Meine Antwort darauf hast du sicher gelesen ....
- zum Einen wähle ich gut aus (und die Männer wohl auch) - es handelt sich also um Männer, die sich selber gut kennen, für die Selbstreflexion kein Fremdwort ist und die Verantwortung für sich und ihr eigenes Handeln übernehmen - sich möglicher Konsequenzen bewusst sind und im Fall, dass es nicht mehr passt für sie auch einen Schlussstrich ziehen...
Das klingt mir nach einem erhöhten Ausmaß von Selbstkontrolle - blödsinn, ich weiss, dass es Selbstkontrolle ist und da kommt mir ein " Aber " in den Sinn - beherrschen wir Liebe oder beherrscht sie uns? Und wenn wir sie beherrschen, ist es dann Liebe? Ich kenne niemanden, der, wenn er verliebt ist, nicht dazu tendiert mit dem geliebten Menschen so viel Zeit wie irgend möglich zu verbringen - alles andere ist eine freiwillige ( manchesmal auch unfreiwillige ) Selbstbeschränkung - herbeigeführt durch zwingende Umstände, wären diese zwingenden Umstände unabhängig von deren Ursache sämtlich nicht vorhanden würde ein frisch verliebtes Paar vermutlich die ersten Wochen keine Minute voneinander lassen - gehe ich in einer Polybeziehung zur neu hinzukommenden Partnerin und teile ihr diese Tatsache mit ( Polybeziehung, andere etc. ) dann bin ich selbst dieser zwingende Umstand und das weiss ich definitiv wenn ich die Selbstreflektion ( um mal Dein Lieblingswort zu verwenden ) beherrsche - ein zwingender Umstand, der den anderen zu zwei möglichen Entscheidungen nötigt - entweder er nimmt sich zurück und kommt damit zurecht, dass das nicht geht oder er verzichtet auf mich - beides schmerzt ergo füge ich bewusst Schmerzen zu.
- zum Anderen bleibt eine gewisse Spannung - vor allem in meiner Beziehung zu meinem Mann, denn den hab ich kennen und lieben gelernt, als diese Seite in mir noch nicht wach war.
Von welcher Art Spannung sprichst Du? Was wäre, wenn diese " Spannung " nicht gegeben wäre? Ist diese Beziehung dann flacher wenn die Krücke fehlt, die Spannung erzeugt?
Ich für mich kann nur sagen, dass ich niemals mit Gefühlen von anderen Menschen spielen würde. Das geht in meiner Vorstellung von Liebe und mit meinem Menschenbild so überhaupt nicht zusammen. Ich bin klar, offen und reflektiert und lass mich auch nur auf Menschen ein, bei denen ich Selbiges erwarten kann....
Kann ich von mir nicht behaupten. Sei es unbewusst passiert oder auch durch verschiedenste Umstände erzwungen aber mit Gefühlen habe ich schon des Öfteren " gespielt ", wenn auch nicht absichtlich. Allerdings gibt es da ann noch eine Grauzone die zwischen "Absicht" und " billigend in Kauf nehmen " liegt. Das bewusste, absichtliche Spielen mit den Gefühlen Anderer ist Charaktersache ( oder besser die eines fehlenden Charakters ) - ist das bewusste Herbeiführen einer Situation, in der es dazu kommen kann deshalb besser?
Ich habe neulich mit Sonja länger über dieses Thema gesprochen, die darüber an der Uni Salzburg eine
Diplomarbeit schreibt und zu diesem Zweck auch Kommunen besucht hat, wo diese Beziehungsform gelebt wird.
Eine ihrer wesentlichen Aussage war, dass in polyamoren Beziehungen kaum Sex zu dritt oder zwischen mehreren sich liebenden Personen praktiziert wird. Die sexuellen Aktivitäten finden typischerweise jeweils zu zweit statt, sozusagen sternförmig. Eine Frau hat das einmal so ausgedrückt: "Ich gehe von einem zum anderen immer über meine Mitte".
Man sollte, um das zu behandeln, aber auch wissen, dass es eine " offizielle " Philosphie zum Thema Polyamorie gibt ( in der Sex gar keine so große Rolle spielt, dass er extra abgehandelt werden müsste ), es aber in tatsächlichen Polybeziehungen unendlich viele Spielarten gibt und ebenso viele Menschen, die den Begriff der Polyamorie ausschließlich zu Gunsten Ihres eigenen Vorteils mißbrauchen - ( ich will fremdvögeln, ich mach es mir einfach indem ich es jeder bei Beziehungsaufnahme sage, damit kann mir diejenige nicht mal vorwerfen ich würde sie belügen oder hintergehen, lasse diejenige dann aber mit ihrer Gefühlswelt im Regen stehen, weil sie ja schließlich selbst wissen muss worauf sie sich einlässt oder nicht - Verantwortung übernehme ich damit auf alle Fälle keine ).
Müsste ich im Falle einer " gelebten " Polybeziehung nicht hergehen und zu meiner - wie nennen wir sie - zuerst dagewesenen sagen " Schatz, die Neue hat das selbe recht auf mich wie Du, ergo zieht sie morgen ein, mach ein Schrankabteil frei?
Die von Dir erwähnte Sternform einer Polybeziehung funktioniert meines Erachtens nicht, weil immer irgendjemandem etwas fehlt - eine Polybeziehung in einer Ringform, was bedingt, dass die beiden gleichgeschlechtlichen Partner bi sind und sich alle drei ineinander verlieben, könnte theoretisch eher funktionieren, weil für einen Fehlenden immer eine Ergänzung vorhanden ist - praktisch allerdings auch nicht.
ich habe mich über die letzten 10 Jahre mit vielen Menschen unterhalten, die eine Polyveranlagung aufweisen und jede gelebte Polybeziehung weisst deutliche Mängel auf - sei es dass zumindest in Teilbereichen gelogen oder verschwiegen wird, sei es dass bei intensivem Hinterfragen herauskommt, dass zumindest einer der Partner mit seinem Liebesleben nicht zufrieden ist und sich den anderen eigentlich für sich allein wünschen würde oder sei es - wie bei mir in den letzten 10 jahren, dass man einige Experimente und Varianten durchprobiert, es im Endeffekt aber bleiben lässt, weil jedes einzelne Experiment im náchhinein gesehen eine Belastung darstellt und man sein Leben eigentlich bereichern und nicht belasten will.