das zwar ein Phänomen als Bedingung der Möglichkeit hat, aber es letztlich darum geht, den Begriff in eine Synthese mit dem Phänomen zu bringen.

Und ich denke, dass genau hier der fragliche Punkt der Polyamory ist - am Begriff der Liebe, und am Phänomen, das er beschreiben soll. Wenn Liebe kein Leerbegriff sein, dann muss er eben ein Phänomen bezeichnen, und dieses Phänomen kann man phänomenologisch zu beschreiben versuchen - d.h. den Begriff der Liebe mit Inhalt füllen. Wenn ihr jemanden liebt, was bedeutet das dann? Woran erkennt ihr diese Liebe? Wie würdet ihr dieses Gefühl beschreiben, wenn ihr nicht den Begriff der Liebe hättet?

Ich liebe meine Freundin, will jetzt aber nicht über sie schreiben, darum einfach nur einige Möglichkeiten - so kann es sein, dass man möchte, dass der andere Glücklich ist, so kann es sein, dass man das Verlangen hat, beim anderen zu sein, das Verlangen hat, mit ihm zu schlafen, aber auch das Verlangen hat, neben ihm aufzuwachen und seinen Körper zu spüren, so kann es sein, dass man ein tiefes Vertrauen in den anderen hat und kein Schamgefühl ihm gegenüber empfindet, so kann es sein, dass man vieles aufgeben würde, um bei ihm zu sein etc.
Wenn wir den Begriff der Liebe dergestalt mit Inhalt füllen, so meine ich, lässt sich das Phänomen der Polyamory leichter diskutieren.

Ich kann mir gut vorstellen, dass ich meine Zeit mit mehr als einem Menschen verbringen will, ich habe auch bei mehreren Menschen das Verlangen, mit ihnen zu schlafen, und es gibt viele Menschen, bei denen ich mir wünsche, dass sie glücklich sind, auch wenn es nicht sehr viele gibt, für deren Glück ich beispielsweise aktiv etwas tun würde. Es gibt mehrere Menschen, denen ich vertraue, und doch gibt es nur einen Menschen, vor dem ich nahezu gar kein Schamgefühl empfinde. Und so weiter ...
So könnte man einerseits sagen, dass mit dieser phänomenologischen Auflösung des Begriffes des Liebe auch die Differenz zwischen Polyamorösen und Monogamen Beziehungen aufgelöst ist: In der Tat, gibt es Menschen, bei denen ich das eine Gefühl habe, und Menschen bei denen ich das andere Gefühl habe, etc. Wenn Liebe aber genau all das ausmacht, dann stellt sich schon die Frage, ob es möglich ist, all das für mehrere Menschen wirklich intensiv zu empfinden. So "ein Bisschen Vertrauen" habe ich ja schon ... auch zu meinem Pizza-Lieferdienst, und auch bei einem Mädel, das ich flachlegen will kann ich schwer davon sprechen, großes Schamgefühl zu haben, und dass es ihr gut geht, wünsch ich mir auch :p ... wenn aber eben Liebe all das in einem intensiven Ausmaß bedeutet, wenn auch sicher mit unterschiedlichen Schwerpunkten, dann ist es schon fragwürdig, ob man bei Polyamoy von Liebe sprechen kann.

Gleichzeitig aber will ich der Polyamory nun nicht die "Liebe" absprechen - deshalb nämlich nicht, weil Liebe ein höchst subjektives Gefühl ist, und ich bin mir absolut sicher, dass der Liebes-Begriff von jemanden, der die Polyamory lebt ein gänzlich anderer ist, als meiner.
 
Radiokommentator: "Ball am Elfmeterpunkt aufgelegt, Anlauf gut vermessen, nähert sich, wirkt hoch konzentriert, die Bogenspannung passt und T... in die Wolken, i werd' narrisch!". Angst das Tor zu treffen? Ist nur meine persönliche Wahrnehmung, und ich bin mir sicher, dass jeder der das liest, es anders wahrnimmt.;)
 
Neben allerlei Irrungen und Wirrungen, Einsichten und Aussichtslosigkeiten, ist das jetzt das erste (ja, ich habe den Thread von Anfang an gelesen) Posting, welches mich ernsthaft stutzig macht. Wäre es zu viel von dir verlangt, das Zitat zu reflektieren und es nicht nur als "einfach so in den Raum geworfen" zu belassen? Es eilt nicht.
Andernfalls entschuldige bitte die Störung.

Ist doch gut, dass du alles gelesen hast. Dann hast sicher auch erkannt, dass sich über die Jahre die Einstellungen in Nuancen verändern und verfeinern.

Wenn du mir unterstellst, dass ich obriges Zitat nicht reflektiert habe, macht das jedoch mich wieder stutzig. Sollte dir etwas an selgibem aufstößen, bitte ich gerne um deinen Beitrag ;)


Zur Intensität: Für mich war Polyamorie so eine Befreiung im Schädel, ich finde ehrlich gesagt eine eindimensionale Tiefenskala einfach nicht mehr passend. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, Leben und Beziehungen zu gestalten. Warum sollt ich das irgendwie einschränken? Aber ich stoß mich schon an der Quantifizierung selbst. Ich würde eher sagen, dass die Beziehungen, die ich führe, jeweils unvergleichlich anders sind. »Inkommensurabel« sagt der Wissenschaftstheoretiker.

Du solltest gar nichts, außer dein Leben so leben, wie es für dich und deine Partnerinnen passt. Mit möglichst viel Ehrlichkeit dir und ihnen gegenüber.
Mein kritischer Punkt - durchaus auch eigenen Erfahrungen - ist jedoch folgender: In der Theorie klingt alles sehr gut. In der Praxis bringt aber jede Form des Einlassens auch ein Einschränken mit sich. Wer dies leugnet bzw. gar nicht eingehen will, lebt sicher auch sehr gut und kann wunderschöne, sehr emotionale Momente erleben. Viele bleiben jedoch auf der Oberfläche.

Liebe ist niemals einfach, Beziehung schon gar nicht. Ich kann sicherlich Liebe, durchaus auch leidenschaftliche Liebe, für mehrere Menschen empfinden, eine Liebesbeziehung jedoch nicht sehr leicht mit vielen Menschen gleichzeitig führen. Mit wem wird Weihnachten verbracht? Für wen bist du da, wenn sie krank ist (und ich mein jetzt nicht nur Blumen vorbeibringen ;)). Mit welcher der Frauen willst du Familie oder mit welcher planst du eine Zukunft? Welche kennt deine Familie? Wenn wir deine Freunde fragen, welche würden sie als deine Freundin bezeichnen?

Wenn du nicht weißt, ob deine Partnerinnen auch mit anderen Männern Liebesbzieungen leben, hinterfrage ich aber dennoch, wie gut du sie kennst und wie intensiv du mit ihnen lebst. Meine Gedanken wollen nicht das schmälern, was du hast. Ich finde es sehr gut, wenn du das für dich passende Lebenskonzept lebst. Ich hinterfrage nur, ob es ein polyamoröses ist oder ob du eher in einer Lebensphase bist, in der du dich an einige Menschen binden willst, aber eben an alle nur bis zu einem bestimmten Punkt.
 
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Wenn du mir unterstellst, dass ich obriges Zitat nicht reflektiert habe, macht das jedoch mich wieder stutzig. Sollte dir etwas an selgibem aufstößen, bitte ich gerne um deinen Beitrag ;)
Ein Zitat sollte die eigene Argumentation unterstützen oder selbst Gegenstand der Auseinandersetzung sein. Du zitierst, setzt dich aber nicht unmittelbar damit auseinander, also gehe ich davon aus, dass es Zeugschaft ablegen soll. Jedoch: Fehlanzeige. Es ist nichts zu sehen, das mit dem Zitat untermauert worden wäre. Darauf bezog sich meine zum Ausdruck gebrachte, spontane Hellhörigkeit ("Ein langes Zitat! Nur einfach so?" - in brachialem "Aufstoßen" in Folge eines Gärungsprozesses, möchte ich das nicht interpretiert wissen und ersuche um Korrektur dieser Vorverurteilung). Weiters ist die Feststellung obigen Sachverhalts keine Unterstellung, wenn ich das bemerken darf.

Ich selbst entschuldige mich für die mangelnde Präzision, stelle die Frage nochmals und zitiere dazu in Folge, deren Treffsicherheit unterfütternd, einen heiligen Kaffehausbesucher aus Wien-Ottakring, den ich an Prägnanz leider nicht ganz erreichen kann:

"Wär'st du geneigt, mir (respektive uns) den Sinnzusammenhang des Zitats zu beleuchten, da ich ihn nicht zu erkennen vermag."
respektive
"Ja und bitte was ha'st de's jetz'?" (Karli)

Dringlichkeit bleibt weiterhin nicht damit verbunden.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ein Zitat sollte die eigene Argumentation unterstützen oder selbst Gegenstand der Auseinandersetzung sein.

Nicht zwingend. Es kann auch die Position der jeweiligen Person untermalen und darstellen, über die man diskutieren mag. In dem von dir zitierten Post ging es mir um ein Buch und die Autorin des Buches, die, so fand ich, einen interessanten Zugang zum Thema hat. Und, da wir in diesem Thread schon eine Weile über Polyamory und ihre Tücken diskutierten, fand ich es einen interessanten Diskussionsanreger. Na ja. So interessant war er offensichtlich doch nicht :lol:. Hat vielleicht damit zu tun, dass ich keine Zeugschaft damit verbunden habe ;).

Wenn du mich aber bittest dir näher darzulegen, was mir an besagtem Zitat gefällt und was nicht, mach ich das doch sehr gerne :)

Besagte Autorin veröffentlichte also ein Buch mit dem Untertitel "Liebe ohne Grenzen", eröffnete ein Polyamorie-Forum und hat gut an der Marketingkurbel gedreht. Sie hat vieles gesagt, auch besagtes Zitat. Ja, das Deutsch ist nicht sehr schön, also formulieren hätte sie es feiner oder philosophischer können. Aber die Quintessenz ist folgende: Wenn man sich nichts mehr zu sagen oder geben hat, möge man sich trennen. Nur aber, weil man sich in eine neue Person verliebt, die bisherige Partnerin/den bisherigen Partner aber noch liebt, heißt es nocht lange nicht Ende für die Beziehung. An diesem Punkt wäre der Moment, an dem eine polyamoröse Beziehung grundsätzlich möglich wäre. Nicht einfach, klar. Und alle Beteiligten müssten sich einig sein. Geheimnisse bräuchte es nicht, aber Offenheit und Vertrauen.

So ungefähr halt - Jetzt zufrieden? :)
 
Zuletzt bearbeitet:
ich empfinde es nicht als kick sondern als tiefe bereicherung, die tiefste bereicherung meines bisherigen lebens alle menschen, für die ich diese empfindungen spüre, lieben zu dürfen, und zwar ganz, nicht nur platonisch oder nächstenliebend, und ohne das - man erlaube mir den ausdruck - scheissgefühl, auch nur eine/n meiner liebsten dabei entweder zu hintergehen, zu belügen und betrügen, oder sie/ihn damit zu verletzen.


Ok, so weit bin ich bis jetzt mit dem Lesen, an der Stelle will ich mal einhaken. Das Thema beschäftigt mich z. Zt. neu und unter anderen "Bedingungen" als bisher. Sind also erstmal nur einfach Gedanken zum Thema. Den zitierten Beitrag empfinde ich als ziemlich weltfremd. Einerseits finde ich das Bedürfnis, nicht zu hintergehen / belügen / betrügen / verletzen ja sehr schön, aber das gelingt mir jedenfalls nicht mal in freundschaftlichen, unverbindlichen Beziehungen, auch in meiner Ehe gelingt mir das nicht. Ich hintergehe nicht, ich belüge und betrüge nicht, aber verletzen tu ich zweifellos oft. Das ergibt sich fast zwangsläufig, wenn Bedürfnisse zweier Partner miteinander kollidieren, so jedenfalls meine Erfahrung.

Es kam im Lauf meines Lebens immer wieder mal vor, daß ich zwei Menschen gleichzeitig geliebt hab, und mir ist im Verlauf des Themas hier aufgefallen, daß sehr oft von "gleichwertiger Liebe" für alle Beteiligten bzw. Partner die Rede ist. Auch das halte ich für ziemlich utopisch, jedenfalls geht es mir so. Wenn ich jemanden liebe, dann deshalb, weil er oder sie so ist, wie er ist, und die Menschen, die mir nahekommen, sind extrem unterschiedlich.

Es gab ein Mal in meinem Leben eine relativ kurze Zeit, in der ich zwei Frauen intensiv geglaubt habe zu lieben, eine dritte, mit der ich verbandelt war - die liebte ich allerdings wie eine gute Freundin. Mit der hab ich zwar auch die sinnlich-sexuelle Ebene geteilt, aber das war damals und auch im Rückblick ein Fehler, das hat letztendlich unsere Freundschaft zerstört, weil sie mehr wollte, als ich ihr zu geben bereit war. Nicht gewollt verletzt, aber wissentlich schon, natürlich. Kein schönes Gefühl.

Die anderen beiden waren für mich wie Tag und Nacht, wie hell und dunkel, so verschieden wie zwei Menschen überhaupt nur sein können. Auf beide war ich eifersüchtig, fürchterlich. Die eine hat sich zwar auf eine vorübergehende Affaire mit mir eingelassen und hat mich durchaus wissen lassen, daß sie "eigentlich" eine andere liebt, mit mir aber die Chance, Lesbensex kennenzulernen, wahrnehmen wollte - ansonsten empfand sie mich als gute Freundin. Verletzungen auf meiner Seite. Sie wußte von meinen Gefühlen für die andere, und obwohl sie für mich keine tieferen Gefühle hatte, nahm sie mir die andere Frau sehr übel.

Ich oller Liebesexperte :lol: - war eine spannende, schmerzhafte Zeit. Ich trag diese Frauen heut noch "mit mir rum", sie waren in ihrer Art alle besonders. Gelernt hab ich aus der Zeit damals, daß ich seitdem meinen Mund gehalten habe, wenn ich während einer Beziehung auch Gefühle für jemand anderen entwickelt habe, und wenn es zu intensiv wurde habe ich den Kontakt zur "verbotenen" Person abgebrochen.

Kurz nachdem ich meinen Mann kennengelernt hatte, tauchte ein anderer Mann auf, der mich aus den Puschen gehauen hat. Das war schlimm. Eine rein virtuelle Bekanntschaft, im Austausch von Gedanken so intensiv wie selten was in meinem Leben. Ich habe darüber damals mit meinem jetzigen Mann gesprochen, ich wußte wirklich nicht, ob ich mich überhaupt auf eine verbindliche Beziehung einlassen kann und will, ich hätte mich dann ja problemlos entscheiden können müssen. Aber verlieren wollte ich meinen Mann auch nicht. Er hat gelitten, natürlich. Und er hat darauf gedrängt, daß ich den anderen so schnell wie möglich persönlich kennenlerne. Ich glaub, das war der Moment, wo meine Entscheidung für meinen jetzigen Mann gefallen ist, ohne Wenn und Aber.

Zurück zu der Sache mit der Gleichwertigkeit. Ich glaube nicht daran. Für mich bedeutet Liebe nicht, immer zusammen sein zu wollen, absolut nicht. Mein Mann ist mein Lebensmittelpunkt, unabhängig davon, was ich sonst noch fühle. Was keine Garantie dafür ist, daß wir wirklich dauerhaft zusammenbleiben werden, darüber waren er und ich uns von Anfang an im Klaren, wir sind extrem verschieden. Und trotzdem entwickle ich immer wieder Gefühle für andere Menschen, natürlich auch sexuelle - über die mache ich mir eigentlich am wenigsten Gedanken. Sondern: so eine innige Verbundenheit, ein gegenseitiges Verstehen, die Sehnsucht, mit dem oder der anderen zusammenzusein, und sei's nur für Momente, in denen ich Gedanken austauschen will, anfassen will und all sowas.

Das bringt mich ziemlich durcheinander, weil es dabei nicht so sehr um Verliebtheiten geht, fühlt sich jedenfalls nicht so an. Durcheinander deswegen, weil das natürlich ein gehöriges Verletzungspotential in sich trägt, sowohl meinem Mann gegenüber wie auch mir selbst gegenüber, weil: eifersuchtsfrei bin ich nicht.

Ich träume manchmal davon, ganz unbefangen mit anderen solche Gefühle teilen zu können, ohne Streß und vor allem ohne Besitzansprüche leben zu können. Mein engster Freund ist so ein Mensch, mit dem ich zwar keine sexuelle Ebene teile, aber Nähe. Er war von Anfang an so'n Typ, der mich besuchen kommen konnte um mir zu sagen: "Verdammt ich will jetzt kuscheln, also stell dich nicht so an und halt still!" (ich bin kein Kuscheltyp) oder der mir auch unverblümt gesagt hat: "Heut hab ich keinen Bock auf dich, ich meld mich irgendwann". Diese Art, miteinander umzugehen, hat mich am Anfang ziemlich schlucken lassen, aber im Grunde ist das für mich einer der stärksten Ausdrucksmöglichkeiten für Liebe, weil sie so viel Spielraum läßt.

Anders könnte ich mir gelebte polyamore Beziehungen für mich nicht vorstellen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Nicht zwingend. Es kann auch die Position der jeweiligen Person untermalen und darstellen, über die man diskutieren mag. In dem von dir zitierten Post ging es mir um ein Buch und die Autorin des Buches, die, so fand ich, einen interessanten Zugang zum Thema hat. Und, da wir in diesem Thread schon eine Weile über Polyamory und ihre Tücken diskutierten, fand ich es einen interessanten Diskussionsanreger. Na ja. So interessant war er offensichtlich doch nicht :lol:. Hat vielleicht damit zu tun, dass ich keine Zeugschaft damit verbunden habe ;). [...]Jetzt zufrieden? :)
Gut, ein anderer Zugang zum Zitieren. Hätt' ich merken sollen, hab's aber nicht. Entsprechend habe ich es nicht als Scharfmacher empfunden. Mea culpa. (& danke für die bemühte Erklärung - in deren Licht will ich die Schwierigkeiten die ich mit dem Text hatte, der Übersetzung anlasten).

Grundsätzlich folge ich der Diskussion gespannt, bin mir aber noch nicht sicher, ob es des Begriff's der Polyamory überhaupt in der besagten Form bedarf, oder man nur... hm, ich sag's mal so: aus gewisser konzeptiver Not eine Tugend macht.
Ein simples, bodenständiges Beispiel: ich habe 2 beste Freunde, von jungen Jahren an. Es gibt quasi keinerlei Unklarheiten in unserer gegenseitigen Beziehung und wir würden uns, erprobterweise, jederzeit aufeinander verlassen können, deren Lebenspartnerinnen sind voll informiert etc. etc. - die Vertrautheit ähnelt in ihrer Tiefe, einer für mich typischen, bewährten Liebesbeziehung. Mit genau einem Unterschied: es besteht kein erotisches Interesse zueinander. Wenn ich denen entgegentrete und sage "Ich weis jetzt: ihr seid meine polyamourösen Seelenliebhaber", dann ist das einzige was ich hören werde "Geh bitte, suach da wieder a Oide oder nimm da a Bier und hock di' her, aber lass di' Hirnwixxerei". Und Jahre würde mich das dann auch noch verfolgen... und ich liebte sie trotzdem!
"Beste Freunde" sind einfach "in bester Freundschaft verbunden" und ihr Wert steht über, und ist unbeeindruckt von der Begrifflichkeit "Polyamory".
 
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Verdammt, jetzt wollt ich »nur kurz reinschauen« und schon gibt's so viel neuen Lesestoff :)
Deswegen jetzt nur ganz kurz und superselektiv einen Punkt aufgegriffen:

Wenn du nicht weißt, ob deine Partnerinnen auch mit anderen Männern Liebesbzieungen leben, hinterfrage ich aber dennoch, wie gut du sie kennst und wie intensiv du mit ihnen lebst.

Ich würde da eher den Begriff von »kennen« hinterfragen. Was heißt denn »gut kennen«? So wie ich mich selber? Das geht von Haus aus ja nicht, außerdem hat man auch blinde Flecken gegenüber sich selbst. Heißt es »total überwachen«? Dann ohne mich, will kein Controlfreak sein. Wenn ich was wissen will, frage ich. Wenn sie mir was erzählen will, wird sie es mir sagen. Der Rest geht mich vielleicht gar nix an.

Gibt es da wirklich einen Unterschied zw. klassischen und polyamorösen Beziehungen? Ich glaube nicht, denn die Probleme haben die Monos auch. Also ich glaube, dass man mehrere Menschen genauso »gut« kennen kann wie nur einen Partner. Eltern z.B. kennen ja auch ihre Kinder nicht schlechter, nur weils mehrere sind.
 

Wenn du nicht weißt, ob deine Partnerinnen auch mit anderen Männern Liebesbzieungen leben, hinterfrage ich aber dennoch, wie gut du sie kennst und wie intensiv du mit ihnen lebst. Meine Gedanken wollen nicht das schmälern, was du hast. Ich finde es sehr gut, wenn du das für dich passende Lebenskonzept lebst. Ich hinterfrage nur, ob es ein polyamoröses ist oder ob du eher in einer Lebensphase bist, in der du dich an einige Menschen binden willst, aber eben an alle nur bis zu einem bestimmten Punkt.


Ich frage mich gerade, Salome, wieso du Immanuels Lebensweise als polyamourös in Frage stellst, wenn er Beziehungen oder Gefühle anders lebt als du?

Bitte nicht falsch verstehen, im Grunde ist es mir persönlich ziemlich egal, wie eine Lebensweise genannt wird, ich mache sowieso mein Ding unabhängig davon, wie andere das sehen - die Beschäftigung und Diskussion über Themen dient mir lediglich als Art "Input", um zu eigenen "Ergebnissen" zu kommen.

Was ich aus deinem Beitrag herauslese ist, daß du Liebesbeziehungen so lebst, daß du auch die Ansichten, die Art, wie jemand mit Dingen umgeht, auch die Art, wie sehr er dich an seinen Gedanken teilhaben läßt usw. wichtig findest. Geht mir nicht anders, das ist im wesentlichen das, was für mich den Unterschied zwischen "Liebelei" und echter Zuneigung ausmacht. Mir ist es wichtig zu wissen, wie jemand sein Leben gestaltet, ob er offen oder eher versteckt lebt, ob er im Erzählen quasi an meinem Leben teilnimmt, auch wenn das Bereiche sind, die ich nicht mit ihm teile usw. - krieg's jetzt nicht besser formuliert. Nur: das sind doch subjektive Maßstäbe, die jeder für sich selbst festlegt, unabhängig davon, ob er polyamor, monogam, polygam oder fröhlich in der Weltgeschichte rumpoppend lebt, oder sehe ich das falsch?

Wenn Immanuel sagt, daß er bei seinen Partnerinnen nicht unbedingt weiß, ob sie anderweitig auch gebunden sind und daß er das vielleicht auch gar nicht wissen will, dann sehe ich daran eigentlich überhaupt nichts, was einem polyamoren Lebensstil widerspricht, genaugenommen auch nicht einem monogamen. Wie jemand liebt und wie weit er gehen will in dem, was er über einen Partner erfahren will, ist doch eigentlich nichts Verhandelbares, außer evtl. zwischen zwei Menschen, die sich zusammentun wollen, das muß man doch nicht werten. Oder?
 
Vorab möchte ich gleich klarstellen, dass es nicht meine Absicht ist mich in diese............ Diskussion einzubringen.
Über dieses Thema wüsste ich nicht zu diskutieren, und werde das auch nicht tun, weil für mein Verständnis von Liebe einfach undiskutabel.

Auch möchte ich ebenfalls gleich vorweg in Erinnerung rufen, dass es sich ausschließlich um meine persönliche,
ganz eigene Meinung, Empfindung, Wahrnehmung handelt.
Das ist es immer. Ich bin viel zu unbelesen, um mich irgendwelcher Zitate "ach so großer Autoren" oder ähnlicher medialer Unterstützung zu bedienen.
Dies nicht unbedingt aus reiner Faulheit oder sonstiger Ausreden mich zu bilden, aber da ich ohnehin alles hinterfragen würde,
erspar ich mir einfach nur eine Menge an "Umwegen".

Vieles, was mit meinen Einwänden konform geht wurde ja bereits erwähnt, das werde ich versuchen nicht zu wiederholen.
Ich denke aber, dass dem aufmerksamen Leser Keine Berechtigung Bilder zu betrachten - Bild entfernt. nicht entgehen wird, welche der bereits genannten Passagen ich für mich als richtig empfinde...

Diese wohl gelangweilte Gesellschaft hat wieder einmal ein neues Modewort hervorgebracht,
um Einzug haltender Fadesse in allen Lebenslagen entgegenzuwirken.
Und so wird dem modebewussten Vielficker ein gesellschaftlich vertretbarer Sammelbegriff offeriert,
dem es gilt durch exzessives Kreuz-&-Quer-Gesellschafts-Vögeln zu genügen,
um irgendwann vielleicht an möglicher Weise bald ebenso hippem Burnout-Beischlaf-Syndrom zu leiden,
um sich dem Kick hingeben zu können, dabei gewesen zu sein. :mauer:
Ist das so?

Ist es tatsächlich so, dass wir allen Ernstes vorhaben jegliche moralische Bedenken zu hintergehen,
nur um uns hinter unseren Unzulänglichkeiten durch Pseudo-Definitionen zu verstecken?

Ist es tasächlich so, dass bald niemand mehr jene "Eier in der Hose" haben muss um (sich) etwas einzugestehen?

Seitensprung & Rudelbums unter dem mondänen Deckmäntelchen "polyamorer Lebensweise"?
Machts euch ned lächerlich :roll:

Allein, dafür eine eigene Bezeichnung gefunden zu haben ist schon eine Farce...

Nicht falsch verstehn... ich will euch euer "neues Spieli" nicht vergällen, aber *pffffffffff*
Eine Grundlage um wirklich ernsthaft darüber dikutieren zu können, hat doch bestenfalls rudimentären Ursprung.

Liebe in all ihren Facetten mag zwar auch in dieser Form auf lange Sicht denkbar sein, aber im Grunde ist es doch an sich schon ein Widerspruch.
Natürlich hab ich auch darüber nachgedacht, aber das einzige Szenario, welches ich mir dahingehend noch am ehesten vorstellen könnte wäre,
wenn ein Paar - und hierbei wiederum idealer Weise ein Paar gleichen Geschlechts - welches "Zuwachs" eines Dritten erfährt.
Wieder idealer Weise ein Dritter ebenfalls gleichen Geschlechts.

Das gleiche Geschlecht habe ich eigentlich nur wegen der Einfachheit gewählt, wobei mir unterdessen ich das eintippe mehr und mehr bewusst wird,
wie unerheblich die Geschlechterfrage eigentlich ist. Mir fehlt zwar der Einblick, aber auch in gleichgeschlechtlicher Liebe
wird es jede Menge "Reibungspunkte" geben, also was solls...

Nun bleibe ich aber bei meiner These eines Pärchens + Drittem Teilnehmer, welche mir ein wenig leichter erscheint nachzuvollziehen.
Wenn überhaupt.

Aus der Sicht des Dritten...
...hätte der 3. quasi von Anfang an einem kompletten Pärchen seine dafür entdeckte Liebe entgegenzubringen.
Vorerst.
Denn mehr und mehr wird diese Liebe ja wohl zu einer etwas Diffizileren mutieren... und selbst wenn nicht,
so wird sich diese Liebe doch nach und nach in eine persönlichere Liebe für jeden Einzelnen dieses Pärchens wandeln...
Der Eine hat diese Eigenschaften, die ihn liebenswerter machen, und der Andere jene, welche ihn wiederum liebenswerter machen.
Gehen wir aber davon aus, dass sich diese nunmehr quasi "zwei Lieben" die Waage halten...
Wäre ja ideal.

Aus der Sicht des Pärchens...
...gehe ich jetzt davon aus, dass sich das Pärchen zumindest einig ist, dass beide diesen 3. gleich starke Liebe entgegenbringen,
und somit zumindest untereinander keinerlei weitere "Reibungspunkte" aufkommen.
Vorerst.
Nun sind zusätzliche "Reibungspunkte" aber ja schon quasi vorprogrammiert, denn auch deren Liebe zum Dritten wird sich mehr und mehr
dahingehend "entzweien", als jeder der Beiden mit der Zeit unterschiedliche Vorzüge am 3. entdeckt, die ihm mehr oder eben weniger liebenswert erscheinen.
So mehren sich quasi zwangsweise mehr und mehr "Reibungspunkte".

In Summe haben wir es hier also mit 3 Personen zu tun und 4x Liebe.
Nehmen wir auch hier wiederum den Idealfall an, dass sich 4x Liebe die Waage hält, um "Reibungspunkte" zu vermeiden...

Was haben wir dann?

Richtig. Nonsens.

Derlei gleichgestrickte Partner wird man innerhalb eines Päärchens kaum finden, weil schrecklich fad.
Dass diese in ihrer gewählten Fadesse nun aber auf polyamore Lebensform aus sind, wäre zwar durchaus zu verstehen,
aber wie dämlich muss man sein, sich in jemanden zu vergucken, der die gleiche Fadesse mit sich bringt, der man ja eigentlich entfliehen will?

Diesen Mumpitz mit hippem Namen könnte ich nicht mal dem oberösterreichischsten Oberösterreicher als erstrebenswert "verkaufen"...
Des merkens...

Man kann noch so sehr versuchen sich seine neu kreierte Lebensform schön zu reden, und noch so viele obergscheite Formulierungen auf den Tisch knallen...
Den Status eines Ungeheuers von Loch Ness wirds nie erreichen...
Vielleicht wirds irgendwann mal - weils eh scho wurscht is - in der Bundeshymne manifestiert, aber ansonsten ist und bleibt es Stumpfsinn.

Das hat für mich alles nichts, aber schon gar nichts mit Liebe zu tun, die lass ich mir auch von solchen Leuten nicht schlechtmachen...
Für mich ist das feige Lobhudelei mit der Geilheit auf damit in Aussicht gestellte, in einem Gesamtpaket an Ausreden vorhandene Fädchenzieherei
für alles was mit der Verlogenheit des Hintergehens menschlicher Zuwendung abgetan werden könnte.

Erbärmlich.

Um es abermals in Erinnerung zu rufen:
Just my 2 cents...
 
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