Was macht ihr mit den Enttäuschungen/Verletzungen in der Partnerschaft bzw Narben alter Beziehungen

Gravierendes prägt für den Rest des Lebens und wird Bestandteil des Ichs. Davon bleibt wohl niemand verschont. Ich habe gelernt, solche scheinbar schicksalhaften Verletzungen auf eine falsche Erwartungshaltung meinerseits zurückzuführen. Ohne jede Schuldzuweisung an mich oder andere.

Jeder Mensch, dem man blind vertraut hat, macht auch mal Fehler und kann dadurch auch andere verletzen. Das kann man verzeihen.

Vorsätzlich böswillige Verletzungen berühren mich nicht und sind schnell vergessen.

Verletzen kann mich aber nur ein Mensch, dem ich dazu die Möglichkeit eingeräumt habe, weil er mir wichtig ist. Und das sind sehr wenige...
 
In irgendeinem anderen Fred meinte jemand, weil wer sehr darunter litt das die Beziehung beendet wurde, wie denn das geht in dem Alter... man lerne doch mit der Zeit damit umzugehen....

Auch ansonsten scheint sich meine Wahrnehmung gerade dahin zu verlagern, das mir auffällt wie jemand in seinen Mustern agiert, Muster, die vielleicht schon durch Kindheitserfahrungen geprägt wurden.

Und weil ich mich in meinem Umgang mit Verletzungen gerade auch verändere interessiert es mich auch von anderen....

Wie geht ihr denn damit um, wenn euch was zu Herzen geht, ihr euch tief verletzt fühlt, ganz besonders natürlich gerade im Kontext von Beziehungen?

Werdet ihr immer abgehärteter und cooler - also kälter? Schaut ihr weg, lenkt euch ab? Aktionismus? Oder sind dann "alle Männer/Frauen" so?

Nach dem Ende der großen Liebe meines Lebens versuchte ich zu verdrängen und mich mit Arbeit und Aktivitäten zu betäuben. Ich war sehr erfolgreich in beidem, aber in mir staute sich immer mehr Kummer auf, der mich irgendwann brechen lies. Das war die Zeit, in der ich professionelle Hilfe brauchte, mich neu aufbauen musste.

Seitdem lasse ich Gefühle zu, begrüße die positiven und die negativen, und gebe beiden Raum in mir. Natürlich ist das nicht jedermanns Sache, aber der Idiotie, dass ein Mann eine gefühllose Maschine zu sein hat, erliege ich sicher nicht wieder.

Mir haben das Erkennen und Zulassen meiner Gefühle sehr geholfen. Das schützt einem natürlich nicht vor Trauer, aber man begreift die Trauer nicht mehr unbedingt als etwas rein Negatives sondern auch als etwas Reinigendes, etwas, das einem Abschied erlaubt und frei macht, für Neues.

Nur wer getrauert, Abschied genommen hat, kann abschließen und ist dann frei für Neues, so meine bescheidene Meinung.
 
Verletzen kann mich aber nur ein Mensch, dem ich dazu die Möglichkeit eingeräumt habe, weil er mir wichtig ist. Und das sind sehr wenige...

Für mich würde ich das etwas anders ausdrücken. Ich bin mit der Vergabe von wirklich emotionaler Nähe, wie z.B. seinem Kind gegenüber, sehr vorsichtig geworden. Aber auch da würde ich keine Schuldzuweisung machen.
 
Für mich würde ich das etwas anders ausdrücken. Ich bin mit der Vergabe von wirklich emotionaler Nähe, wie z.B. seinem Kind gegenüber, sehr vorsichtig geworden. Aber auch da würde ich keine Schuldzuweisung machen.

Ich denke die emotionale Nähe zu meinen Töchtern ist eine andere als zu einer Partnerin. Meine Töchtern sind flügge und die Beziehung ändert sich, wird erwachsener soz. mehr auf einer Ebene...
 
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Nur wer getrauert, Abschied genommen hat, kann abschließen und ist dann frei für Neues,

Das schaffen aber viele so konequent nicht, weil die Erinnerung an eine verflossene Beziehung nicht einfach ausradiert werden kann. Ich finde das nicht einmal tragisch. Schließlich gibt es ja auch positive Erinnerungen an die Ex-Beziehung.

Aber an einer Trennung auch zerbrechen zu können, kann ich trotzdem nachempfinden.
 
Wie geht ihr denn damit um, wenn euch was zu Herzen geht, ihr euch tief verletzt fühlt, ganz besonders natürlich gerade im Kontext von Beziehungen?

Werdet ihr immer abgehärteter und cooler - also kälter? Schaut ihr weg, lenkt euch ab? Aktionismus? Oder sind dann "alle Männer/Frauen" so?
Ich für meinen Teil, habe große Verletzungen so verarbeitet, dass ich mich meinem Schmerz völlig hingab. Ich habe mich reinfallen lassen, voll getrauert, geweint und geweint. Nach dieser Phase bin ich aufgestanden, habe nach vorne geschaut und bin wirklich, ich kann's nicht anders sagen, gestärkt und gereift aus diesem Schmerz gegangen. Mit jeder dieser schmerzlichen Phasen bin ich erwachsener geworden.
 
Das schaffen aber viele so konequent nicht, weil die Erinnerungen an eine verflossene Beziehung nicht einfach ausradiert werden kann. Ich finde das nicht einmal tragisch. Schließlich gibt es ja auch positive Erinnerungen an die Ex-Beziehung.

Aber an einer Trennung auch zerbrechen zu können, kann ich trotzdem nachempfinden.
Ich seh es auch so.
Das Erlebte macht ja etwas mit einem...da gehts nicht unbedingt darum, dass man mit der Beziehung nicht abschließen konnte, sondern, dass etwas im Hinterkopf bleibt, man "Angst" hat, dass man zB wieder damit konfrontiert wird...deshalb bedarf es oft auch ausreichend Gspür dem anderen Sicherheit zu vermitteln...Geborgenheit, Wertschätzung...um eventuelle Blockaden/Unsicherheiten, die ja in manchen Situationen wieder präsent sein können, aufzubrechen und die Nähe zu erhalten oder damit auch zu vertiefen, weil man nicht nur wegschiebt, sondern sich gewissermaßen öffnet. Wir sind ja keine Maschinen...jeder von uns hat Punkte, die tief sitzen und das ist doch auch ganz natürlich - emotionale Nähe zuzulassen ist halt nicht so einfach.
 
Ich denke die emotionale Nähe zu meinen Töchtern ist eine andere als zu einer Partnerin. Meine Töchtern sind flügge und die Beziehung ändert sich, wird erwachsener soz. mehr auf einer Ebene...

Enzo Ferrari hat mal gesagt, wenn man sagt, man liebe eine Frau, will man mit ihr ins Bett. Wahre Liebe kann man nur zu seinem Kind empfinden (ich glaub, das war, als sein Sohn Dino mit 24 gestorben ist. Sicher war er in der Situation verbittert und hat sich uncharmant ausgedrückt, es ist aber ein wahrer Kern drinnen.) Eine:down: neue:down: Partner(in) findet man, das eigene Kind ist unersetzbar.

Das schaffen aber viele so konequent nicht, weil die Erinnerung an eine verflossene Beziehung nicht einfach ausradiert werden kann. Ich finde das nicht einmal tragisch. Schließlich gibt es ja auch positive Erinnerungen an die Ex-Beziehung.

Aber an einer Trennung auch zerbrechen zu können, kann ich trotzdem nachempfinden.

Man kann die Erinnerung nicht ausschalten wie eine Glühbirne. Irgendwann ists halt weg. Oder nimma wichtig.
 
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Ich seh es auch so.
Das Erlebte macht ja etwas mit einem...da gehts nicht unbedingt darum, dass man mit der Beziehung nicht abschließen konnte, sondern, dass etwas im Hinterkopf bleibt, man "Angst" hat, dass man zB wieder damit konfrontiert wird...deshalb bedarf es oft auch ausreichend Gspür dem anderen Sicherheit zu vermitteln...Geborgenheit, Wertschätzung...um eventuelle Blockaden/Unsicherheiten, die ja in manchen Situationen wieder präsent sein können, aufzubrechen und die Nähe zu erhalten oder damit auch zu vertiefen, weil man nicht nur wegschiebt, sondern sich gewissermaßen öffnet. Wir sind ja keine Maschinen...jeder von uns hat Punkte, die tief sitzen und das ist doch auch ganz natürlich - emotionale Nähe zuzulassen ist halt nicht so einfach.

Natürlich verändert man sich durch die Erfahrungen, die man gemacht hat. Aber gerade wegen der Angst, wegen der möglichen Blockaden und Unsicherheiten ist es wichtig, abzuschließen. Damit man innerlich wieder frei wird und offen sein kann.

Das ist keine einfache Kunst, und nichts, was von heute auf morgen erledigt werden kann. Und es ist kein schmerzfreier Vorgang. Es ist etwas was sehr weh tut...
 
Natürlich verändert man sich durch die Erfahrungen, die man gemacht hat. Aber gerade wegen der Angst, wegen der möglichen Blockaden und Unsicherheiten ist es wichtig, abzuschließen. Damit man innerlich wieder frei wird und offen sein kann.

Das ist keine einfache Kunst, und nichts, was von heute auf morgen erledigt werden kann. Und es ist kein schmerzfreier Vorgang. Es ist etwas was sehr weh tut...

Ich glaube, zumindest hab ich die Erfahrung gemacht, dass man das einfach geschehen lassen muss....es passiert automatisch und ganz ohne sich selbst unter Druck zu setzen oder etwas von sich selbst in diese Richtung zu erwarten. :)
 
Ich glaube, zumindest hab ich die Erfahrung gemacht, dass man das einfach geschehen lassen muss....es passiert automatisch und ganz ohne sich selbst unter Druck zu setzen oder etwas von sich selbst in diese Richtung zu erwarten. :)

Ich denke, es ist etwas, was man zulassen muss. Zumindest als Mann tat ich mir diesbezüglich schwer. Weil ein Mann ja immer alles im Griff haben, keine Gefühle zeigen usw. usw. Was für ein Schwachsinn und was für Dummheit, wie ich heute weiß. :)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Werdet ihr immer abgehärteter und cooler - also kälter? Schaut ihr weg, lenkt euch ab? Aktionismus? Oder sind dann "alle Männer/Frauen" so?

ich für meinen teil gehe sicher mit wunden und blessuren aus trennungen heraus.
egal wie die trennung verlaufen ist und wer sich getrennt hat, eine grundsätzliche traurigkeit ist bei mir dann (auch) da.
ebenso wie die hinterfragung meiner selbst.

dann braucht es zuerstmal einen ego-booster.
rein ins sozialleben, sich von freundinnen und freunden entführen lassen, neue menschen kennenlernen, umtriebig sein.
ist sicher eine form von aktionismus, aber gleichzeitig auch trauerverarbeitung und ein eintritt in einen neuen lebensabschnitt.
und in der phase habe ich echt tolle menschen kennen gelernt :)

wenn es dann an den versuch geht eine neue beziehung zu beginnen, ans intensive kennenlernen eines neuen menschen und das langsame einander öffnen,
dann weiß ich inzwischen, dass ich narben habe und auf die aufpassen muss.
das bedeutet, dass der neue mensch schlicht manchmal dort ankommt und ich wohl etwas sensibler reagiere,
aber das ist _meines_ und dessen versuche ich mir bewusst zu sein.
und ich freue mich dann gleichzeitig, wenn ich das kann und vielleicht meinem gegenüber sogar noch mitteilen kann.
und das führt dann zu einem erstarkten selbst-bewusst-sein: die eigenen fortschritte bewusst mitzuerleben :)
 
Etwas Angst ist natürlich da, aber die nimmt mir die neue Liebe sehr schnell.
hm...echt? so allumfassend?
zb. wenn dir die alte liebe regelmäßig kundgetan hat, dass du nicht xyz genug bist und dich das in deinem selbstbewusstsein schon getroffen hat (alleine durch die kontinuität), kann das eine neue liebe überhaupt leisten? diese wunden/diese angst zu heilen?!
oder verstehe ich dich falsch?

ich kann mein Gedankenkarusell stoppen wenn ich beginne Worte, Taten von mir oder anderen zu filetieren
:)
die berühmte hammergeschichte von watzlawick
inzwischen muss ich immer über mich lachen wenn ich wiedermal meine eigene hammer-geschichte entwickle.

Vorsätzlich böswillige Verletzungen berühren mich nicht und sind schnell vergessen.
tatsache? :vorsichtig:
wenn dich zb ein mensch, dem du vertraust, anlügt und du kommst drauf, dann berührt dich das nicht? :hmm:
 
Gravierendes prägt für den Rest des Lebens und wird Bestandteil des Ichs. Davon bleibt wohl niemand verschont. Ich habe gelernt, solche scheinbar schicksalhaften Verletzungen auf eine falsche Erwartungshaltung meinerseits zurückzuführen. Ohne jede Schuldzuweisung an mich oder andere.

Jeder Mensch, dem man blind vertraut hat, macht auch mal Fehler und kann dadurch auch andere verletzen. Das kann man verzeihen.

Vorsätzlich böswillige Verletzungen berühren mich nicht und sind schnell vergessen.
Wenn du das kannst, schön für dich.
Ich kann es nicht!
 
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