Die Frage ist aber auch, ob es überhaupt zu solchen Diskussionen oder Überlegungen kommt, bzw. kommen muss. Für mich ist eine feste Partnerschaft nicht daran geknüpft, dass man in einer gemeinsamen Wohnung lebt und seine Geldmittel summiert. Auch wenn das sicherlich die wirtschaftlichste Variante ist.
Mein Leben ist vollständig auf Selbständigkeit aufgebaut. Das impliziert einen (guten) Vollzeitjob, eine eigene Wohnung, in der ich mich wohl fühle, volle Verfügbarkeit über meine freie Zeit und mein Einkommen, Unabhängigkeit in jeglicher Hinsicht. So gestaltet sich auch das Leben meines Partners. Nichtsdestotrotz pflegen wir eine intensive Partnerschaft mit viel gemeinsamer Zeit, bei der sich die Tage und Nächte eben mal beim einen, mal beim anderen abspielen. Wir leben in derselben Stadt, auch unsere Arbeitsplätze liegen nur wenig entfernt. Jeder erledigt seinen Haushalt selbst, zahlt seine eigenen Rechnungen und wenn gemeinsam Geld ausgegeben wird, dann hält sich das mit einem Selbstverständnis die Waage, ohne dass es thematisiert wird. Bei größeren Rechnungen (Urlaube zum Beispiel) wird einfach 50:50 geteilt.
Für mich ist das der Idealzustand, auch wenn ich ein Zusammenziehen nicht grundsätzlich ausschließe. Allerdings drängt mich nichts dazu. Uns fehlt so gar nichts - im Gegenteil, jeder hat mehr. Mehr Eigenständigkeit, mehr eigenen Raum, mehr Freiheit. Und damit auch die Freiheit, jeden Tag aufs neue zu sagen: Ja, ich komm gern zu dir, oder: Ja, ich hab dich gern bei mir.
Meinem Ex bot ich im ersten Jahr unseres Zusammenseins - nachdem ein Wohnungswechsel bei ihm anstand - an, bei mir einzuziehen. Ich hab es ihm freigestellt ob und was er zum gemeinsamen Leben beitragen möchte. Zum einen in Resonanz darauf, dass er weniger verdiente, zum anderen, weil ich ja alleine auch die Fixkosten hätte tragen müssen. Auch mit ihm gab es über die gemeinsamen Jahre nie Diskussionen um Geld. Wie es ihm gut ausging, hat er was dazugegeben - und ich hab nie nachgerechnet.
Meines Erachtens macht ein Zusammenziehen (für meinen Partner und mich) irgendwann in der Pension/im Alter wirklich Sinn. Wenn man sich im Alltag unterstützen kann, weil man dann doch zu zweit vielleicht schafft, was alleine nicht mehr so gut ginge, weil der finanzielle Standard sich so vermutlich besser aufrecht erhalten lässt, weil man nicht alleine ist, wenn man möglicherweise unerwartet Hilfe braucht. Ein bisschen wundert es mich, dass das Zusammenziehen für viele das Nonplusultra ist. Andererseits hab ich selbst auch lang so empfunden. Und wer weiß schon, was nicht vielleicht (wieder) kommt.
Nähkästchen Ende.