"Drüber reden"

:up: dein ganzer Textblock sehr schön geschrieben, ich erlaube es mir dennoch was einzubringen:)

Ich habe gelernt man soll "Ich" Botschaften senden und fahre ganz gut damit, beim Du schwingt immer so ein lästiger Finger mit der auf eine zeigen will ;)
und ich fühle mich auch bei Gesprächen wohler die mit Ich anfangen als mit Du! (Rhetorik Kurs von 2009/10 kA ob es noch aktuell ist, dennoch das selbst Experiment trägt heute noch Früchte:up:)
Ich muss keinen Ichsatz haben wenn mein Gegenüber etwas anspricht das ich gesagt oder getan habe. Mir geht es vielmehr darum, dass sachlich und in einer normalen Gesprächslautstärke geredet wird. Der Ton muss stimmen, wenn geraunzt, gemeckert, gemotzt, gepredigt oder gar gesungen wird, steige ich aus.
Die Ichsätze verwende ich bei der Arbeit oder mit Leuten die ich nicht zu meinem Freundeskreis zähle, das hat schon was.
 
Es kommt immer auf die Form des Gesprâchs an, bzw. mit welcher Erwartungshaltung und mit welchen Emotionen man da hineingeht.
In meiner letzten Beziehung war das der Horror. Ich bin ja eher der Typ Mensch, der bis auf wenige Ausnahmen, in dem Moment wo ihn etwas stört, wo ihm etwas einfällt damit rausrückt.
Mit meiner Süßen läuft das genauso.
Abends im Bett kann man sofort darüber reden.
"Du, heute hast Du XYZ gesagt, ich hab das so und so verstanden, hast Du das so gemeint? Nein, ich meinte das so und so, ich môchte dies und das. Ah ok..."
Dann reagiert man darauf und die Sache ist gegessen.
Wenn das Gegenüber aber damit wartet bis es schon angepisst ist (oder sowieso schnell angepisst ist), beginnen solche Gespräche gerne in einem Ton, bei dem ich z.B. gar nicht mehr richtig kommunizieren kann. Ist wohl so eine Sache aus der Kindheit, da schaltet mein Gehirn automatisch auf Durchzug.
Wenn das Gegenüber dann auch noch meine Erklärungen falsch auslegt, oder Punkte die nur von ihm zu lösen sind (wie z.B. den Ton der Kommunikation), als meinen Makel hinstellt, die Verantwortung für Probleme nur bei mir sucht, stößt er irgendwann auf Granit.
Meine letzte Partnerin hat es so geschafft, innerhalb weniger Jahre die Gesprächsbasis weitestgehend zu ruinieren.
Im Endeffekt wußte ich vorher schon, dass das nächste Gespräch darauf hinausläuft, dass ich angekeift werde und ich mich ändern muss.
Wenn Kommunikation kein Geben und Nehmen, kein Sagen, Zuhören und Reagieren ist, funktioniert sie nicht.
Und irgendwann hôrt man halt auf zu reden, Dinge zu sagen, ehrlich zu sein, der Anfang vom Ende.
Ich bin mitunter auch deshalb so glücklich in meiner Beziehung, weil meine Süße die Eigenschaft hat, Dinge klar und emotionsfrei zu kommunizieren. Erzählungen über störendes kommen nicht als Schuldzuweisung, sondern als Bitte nach Klarstellung daher.
Es kommt überhaupt niemals so weit, dass irgendetwas emotional im falschen Ton besprochen wird, es bleibt respektvoll, offen und sachlich.
So kann man Probleme lösen bevor sie groß werden.
Wenn der Partner scheinbar in Allem der Richtige ist, er aber nicht die Form der Kommunikation pflegt, mit der man selbst gut umgehen kann, dann ist es der falsche Partner.
Ich hab auch lange gebraucht bis ich das kapiert habe.

Ich denke es ist weitaus einfacher eine vernünftige Gesprächsbasis zu erhalten, als eine ruinierte wiederherzustellen.

100pro deiner Meinung. Bei uns läuft es auch von Anfang an so ab mit der Kommunikation. Wenn jemand etwas stört oder vllt falsch aufgefasst hat etc... dann wird genauso wie bei dir, mit Wertschätzung drauf angesprochen wie man es selbst erlebt oder gefühlt hat und fragt nach wie es wirklich gemeint war und man alles nur falsch interpretiert hat. Und wir gehen mit solch einen Unbehagen/etwas Unklaren niemals ins Bett (also Bett kuscheln schon reden es aber im Bett vorm schlafen aus).

Nochmal zur TE. Das ganze Leben besteht aus "reden". Menschen die nicht mit anderen Menschen reden können tun sich sehr schwer in fast allen Lebensbereichen, sind auch eher die Zurückgezogenen, die welche glauben sie mag keiner, sie werden gemobbt etc...
Das miteinander reden basiert ja nicht nur auf Partnerschaften sondern auf all zwischenmenschliche Beziehungen, sei es beste Freundin/Freund, Arbeitskollegen, Chef, Familie, Bekannte etc.... (obwohl Bekannte ist es mir vllt wieder eher wurscht).

Aber bevor sich ein Problem ins unermessliche, unreparierbare aufbauscht, ist es doch gscheiter wenn man es anspricht und ausspricht. Zumindestens weiss der andere das eine hat den anderen gestört oder weh getan etc... und man kann noch daran arbeiten wenn man "Möchte" !! Möchte man nicht dann weiss man eh Bescheid. Redet man es nicht an kann das Aus von etwas entstehen weil die Kluft sehr breit werden kann zwischen zwei Menschen
 
Dieses Kommunikationsding ist doch irgendwie wie die Wäsch.

Oft nimmst dir die Zeit nicht oder es gibt die Zeit net.
Wenn Du dann Deine Waschzimmertür aufmachst und auf Kinnhöhe, die Wäsch hast, musst Du´s angehen, oder wegschmeißen und neu kaufen.

Dann kannst Du einfach reinstopfen, oder vorsortieren, schauen wo Flecken sind und die vorbehandeln.

Du kannst anfangen und dann die Wäsch in der Maschine vergessen bis sie verschimmelt.

Du kannst sie wahllos in den Trockner werfen, oder g´scheit aufhängen, damit du Dir nachher beim Bügeln leichter tust.

Wenn´s schön fertig ist, Bug auf Bug (ja ich hab einen Vogel):

Dann schlüpfst richtig gern rein und fühlst Dich wohl.

Oder?
Es ist irgendwie eine Grundeinstellung, die sich durchs Leben zieht.
Vielleicht täusche ich mich auch.

Ich mach ganz gern meine Wäsch selbst, so wie ich´s will und wie´s gut ist. :D
A Mörderhackn - aber das ist alles, das man richtig gern hat und zum eigenen Leben g´hört.
Eine wirklich passende Metapher ... und in selben Moment werden die unzähligen Herangehensweisen zu einem nicht für alle in selben Masse wünschenswerten Ergebnis klar.
 
Ich habe gelernt man soll "Ich" Botschaften senden und fahre ganz gut damit, beim Du schwingt immer so ein lästiger Finger mit der auf eine zeigen will ;)
und ich fühle mich auch bei Gesprächen wohler die mit Ich anfangen als mit Du! (Rhetorik Kurs von 2009/10 kA ob es noch aktuell ist, dennoch das selbst Experiment trägt heute noch Früchte:up:)
Ich Botschaften sind natürlich noch aktuell.

Wer regelmäßiger in Ich-Botschaften spricht strahlt damit auch eine gewisse Selbstsicherheit aus da die Dinger einfach korrekter sind als Annahmen (man) oder Angriffe (du-Botschaften häufiger). Außerdem sind in Streitsutiationen Ich-Botschaften schwerer anfechtbar.
"Du hast mich beleidigt in dem du das zu deinen Freunden gesagt hast"... ist ein Vorwurf und Angriff und kann in der Kommunikation auf verschiedene Arten (die meisten davon nicht produktiv für eine Diskussion) beantwortet werden.
"Ich fühlte mich blamiert als du deinen Freunden das gesagt hast"... ist eine Aussage über die eigenen Gefühle die kaum anfechtbar ist (die sind nunmal individuell) und ist viel sinnvoller in Diskussionen.
 
Mir geht's ums Prinzip nicht um einen bestimmten Fall.

Das habe ich überlesen.

Vielleicht hat eine der fiktiven Personen in diesem Spiel, eine sehr reale narzisstische Persönlichkeitsstörung oder sowas in der Art. ;)
Dann kann er/sie wirklich net anders.

Dann würde er/sie eher sterben als offen und ehrlich, dem Partner zu helfen.
Persönlichkeitsentwicklung und gemeinsame Entscheidungen, mal nachzugeben, zuzugeben dass er/sie sich wohlfühlt, den anderen nicht in Unsicherheit zu wiegen, brächte diese fiktive Person tatsächlich um. ;)
 
Egal ob in einer Liebesbeziehung oder generell im Zwischenmenschlichem, reden kann man über vieles, doch manchmal geht vergessen, dass sich auch vieles bei einem selber lösen lässt. Wer die Lösung immer im Ausen beim/mit dem anderen sucht, kann sich schnell vom eigentlichen Problem entfernen und dann verkommt das „darüber reden“ zum unendlichen Rumgeeier.

Wenn ich immer darüber reden würde, was mir über die Leber geht, dann käme ich aus dem Reden gar nicht mehr raus. Das erspar ich mir und den anderen aber gerne. Das meiste löst sich durch die Zeit oder durch konkretes Handeln schnell wieder auf. Der kleine Rest kann dann immer noch besprochen werden.
 
zum unendlichen Rumgeeier.


Die Kehrseite:

Konstruktive wichtige orientierungsgebende Gespräche zu verweigern, lässt an der langen Hand verhungern.
Das wiederum kann durchaus genauso gewollt sein.

Beides ist möglich.

Den Unterschied zu erkennen hingegen ist net einfach.
 
Meine Frau und ich reden seit 64 Jahren über fast alles miteinander, haben aber auch Geheimnisse voreinander, die bisher unausgesprochen blieben. Unsere Ehe basiert auf vielen erfreulichen Gegebenheiten, brachte uns jedoch mit Ausnahme der Geburt unserer fünf Kinder nie eine dauerhafte Beglückung. Deshalb kam ich zum Schluss, dass eine Ehe wahrscheinlich nur in Ausnahmefällen Glückseligkeit bringen kann. Solange in die partnerschaftlichen Gespräche keine Drittmeinungen einfliessen, drehen sie sich immer in einem Kreis herum. Deshalb hielt ich es für nützlich, unsere sexuellen Probleme mit einer Drittperson zu besprechen. Dies lehnte aber meine Frau bisher ab. Ich habe mich aber damit abgefunden und lebe zufrieden "nach meiner Façon fröhlich weiter.
 
Ich muss keinen Ichsatz haben wenn mein Gegenüber etwas anspricht das ich gesagt oder getan habe. Mir geht es vielmehr darum, dass sachlich und in einer normalen Gesprächslautstärke geredet wird. Der Ton muss stimmen, wenn geraunzt, gemeckert, gemotzt, gepredigt oder gar gesungen wird, steige ich aus.
Die Ichsätze verwende ich bei der Arbeit oder mit Leuten die ich nicht zu meinem Freundeskreis zähle, das hat schon was.

Ich schrieb auch nicht muss :)
und ich würde/mache es anders herum, auf der Arbeit sind Du Sätze doch besser, vor allem in einer Führungsebene (Du hast dich nicht an die Arbeitsanweisung gehalten als Beispiel) da fange ich nicht mit ich an
und das der Ton die Musik macht sollte GlasKlar sein :);)
 
Die Kehrseite:

Konstruktive wichtige orientierungsgebende Gespräche zu verweigern, lässt an der langen Hand verhungern.
Das wiederum kann durchaus genauso gewollt sein.

Es stellt sich immer auch die Frage, wer das Bedürfnis zum reden hat. Ich oder der andere. Wie ich mit dem was mir grad nicht passt umgehen möchte, kann ich selber entscheiden und kenne mich da sicher am besten.

Wie es andere handhaben, kann und will ich nicht entscheiden. So ist es für mich ok über Dinge zu sprechen, die vorallem für den anderen besprochen gehören. Da versuche ich offen zu bleiben und meinen Gegenübern das Signal zu geben, dass man mit mir reden kann. Habe ich ja auch lieber, als das der andere durch die Nichkommunikation sich in einem Groll gegen mich verbeisst und sich dieser irgendwann in unkontrollierter und heftiger Weise erst zeigt.

Grundsätzlich halte ich es ja auch so, dass ich rede bevor sich ein verbissener Groll bei mir einstellt. Wobei das Reden selber keine Garantie liefert, dass sich der Groll dann wirklich verzieht, aber der andere hat so eben auch die Möglichkeit, den Ball selber zu kontrollieren bei Dingen wo ich (ein)sehe, das ich diesen Ball nicht alleine spielen kann. Rollts dann immer noch nicht (hach, ich liebe diese Analogie), dann braucht es nächste, tiefgreifendere Schritte.
 
ich würde/mache es anders herum, auf der Arbeit sind Du Sätze doch besser, vor allem in einer Führungsebene (Du hast dich nicht an die Arbeitsanweisung gehalten als Beispiel) da fange ich nicht mit ich an
Wenn ich eine Rüge erteilen musste, begann ich immer mit einer positiven Bemerkung, dann die Rüge und am Schluss die Aufmunterung. Dem sagt man "Führen durch Motivation". Dies lässt sich auch in sexuellen Beziehungen anwenden: erst eine Liebeserklärung, dann der Wunsch und schliesslich ein Versprechen.
 
Ich schrieb auch nicht muss :)
und ich würde/mache es anders herum, auf der Arbeit sind Du Sätze doch besser, vor allem in einer Führungsebene (Du hast dich nicht an die Arbeitsanweisung gehalten als Beispiel) da fange ich nicht mit ich an
und das der Ton die Musik macht sollte GlasKlar sein :);)

Diese bewusst formulierten Ich-Sätze wirken auf mich meistens eher lächerlich weil sie gekünstelt sind. Mir kann man direkt sagen dass dies und jenes scheisse ist ohne mit dem Zusatz „ich finde es scheisse dass...“. Dieses bewusste Ich Satz Formulierungen wirken auch recht manipulativ und einfach falsch. Da ist mir eine ehrliche, direktere und härtere Komunikation viel lieber.
 
Wenn ich eine Rüge erteilen musste, begann ich immer mit einer positiven Bemerkung, dann die Rüge und am Schluss die Aufmunterung. Dem sagt man "Führen durch Motivation". Dies lässt sich auch in sexuellen Beziehungen anwenden: erst eine Liebeserklärung, dann der Wunsch und schliesslich ein Versprechen.

Ich umgekehrt :lol::rofl: erst die Rüge, dann das positive:D
 
Es stellt sich immer auch die Frage, wer das Bedürfnis zum reden hat. Ich oder der andere. Wie ich mit dem was mir grad nicht passt umgehen möchte, kann ich selber entscheiden und kenne mich da sicher am besten.

Wenn einer ein Problem hat, der andere meint er hätte keines und alles passt, wird´s spannend.
Kein Gesprächsbedarf.
Dann wird´s, so wie es kenne, eng.

Wenn der mit dem Problem nimmer redet, ist´s meist auch vorbei.

Es geht ja meist net um die Zahnpasta, sondern um grundsätzliche orientierungsweisende Themen.
Für mehr ist eh selten die Zeit und die Energie da.
 
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