Ich kann dieses platte Klischee schon nicht mehr lesen. Nicht weils ein Klischee ist, sondern weil es alle SWs in ein Eck stellt, in dem sie nichts verloren haben.
Achtung fängt in den kleinen Dingen an. Und wer so schreibt, verwehrt den SW das, was sie am dringensten brauchen: Achtung und Anerkennung.
Sry fritzie, aber so sehr ich dich und deine Beiträge schätze, diesmal liegst völlig daneben ......
Gut möglich, Bulsara, ich bin halt psychologisch-philosophisch verseucht.
Zuerst mal: während meiner Beteiligung in diesem Thread war und bin ich keineswegs gereizt oder abwertend - das bin ich bei Themen, in dem sich Typen darüber austauschen, wo sie für 20 Euro 'nen "preiswerten Stich" kriegen können, weitaus mehr, und da halte ich mich i.d.R. raus, weil ich dann nicht mehr klar denken kann. Die "Klischeekeule" wird meistens dann ausgepackt, wenn man einer Argumentation nicht mehr folgen will, aus welchen Gründen auch immer.
Wenn du der Meinung bist, ich würde mich mit simplem Klischeedenken abgeben, dann frag ich mich allerdings schon: hast DU denn schonmal deinen Arsch für Kohle verkauft? Hast du schon mal Geld damit verdient, indem du deinen Körper gegen Geld verliehen (wenn euch der Ausdruck besser gefällt - verleihen gegen Geld ist nichts anderes als für eine gewisse Zeit etwas in andere Hände zu geben, verkaufte Lebenszeit, wenn man so will) hast und in dieser Zeit einem anderen Menschen unabhängig von der eigenen Stimmung Begehren, Nähe, Sinnlichkeit usw. "gegeben" hast? Inklusive Lächeln, "Hingabe", Erregung usw.? Weißt du, Bulsara: unter Respekt verstehe ich
nicht, anderen Leuten immer zu vermitteln, daß ich es gut finde, was sie machen, Respekt zeigt sich für mich jedenfalls darin, daß ich mich in erster Linie
ehrlich zeige, auch dann, wenn das Ablehnung oder Angriffe nach sich zieht oder ich vielleicht mit manchen Dingen falsch liege.
Wenn du deinen Körper noch nicht über einen längeren Zeitraum prostituiert hast, mir aber unterstellst, ich verweigere einer SW Achtung und Anerkennung, dann zeigt sich darin für mich eine Art Pseudoliberalismus, die ich nicht sonderlich ernst nehme, sorry.
Unlängst fragte in einem anderen Forum eine SW, mit der ich in loser Verbindung stehe, die anderen User, ob sie sich verkaufen würden. Hintergrund ihrer Frage war, daß sie (nach 35 Jahren als SW zur Zeit in finanziell äußerst prekärer Lage) ein Angebot von einem Freier bekommen hatte: er wollte sie heiraten, er bot ihr ein Leben in finanzieller Sicherheit an, sie "müsse" sich nicht weiter prostituieren und ihre Probleme wären damit auf einen Schlag gelöst. Daß sie das abgelehnt hat, weil sie SICH SELBST nicht verkaufen wollte, haben die wenigsten verstanden.
Wie auch immer, sie bedient also weiter Kunden (oder ist jetzt gerade dabei auszusteigen) um sich ihren "Ausstieg" leisten zu können - nach all den Jahren geht es ihr körperlich und psychisch schlecht. Sie ist eine unglaublich starke Person. Unterstützung von Behörden, Arbeitslosengeld oder so bekommt sie nicht. Sie bräuchte eigentlich eine stationäre Kur, ihr ganzer Körper rebelliert mittlerweile dagegen, wieder Kunden zu bedienen, aber dazu müßte sie ordentlich krankenversichert sein - ist sie ebenfalls nicht. Diese Möglichkeiten, als SW vernünftig sozial abgesichert zu sein, gibt es noch nicht so lange, sie jedenfalls fällt durch's soziale Netz. Darüber jammert sie nicht, sie macht eben so gut sie kann weiter, um sich ihren Traum von einem eigenen, ihr allein gehörenden Ruhesitz zu verwirklichen, wo dann keiner von ihrem Vorleben weiß.
Erklär du mir mal was von Anerkennung und Respekt, Bulsara! Hat sie sich doch so ausgesucht, könnte man so sagen, nicht? Hat über 35 Jahre damit gut verdient ("dummerweise" aber einen unfähigen Mann, den sie liebte, damit saniert, bis sie selbst pleite war. Er hat sie ja dafür auch "geliebt"). Ihre "Karriere" hat mit 11 Jahren angefangen, und ich glaub ihr, daß sie wirklich gut in ihrem Job war/ist, andernfalls wäre sie nicht international ausgebucht gewesen.
Ich stand früher mit einigen SW in Verbindung, bereits schon aus dem Mädchenheim heraus, wo eine Klassenkameradin von der Schulbank weg in diesen Job eingestiegen ist. Sah immer toll aus, so viel Selbstbestimmung, so viel Anerkennung, was sind da schon die paar lästigen Kunden, die übergriffig und abwertend sind, wo's doch genug andere gibt, die sie verehren, ne? Bloß, wo sind diese schafsnasigen Schwärmer, wenn's darum geht, daß sie eigene Bedürfnisse hat und Unterstützung braucht? Wo sind denn die akzeptierenden, respektierenden Klugscheißer, die mit ihrer SW-Braut bei Mutti antanzen und sagen: Schau her, meine Zukünftige, sie ist eine sehr tüchtige Hure, die in ihrem Beruf eine glanzvolle Karriere hingelegt hat? Sie allen Freunden, Bekannten, Geschäftspartnern vorstellen würde?
SWs gehen einem Job nach, der auf Lügen, Schein und Fantasien beruht, und er ist einseitig, weil sie eben NICHT das bekommen, was jedem Menschen eigentlich zustehen sollte, nämlich Anerkennung, Akzeptanz und Würdigung dessen, was sie tun, in der Gesellschaft bekommen. Da kann man gut daherkommen und was von Respekt daherfaseln und sich dabei dann wahnsinnig aufgeschlossen finden. Wer verarscht da eigentlich wen?
Es geht um Lügen, darum, sich etwas vorzumachen. Als ich für Geld oder anderes die Beine breit gemacht hab, habe ich mir eingeredet, ich wäre diejenige, die das Zepter in der Hand hat, ich fühlte mich diesen Typen überlegen, dachte auch, ich hätte die und auch mich im "Griff", weil die vor lauter Geilheit ihren Verstand ausgeschaltet haben während ich dabei immer kühl und unbeteiligt blieb. War aber ein Irrtum, und ich hätte damals garantiert auch Gift und Galle gespuckt wenn mir jemand gesagt hätte, ich verhielte mich letztendlich selbstschädigend.
In diesem Forum hier ist mir zum ersten Mal überhaupt jemand "begegnet", wo ich den Eindruck habe, sie tut ihren Job freiwillig und gern (mag noch mehr geben), und ich nehme sie mit Verwunderung wahr, aber sie macht diesen Job als Ergänzung und arbeitet so weit ich weiß in einem "normalen Beruf" (Miststück, korrigiere mich bitte, wenn ich mich hier irre). Ich laß mir gerne was Neues erzählen, aber alles, was mir bis jetzt auf diesem Sektor begegnet ist, war bislang so, daß ich eben NICHT den Eindruck hatte, daß Prostitution als Beruf mit gleichwertigen "Parteien", Geschäftspartner oder wie auch immer man das nennen will, durchgehen kann. Die Machtverhältnisse sind schlicht ungleich verteilt, und das mag in vielen anderen Berufen zwar auch gelten, aber wenn's um den eigenen Körper geht und gerade hier dann Verletzungen, Abwertungen (die wird zu alt, zu fett, zu was-auch-immer für diesen Job) stattfinden, dann kann mir doch keiner erzählen, daß das ohne Verletzungen passiert.