wäre cellulitis ein schönheitsmerkmal, viele würden sich das extra operieren lassen!
Wenn ich sehe, wie sich Frauen Krampfadern auf die Beine tätowieren lassen, dann sind wir davon eh nicht weit entfernt.
(sorry. Ich hab das missverstanden, es sind Tribals, die nur aussehen, wie Krampfadern, die Assoziation entsteht ausschließlich in meinem Kopf)
Du sagst aber doch, dass diese Einzelentscheidungen aus dem gesellschaftlichen Druck entstehen…
Natürlich tun sie das. Wer sagt, was schön ist, und was nicht? Woher weißt Du, was schön ist?
Ich war lange Zeit zu mager. 188, 64 Kilo. Jetzt sind es knapp über 70. Und wenn ich schwerer wäre, dann hätte ich einen Kugelbauch, der an meinem mageren Körper bizarr aussehen würde. Ist halt so.
Natürlich könnte ich da recht leicht nachhelfen. Im Fitnesstudio ums Eck gäbe es alles, was nötig ist, um einen monströsen Brustkorb aufzubauen, das ginge sogar für mich. Aber wer sagt, dass ich zu mager bin? Ich finde es ganz OK. Muss ich beim Radfahren weniger Gewicht den Berg rauf schleppen. Meine Figur ist also, objektiv betrachtet, aus dem Blickwinkel eines Radfahrers annähernd ideal. Es gibt nur eine gesellschaftliche Konvention, die besagt, dass ein Mann eine Figur wie ein Cornetto haben soll. Nur deshalb bin ich (zu) mager. Wäre gerade mager in, ich würde dem Schönheitsideal beinahe exakt entsprechen.
Schönheitsideale ändern sich übrigens. Seht euch doch Marilyn Monroe an. Mit keiner Naht der Welt hätte die in einem Kleid der Größe 38 quetschen können. Oder Twiggy. Kaum 20 Jahre später, an der wäre Größe 34 geflattert. Ich rede noch nicht einmal von den Frauen, die Peter Paul Rubens als besonders schön empfunden hat, aber das ist natürlich 400 Jahre her, und entspricht schon gar nicht nicht mehr unsren Vorstellungen. Übrigens sind die erwähnten Frauen allesamt wirklich hübsch. Sie haben Gesichter, die mir gefallen, ihre Körper sind wohlproportioniert, zumindest, wenn man sie an den jeweiligen Schönheitsidealen misst. Nur den heutigen entspricht keine davon, denn heute trägt man dezent Form.
Besonders
lustig übrigens (im Sinne von erheiternd) finde ich den direkten Vergleich zwischen Männer- und Frauenmagazinen. Schau Dir den Playboy an, und dann die Vogue. Das zeigt deutlich, dass Schönheitsideale sogar innerhalb der Gesellschaft geschlechtsabhängig sind. Frauen mögen viel magere Frauen, als wir Männer. Individuell sind die Unterschiede naturgemäß noch dramatisch größer. Es gibt Männer, die auf spindeldürre Frauen ohne die geringste Form stehen, und andere stehen auf Frauen mit ausufernden Figuren, deren BMI jeden Arzt zur Verzweiflung bringt.
Ja. Es ist die Gesellschaft, unser Umfeld, unsre Partner, die uns sagen, was schön und was unschön ist.
Noch einmal - warum sollte man nichts dagegen tun? Warum muss man mit Krampf etwas akzeptieren?
Das Ideal bekommst du nicht weg. Seit Menschengedenken nicht.
Eh. Aber nur, was
ist das Ideal. Mooving Target, wie ein Kunde von mir sagen würde. Und eine OP trifft das Ziel - unwiderruflich - genau an einem ganz speziellen Punkt.
Ich habe irgendwann einmal gelernt, meinen Körper so, wie er ist, zu akzeptieren. Für mich ist es ein Zeichen von Erwachsenheit gewesen. Ich habe mich nicht mit Steroiden vergiftet, um dem Modeideal zu entsprechen, daher bin ich auch bis heute sehr gesund. Ich bin ein ausgezeichneter Radfahrer, einfach, weil ein BMI um die 20 herum günstiger, als einer jenseits von 25 ist.
Wenn ich mir übriges heute, mit einem Abstand von 30, 40 Jahren, alte Fotos von mir ansehe, dann muss ich sogar sagen, dass ich einmal ausgesprochen hübsch war. Nur damals wusste ich es nicht, im Gegenteil, ich hielt mich für ausgesprochen hässlich. Ich habe mich darin geirrt. Ich bin froh, dass ich nicht den Fehler gemacht habe, das zu ändern.
Natürlich kann man was dagegen tun. Aber die Frage ist, ob es nicht vollkommen unsinnig ist. Ob man damit nicht mehr zerstört, als man richtet. In vielen Fällen ist es nämlich so: 30, 50.000 dafür, dass man danach hässlicher ist, als man vorher war. Das Risiko ist immer da, und die meisten Operationen kann man nie mehr rückgängig machen.
Ich erinnere mich an einen 15 jährigen Sängerknaben in der Bimm. Eine spätsechzehnjährige ist eingestiegen, Minirock, bauchfreies Top über den 75 F Dingern (das äquatoriale Fett war perfekt abgesaugt), die Extensions haben bis zum Po gereicht. Der Sängerknabe sieht die, springt auf. "Setzten Sie sich". "Ich kann stehen." "Man soll alten Leuten immer einen Sitzplatz anbieten". Bumm. In aller Unschuld. Ich wäre fast von der Bank gefallen. Und war froh, dass ich ihr meinen Sitzplatz nicht angeboten habe